Rezension/Kritik - Online seit 18.11.2010. Dieser Artikel wurde 4580 mal aufgerufen.

Garten-Zwerge e.V.

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Autor: Roman Mathar
Illustration: Georg von Westphalen
Verlag: Argentum Verlag
Rezension: Michael Timpe
Spieler: 3 - 6
Dauer: 60 Minuten
Alter: ab 12 Jahren
Jahr: 2004
Bewertung: 2,0 2,0 H@LL9000
Ranking: Platz 5893
Garten-Zwerge e.V.

Spielziel

Garten Zwerge e.V. macht mit einem witzigen Thema auf sich aufmerksam: Gartenzwerge zum Züchten gemeinsam in den Schuppen schicken, mit Blüten bezahlen und sich langsam in der Zergen-Farbhierarchie vorarbeiten, bis am Ende der erste Gartenzwerg mit goldener Mütze das Spiel beendet. Handel, eine ordentliche Portion Glück und etwas Interaktion wurden für dieses Spiel wild zusammen gemischt.

Ablauf

Wir beginnen das Spiel mit 1500 Blüten (der Spielwährung), einem orangen sowie einem braunen Gartenzwerg. Dazu hat jeder einen Gartenschuppen für die Zwergenzucht und einen Garten für die Gartenarbeit vor sich liegen. Reihum muss jeder für seine Zwerge eine Beschäftigung festlegen. Zwergenzucht, Gartenarbeit, Wettbewerb oder Kaufen/Verkaufen. Durch geschicktes Züchten versuche ich im Spielverlauf immer höherwertigere Gartenzwerge zu bekommen, von grau, braun, orange, rot, blau bis grün und schließlich den goldenen Zwerg.

Als Züchter bin ich natürlich am meisten an der Zwergenzucht interessiert, am besten in meinem eigenen Schuppen. Dafür entscheide ich mich für einen eigenen Gartenzwerg und frage meine Mitspieler nach einem Zuchtpartner für ihn. (Für Zwerge gilt selbstverständlich das Gebot, sich nicht innerhalb des eigenen Gartens zu vermehren). Die Mitspieler entscheiden sich, ob sie mir einen Zuchtpartner anbieten wollen oder können, dann findet eine Bietrunde statt. Ich nehme so viel Geld, äh Blüten in die Hand, wie ich maximal bereit bin, für den Zuchtpartner zu zahlen. Die anbietenden Spieler so viel Blüten, wie sie mindestens für ihren Zwerg haben wollen.
Findet sich mindestens ein Angebot, das gleich hoch oder niedriger ist als meins, wird gezüchtet. Ich bezahle das Geld an den Mitspieler, dafür erhalte ich seinen Zwerg, den ich dann zusammen mit meinem in den Schuppen schicke. Was dort genau passiert weiß niemand, aber am Ende der Runde gibt es auf jeden Fall einen Zwerg mehr.

Bin ich gerade knapp bei Kasse, kann ich auch einen meiner Zwerge zur Zucht anbieten. Das verläuft genau umgekehrt wie vorher: ich entscheide wieviel Geld ich mindestens für meinen Zwerg haben will, die Mitspieler entscheiden sich, was sie maximal bereit sind zu zahlen. Ich erhalte das Geld, dafür verschwindet mein Zwerg für diese Runde in einem anderen Gartenschuppen. Ungünstig wird es, wenn sich kein passendes Angebot findet. Dann muss ich meinen Zwerg zur Gartenarbeit schicken. Dort erntet er nur 50 Blüten, was ziemlich wenig ist.

Interessanter ist es noch, einen seiner Zwerge zum Züchterwettbewerb zu schicken. Es gibt jede Runde zwei Wettbewerbe für je einmal 1.000 bzw. 500 Blüten. Der oder die hochwertigsten Zwerge bei jedem Wettbewerb gewinnen das Preisgeld. Durch einen Zufallsmechanismus kann dies aber auch das Spiel selbst sein, dann gehen alle Züchter leider leer aus. Weitere Aktionsmöglichkeiten sind das Kaufen oder Verkaufen von Zwergen bzw. der Tausch von zwei gleichfarbigen Zwergen gegen einen höherwertigen.

