Rezension/Kritik - Online seit 09.07.2016. Dieser Artikel wurde 9786 mal aufgerufen.

Schattenmeister

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Autor: Wolfgang Warsch
Illustration: Marek Bláha
Verlag: Piatnik
Rezension: André Beautemps
Spieler: 3 - 6
Dauer: 40 Minuten
Alter: ab 8 Jahren
Jahr: 2016
Bewertung: 5,0 5,0 H@LL9000
Ranking: Platz 1871
Schattenmeister

Spielziel

Das Skateboard? Wieso das Skateboard??? Das ist doch gar nicht auf der Aufgabenkarte als Gegenstand abgebildet?! Aber die Umrisse erkenne ich ganz deutlich! Nur den blöden Teddybär haben wieder alle anderen entdeckt, mir hingegen blieb er verborgen. Na ja, es ist halt ein langer und beschwerlicher Weg bis zum Schattenmeister.

Ablauf

Obwohl, sooo beschwerlich ist der Weg nun auch wieder nicht!

Der Spielplan zeigt einen spiralförmigen Weg mit drei unterschiedlich farbigen Feldern. In die Mitte werden Bonussteine gelegt, immer einer weniger als Mitspieler vorhanden sind. Die farblich unterschiedlichen Spielsteine kommen auf das Startfeld. Ich versuche, als Erster das Zielfeld zu erreichen, und wenn mir das gelingt, endet die aktuelle Partie. Leider auch dann, wenn mir ein anderer zuvorkommt.

Für die Fortbewegung auf der Leiste benötige ich Punkte, die ich durch Erkennen von Umrissen einzelner Gegenstände oder Tiere in einem Gewirr von vielen übereinander gelegten schwarzen Schatten bekomme. Es gibt immer eine aktuelle Schattenkarte mit einer Angabe, welche Aufgabenkarte (deren Rückseite mit eindeutigen Buchstaben versehen ist) die Spielrunde regelt. Außerdem entnehme ich der Schattenkarte, wie viele Gegenstände der Aufgabenkarte im vor mir ausgebreiteten schwarzen Knäuel enthalten sind.

Hinter meinem Sichtschirm habe ich eine kleine Markierungstafel und passende Steine. Die Tafel zeigt 9 farbige Punkte, deren Position mit denen übereinstimmt, die den Gegenständen und Tieren auf der Aufgabenkarte zugeordnet sind. Habe ich etwas auf der Schattenkarte entdeckt, markiere ich den korrespondierenden Farbpunkt auf meiner Tafel. Bin ich der Meinung, alle vorhandenen Dinge entdeckt zu haben, schnappe ich mir den höchsten Bonusstein aus der Mitte, der noch verfügbar ist. Wird der letzte Stein genommen, endet die laufende Spielrunde.

Die Schattenkarte wird umgedreht und verrät mir, welche Schatten tatsächlich enthalten sind. Für jeden Treffer rückt meine Spielfigur ein Feld vor. Habe ich alle enthaltenen Schatten richtig entdeckt, bekomme ich zusätzliche Schritte gemäß der Zahl meines Bonussteins.

Die Steine werden wieder in der Mitte des Plans platziert und die Schattenkarte abgelegt. Eine neue Schattenkarte bestimmt - abhängig von der Farbe des Feldes, auf dem die vorderste Spielfigur steht - welche Aufgabenkarte mit welcher Anzahl an Schatten enthalten ist, und die nächste Runde beginnt. Und dann werde ich alles sofort erkennen und gewinnen. Oder so.

Fazit

Österreich ist bunt. Aber so bunt nun auch wieder nicht. Neun verschiedene Farben zur Kennzeichnung der Position von Schattenurhebern auf den Aufgabenkarten haben den produzierenden Verlag aus dem wunderschönen südlichen Nachbarland vor die Qual der Wahl gestellt, mit welchen Farben die Unterscheidung wohl am besten gelingt. Und leider die falsche Entscheidung zum Spielmaterial getroffen.

Dieses Spiel erfordert zwingend gute bis sehr gute Licht- und Sichtverhältnisse. Die Markierungstafeln sind leidlich klein geraten, und da auch noch hinter einem Sichtschirm die eigene Einschätzung darauf markiert werden muss, ist die in der obigen Abbildung klare Abgrenzung zwischen pink und rot, rot und orange, hellblau und grün und gerne auch gelb und orange nichts für "unter Tage", wie man es bei uns im Pott zu formulieren nicht müde wird.

