Rezension/Kritik - Online seit 29.07.2005. Dieser Artikel wurde 8006 mal aufgerufen.
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Die neueste Heureka-Umsetzung überträgt das Merkspiel „Der zerstreute Pharao“ 1:1 auf den PC.
Wie bei Heureka üblich, muss sich vor Spielstart die Original-CD stets im Laufwerk befinden. Begrüßt wird der Spieler mit einem sehr kurzen Animationsfilm, ehe sich das hübsch mit Skarabäen und Hieroglyphen verzierte Hauptmenü aufklappt. Hier erkennen wir die bekannten Auswahlmöglichkeiten rund um Spielstart und –speicherung, Highscoreliste und Spieleinstellungen. Letztere lassen unsd neben Bildschirmauflösung (bis 1280*1024), Sounduntermalung und Zuggeschwindigkeit auch die Spielendbedingung (mit oder ohne Sphinx-Karte) und Einführungsspiel (nur Stapel 1) festlegen.
Starten wir ins Spielgeschehen, haben wir die Auswahl zwischen Einzelspieler und Mehrspielerpartien. Letztere können an einem PC, über ein lokales Netzwerk oder das Internet ausgefochten werden. Mit bis zu 4 Gegnern können wir uns messen, die Computergegner sind in drei Schwierigkeitsgraden anwählbar. Auch ein Konterfei können wir uns aussuchen, das wir im Spiel über sog. „Stimmungs-Buttons“ fröhliche, genervte oder ärgerliche Grimassen schneiden lassen können. Was wir vergeblich suchen ist ein einführendes Tutorial. Regeln bzw. Erinnerungslücken müssen also mit dem sehr knapp gehaltenen CD-Inlay geschlossen werden.
Die Bildschirmaufteilung im Spiel ist logisch und übersichtlich: Chatfenster oben, gesuchte Symbole rechts, gefundene links. Dazu eine kleine Konsole, um die Bildschirmansicht zu drehen oder zu zoomen (bei einem Merkspiel kaum sinnvoll). Fröhlich klicken wir die zu verschiebende Pyramide an, die flott in die freie Lücke gleitet. Gefundene Schätze sind optisch gut zu erkennen, und werden mit individuellen Geräuschen untermalt, gleiches gilt für die Ereigniskarten. Zur Ausführung von Sonderereignissen öffnet sich ein separates Fenster, in dem wir z.B. die zu suchenden Schatzpaare auswählen.
Gesammelte Schätze (Schatzkarten) werden in ihrer Anzahl unter den Konterfeis der Spieler am linken unteren Bildschirmrand angezeigt. Das Spiel endet nach Aufdecken der Sphinx-Karte oder Ausscheiden aller Spieler in der letzten Phase. Es folgt eine Auflistung der Gesamtpunktzahl und eine kurze Schlussanimation.
Erneut setzt Heureka ein klassisches Kinder- und Familienspiel ansprechend um. Die grafische und akustische Gestaltung ist einladend und – bei einem Merkspiel noch wichtiger – sehr übersichtlich. Die Steuerung ist selbsterklärend.
Dennoch leistet sich die Umsetzung jenseits der technischen Seite einige Patzer. So klappen die Menüs zur Auswahl der Ereignisaktionen (z.B. 2 bestimmte Schätze entdecken) sofort nach Aufdecken in vollem Umfang über das Spielbrett, und können auch nicht verschoben werden. Hat man also eine Sekunde nicht aufgepasst, weiß man nicht, welcher Schatz gerade offen liegt, und welche beiden Schätze demnach zur Auswahl geeignet wären. Ein versichernder Blick auf das Brett ist nicht möglich. Der Übersicht zuträglich wäre auch eine Zahlenangabe über die Restkarten im Nachziehstapel.
Ein zweites Ärgernis schwimmt im Fahrwasser des Grundproblems mit, das der Spielmechanismus (analog zur PC-Version von „Sagaland“) mit sich bringt: Merkspiele gegen den PC muten seltsam an. Der PC „merkt“ sich ja im Grunde alles perfekt. Zwangsläufig zwingt das Programm dem PC eine Fehlerquote auf, die mit wachsender Spielstärke sinken sollte. Neben dem (für Erwachsene) seltsamen Gefühl, einen „absichtlich fehlerhaft“ spielenden Gegner zu haben, gelingt diese Abstufung beim „Zerstreuten Pharao“ nicht sehr gut. Leichte und mittlere PC-Gegner spielen gleichermaßen elend schlecht – so schlecht, dass sie selbst für Kinder bald keine Herausforderung mehr darstellen. Erst die höchste Stufe bietet einen deutlichen Sprung des Schwierigkeitsgrades. Gerade ein Spiel für Kinder sollte hier sauberere Zwischenabstufungen besitzen, um altersgemäße Einstellungen vornehmen zu können. Unrealistisch wirkt auch, dass der PC-Gegner keinen „Lerneffekt“ offenbart. Je länger man „Der zerstreute Pharao“ spielt, desto exakter verinnerlicht man ja die Lage der Schätze. Einen solchen Effekt hätte man auch in die PC-Gegner implementieren müssen.
Endet das Spiel, werden die Highscores aufgelistet. Doch wie kommen die Punkte zu Stande? Für ca. 15 Schätze erhalte ich 100-120 Punkte. Das entspricht offensichtlich nicht der Summe der Punkte für die gesammelten Schätze (die läge bei ca. 40). Wie errechnet sich dieses Highscore-System? Bei „Sagaland“ wurde auf ein dynamisches System gesetzt, das das Spiel gegen stärkere (und mehrere) Gegner höher bewertete. Das erkenne ich hier allerdings nicht, der Wertungsmechanismus bleibt obskur und widerspricht den Angaben des CD-Inlays.
Ein kleines Standardproblem bei Heureka-Umsetzungen ist außerdem, dass getätigte Spieleinstellungen (Gegnerzahl und –stärke) vor jeder Partie neu zusammengeklickt werden müssen. Das ist ebenso nervig wie kropfunnötig.
Trotz aller Kritik: Für Kinder ist „Der zerstreute Pharao“ sicher einen Blick wert. Leider wurde die Schlussanimation für den Sieger nicht individualisiert – hier wäre es schön gewesen, je nach gewähltem Konterfei ein dazu passende Figur in Aktion zu sehen. Kinder stört das durchaus! Schade auch, dass erneut kein Nutzen aus den Möglichkeiten des PCs gezogen wurde: Warum z.B. nicht die Möglichkeit einer „Profivariante“ mit größerem Spielbrett und mehr Symbolen?
Insgesamt bleibt eine solide Umsetzung für Kinder, die sich allerdings zu viele Detailschwächen leistet, um eine bedingungslose Kaufempfehlung zu rechtfertigen.
WERTUNG: 3 (für Kinder)
Rezension Steffen Stroh
Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.
H@LL9000 Wertung Der zerstreute Pharao (PC-Spiel): 3,0, 1 Bewertung(en)
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
21.07.05 von Steffen Stroh - Wertung gilt als Kinderspielreiz |
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