Rezension/Kritik - Online seit 12.10.2013. Dieser Artikel wurde 5674 mal aufgerufen.

Desperados

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Autor: Florian Racky
Verlag: Argentum Verlag
Rezension: Marcus Janka
Spieler: 3 - 6
Dauer: 90 Minuten
Alter: ab 12 Jahren
Jahr: 2012
Bewertung: 4,0 4,0 H@LL9000
5,0 5,0 Leser
Ranking: Platz 3327
Desperados

Spielerei-Rezension

Spielerei 100:

Staub weht über die Straße, die Sonne brennt vom Himmel, ein Schild quietscht im Wind. Die Zeit des Showdown ist gekommen. Wie so häufig tritt ein Marshall gegen viele Desperados an. Wenn er ein bisschen Glück hat, stehen seine Chancen auf einen Erfolg nicht schlecht.
Der schön gestaltete Spielplan zeigt 19 durch ein Wegenetz verbundene Städte. Fünf davon beherbergen eine Bank, in den restlichen wird gepokert. Zusätzlich sind zwei Postkutschen unterwegs. Da sie sich genauer an den Fahrplan halten als der öffentliche Nahverkehr, wissen die Desperados genau, wo es wann etwas zu holen gibt. Jeder Spieler erhält 19 Bewegungskarten sowie eine Saloonkarte. Mit einer Holzfigur markiert jeder Desperado seine Position zu Rundenbeginn. Der Marshall wird von so vielen Sheriffs unterstützt, wie Desperados teilnehmen. Die 14 Pokerplättchen werden verdeckt gemischt und in die vorgesehenen Städte gelegt. In jede Bankenstadt kommt verdeckt ein Bankplättchen. Die Postkutschen beginnen an einem ausgelosten Startort.
Eine Partie Desperados besteht aus fünf Runden, wobei jede Runde aus fünf Zügen sowie einer Auswertung besteht. Jeder Zug beginnt mit der Bewegung der Postkutschen in die nächste Stadt des Fahrplans. Danach darf der Marshall jeden seiner Sheriffs in eine Stadt ziehen, die vom aktuellen Standort aus direkt erreichbar ist. Während die Sheriffs offen durch die Prärie ziehen, reist der Marshall im Geheimen, in dem er pro Zug eine seiner Ortskarten verdeckt auslegt.
Die Desperados kennen den Startpunkt des Marshalls, wissen aber nicht, wohin ihn sein Weg führt. Sie bewegen sich auf gleiche Weise wie der Marshall. In jedem Zug legen sie verdeckt eine Ortskarte, die sie zu einem benachbarten Ort führt oder im Saloon der Stadt verweilen lässt. Einmal innerhalb der fünf Züge kann ein Desperado sich an einem Ort zu erkennen geben, um dort am Pokertisch Platz zu nehmen oder die Postkutsche zu überfallen. Dazu zeigt er seine aktuelle Ortskarte und legt seine Holzscheibe am betreffenden Ort ab. Ob die Pokerpartie oder der Postkutschenüberfall erfolgreich war, entscheidet sich bei der Auswertung nach dem fünften Zug.
Alle Spieler decken ihre erste Bewegungskarte auf. Steht der Marshall mit einem der Desperados am gleichen Ort, verhaftet er ihn. Er nimmt ihn für den Rest gefangen und erhält die betreffende Ortskarte des Desperados bis zum Spielende. Auf diese Weise wird Bewegung für Bewegung abgehandelt. Sind mehr Holzscheiben an einen Ort gelegt worden als Sheriffs zu diesem Zeitpunkt in einer Stadt waren, nehmen die Spieler den jeweiligen Pokerchip oder das oberste Postkutschenplättchen an sich.
Zum Abschluss der Runde werden die Banküberfälle ausgewertet. Alle Banken, an denen mehr Desperados als Sheriffs aktiv sind, werden überfallen. Die Desperados erbeuten das jeweilige Bankplättchen. Aufgrund der Höhe der Beute sind erfolgreiche Banküberfälle der Schlüssel zum Erfolg. Pünktlich zur nächsten Runde gelingt den Desperados die Flucht. Die Postkutschen gehen erneut auf die Reise. Nach fünf Runden endet die Partie. Haben die Desperados mehr als 4000 Dollar pro Desperado ergaunert, haben sie gemeinsam gewonnen. Falls nicht, hat der Marshall Recht und Ordnung aufrechterhalten.
