Rezension/Kritik - Online seit 27.05.2024. Dieser Artikel wurde 1008 mal aufgerufen.
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Zwei Zeitlinien sind plötzlich zu einer verschmolzen. Auf einmal gibt es zwei Zeitagenturen, die nun versuchen, ihre Version der Geschichte wahr werden zu lassen, um nicht im Strom der Zeit zu vergehen. In Time Divison treffen diese zwei Zeitagenturen aufeinander und ihr reist für sie in die verschiedenen Zeitalter der Geschichte. Dort müsst ihr einflussreiche Charaktere gewinnen, um so ihre Existenz in der neu entstandenen Zeitlinie zu sichern. Die Zeitagentur, die sich die punkteträchtigsten Charakterkarten sichern konnte, gewinnt das Match.
Bei Time Division stehen als Zeitalter das "Alte Ägypten", das "Dunkle Mittelalter" oder die "1980er" zur Verfügung. Es wird entweder nur mit einem einzelnen Zeitalter oder eine Kampagne über drei Zeitalter gespielt. Jede Spielrunde besteht aus einem Draft und einem Wettstreit.
Die drei verschiedenen Zeitalter bestehen jeweils aus 20 Karten, 18 Charakterkarten und 2 Zeittourist-Karten, letztere werden nur für die Kampagne benötigt. Auf jeder Charakterkarte ist oben links eine Zahl abgebildet, der sogenannte Einflusswert. Im unteren Bereich ist der Effekt abgebildet, den diese Karte hat.
Wird nur mit einem Zeitalter gespielt, dann werden die 18 Charakterkarten gemischt und gleichmäßig aufgeteilt und anschließend neunmal Karten wie folgt gedraftet: Beide Zeitagenturen ziehen drei Karten vom Stapel, von diesen wählst du eine für deine Agentur, eine wirfst du ab und eine gibst du der gegnerischen Zeitagentur. So habt ihr am Ende schließlich 6 Karten auf der Hand. Eine geworfene Münze entscheidet, wer beginnt. Diese Zeitagentur spielt eine ihrer Handkarten offen aus. Danach wählt die andere Zeitagentur eine ihrer Handkarten und spielt sie aus. Die Einflusswerte beider Karten werden verglichen. Die Zeitagentur, die den höheren Einflusswert gespielt hat, erhält nun die Münze und darf entscheiden, was mit den beiden gespielten Karten passiert: eine Karte wird von ihrer Zeitagentur aktiviert und anschließend in die "Vergangenheit" abgeworfen, die andere wird von ihrer Zeitagentur in ihren "Einflussbereich" gelegt und bringt ihr Punkte. Ein Zeitalter endet, wenn beide Zeitagenturen keine Handkarten mehr haben. Die Agentur mit der höheren Einflusssumme gewinnt das Zeitalter. In der Kampagne spielt ihr die drei Zeitalter in beliebiger Reihenfolge nacheinander.
Das Spielmaterial von Time Division ist beeindruckend. In einem großen Karton kommt das Kartenspiel für 2 Personen daher. Darin enthalten natürlich die Spielkarten aber auch ein Spielbrett, 2 Podeste als Kartenerhöhung, 1 Siegpunktmarker und 1 Metallmünze. Die Illustrationen der Karten ist sehr künstlerisch. Alle Charaktere sind Tierfiguren, das muss man mögen. Passend dazu ist das Spielbrett gestaltet. Allerdings frage ich mich, brauche ich unbedingt ein toll gestyltes Spielbrett und Kartenpodeste für ein Kartenspiel, in dem ich maximal 3 mal 6 Karten aufspiele? Ich denke, da kann man geteilter Meinung sein. Ok, auf dem Spielbrett sind die verschiedenen Bereiche, wie z. B. "Vergangenheit", "Einflussbereich" oder "Temporäre Felder" eingezeichnet und mit Symbolen versehen. Diese Symbole finden sich auch bei den Effekten auf den Spielkarten wieder, so dass die Ausführung der Effekte vereinfacht werden soll. Aber muss es dann auch noch ein Extrafeld für die Münze geben? Auch die aufwändigen Kartenpodeste sollen es einsichtiger machen, dass man selbst bei den Effekten immer mit der Farbe "blau" gemeint ist und die gegnerische Zeitagentur immer "rot" ist. Nichtsdestotrotz ist die Symbolik der Effekte gewöhnungsbedürftig und vor allem zu Beginn sehr spielhemmend.
