Spielerei-Rezension
Spielerei September 2007: "Buenos Dias, Muchachos! Gestatten sie, dass ich mich kurz vorstelle? Ja? Na gut. Mein Name ist Pedro, von den meisten werde ich allerdings Tequila-Pedro genannt. Warum kann ich euch auch nicht sagen. Ich kann mich über mein Dasein nicht beschweren. Mir geht es gut und im Grunde bin ich auch zufrieden. Ich habe eine Schnapsbrennerei und auch die dazugehörigen Agavenplantagen. In der Brennerei wird das Gebräu dann auch gleich verköstigt und getestet. Klar ist mir Geld wichtig, aber es geht nicht über alles, daher schmeiße ich auch mal ne Runde, das mögen die Leute. Aber Vorsicht! Natürlich hege ich einen Hintergedanken. Denn in unserem kleinen Dorf Peperoni steht die Wahl zum Bürgermeister an und ich denke eine kleine berufliche Veränderung ist auch nicht schlecht und daher habe ich mich offiziell um dieses Amt beworben. Neben mir haben sich noch weitere vier Kandidaten aufstellen lassen. Sie werden aber jetzt nicht ernsthaft erwarten, dass bei diesem Wahlkampf alles mit rechten Dingen zugeht? Gut, dann ist dies ja auch geklärt und ich kann ihnen versichern, sie werden nicht enttäuscht.
Aber ich werde ihnen mal mein kleines Dorf kurz vorstellen. Es ist ja nicht wirklich groß. Um genau zu sein besteht es nur aus 31 Gebäuden, von denen sechs auch noch durch einen kleinen Bach abgetrennt sind. In den Häusern wohnen natürlich auch unterschiedlich viele Leute. Zwei in den kleinsten und bis zu zehn in den "Wohnblocks". Diese Bewohner haben jetzt eine Eigenart. Alle Leute eines Hauses stimmen immer nur für einen Kandidaten. Dazu hat jeder Kandidat seine Helfer, um die Bewohner mit mehr oder minder großzügigen Geldgeschenken davon zu überzeugen, für ihn zu stimmen. Acht Tage lang geht dieses Bestechen, oder wollen wir es lieber Beschenken nennen.
Natürlich kann ich dies alles nicht alleine erledigen. Da braucht es schon eine Menge Helfer. Leider gibt´s hier nicht gerade viele Bewohner und so habe ich leider nur zwei Wahlhelfer mobilisieren können, die für mich von Haus zu Haus ziehen und meine Geldgeschenke mehr oder weniger großzügig verteilen. Wenn schon im Ort nichts los ist, habe ich mir eben ein paar Leute von außerhalb organisiert. Ich kann euch versichern, da werden einige Bewerber große Augen machen zum Schluss. Leider befürchte ich aber, dass auch die anderen nicht untätig waren und sich entsprechend Hilfe geholt haben. Insgesamt habe ich fünfzehn Wahlplakate drucken lassen, um sie in die Häuser zu hängen, dessen Bewohner mir ihre Stimmen geben wollen. Als erstes werde ich aber mal schnell ein Plakat in meiner eigenen Bleibe aufhängen, dass da keine Missverständnisse aufkommen. Auch meine beiden Wahlhelfer werde ich von hier aus auf die Reise schicken. Insgesamt haben sie acht "Bewegungen" zur Verfügung. So, dann werden wir mal schauen in welche Richtung sich die beiden bewegen. In Richtung Ortsmitte? Das ist gut. Dort gibt es Häuser mit vielen Bewohnern. Was, es war noch keiner da? Auch nicht schlecht. Da wird mal schnell ein Geldschein abgeliefert. Schnell verschwindet er in der Tasche des Hausältesten. Natürlich habe ich seine Stimme noch nicht sicher. Juan wird versuchen noch mehr Kapital aus der Wahl zu schlagen. Und tatsächlich, da taucht so ein Kerl von Ramon Ramirez auf und verschwindet im gleichen Haus. Doch gleich darauf kommt er mit rotem Gesicht und ziemlich zornig aus dem Haus gerannt. Ja, da hat er wohl zu wenig Knete angeboten. Und tatsächlich hängt kurz darauf ein Wahlplakat von meiner Wenigkeit an der Haustür. So, die ersten fünf Stimmen wären gesichert. Vorerst jedenfalls. Denn denken sie an die verruchten Typen von außerhalb. Sollte da jetzt ein Agent in Form eines Anwaltes auftauchen, sind die Stimmen futsch, wenn sich kein weiterer Agent ins Haus traut. Na, bleiben wir vorsichtshalber mal stehen. Habe ich es doch geahnt. Da schleicht so ein Individuum ins Haus. Brille und Aktentasche? Klar, das dürfte ein Anwalt sein. Oder hat er sich nur getarnt und unter seinem Poncho einen 45er, um den Bewohnern Angst einzujagen? Tja, wenn ich das wüsste. Aber nun mal schnell das Handy raus. Ich habe ja nicht umsonst einen Bodyguard angeheuert. Der soll mal nach dem rechten schauen und die Sache ins reine bringen. So, das geht ja flott. Haus um Haus klappern die beiden ab. Bald wird wohl ihr Geld zur Neige gehen.
Ja, der Mammon ist viel zu wenig. Denn natürlich sind auch die Ordnungshüter nicht untätig und wollen an der Bürgermeisterwahl verdienen. Und die Polizei zu bestechen, geht ganz schön an die Reserven. Na, wenigstens einen der beiden konnte ich für mich gewinnen. Ich habe da auch schon eine Idee. Doch was ist das? Der andere Polizist kontrolliert einen meiner Wahlhelfer. Da steckt sicher diese Isabella de las Flores dahinter. Frauen kann man im Wahlkampf schon mal gar nicht trauen, die arbeiten mit allen Tricks. Da werde ich mal schnell seinen Kollegen aktivieren. Denn Senor Ziggo ist auch mit allen Wassern gewaschen und hetzt seine Helfer von Haus zu Haus. Da werden wir mal einen davon genauer unter die Lupe nehmen. So kann er zumindest eine Zeitlang kein Unwesen treiben.
Schon bald sind alle Häuser von mindestens zwei Wahlhelfern besucht worden und die Stimmen werden verteilt. Was? Das gibt es ja nicht. El General hat doch tatsächlich vorläufig die meisten Stimmen erhalten. Aber noch ist nicht aller Tage Abend, denn Pedro hat seine Agenten vortrefflich positioniert und noch zwei Häuser werden ihre Stimmen mir geben. Ja, ich möchte mich nicht wirklich selber loben, aber ab sofort dürft ihr Bürgermeister zu mir sagen."
So weit der Live-Bericht von der Wahl in Peperoni. Das Ganze ist von Volker Cullmann und bei Pegasus als Don Peperoni erschienen. Wer auf den ersten Blick eine Gemeinheit wie z.B. Junta erwartet, der wird enttäuscht. Vielmehr ist es eher ein lockeres Spielchen zur Einstimmung. Der Ärgerfaktor ist doch nicht so hoch, wie vielleicht zu vermuten ist. Dennoch greifen die Regeln stimmig ineinander und so bleibt zumindest kein Frust am Spieltisch zurück.
Rezension
In Kooperation mit der Spielezeitschrift