Rezension/Kritik - Online seit 19.07.2023. Dieser Artikel wurde 1175 mal aufgerufen.

Finding Atlantis

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Autor: Andreas Wilde
Verlag: HYBR
Rezension: Franky Bayer
Spieler: 1 - 4
Dauer: 40 - 100 Minuten
Alter: ab 13 Jahren
Jahr: 2022
Bewertung: 5,0 5,0 H@LL9000
Ranking: Platz 2563
Finding Atlantis

Spielziel

Seit der griechische Philosoph Plato Mitte des 4. Jahrhunderts v. Chr. als Erster den Untergang des mystischen Inselreiches Atlantis erwähnte und beschrieb, ranken sich viele Legenden darum, ob das Reich tatsächlich existierte, und - falls ja - wo.

Wenn seine Berichte nur auf einem Körnchen Wahrheit beruhten, dann könnte die Entdeckung von Atlantis weltweiten Ruhm und Anerkennung bringen, und nebenbei sicher auch enormen Reichtum. Auf was warten wir dann noch? Studieren wir die alten Erzählungen und suchen wir mit einem U-Boot in den Tiefen der Weltmeere nach den versunkenen Ruinen des sagenumwobenen Atlantis!

Ablauf

Erste Untersuchungen konnten das in Frage kommende Gebiet tatsächlich auf eine kleinere Fläche einschränken. Atlantis muss sich demnach in einem Quadrat von 36 Seemeilen befinden, weshalb wir das Suchgebiet in ein Raster von 6 x 6 Seemeilen eingeteilt haben. Die submarine Stadt soll sich - laut unseren Quellen - über 4 solche Felder erstrecken, die stets direkt oder diagonal aneinander grenzen. Auch sollen in diesem Gebiet vier wertvolle Artefakte zu finden sein. Dabei befinden sich all diese Spuren der uralten Zivilisation, sowie alle direkt orthogonal daran grenzenden Felder auf Unterwasser-Erhebungen.

Dies ergibt ein richtiges Unterwasser-Rätsel, das es zu knacken gilt, und mit dessen Hilfe es uns gelingen könnte, alle vier Teile von Atlantis zu finden. Uns stehen dafür verschiedene Aktionen zur Verfügung. Das "Sonar" gibt uns bekannt, ob die acht unser U-Boot umgebenden Felder Seeberge oder Tiefen sind. Mit dem "Radiograph" können wir 2 anliegende Felder in gegenüberliegenden Richtungen auf Spuren von Zivilisation untersuchen. Und mit der Aktion "Erforschen" erfahren wir, ob es unter unserer aktuellen Position ein Artefakt gibt oder ein Teil von Atlantis liegt.

Leider sind wir in unserem Vorhaben nicht alleine! Die Aussicht auf Ruhm und Reichtum hat auch Konkurrenten auf den Plan gerufen. Und da die Ergebnisse von Sonar und Radiographie stets öffentlich sind, ist es von großer Bedeutung, unseren jeweiligen Standort während des Scan-Vorgangs vor der unliebsamen Konkurrenz möglichst geheim zu halten. Deshalb benötigen wir auch Aktionen, mit denen wir unsere Bewegung verschleiern können: Die "kurze Schleichfahrt" bringt uns verdeckt ein Feld in eine Richtung unserer Wahl, die "weite Schleichfahrt" sogar 2 Felder.

Zu unserem Leidwesen ist eine eingesetzte Aktionskarte fürs Erste verbraucht. Um alle eingesetzten Aktionskarten wieder zurück auf die Hand zu bekommen, und somit wieder verwenden zu können, müssen wir die Aktion "Auftauchen" ausführen, womit wir allerdings dummerweise wieder unsere aktuelle Position offenbaren.

So erfahren wir allmählich, wo sich die vier Teile des legendären Atlantis genau befinden. Mit der Aktionskarte "Erforschen" können wir dann alternativ auch alle 4 Atlantisfelder "auflösen". Stimmen dabei alle von uns bekanntgegebenen Felder überein, haben wir Atlantis tatsächlich gefunden und den Wettlauf mit der Konkurrenz um Ruhm und Anerkennung gewonnen.

Fazit

Auf den ersten Blick ähnelt Finding Atlantis etwas dem bekannten "Schiffe versenken". Schließlich sammeln wir genau wie in diesem "Pen & Paper"-Spiel Informationen über Felder eines zweidimensionalen Rasters (hier über Unterwasser-Erhebungen, Artefakte und Teile von Atlantis), um durch Deduktion und Kombinationsgabe die richtigen Schlüsse für die Lösung des Rätsels ziehen zu können.

Das besagte Rätsel wird dabei von einer App erstellt und ist dann für alle Spieler gleich. Es gilt für jeden einzelnen individuell, die Lösung herauszufinden. Und da sich alle im Wettstreit befinden, heißt es: möglichst wenige Spielzüge dafür zu benötigen. Dem richtig getimten Ausspielen seiner Aktionskarten kommt daher eine wichtige Rolle zu, sodass man tatsächlich auch von einer gewissen Logistikaufgabe sprechen kann.

Die Informationen, welche die Spieler durch die App erhalten, sind ja für alle Großteils öffentlich sichtbar. Also etwa, ob sich auf dem Feld, auf dem sich ein Spieler gerade aufhält, eine Spur von Zivilisation befindet oder nicht. Um seinen Mitspielern so nicht allzu viele wertvolle Hinweise zu liefern, gilt es, seine Position so gut wie möglich zu verbergen. Vor allem mit den beiden Schleichfahrten kann man die Kontrahenten im Unklaren lassen, wohin man mit seinem U-Boot wirklich gezogen ist.