Die Spielregel ist gut erklärt, auch wenn ich persönlich die Art und Weise der Ansprache etwas oberlehrerhaft finde. Die Begrifflichkeiten, die verwendet werden, machen das Ganze etwas aufgeblasen und geben allem einen bombastischen Touch. Da wird ein simpler Ablagestapel zur "Vergangenheit", die persönliche Kartenauslage zum "Einflussbereich" etc.
Bei den Charakterkarten fällt auf, das auch weibliche Charaktere berücksichtig wurden, was allerdings recht aufgesetzt wirkt, wie z.B. Im "Dunklen Mittelalter" die "Pestdoktorin" oder die "Ritterin", in den "1980er" sogar die "Ölbaronin". Dem gegenüber steht dann der "Aerobic-Lehrer", der neben "Popstar" und "Privatdetektiv" zu den einflußreichen (!) Charakteren gehört. Das mögen manche witzig finden, ich finde es albern.
Die Regeln von Time Division sind im Prinzip recht simpel, was jedoch herausfordernd ist, sind die verschiedenen Karteneffekte, die gut eingesetzt werden wollen. Je niedriger der Einflusswert, desto mächtiger ist der Effekt, dies kann dich schon in die Zwickmühle schicken. Wählst du eine Karte mit niedrigen Einflusswert, wird die gegnerische Agentur eine Karte mit einem höheren Wert spielen. Das bringt ihr den Vorteil, dass sie entscheiden darf, welcher Effekt aktiviert wird und wer die eigene Karte in den Einflussbereich legen darf. Allerdings erhält sie auch die Münze und muss die nächste Karte anspielen, auf die du reagieren kannst. Manche Effekte allerdings verpuffen, wenn sie nicht aktiviert werden können. Was nützt dir der Effekt, dass du "eine Karte mit Einflusswert 4 vom gegnerischen Entscheidungsfeld in deinen Einflussbereich bewegen" sollst, aber so eine Karte gar nicht zur Auswahl steht.
Spannend ist auf jeden Fall der Draft zu Beginn des Spiels. Hier hast du einerseits die Möglichkeit, bestimmte Karten direkt auszusortieren und andererseits auszuwählen, welche Charaktere die gegnerische Zeitagentur zur Verfügung hat. Am Ende des Drafts kennen ja beide 50 % der Handkarten der anderen Agentur.
Die verschiedenen Zeitalter bauen vom Schwierigskeitsgrad aufeinander auf. So gibt es eine Varianz, und es wird zunehmend komplexer. Im "Dunklen Mittelalter" z.B. kann der Effekt auf die eine oder die andere Agentur angewendet werden. In den "1980er" können Karten gedreht werden und haben so bei der Wertung einen erhöhten Einflusswert.
Generell gilt, dass man das Spiel auf jeden Fall öfter, am besten immer in der gleichen Besetzung spielen muss, um alle Karten kennenzulernen und gewinnträchtig einsetzen zu können. Mir persönlich ist das allerdings zu anstrengend und mich spricht das Artwork überhaupt nicht an. Wer sich aber gerne im Fantasybereich bewegt und Taktik- und Strategiespiele mit einem gewissen Glücksfaktor mag, hat bestimmt Freude an Time Division.
Rezension Renate Gerling-Halbach
Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.
H@LL9000 Wertung Time Division: 3,0, 2 Bewertung(en)
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
13.03.24 von Renate Gerling-Halbach - Die Regeln sind zwar einfach, die zu aktivierenden Effekte haben es aber in sich. Das Spiel hat eine hohe Lernkurve. Die Kartensymbolik ist im Prinzip einfach, aber hemmt anfangs doch sehr stark den Spielfluss. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
17.03.24 von Michael Andersch - Mal wieder die unsägliche Unsitte, aus Wokeness-Gründen keine menschlichen Charaktere auf den Karten abzubilden, sondern Tiere. Geht gar nicht - ebenso wenig wie das sinnbefreite Gendern der Karten. Allein das würde mir das Spiel schon verleiden, hinzu kommt aber noch, dass es völlig überproduziert ist (eine Kartenspielschachtel hätte es auch getan) und auch einen nicht geringen Glücksanteil hat. Letzterer könnte sich legen, wenn man das Spiel öfter spielt und \"besser rein kommt\", aber diese Chance wird das Spiel von mir nicht erhalten. |
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