Rezension/Kritik - Online seit 05.05.2009. Dieser Artikel wurde 6084 mal aufgerufen.
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Außerirdische landen auf der Erde und möchten im Supermarkt einkaufen gehen. Natürlich haben sie keine Ahnung, welche irdischen Nahrungsmittel gesund sind und welche nicht. Deshalb müssen ihnen die Kinder bei der Auswahl der Speisen ein bisschen behilflich sein, damit gesunde Mischkost im Einkaufswagen der außerirdischen Besucher landet.
Der Spielplan zeigt einen Parcours, dessen Felder Nahrungsmittel (Tee/Wasser, Milchprodukte, Gemüse/Obst, Getreideprodukte, Fleisch/Wurst, Öle/Fett, Süßigkeiten) zeigen. Wer an der Reihe ist, würfelt und zieht mit der Quips-Figur (das ist das Kind der außerirdischen Familie Quackelbü) um die entsprechende Anzahl an Feldern im Uhrzeigersinn weiter. Dann nimmt er eine zum Nahrungsmittel-Feld passende Hand und legt sie in den Einkaufswagen.
Nach dem Würfeln darf der Spieler entscheiden, ob er weitermacht oder nicht. Hier kommt das Can’t Stop-Prinzip ins Spiel: Landet man auf einem Feld, für das es keine passende Hand mehr gibt, ist alles, was bereits im Einkaufskorb liegt, verloren. Hört man jedoch rechtzeitig auf, darf man für jede Hand im Einkaufswagen einen Stempel auf das passende Feld seines Aufgabenblattes machen. Als Würfelergebnis kann man auch den Quips-Kopf erhalten – dies bedeutet besonderes Glück, da man sofort ein beliebiges Feld abstempeln darf. Das Blatt zeigt eine Ernährungspyramide, welche bildlich darstellt, aus welchen Nahrungsmitteln sich die optimale Tagesmenge zusammensetzt. Diese Pyramide gilt es vollzustempeln.
Im Laufe des Spieles kann es passieren, dass man auf Feldern landet, deren passende Felder in der Ernährungspyramide schon vollgestempelt sind. Handelt es sich dabei um Nahrungsmittel, deren Konsum nur in geringen Mengen empfohlen wird (Süßigkeiten, Fettes), muss man in solchen Fällen Sport betreiben, um die überzähligen Kalorien wieder abzubauen. Dazu zieht man ein Sportkärtchen, führt die entsprechende Turnübung aus und darf im Anschluss daran ein Feld der Sportleiste abstempeln.
Wer zuerst seine Ernährungspyramide vollgestempelt hat, gewinnt. Und weil sich Bewegung lohnt, wird außerdem der Spieler mit den meisten abgestempelten Sportfeldern zur "Sportskanone des Tages" ernannt.
Die Spielschachtel enthält eine Menge Material und beim Anblick der kleinen Stempel hält die Kinder meist nichts mehr und sie wollen so schnell wie möglich mit dem Spiel beginnen. Der Aufbau ist in Kürze erledigt und auch der Erklärungen bedarf es nicht allzu vieler, um anfangen zu können.
Allen Kindern, die bis jetzt noch nicht mit dem Can't Stop-Prinzip konfrontiert wurden, wird nach den ersten Runden schnell klar, dass sie einerseits nicht zu mutig sein dürfen, da sie sonst des Öfteren leer ausgehen und andererseits mit allzu viel Vorsicht und Zurückhaltung auch nicht so recht vorwärts kommen. Eine gesunde Mischung wird hier am ehesten zum Erfolg führen.
Auch nicht unterschätzen darf man jedoch das Würfelglück. Wer oft in den Genuss kommt, den Quips zu würfeln, kann auf seinem Stempelblatt natürlich für optimalen Ausgleich zwischen den fast voll gestempelten und noch relativ leeren Bereichen sorgen.