Man kann dagegen halten, dass für ein Schattenspiel immer eine ordentliche Lichtquelle benötigt wird, aber in diesem Fall ist das eher unangebracht. Denn die Schattenkarten und auch die Aufgabenkarten sind angemessen groß und für alle Teilnehmerzahlen gut zu erkennen.

An der Nichtgestaltung des Spielplans scheiden sich die Geister. Also meiner und die meiner Mitspieler. Während die allermeisten doch eher das Gesicht verzogen, als ihnen der sehr schlichte Plan zum ersten Mal in die Augen träufelte, hat mir gerade die Reduktion auf das Allernötigste sehr gut gefallen. Ja, man hätte hier eine bunte Drumherumgestaltung mit Tschingderassabum und Tätärätää veranstalten oder gar mit einem künstlich aufgesetzten Thema arbeiten können, wie das normalerweise 99,98 % der Spieleveröffentlicher tun. Meine persönliche Schwäche für Gegen-den-Strom-Schwimmer lässt mich diesbezüglich an Sympathiegefilden stranden. Meine Mitspieler nicht.

Die Spielregel ist kurz, knapp und unbebildert. Zumindest der letzte Punkt verhindert einen sehr raschen Einstieg, denn man muss erst einmal auseinandersortieren, welches Material was ist. Zumindest eine grafische Unterstützung bei der Erläuterung der Spielvorbereitung hätte hier beschleunigende Wunder wirken können. Zum Glück ist weder eine Materialschlacht noch ein hochkomplexer Spielmechanismus angesagt und man kommt auch mit dem zur Verfügung Gestellten zurecht.

Spannend ist das Spielgeschehen. Beteiligt sind immer alle Mitspieler gleichzeitig, und eine kommunikative Komponente ergibt sich ganz von allein, wenn verzweifelt nach den richtigen Schattenspendern Ausschau gehalten wird. Selbst Ankündigungen wie "Ich hab schon vier!" - obwohl die Aufgabenkarte nur drei passende Lichtbestrahlte enthält - sind im Eifer des Gefechts keine verirrten Einzelaussagen. Und spätestens die Ahs und Ohs jeder Auflösung verraten die intensive Partizipation der Beteiligten.

Über die gesamte Spieldauer hinweg hält das Gefühl an. Selbst hoffnungslos abgeschlagene Teilnehmer stürzen sich vermehrt beobachtet in die letzte Runde, als gelte es, doch noch den Gesamtsieg davonzutragen. Die angegebenen 40 Minuten wurden selten erreicht, meist war eine Partie nach einer guten halben Stunde beendet. Da der Verlag großzügigerweise eine Gesamtanzahl von sechs Schattensuchenden ermöglicht hat, ist für diese Maximalausprägung die Zeitangabe passend.

Was noch nicht empirisch ermittelt werden konnte, ist der potenzielle Abnutzungseffekt der fortwährend identischen Spielaufgabe des Erkennens von Umrissen. Meist sind nur Teile der Umrisse zu sehen, irgendwann beginnt man aber, sich einzelne Formen dieser Umrissteile zu merken. So steht zu vermuten, dass Schattenmeister aufgrund der begrenzt anmutenden Anzahl verschiedener Schattisten kein absoluter Dauerbrenner werden wird. Zumindest nicht in einer hochfrequenten Wiederspielrate.

Das muss ja auch nicht so sein. Dieses Schicksal teilt Schattenmeister mit der absolut überwältigenden Mehrheit seiner Artgenossen. Nett bis hochvergnüglich ist dieses Werk für mehr als ein oder zwei Partien auf jeden Fall. Und immer daran denken: Wer den Teddy gefunden hat, hat meist schon so gut wie gewonnen!

Rezension André Beautemps

Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.

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H@LL9000-Bewertungen

H@LL9000 Wertung Schattenmeister: 5,0 5,0, 2 Bewertung(en)

Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 24.05.16 von André Beautemps - Eine ganz knappe 5 im Spielreiz, weil die Idee sehr nett ist und ich hoffe, dass sie sich nicht so schnell verbraucht, wie ich fürchte.
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 07.09.16 von Roland Winner

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