Rezension/Kritik - Online seit 27.07.2019. Dieser Artikel wurde 2236 mal aufgerufen.

Mr. Wolf

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Autor: Marie Fort
Wilfried Fort
Illustration: Gaelle Picard
Verlag: Blue Orange Games
Blue Orange (EU)
Rezension: Christoph Schlewinski
Spieler: 1 - 4
Dauer: 10 Minuten
Alter: ab 4 Jahren
Jahr: 2018
Bewertung: 4,0 4,0 H@LL9000
Ranking: Platz 3806
Mr. Wolf
Auszeichnungen:2019, As d'Or - Jeu de l'Année Kinderspiel Gewinner2019, As d'Or - Jeu de l'Année Kinderspiel Nominierung

Spielziel

Der arme, böse Wolf. Immer muss er als Bedrohung herhalten. Was soll er denn machen? Er muss ja irgendwas essen. Nur sind es hier die Tiere der Spieler, und das geht leider nicht. Alle sollen die Ställe retten, und man weiß auch immer genau, wer in welchen Stall soll ... aber kann man sich das trotzdem merken?

Ablauf

Vier schützende Ställe stehen am Rand der Wiese, und auf jedem Stall liegt ein Plättchen, das zwei oder drei Tiere zeigt. Genau diese Tiere müssen in diesen Stall - nicht mehr und nicht weniger. Sollte das nämlich der Fall sein, haben alle verloren, auch wenn es nur bei einem Stall passiert.

Verdeckte Plättchen auf der Wiese beherbergen natürlich die gesuchten Tiere ... und den Wolf. Wird dieser aufgedeckt, marschiert die Wolfsfigur ein Feld weiter Richtung Ställe, wird danach aber wieder verdeckt auf die Wiese gelegt. Es sind also alle angehalten, sich die Position der Wolfsplättchen gut zu merken. Erreicht er die Ställe, haben alle verloren. Aufgedeckte Tiere wandern in einen Stall - vielleicht, wenn man sich sicher ist, dass das Tier noch gebraucht wird. Ansonsten bleiben sie offen vor den Ställen liegen. Das Spielende können die Kinder selbst einläuten, wenn sie der Meinung sind, dass alle Ställe genau die Tiere haben, die gebraucht werden. Dann werden alle Häuschen hochgehoben und nachgeschaut ... und dann gejubelt oder eben nicht.

Fazit

Eigentlich wäre Mr. Wolf ein Kinderspiel, das wie Tausende anderer Kinderspiele wäre. Plättchen aufdecken, wenn's der Wolf war, wird der Wolf bewegt, wenn's ein Tier ist, kommt es in den Stall. Wirklich nichts, worüber man berichten müsste. Aber zwei Sachen hat Mr. Wolf, die es beachtenswert machen.

Die Ställe (und die schon entdeckten Wolfchips) sind die Merkhürde und besonders die Ställe haben es in sich. Auch wenn man sich nur 2-3 Tiere pro Stall merken muss, ist das Erinnern, ob da jetzt wirklich schon ein Schaf drin liegt oder nicht, eine richtige Leistung, die im Verlauf des Spieles immer härter wird.

Das zweite und auch das Ungewöhnlichste an Mr. Wolf: Die Kinder entscheiden selbst, wann sie aufhören wollen. Das ist so neu, dass viele Kinder damit ohne erwachsene Moderation nichts anfangen können. Selbst nach zwei oder drei Partien nicht, und das ist auch nicht ungewöhnlich, erfordert so eine Regel ja, dass alle am Tisch sie verstehen und dass alle am Tisch gemeinsam darüber diskutieren, ob man alle Tiere passend in Sicherheit gebracht hat. Eine stolze Leistung für ein Spiel ab vier Jahren. Mit fünf oder sechs Jahren läuft das schon besser, aber je älter die Kinder werden, desto uninteressanter wird Mr. Wolf, weil es von seiner Aufmachung her ganz klar ein Spiel für 4-5-Jährige ist. 6-Jährige spielen vielleicht mal mit, suchen sich aber Spiele mit coolerer Optik.

Mr. Wolf ist also ein Spiel, das unbedingte Moderation der Erwachsenen braucht, sonst funktioniert es nicht, die Kinder ziehen sonst haufenweise Plättchen und haben zum Schluss auf jeden Fall verloren, weil die Ställe zu voll sind. Aber es braucht aus noch einem Grund einen Erwachsenen am Tisch:

Kinder können, bedingt durch ihre Sitzhöhe, relativ problemlos durch die Schlitze der Ställe schielen und sehen zumindest ein Plättchen genau und können ungefähr sagen, wie viele noch drin liegen. Mir wäre das gar nicht aufgefallen, hätte nicht ein Kind, das bei Merkspielen sonst nichts auf die Reihe bekommt, bei Mr. Wolf plötzlich den fast totalen Durchblick gehabt. Und als ich dann sah, wie auffällig oft es sich nach vorne beugte, wusste ich Bescheid.

Aber selbst wenn man durch die Ställe linsen kann, Mr. Wolf bleibt immer noch schwer genug. Trotzdem kann genau das über Sieg oder Niederlage entscheiden - wenn der Erwachsene am Tisch die Kinder immer wieder daran erinnert, dass sie das Spielende selbst in der Hand haben.

Mr. Wolf hat den Preis als französisches Kinderspiel des Jahres gewonnen, und schaut man sich die vergangenen Preisträger an, fragt man sich, ob da manche dieser Spiele wirklich mit Kindern getestet wurden. Zum Kuckuck z. B. geht mit Kinder fast gar nicht. Sieht aber toll aus. Verfuxt war ohne ständige erwachsene Moderation ebenfalls nur schwer zu spielen. Sieht aber toll aus. Mr. Wolf sieht auch toll aus und ist eher ein Kinderspiel als manch ein Preisträger davor. Aber hatten da alle Glück und kein Kind kam auf die Idee, mal in die Ställe zu gucken? Man weiß es nicht. Empfehlen möchte ich Mr. Wolf trotzdem. Weil es kooperativ ist und weil man mit den Kindern viel, viel reden muss. Sowohl, was in die Ställe soll, als auch, wann Schluss ist. Und der wandernde Wolf als tickende Zeitbombe am Spielfeldrand ist sowieso immer unschlagbar spannend. Aber bitte drauf achten: Lehnen sich die Kinder zu oft konzentriert nach vorne, wird geschummelt!

Rezension Christoph Schlewinski

Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.

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H@LL9000-Bewertungen

H@LL9000 Wertung Mr. Wolf: 4,0 4,0, 1 Bewertung(en)

Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 17.06.19 von Christoph Schlewinski - Ein hardcore Merkspiel für Kinder... wenn sie nicht merken, wie man schummeln kann.

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