Das Hauptziel der Kinder lag in meinen Testrunden aber seltsamerweise immer beim Stempeln oder Turnen, nicht beim Gewinnen. Bei vielen nicht-kooperativen Spielen sitzt am Ende doch jemand mit langem Gesicht am Tisch, bei Besser-Esser ist mir das trotz unzähliger Testpartien nie passiert.
Unterhält man sich mit den Kindern vor dem ersten Spiel über gesunde und weniger gesunde Lebensmittel, so wissen sie eigentlich alle, was für ihre Körper gut ist und was nicht. Geht man mit den Fragen ins Detail, so wird das Wissen schon mangelhafter. Zeigt man den Kindern dann anhand der Ernährungspyramide, wie viele Anteile Wasser, Obst und Gemüse man im Vergleich zu Käse, Wurst oder gar Süßigkeiten essen sollte, so sind sie aber meistens doch erstaunt. So ungesund hätten sie sich den übermäßigen Verzehr der letzteren Lebensmittel dann doch nicht vorgestellt.
Ganz begeistert sind die Kinder immer, wenn sie "Sport" machen dürfen. Zwar handelt es sich dabei um ganz kleine Aufgaben (zum Beispiel drei Kniebeugen, im Kreis laufen und dabei mit den Armen rudern, mit dem beiliegenden Seil springen usw.), aber irgendwie vermitteln ihnen diese Turnübungen das Gefühl, "etwas getan zu haben". Wenn es zwischendurch mal Spielrunden mit wenig Gymnastik gibt, weil die Hände voll gestempelter Felder selten erworben werden, so sind die Kinder meistens ganz enttäuscht. Erstaunlich ist hinsichtlich der Turnübungen allerdings, dass eine nicht unbeträchtliche Zahl an Kindern gar nicht weiß, was eine Kniebeuge ist!
Der beiliegende Ernährungsratgeber hält allerlei interessante Informationen für Eltern und Kinder bereit und geht auf die Elemente des Spiels genauer ein. Auch welche Menge einer Portion bei den unterschiedlichsten Lebensmitteln entspricht, erfährt man hier. Ebenso gibt der Ratgeber die Anregung, den Stempelblock einmal zur Kontrolle der eigenen Essgewohnheiten zu verwenden. Allerdings ist die Umsetzung dieses Vorschlages nicht ganz einfach, denn es wird nicht genauer darauf eingegangen, wie man eintragen soll. Eine Scheibe Käse zu stempeln, erscheint nicht sehr sinnvoll, sie unter den Tisch zu kehren will jedoch auch nicht so richtig passen. Auch gibt es genügend Produkte, die bei genauerer Betrachtung wohl eher in den Bereich Süßigkeiten fallen, auch wenn uns die Werbung vorgaukeln will, dass es sich um gesunde Produkte handelt (Fruchtzwerge, Kinder-Milchschnitten usw.).
Die Spieldauer variiert stark bei unterschiedlicher Besetzung. Zu zweit schafft man das Spiel leicht in etwa 20 Minuten, zu viert kann es auch mal 40 Minuten dauern. Trotzdem verging in meinen Testrunden die gefühlte Spielzeit immer wie im Fluge. Selbst jüngere Kinder spielen gerne und meistens ohne Probleme mit. Unterstützend eingreifen muss man hier höchstens dahingehend, dass man sie öfters darauf aufmerksam machen muss, dass ihr Einkaufskorb schon ziemlich voll und die Wahrscheinlichkeit, etwas zu würfeln, das es nicht mehr gibt, relativ groß ist. Schwierigkeiten kann es für die Kleineren auch bei der Zuordnung der roten (Süßigkeiten) bzw. rosa (Fleisch) Hand geben, denn auf dem Spielplan werden beide Lebensmittelarten in rot dargestellt.
Besser-Esser ist ein Spiel, das bei Kindern zwischen 4 und 9 Jahren sehr gut ankommt – ob das spielerisch vertiefte Ernährungsbewusstsein langfristig anhält, bleibt noch abzuwarten!
Rezension Sandra Lemberger
Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.
H@LL9000 Wertung Besser-Esser: 5,0, 1 Bewertung(en)
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
01.04.09 von Sandra Lemberger |
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