Rezension/Kritik - Online seit 09.07.2013. Dieser Artikel wurde 2992 mal aufgerufen.

Rancho

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Autor: Karol Borsuk
Michał Stajszczak
Illustration: Piotr Socha
Verlag: Granna
Rezension: Sandra Lemberger
Spieler: 2 - 6
Dauer: 45 Minuten
Alter: ab 7 Jahren
Jahr: 2012
Bewertung: 4,0 4,0 H@LL9000
Ranking: Platz 3530
Rancho

Spielziel

Super Farmer Rancho ist der kleine Bruder von Super Farmer. Es nutzt die besten Spielelemente der Grundversion und fügt weitere Elemente hinzu. Nach wie vor spielt das Würfelglück eine nicht unerhebliche Rolle, zusätzlich versucht jeder, auf dem gemeinsamen Spielbrett die eigene Ranch zur erfolgreichsten zu machen. Auch hier stehen den Ranchern tapfere Hirtenhunde zur Hilfe, wenn es Fuchs und Wolf aus dem nahe gelegenen Wald auf die Herden abgesehen haben.

Ablauf

Auf dem Spielbrett erhält jeder einen Bauernhof sowie die dazugehörigen Farbchips und legt ein Schaf sowie ein Kaninchen auf die beiden Startfelder. Reihum macht jeder Spieler seinen Zug, der darin besteht, dass man zuerst seine Ranch ausbauen oder Tiere tauschen darf und anschließend für die eigene Tiervermehrung würfeln muss. Die Vermehrung erfolgt folgendermaßen: Man addiert das Würfelergebnis zur Anzahl derselben Tierart, die sich auf dem eigenen Hof tummelt. Das Ergebnis wird durch zwei geteilt und die Summe an ganzen Tieren gibt's als Zuwachs, vorausgesetzt, der eigene Bauernhof hält genügend Weiden für die Tiere parat.

Kaninchen sind klein, denen reicht zu sechst ein Feld. Das Schaf begnügt sich mit einem Feld, wohingegen eine Kuh schon zwei Weideabschnitte und ein Pferd derer drei benötigt. Ist zu wenig Platz auf der Farm, gibt's auch weniger Tiere. Der Preis neuen Weidenlandes richtet sich nach dessen Lage: Die Plätze rund um die Farmen sind teuer, denn dorthin verirren sich Fuchs und Wolf seltener. Je näher das Weideland am Wald liegt, desto billiger wird es.

Umso größer wird aber auch die Gefahr, dass Tiere von Fuchs oder Wolf verschlungen werden. Denn wenn einer dieser Gesellen gewürfelt wird, überprüft man mit dem Zahlenwürfel, wie weit der hungrige Räuber sich aus dem Wald herauswagt. Da die Weideländer rund um die Bauernhöfe nur auf einer Würfelseite vertreten sind, sind die Tiere dort wesentlich sicherer als in Waldesnähe, denn diese Felder sind auf dem Würfel gleich dreimal vorhanden. Tiere auf dem Bauernhof sind übrigens immer geschützt, und der Fuchs frisst nur Kaninchen, während sich der Wolf mit derlei "Kleinkram" gar nicht erst abgibt und nur die großen Tiere erlegt.

Hunde schützen die Höfe vor den beiden tierischen Räubern. Heldenmutig stürzen sie sich in den Kampf und opfern das eigene Leben (kommen also wieder in den Vorrat zurück), um den Angriff von Wolf oder Fuchs abzuwehren.

Am Ende seines Zuges darf ein Spieler seine Tiere beliebig umsetzen, dann ist der nächste an der Reihe. Super Farmer Rancho endet, sobald ein Spieler mindestens je ein Kaninchen, ein Schaf, eine Kuh und ein Pferd besitzt.

Fazit

Das Vorgängerspiel Super Farmer hat eine interessante Geschichte. Es ist während des Zweiten Weltkrieges entstanden. Sein Autor, der polnische Mathematik-Professor Karol Borsuk, verwendete vielleicht als Erster einen (aus Papier selbst gebastelten) zwölfseitigen Würfel in einem Brettspiel. Weil nach Einnahme der Wehrmacht die Universität in Warschau geschlossen wurde, wollte der Arbeitslose seine Familie finanziell durch den Verkauf eines Spieles unterstützen. Deshalb entwickelte er ein einfaches Wirtschaftsspiel, bei dem man Rechnen, Planung und Risikoeinschätzung lernt. Dem Ganzen wurde das Thema Tierzucht übergestülpt, entsprechend wurde das Spiel auch "Tierchenzucht" genannt. In der besetzten Stadt erfreute sich das Spiel bald großer Beliebtheit, geriet nach dem Krieg aber in Vergessenheit. Der Verlag Granna hat sich seiner angenommen, so dass wir uns jetzt in weit friedlicherer Umgebung wieder der Tierzucht widmen können.

Die Aufmachung des Spiels ist gut gelungen. Vor allem die Grafik ist irgendwie mal erfrischend anders geworden. Die Lösung, die Spielplanfelder mit Löchern zu versehen, welche bei Kauf von Weideland mit den eigenen Farbchips markiert werden, ist ebenso einfach wie effektiv. Und vor allem die niedlichen Hundefiguren werden von den Kindern geliebt.