Das neue Spiel von Florian Racky sorgt für Stimmung am Spieltisch. Der Versuch der Desperados, sich auf eine abgestimmte Vorgehensweise zu einigen, während der Marshall am Tisch sitzt, bringt in den meisten Partien viel Spaß. Für die Desperados ist der Schlüssel zum Erfolg, ein abgestimmtes gemeinsames Verhalten zu erreichen, bei dem der Marshall im Dunkeln tappt. Allerdings sitzt der Marshall mit am Tisch. Damit kommen völlig unterschiedliche Kommunikationsversuche zustande, bei denen oft die auf dem Spielplan dargestellten Graphiken in die Kommunikation einfließen.
Missverständnisse sind vorprogrammiert. Der Marshall verlässt bei einer Partie Desperados den Spieltisch eigentlich nur, wenn es gar nicht anders geht. Neben dem abgestimmten Verhalten der Desperados ist für jeden einzelnen etwas logistische Planung vonnöten, da man in einer Runde nicht an einen Ort zurückkehren kann, den man bereits verlassen hat. Jubel begleitet manche Auswertung. Mal vom Marshall, mal von den Desperados, denn neben der ganzen Planung spielt auch Glück eine Rolle. Das Spielthema trägt zum Spielspaß bei und manche Runden, in der die Spieler in ihren Rollen aufgehen, erinnern in ihrer Komik an eine alte Westernfolge von gestern.
Das Material ist sprachneutral und von guter Qualität. Die beiliegende Spielregel führt in deutsch und englisch strukturiert in das Spielgeschehen ein. Allerdings ist sie in einem Punkt sehr unklar. So ist eine Pokerpartie oder ein Postkutschenraub nur erfolgreich, falls im betreffenden Zug mehr Desperados als Sheriffs vor Ort waren, auch wenn das Ganze erst zum Rundenende ausgewertet wird. Sheriffs oder Desperados, die nach diesem Zug in die Stadt ziehen, werden für die Auswertung dieses Überfalls nicht berücksichtigt.
Suchen beim guten alten Scotland Yard die Mitspieler einen Mister X, sucht in diesem Spiel ein Mitspieler alle Desperados, was die Rolle des Marshalls anstrengender, aber nicht minder reizvoll macht. Auf dem Spieltisch wartet ein stimmungsvoller Showdown, der auch nach vielen Partien unterhält.

Rezension Marcus Janka

In Kooperation mit der Spielezeitschrift

Spielerei

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H@LL9000-Bewertungen

H@LL9000 Wertung Desperados: 4,0 4,0, 3 Bewertung(en)

Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 08.09.13 von Marcus Janka
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 03.12.12 von Rene Puttin - Scotland Yard im Wilden Westen, nur dieses Mal bewegen sich alle geheim. Das Prinzip ist ein wenig von Hinten-durch-die-Brust-ins-Auge, aber wenn man es verstanden hat ein tolles Spiel!
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 07.10.13 von Michael Andersch - Semikooperatives einer-gegen-alle-Spiel, bei dem der Marshall zum einen relativ ausgiebig im Nebel herumstochert (was nur begrenzt spassig ist), zum anderen auch relativ viel Leerlauf haben kann (was den Spaß weiter vermindert). Wer Scotland Yard mag, dem könnte auch Desperados gefallen. Ich mache darum einen weiten Bogen.

Leserbewertungen

Leserwertung Desperados: 5,0 5.0, 1 Bewertung(en)

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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 18.01.17 von Hans Huehnchen - Just my rifle, my pony and me - einer gegen alle im Wilden Westen, mit einem umgedrehten Scotland Yard Prinzip. Super!

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