Rezension/Kritik - Online seit 05.07.2008. Dieser Artikel wurde 6989 mal aufgerufen.
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Dass der Pyramidenbau ein beschwerlicher gewesen sein muss, merkt jeder Spieler bei Gizeh sofort. Wenn man selbst nicht das passende Baumaterial für die eigenen Pyramiden hat, läßt sich ein eher ungünstiges Teil ja vielleicht bei den Mitspielern unterbringen. Gedankt wird einem so was nicht, schließlich sind es Minuspunkte, die man auf diese elegante Weise los wird.
Gizeh ist ein schnelles Legespiel für 2-6 Personen, das innerhalb von 5 Minuten erklärt und 15 Minuten gespielt ist.
Jeder Spieler bekommt einen eigenen Bauplan mit drei Standorten für zukünftige Pyramiden und einem für eine Sphinx. Ein Leinenbeutel enthält 83 Bauteile in Form von Plättchen, abzüglich vier Plättchen je Mitspieler, die deren Startvorrat bilden.
Die Bauteile existieren in unterschiedlicher Ausprägung und Anzahl: für den Bau der Pyramiden stehen insgesamt fünf Stufen zur Verfügung, wobei die Plättchen mit Werten von 1 bis 5, negativ wie positiv, gekennzeichnet sind. Zusätzlich können (wie es sich für echte Pyramiden gehört) Schätze eingebaut werden. Für die Sphinx gibt es drei Bauteile. Abgerundet wird das Set mit Sabotage- und Skarabäusplättchen, mit denen Bauteile entfernt oder ein Baustopp erwirkt wird.
Die Zugmöglichkeiten im Spiel sind übersichtlich:
Das Legen der Bauteile erfolgt nach der Regel, dass nur in aufsteigender Reihenfolge der Werte (Vorzeichen sind egal) Plättchen übereinander gelegt werden dürfen, um so die Pyramiden entstehen zu lassen. Logischerweise bildet so das Plättchen mit dem Wert 1 die Spitze einer Pyramide. Schatzkarten dürfen auch auf gleichwertige Bauteile gelegt werden.
Mit den Sphinx-Bauteilen wird ähnlich verfahren: erst der Fuß, danach der Körper und abschliessend der Kopf.
Die Sabotageplättchen dienen dazu, das oberste Bauteil einer beliebigen Pyramide oder Sphinx zu entfernen, also auch der eigenen. Die gespielte Sabotagekarte und das Bauteil des betroffenen Baumonuments werden aus dem Spiel genommen.
Der Skarabäus stellt den Baubetrieb an einer Baustelle ein. Es dürfen weder vom Besitzer der Pyramide noch von Mitspielern Bauteile auf dieses Feld gelegt werden. Nur der Spieler, dem die betroffene Baustelle gehört, kann den Skarabäus entfernen. Er verzichtet dabei aber auf das Legen eines eigenen Plättchens.
Nach dem Legen eines Bauteils wird sofort Ersatz aus dem Leinenbeutel nachgezogen.
Wird keine der vorgenannten Optionen genutzt, darf der Spieler 1-4 Plättchen aus seinem Vorrat aus dem Spiel nehmen und sich in gleicher Anzahl aus dem Beutel nachversorgen.
Sobald bei einem Spieler alle drei Pyramiden fertig sind (oberster Wert 1) oder das letzte Plättchen aus dem Beutel gezogen wurde, endet das Spiel. Es folgt die Wertung anhand der verbauten Bauteile: hier sind die Vorzeichen relevant und bringen entsprechend Plus- oder Minuspunkte.Das große Spiel des Pyramiden-Bauens, so der Untertitel des von Pegasus veröffentlichten Werks, ist dies nicht. Auch ohne historische Fachkenntnisse sollte einem die Komplexität der Errichtung dieser Weltwunder geläufig sein. Der hier genutzte Mechanismus wird diesem Anspruch nicht gerecht. Macht aber nix.
Denn den meisten der seinerzeit am Bau der Originale beteiligten Leute wird das keinen großen Spaß bereit haben. Die Spielerunden bzw. deren Teilnehmer verhalten sich da anders. Hier leisten die Minuspunkte, die man einem Mitspieler zuschanzt, wertvolle Hilfestellung. Hat man beim Legen noch gelacht, so ist der Geplagte beim eigenen Zug meistens in der Lage, zu kontern. Feixend sitzen alle anderen Spieler dabei, im frohen Wissen, dass dieser Kelch erst mal an ihnen vorübergegangen ist.
Es kann vorkommen, dass einen die eigene Legeauswahl zur Verzweiflung treibt: wer mehrfach zum Tausch statt zum Legen gezwungen ist, weil er ansonsten nur der Konkurrenz helfen würde, fühlt sich im Nachteil. In den allermeisten Fällen hat man aber mindestens ein oder zwei Teile, die sinnvoll genutzt werden können.
Durch die simple Struktur erschliesst sich das Spiel schnell. Die beigefügte Regel ist präzise geschrieben und angemessen bebildert. Längere Bedenkzeiten bei den Spielzügen sollten nicht entstehen.
Unterschätzt wird in sehr schnellen Spielerunden das taktische Moment: unter Umständen bietet es sich an, eine Baustelle schnell beenden zu wollen, statt noch auf zwei, drei fehlende Teile zur Fertigstellung einer perfekten Pyramide zu warten. Da die Legereihenfolge der Bauteile in aufsteigender Form nicht linear erfolgen muss, kann also eine Pyramide mit einem aktuell oben liegenden Wert von 4 durchaus sinnvollerweise mit einem 1er-Plättchen abgeschlossen werden. Die Pyramide ist dann schon einmal vor Fremdeingriffen sicher. Sollte man in Führung liegen (oder sich entsprechend wähnen), ist es durchaus von Vorteil, auch ggf. fremde Pyramiden mit positiven Endstücken zu versorgen, wenn dadurch das Spiel schneller beendet wird.
Spielertypen, welche die Politik der kleinen Nadelstiche schätzen, werden bei diesem Spiel auf ihre Kosten kommen. Gehirnverbieger eher nicht. Das Spiel eignet sich an längeren Spieleabenden hervorragend als Einsteiger oder als Absacker sowie als „was kurzes zwischendurch“.
Die Pegasusausgabe ist eine Lizenzproduktion des bei Fun Factory Games verlegten Giza.Rezension André Beautemps
Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.
H@LL9000 Wertung Gizeh / Giza: 3,2, 6 Bewertung(en)
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
08.04.08 von André Beautemps |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
09.02.07 von Jochen Traub |
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11.10.07 von Michael Andersch |
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13.06.08 von Ralph Bruhn - Fur anspruchsvolle Spieler ist das nichts. Aber mit meinem 9-jährigen Sohn spiel ich's gerne. |
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25.06.08 von Udo Kalker - Eigentlich zu glücksabhängig. Mit Kindern ist es aber OK. Wertung bezieht sich auf die Erwachsenenrunde. |
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29.06.10 von Regina Molter |
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