Das Grundprinzip der Tierzucht, dass nämlich Babys nur entstehen, wenn es zwei Elterntiere gibt, kennen die Kinder bereits. Dieses Grundwissen müssen sie nun aber rechnerisch immer wieder umsetzen, was im spielerischen Rahmen zu permanentem mathematischem Training führt. Rechenleistungen erfordert aber auch das Tauschen der Tiere. So bekommt man ein Schaf für sechs Kaninchen, eine Kuh kostet zwei Schafe und ein Pferd wiederum zwei Kühe. Während das Umtauschen allerlei Getier in eine Kuh oder ein Pferd anfangs oft noch Stufe für Stufe erfolgt, so bekommen die Kinder nach und nach Übung darin, diese Schritte nur mehr gedanklich zu machen und danach gleich das Endergebnis zu präsentieren. Und weil die Spieler in Konkurrenz zueinander stehen, rechnen die Mitspieler ebenfalls fleißig mit, um zu überprüfen, ob das präsentierte Ergebnis auch seine Richtigkeit hat.

Schwer fällt den Kindern oft die Entscheidung, ob sie in einen Hund investieren sollen oder nicht. Mit etwas Würfelglück kann man das Spiel auch ohne Hunde gewinnen, aber oft genug fällt man mit dieser Vorgehensweise auch auf die Nase. Besonders hart ist es, wenn man gerne einen Hund möchte, wegen des begrenzten Vorrats aber keinen mehr bekommt. Das Spiel zu zweit und zu dritt ist aus diesem Grund für die Kinder am wenigsten frustrierend, weil es da von jeder Hundegröße (eine schlägt den Wolf, die anderen den Fuchs) nur einen weniger gibt als Mitspieler.

Im Spiel zu viert oder fünft sind's schon zwei weniger als Mitspieler, zu sechst sogar drei. Dazu kommt noch, dass das Spielfeld umso enger wird, je mehr mitspielen. Und je weniger Platz man für die eigene Ausbreitung hat, desto mehr schränkt einen das ein. Zwar kann man fremde Hoffelder beim Erweitern des eigenen Hofes überspringen, wenn man sich anders nicht mehr ausbreiten könnte, aber dafür muss man dem übersprungenen Mitspieler Entschädigung zahlen, so dass dies eine relativ teure Angelegenheit wird.

Überhaupt verläuft das Spiel in großen Besetzungen sehr zäh. Nicht nur, weil eine Runde aus viel mehr Einzelzügen besteht, sondern weil einfach mehr Tiere gefressen werden, was die Spieler schon immer ein gutes Stück zurückwirft.

Ansonsten kommt die Spielidee bei Kindern meistens sehr gut an. Die gestellten rechnerischen Anforderungen reichen ihnen voll und ganz und es stört sie nicht, dass Super Farmer Rancho hinsichtlich seiner Spieltiefe und den Spielmechanismen nichts bahnbrechend Neues bietet. Reine Erwachsenenrunden hatten meistens nur dann Spaß daran, wenn sie entweder Gelegenheitsspieler waren oder mal schnelle Kost für zwischendurch wollten – dann natürlich aber auch nur in kleiner Besetzung.

Rezension Sandra Lemberger

Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.

Vergleich

Für alle, die auch Super Farmer kennen, möchte ich an dieser Stelle noch die Unterschiede auflisten:

  • Es können jetzt 6 statt 4 Personen mitspielen.
  • Statt der einzelnen Spielertableaus gibt es nun einen gemeinsamen Spielplan.
  • Zu Beginn erhält man nicht nur ein Kaninchen, sondern auch gleich ein Schaf dazu.
  • Der Tausch mit Mitspielern ist nun nicht mehr möglich, wobei diese Tauschmöglichkeit zumindest in meinen Testrunden ohnehin sehr selten genutzt wurde.
  • Es gibt keine Schweine mehr.
  • Die Hunde sind um einiges billiger geworden.
  • Dafür braucht man ungleich mehr Tiere zum Erwerb von Weideland, was unterm Strich zu einer längeren Spieldauer führt.
  • Jeder hat zwei Felder, auf denen seine Tiere komplett geschützt sind.
  • Dafür trifft ein Würfelwurf mit Wolf oder Fuchs immer gleich alle Spieler, nicht nur den aktiven.
  • Als Abschwächung wird aber zuerst durch den sechsseitigen Würfel bestimmt, auf welchen Regionen des Spielplans Fuchs oder Wolf zuschlagen.
  • Während im Vorgängerspiel erfahrene Spieler oft auf die Kaninchenzuchtmethode setzten, bringt das in diesem Spiel nicht mehr so viel.
  • Die Spielregel ist hinsichtlich der Tiervermehrung viel verständlicher und einfacher erklärt.

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H@LL9000-Bewertungen

H@LL9000 Wertung Rancho: 4,0 4,0, 1 Bewertung(en)

Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 09.06.13 von Sandra Lemberger

Leserbewertungen

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