Rezension/Kritik - Online seit 03.11.2023. Dieser Artikel wurde 1458 mal aufgerufen.

Evergreen

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Autor: Hjalmar Hach
Verlag: Ghenos Games
999 Games
Horrible Guild
Rezension: Renate Gerling-Halbach
Spieler: 1 - 4
Dauer: 45 Minuten
Alter: ab 8 Jahren
Jahr: 2022
Bewertung: 6,0 6,0 H@LL9000
5,0 5,0 Leser
Ranking: Platz 1225
Evergreen

Spielziel

Hat nicht jeder schon einmal davon geträumt, seinen eigenen Planeten zu gestalten? Bei Evergreen hast du die Gelegenheit dazu. Du bist aufgefordert, Setzlinge zu pflanzen, Bäume wachsen zu lassen und Wälder zu schaffen. Wer am Ende den grünsten Planeten erschaffen hat, gewinnt das Spiel.

Ablauf

Alle bekommen ein Spieltableau, auf dem verschiedene Lebensräume, Biome genannt, abgebildet sind: Wiese, Blumen, Getreide, Felsen, Sumpf und Schnee. In diese Bereiche sollen nun Setzlinge gepflanzt werden, die zu Bäumen heranwachsen und später einen Wald bilden können.

Jede Runde wählst du eine der ausliegenden Biomkarten, die bestimmt, in welchen Bereich du pflanzen kannst. Die gewählte Karte gibt dir zusätzlich eine nützliche Fähigkeit. Die nicht gewählten Karten der Auslage werden sortiert beiseite gelegt, sie bestimmen am Spielende, wie fruchtbar jedes Biom ist, d. h. wie viele Punkte du am Ende für deine großen Bäume bekommst.

Die Runden werden bei Evergreen in Jahreszeiten gezählt. Jedes Spieltableau hat an allen vier Seiten eine Aussparung, in die die Sonne gelegt wird. Am Ende jeder Jahreszeit scheint die Sonne über deinen Planeten, von jeder Seite einmal. Dann erhältst du Punkte für deine Bäume, die nicht im Schatten anderer Bäume stehen und Punkte für deinen größten Wald. Danach wandert die Sonne weiter in die nächste Aussparung.

Gespielt wird über vier Jahreszeiten, diese werden aber immer kürzer. So dauert die erste fünf Runden, die letzte nur noch zwei. Jede Runde hast eine von vier verschiedenen Aktionen zur Auswahl:

  • A : Bis zu 3 Setzlinge pflanzen;
  • B : Bis zu 2 Bäume wachsen lassen
  • C : 1 Setzling setzen und bis zu 1 Baum wachsen lassen,
  • D : Die Biom-Vorgabe deiner gewählten Karte ignorieren und in einem beliebigen Biom entweder 1 Setzling setzen oder 1 Baum wachsen lassen.

Auf jeder Biomkarte ist unten rechts eine Fähigkeit abgebildet. Sie lässt dich in der Runde zusätzlich zu deiner Aktion ein oder mehrere Male einen Effekt in einem beliebigen Biom nutzen. So kannst du beispielsweise weitere Setzlinge setzen, Büsche pflanzen oder einen See anlegen.

Du darfst deine Fähigkeit entweder vor oder nach deiner Aktion nutzen. Das Spiel endet nach der 4. Jahreszeit. Nach der Jahreszeit-Wertung folgen nun noch die einzelnen Biom-Wertungen, die entscheiden wie viele Punkte du für deine großen Bäume pro Biom bekommst. Wer die nun die meisten Punkte hat, besitzt den grünsten Planeten und gewinnt.

Fazit

Ich muss gestehen, dass ich beim Auspacken von Evergreen zunächst etwas verärgert war. Da liegt nun so ein okölogisch-thematisches Spiel vor mir und alle Spielmaterialien sind je nach Art in kleine, nicht wiederverwendbare Plastikbeutel mit Silica-Gel-Beutelchen verpackt. Da nützt leider auch die kleingedruckte Notiz auf Englisch am Ende der Spielregel nicht so viel, dass sie sich bemüht haben, die Umweltauswirkungen des Spiels zu minimieren und alle Komponenten biologisch abbaubar sind, und ein Verweis auf eine Partnerschaft mit Trees for the Future.

Das war's dann aber auch, was ich zu meckern habe. Das Spielmaterial ist einfach zu schön: feste doppelschichtige Spieltableaus mit Vertiefungen für die Spielsteine, die alle aus Holz sind (ok, die könnten für manche großen Männerhände etwas fieselig sein) und wunderschön illustrierte Karten. Und als Zusatz noch eine sinnvolle Einteilung im Karton, damit man alles schön verstauen kann. Auf dem Tisch ist das Spiel eine Augenweide.

Die Spielregel läßt so gut wie keine Frage offen. Sie ist ausführlich und mit zahlreichen Illustrationen ausgestattet. Insbesondere wie die Sonnenwertung abläuft, ist gut dargestellt, so dass ganz deutlich wird, wie der Schattenwurf berechnet wird. Wir werten in unseren Runden die Tableaus immer nacheinander, so schleichen sich bei niemandem Fehler ein.

Evergreen hat leicht eingängige Regeln, verlangt aber spieletechnisch schon manche knifflige Überlegungen, die dich zum Grübeln bringen können. Du musst darauf achten, dass sich die Bäume nicht gegenseitig in den Schatten stellen und jede Runde kommen die Sonnenstrahlen von einer anderen Seite. Lässt du genügend Abstand, so dass sich auch große Bäume nicht beschatten, kannst du aber nicht so einfach einen großen zusammenhängenden Wald bilden, der dir auch am Rundenende Punkte bringt. Da sind die Büsche hilfreich, die du aber nur über die Zusatzaktion setzen kannst. Bist du als zuletzt an der Reihe und es liegt keine Karte mehr mit der Busch-Zusatzaktion zur Auswahl aus, hast du Pech gehabt.

