Rezension/Kritik - Online seit 10.11.2010. Dieser Artikel wurde 8781 mal aufgerufen.
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Fred ist ein liebenswerter Typ, der gern mal vor sich hinträumt. Allerdings werden seine Träume in letzter Zeit immer bedrückender, denn sein Schulabschluss ist fast ein Jahr her und er hat immer noch keinen Ausbildungsplatz.
Fred ahnt, dass sich an seiner Situation etwas ändern muss, wenn er seine resolute Traumfrau Frida für sich gewinnen will. In der Rolle des Fred erleben die Spieler den Weg von der Ermittlung der persönlichen Stärken, Schwächen und Vorlieben über die Berufswahl und Ausbildungsplatzsuche bis zum Bewerbungsschreiben und Bewerbungsgespräch.
Die Bildtexte auf den 24 Spielplanfeldern erläutern, wie Fred seine Bewerbung meistert. Immer sechs hintereinander liegende Spielfelder gehören zu einem Thema – dies erkennt man an derselben Farbe. Folgende vier Bereiche werden im Spiel behandelt:
Zu jeder dieser Etappen gehören jeweils 24 Frage- und 12 Aktionskarten mit zu den Spielplanfeldern passenden Farben, die nach Themen sortiert und verdeckt ausgelegt werden. Die Spieler können einen Spielleiter ernennen, der dann das Lösungsheft verwaltet.
Jeder Spieler erhält einen Spielstein und stellt ihn auf das Startfeld. Wer an der Reihe ist (gespielt wird im Uhrzeigersinn), nimmt die oberste Karte von jenem Stapel, der die gleiche Farbe hat wie das Spielfeld, auf dem seine Figur aktuell steht. Bei Fragekarten liest er die Frage sowie die vorgegebenen Lösungsmöglichkeiten laut vor und entscheidet sich dann für eine oder auch mehrere Antworten. Bei richtiger Lösung darf er die auf der Karte angegebenen Schritte vorwärts ziehen, andernfalls bleibt er stehen. Aktionskarten werden lediglich vorgelesen und die entsprechenden Angaben ausgeführt.
Wer zuerst GENAU im Ziel ankommt, hat gewonnen. Laut Spielregel sollte man spielen, bis alle das Ziel erreicht haben und sogar noch einmal von vorne beginnen, wenn sehr viele Karten unbenutzt blieben.
Auf der Schachtel selbst wird kein Alter empfohlen. Jedoch ergibt sich aus der Lebenssituation und dem daraus resultierenden Interesse an diesem Thema, dass dieses Spiel Kinder bzw. Jugendliche ab etwa 12 Jahren ansprechen wird.
Damit das beiliegende Lösungsheft nicht ständig weitergereicht werden muss, ist es vorteilhaft, wenn ein Mitspieler zum Spielleiter ernannt wird. Er sollte nicht nur die Lösungen bewerten, sondern in Streitfällen auch schlichtend eingreifen und immer darauf achten, dass die Spieler Karten vom korrekten Stapel ziehen. Auch liegt es im Ermessen des Spielleiters, Zeitlimits für die Beantwortung der Fragen vorzugeben. Sind weniger als vier Leute mit von der Partie, ist es aber eher sinnvoll, auf einen Spielleiter zu verzichten.
Das Lernspiel Bewerbung habe ich ausschließlich in der Schule getestet. Bei uns wird das Fach "Bewerbung" mit einer Wochenstunde ein Jahr lang unterrichtet. Meine ersten Testspieler waren Schüler, die dieses Jahr fast hinter sich hatten. Für sie waren fast alle Fragen leicht zu beantworten, weil sie sämtliche Themen im Unterricht bereits durchgenommen hatten. Hinzu kam, dass wir – weil wir nur ein Spiel hatten – in Teams zu je vier Schülern spielten, und wenigstens einer der Schüler kannte meistens die richtige(n) Antwort(en).
Für diese Schüler war die Herausforderung, das Spiel erfolgreich zu durchlaufen, demnach nicht allzu hoch. Spaß gemacht hat es den meisten trotzdem. Drei Kritikpunkte wurden von Seiten der Schüler jedoch genannt:
Die Kritikpunkte der Schüler konnte ich sehr gut nachvollziehen. Positiv fielen mir aber die Aktionskarten für alle auf – da ging es immer darum, etwas auf dem Spielplan als Erster zu finden. Klasse fand ich auch die vereinzelten witzigen Fragen wie "Fred agiert auf einem Feld als Höhlenforscher – wo?". Da gilt es ein Feld zu finden, auf dem Fred in der Nase bohrt.
Zu Schulbeginn habe ich das Spiel nun mit den Schülern einiger Klassen gespielt, die dem Thema Bewerbung noch relativ unbefangen gegenüber standen. Hier war die Spielsituation gleich eine ganz andere. Das Spiel dauerte wesentlich länger, weil die Figuren des Öfteren auch stehen bleiben mussten, wenn Fragen nicht korrekt beantwortet werden konnten. Der Lerneffekt des Spieles kam hier richtig gut zum Tragen. Allerdings bekam das Spiel dadurch auch Längen. Und weil es die Schüler kaum länger als 45 Minuten zu fesseln vermag, schafften wir in einer Unterrichtseinheit meistens nur eine halbe Partie. Deswegen habe ich in meiner letzten Testklasse so gespielt, dass die Teams bei Aktionskarten prinzipiell 1 Schritt vor oder zurück ziehen mussten (je nachdem, ob es positive oder negative waren) und bei korrekter Beantwortung von Fragekarten immer 2 Schritte vorlaufen durften. Von Seiten der Schüler gab es bei dieser letzten Testrunde dann keinerlei Beanstandungen und wir haben in 45 Minuten mit vier Teams fast das ganze Spiel geschafft.
Insgesamt durchwandern die Teilnehmer (ob alleine oder in Teams) spielerisch die einzelnen Schritte von der Berufsorientierung bis zum Bewerbungsgespräch. Und abgesehen von den oben beschriebenen spielerischen Mängeln vermittelt dieses Spiel interessante Einblicke in die Welt der Bewerbung – so noch nicht allzu viele Vorkenntnisse vorhanden sind.
Rezension Sandra Lemberger
Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.
H@LL9000 Wertung Lernspiel Bewerbung: 4,0, 1 Bewertung(en)
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
17.09.10 von Sandra Lemberger - Spielt man mit "Bewerbungsneulingen", würde ich die Note 5 vergeben, für Jugendlichen, die auf diesem Gebiet schon einge Erfahrung haben, verliert das Spiel an Reiz, dann eher die Note 3. |
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