Sind alle Gartenzwerge beschäftigt, endet die Runde und es folgt die Auswertung: Für jedes Zwergenpärchen in meinem Schuppen erhalte ich einen Nachwuchszwerg, den Zuchtpartner gebe ich anschließend seinem Besitzer zurück. Für meinen Nachwuchswerg ist die Mützenfarbe des höherwertigen Zwerges bei der Zucht entscheidend. Es gibt zu jeder Mützenfarbe einen separaten Kartenstapel, der den Zuchterfolg bestimmt. Aus diesem Stapel ziehe ich eine Karte, die festlegt, welche Farbe mein neuer Zwerg hat. In der Regel ist das eine Stufe höher, tiefer oder gleich. Mit viel Glück (oder Pech) ist aber auch ein Sprung über zwei Stufen nach oben oder unten möglich.
Danach werden die Wettbewerbe ausgewertet und die Zwerge im Garten sammeln 50 Blüten. Zum Schluss der Runde zahle ich für jeden meiner Zwerge 100 Blüten Unterhalt.

Ist in dieser Runde ein Gartenzwerg mit goldener Mütze gezüchtet worden, endet das Spiel.

Fazit

Das Beste vorweg: Nach dem ich zum erstenmal die Regeln gelesen hatte, fand ich, dass sich das Spielprinzip ansprechend anhörte. Ein lustiges, kurzweiliges Spiel, nicht ganz ernst zu nehmen, leichte Spielkost. Grafik und Material sind für mich auch in Ordnung, die Zwerge sind nett und das Thema wirkt nicht mal zu aufgesetzt, es könnte natürlich auch die Züchtung von beliebigem anderen sein, aber warum nicht Zwerge? Die Regeln sind insgesamt gut geschrieben, es fanden sich nur kleinere Unklarheiten.

Beim Spielen entpuppte sich die Sache allerdings ganz anders. Das Spiel war keineswegs leicht und leider auch nicht besonders lustig. Der Zuchthandel ist eine sehr strategische Spielphase. Die Frage, wann ich welchen Zwerg wofür einsetze, will gut überlegt sein. Wenn meine Mitspieler mich ärgern wollen, können sie das, indem sie mir zu meinem guten Zwerg einfach keinen Partner anbieten oder völlig überhöhte Preise verlangen. Dann geht mein Zwerg zur Gartenarbeit, was sehr ärgerlich für mich ist. Wenn ich meinen Zwerg zur Zucht anbiete, kann mir dasselbe passieren, außerdem gebe ich einem Mitspieler einen unkalkulierbaren Vorteil, der kaum bezahlbar ist. Hab ich also den höchsten Zwerg im Spiel, schicke ich ihn am Besten zum Wettbewerb, dort habe ich (ziemlich) sichere Einnahmen, und verhindere gleichzeitig, das andere Spieler dort noch etwas gewinnen können.

Die Nachwuchsphase ist dagegen ein völliges Glücksspiel, was jede strategische Überlegung im Spiel ad absurdum führt. Mit viel Glück reichen zwei erfolgreiche Züchtungen, um einen goldenen Zwerg zu bekommen. Genauso gut kann ich aber auch zweimal gleich oder schlechter ziehen, dann bin ich noch völlig am Anfang. Einfluss darauf habe ich keinen. Die Konsequenz daraus war in unseren Runden, dass meist jener Spieler, der als Erstes einen besonderen Züchtungserfolg zog, anschließend auch gewann.

Ich mag eigentlich Mischungen aus Strategie und Glück und hätte auch dieses Spiel gerne gemocht. Aber wie beschrieben, der Glücksmoment ist so groß, dass jeder Stratege daran verzweifelt, und gleichzeitig ist der Spielwitz nicht groß genug, um die Spieler für eine gute Stunde Spieldauer zu fesseln. Nach etwa 20 Minuten ist das Ende ziemlich absehbar, danach quält man sich nur noch durch weitere Runden und hofft, dass endlich jemand den goldenen Zwerg zieht.

Der Bietmechanismus hat uns gut gefallen, und mit mehr Konzentration entweder auf dieses strategische Element oder die Reduktion zu einem kurzen Glücksspiel hätten aus Gartenzwerge e.V. vielleicht ein gutes Spiel machen können. So aber werde ich mein Spiel im Garten vergraben und hoffen, dass an dieser Stelle irgendwann ein niedlicher Gartenzwerg mit goldener Mütze wächst.

Rezension Michael Timpe

Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.

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H@LL9000-Bewertungen

H@LL9000 Wertung Garten-Zwerge e.V.: 2,0 2,0, 2 Bewertung(en)

Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 06.09.10 von Michael Timpe - Leider ein völliger Schuss in den Ofen
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 25.09.10 von Michael Andersch - Das Spiel könnte ganz nett sein, wenn es nur etwa 2/3 so lange dauern würde wie es tatsächlich dauert. Witziges Thema!

Leserbewertungen

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