Auch wenn sich Evergreen sehr solitär spielt, hast du trotzdem ab und zu die Möglichkeit, die anderen etwas zu ärgern oder ihre Strategien zu durchkreuzen. So ist der Umgang mit der Kartenauslage etwas tricky. Einerseits geben die Karten das Biom vor, in dem agiert werden darf, und als Bonus eine Zusatzaktion, andererseits haben sie auch sogenannte Fruchtbarkeitssymbole bzw. ein Dürresymbol.

Zu Spielbeginn liegen bereits einige Karten aus, die am Spielende die Fruchtbarkeit der einzelnen Biome anzeigen, was für die Schlusswertung von Bedeutung ist. In der Kartenauslage, aus der sich die Spieler*innen bedienen, bleibt immer eine Karte übrig, die jede Runde zur Fruchtbarkeitsauslage hinzukommt. Bist du zuletzt an der Reihe, hast du die Wahl zwischen zwei Karten. So kann es passieren, dass du die Möglichkeit hast, die Fruchtbarkeit eines Bioms zu verringern, in dem deine Mitspieler*innen viele große Bäume haben, da gerade eine passende Karte mit Dürresymbol ausliegt.

Deutlich wird bei diesen Überlegungen, wie wichtig die Reihenfolge ist, in der man spielt. Wird in der allerersten Runde noch ausgelost, wer beginnt, läuft es in den folgenden Runden so, dass nachdem die Startspieler*innen eine Karte gewählt haben, immer den Startmarker auf die Karte in der Auslage legen, die dem Stapel am nächsten ist. Wer die Karte mit dem Startmarker wählt, nimmt sich auch den Startmarker und ist in der nächsten Runde Startspieler*in. Wählt niemand die Karte mit dem Startmarker, ändert sich in der kommenden Runde an der Reihenfolge nichts. So musst du bei der Auswahl der Karten auch abwägen, was wichtiger ist: das Biom, die Zusatzfunktion oder die Möglichkeit die nächste Runde zu beginnen.

Jedes Spiel von Evergreen läuft anders, insbesondere mit drei oder vier Spieler*innen. Es stehen insgesamt 42 Karten zur Verfügung. Im Solospiel oder zu zweit kommen insgesamt 42 Karten in die Auslage, im Spiel zu dritt 56, zu viert 60. Das bedeutet, dass die Karten mit Fähigkeiten, die gewählt wurden, wieder ins Spiel kommen. Die Karten, die niemand genommen hat, befinden sich in der Fruchtbarkeitsauslage.

Strategisch macht es Sinn, von vornherein auf einen großen zusammenhängenden Wald zu spielen, da dieser insgesamt vier mal gewertet wird. Bei der Waldbepflanzung hilft vor allem die Zusatzfunktion "Büsche pflanzen", denn Büsche werfen keinen Schatten. Auch die Funktion "See anlegen" kann hilfreich sein, obwohl der See selbst einen Wald trennt. Nichtsdestotrotz sollte auch die Fruchbarkeit der Biome im Auge behalten werden, denn da kann es in der Schlusswertung noch ordentlich Punkte regnen

Die angegebene Spielzeit von 45 Minuten ist bei voller Besetzung etwas knapp bemessen, insbesondere, wenn die Aktionen und die Wertungen nicht simultan erfolgen. Länger als 60 Minuten haben wir aber auch zu viert nicht gebraucht. Im Solospiel wird gegen einen vom Spiel gesteuerten
Gegner gespielt. Mir persönlich hat das nicht so gut gefallen, aber ich spiele auch am liebsten mit anderen. So stellt sich Evergreen auf jeden Fall als gutes Familienspiel dar, denn die Altersangabe von 8 Jahren passt, obwohl wir auch schon mit spielerfahrenen Jüngeren erfolgreich gespielt haben. Ebenfalls eignet es sich für Gelegenheitsspieler*innen, da es schnell erklärt ist. Das einzige Manko ist hierbei allerdings, dass das Spiel schon eine gewisse Lernkurve hat, so dass es für Neulinge etwas frustrierend sein kann. Insgesamt für uns aber ein sehr überzeugendes, ruhiges Spiel, das immer wieder Spaß macht.

Rezension Renate Gerling-Halbach

Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.

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H@LL9000-Bewertungen

H@LL9000 Wertung Evergreen: 6,0 6,0, 1 Bewertung(en)

Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 08.08.23 von Renate Gerling-Halbach - Evergreen spielt sich sehr solitär, die Interaktion mit anderen ist gering. Aber man kann, wenn man will, den anderen schon mal in die Suppe spuken. Nichtsdestotrotz ist es ein tolles Spiel, egal ob zu zweit, zu dritt oder zu viert. Auch das Material überzeugt. Immer wieder gerne. Auch Gelegenheitsspieler*innen werde ihre Freude haben.

Leserbewertungen

Leserwertung Evergreen: 5,0 5.0, 1 Bewertung(en)

Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 19.01.24 von Heike - Auch für mich ist Evergreen top, sowohl mit mehreren als auch in der Solovariante. Auf den ersten Blick bemerkt man vermutlich nicht, dass einiges an Strategie dabei ist und nicht nur das Pflanzen der Bäume. Material ist top. Erweiterung noch nicht getestet. Fünf

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