Bedauerlicherweise ist es von Zeit zu Zeit notwendig aufzutauchen, um wieder wichtige Karten zurück auf die Hand zu bekommen. Mit der Aktion "Auftauchen" gibt man zwangsläufig aber auch seine aktuelle Position preis, wodurch die Mitspieler aus den vorangegangenen (und eventuell zukünftigen) Hinweisen wieder Informationen ableiten können. Auch hierbei ist somit geschicktes Timing gefordert, um den Mitspielern möglichst wenig zu verraten.

Um alle erhaltenen Informationen sinnvoll zu notieren, reicht der beinhaltete Block, den man hinter seinem Sichtschirm verbirgt, eigentlich bei weitem nicht aus. Abgesehen davon, dass jeder Spieler für sich selbst ein funktionierendes System finden muss, um alles übersichtlich aufzuschreiben - schließlich muss man ja erkennen, WAS man WANN von WEM erhalten hat -, kann dies bei mehreren Mitspielern zu einer verwirrenden Informationsflut führen. Meiner Meinung nach spielt sich Finding Atlantis deswegen am besten zu zweit. In Minimalbesetzung ist die Informationsfülle nicht überbordend, sondern gerade noch überschaubar.

Finding Atlantis ist ja - wie bereits erwähnt - ein Hybrid-Spiel, verwendet also auf gelungene Weise traditionelles, analoges Brettspiel mit den technischen Möglichkeiten eines Handys. Die App fungiert nicht nur als Aufgabensteller, sondern führt auch - unaufdringlich und doch effektiv - durch die Partie. So werden beiläufig die Spielregeln erklärt, eine Funktion, die man in späteren Partien ignorieren muss. Auch wird jederzeit angezeigt, wer an der Reihe ist und wie viele Aktionen dieser Spieler noch durchführen kann, wann die Informationen bloß für den aktuellen Spieler gelten, etc.

Diese Unterstützung geht sogar so weit, dass die jeweilige Sitzposition berücksichtigt wird, welche man anfangs mitsamt anderen Informationen (Spielmodus, Spielerfarbe, gewählte Kapitänskarte, etc.) eingeben muss. Dazu ist es natürlich notwendig, dass sich alle Spieler "einnorden", also dieselben Himmelsrichtungen auf ihren Notizen einzutragen, um keine Fehler zu machen und sich auf diese Weise aller Chancen auf die Lösung des Rätsels berauben.

Trotz technischer Hilfe funktioniert nicht alles reibungslos. Die Handhabung ist ziemlich ungewohnt. Man scannt nämlich nicht - wie üblich - die Karten mit dem Handy, sondern lässt dieses vielmehr stets in der gleichen Ausrichtung in der Tischmitte liegen und hält die gewählten Karten einfach im Abstand von ca. 15 cm darüber. Die Kamera liest sozusagen die Codierung auf der Kartenrückseite. Es hat ein wenig gedauert, bis ich draufgekommen bin, wie man es richtig anstellt, denn erst wenn die auf dem Display erscheinende Windrose fertig gezeichnet ist (Dauer ca. 3 Sekunden), hat der Scanvorgang geklappt.

Eine weitere Schwierigkeit ist, dass Fehler bei der Eingabe nicht ohne weiteres korrigiert werden können. Selbstverständlich darf es nicht erlaubt sein, Aktionen rückgängig zu machen, mithilfe derer man bereits Informationen erhalten hat. Aber es sollte doch erlaubt sein, eine verkehrt gehaltene Karte oder eine falsch eingegebene Richtung auszubessern.

Dafür bietet das Spiel einiges an Abwechslung. So sorgen schon im Grundspiel Kapitänskarten mit individuellen, öfter einsetzbaren Fähigkeiten, sowie unterschiedliche Artefakte, die man nach dem Auffinden einmalig einsetzen kann, für reichlich Varianz, genauso wie die Option, in einem größeren Gebiet (8 x 8 Felder) zu spielen.

Zudem gibt es drei verschiedene Spielmodi. Die Regeln des Anfänger-Modus sind genau jene, welche ich in der Spielbeschreibung erklärt habe. In der Fortgeschrittenen-Version tauchen auf jenen Feldern, in denen Artefakte gefunden werden, Ungeheuer auf, welche nachkommenden Spielern die weitere Suche erschweren.

Im sogenannten "Piratenmodus" schließlich wird die Interaktion zwischen den Spielern deutlich erhöht, da man nun mit Minen seine Konkurrenten direkt behindern kann. Das Spiel wird wesentlich kompetitiver, und der Wettlauf-Charakter wird verschärft. In dieser Form ähnelt es eher dem U-Boot-Team-Duell Captain Sonar (Pegasus Spiele 2016). Durch das erhöhte Ärgerpotential gefällt es nun allerdings nicht jedermann, so bevorzuge ich persönlich den ohnehin schon ausreichend anspruchsvollen Fortgeschrittenen-Modus.

Finding Atlantis ist somit ein attraktives, App-unterstütztes Such- und Deduktionsspiel. Es kommt meiner Meinung nach nicht ganz an das recht ähnliche Die Suche nach Planet X heran. Wer es aber etwas konfrontativer haben will als in diesem Spiel vom Schwerkraft Verlag (2021), wird mit Finding Atlantis diesbezüglich gut bedient.


Rezension Franky Bayer

Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.

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H@LL9000-Bewertungen

H@LL9000 Wertung Finding Atlantis: 5,0 5,0, 1 Bewertung(en)

Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 10.03.23 von Franky Bayer - Schiffe versenken mal ganz anders, nämlich als Suche nach dem sagenumwobenen Atlantis. App-unterstütztes, recht kompetitives (vor allem im Piraten-Modus) Such- und Deduktionsspiel.

Leserbewertungen

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