Rezension/Kritik - Online seit 14.03.2015. Dieser Artikel wurde 6457 mal aufgerufen.

Green Deal

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Autor: Juma Al-JouJou
Verlag: Karma Games
Rezension: Hardy Jackson
Spieler: 3 - 5
Dauer: 90 Minuten
Alter: ab 10 Jahren
Jahr: 2014
Bewertung: 4,5 4,5 H@LL9000
3,0 3,0 Leser
Ranking: Platz 4181
Download: Kurzspielregel [PDF]
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Green Deal

Spielziel

Bei Green Deal führt jeder Spieler ein international agierendes Unternehmen. Mit diesem gilt es zu expandieren und profitabel zu wirtschaften, aber auch Regierungen und Kunden von der Nachhaltigkeit des Unternehmens zu überzeugen, indem man soziale und ökologische Projekte umsetzt und Image-Kampagnen startet. Nur so erhält man die nötigen Siegpunkte.

Ablauf

Bei Green Deal folgen wir einem einfachen Ablauf durch die zehn Spielrunden. Zuerst wird die Zugreihenfolge per blinder Auktion ausgemacht, jeder Spieler stellt dabei auf seiner Wählscheibe verdeckt einen Betrag ein, den er anschließend auch bezahlen muss. Danach kann jeder sich sein Einkommen nehmen (man startet schon mit einem gewissen ründlichen Einkommen und Vermögen). In der so ermittelten Reihenfolge darf sich dann jeder Spieler eine der ausliegenden Projektkarten aussuchen oder alternativ eine Aktionskarte. Projektkarten gibt es in vier farblich gekennzeichneten Kategorien (Umwelt, Soziales, Jobs und Forschung), wobei von jeder pro Runde immer nur eine Karte verfügbar ist, dazu je zwei Aktionskarten. In einer Reihe darüber sieht man jeweils schon die Karten, die in der folgenden Runde zur Auswahl stehen werden.

Die Projektkarten haben außer ihrer Bereichszugehörigkeit immer vier relevante Eigenschaften: Die Projektgröße (von 1 bis 5), einmalige Kosten zum Erwerb, Veränderung des Einkommens (kann positiv oder negativ ausfallen) und Siegpunkte. Große Projekte sind dabei meist teuer, sowohl beim Anschaffungspreis als auch bei den Betriebskosten, bringen aber mehr Siegpunkte und haben weitere Vorteile (die später noch erläutert werden). Kleine Projekte sind gerade in den ersten Runden interessant, da sie nicht viel kosten und oft sogar das Einkommen erhöhen. Siegpunkte, Geld und Einkommensveränderungen werden beim Erwerb des Projektes sofort auf den entsprechenden Leisten markiert. Achtung: Der letzte Spieler in der Zugreihenfolge darf kein Projekt mehr nehmen, wenn alle vor ihm dies getan haben. Er muss dann eine der Aktionskarten nehmen, die aber durchaus auch interessant sein können, da sie Extra-Fähigkeiten oder -Siegpunkte bringen oder Sonderaktionen ermöglichen.

Darüber hinaus gibt es für jeden der vier Nachhaltigkeitsbereiche eine Skala, bei der jeder Spieler bei 0 anfängt und mit jeden erworbenen Projekt dieser Kategorie um so viele Schritte aufsteigt wie die Größe des Projektes beträgt. Zwei Mal im Spiel erfolgt eine Nachhaltigkeitswertung, bei der man Extra-Siegpunkte entsprechend seiner schlechtesten (!) Kategorie erhält. Je höher man kommt, desto stärker steigen die Boni mit jeder weiteren Stufe an.

Drei Mal im Spiel werden zudem die vier Kategorien einzeln gewertet, wobei es jeweils für die obersten drei Spieler auf jeder Skala Punkte gibt. Bei diesen Wertungen kann man mit zuvor käuflich erworbenen PR-Kampagnen, die von den Spielen dann simultan und geheim zugeordnet werden, die Wertung manipulieren, indem man seinen Marker quasi virtuell (nur kurzzeitig) hochschiebt.

Schließlich gibt es noch eine weitere wichtige Phase zum Abschluss jeder Runde: Für jedes in der Phase zuvor erworbene Projekt erhält der Spieler ein Plättchen der entsprechenden Kategorien-Farbe und Stärke, dass er auf einer Weltkarte platziert, angrenzend an eines seiner schon dort befindlichen Plättchen. Immer wenn nun zwei Projekte derselben Kategorie/Farbe nebeneinander auf der Weltkarte zum Liegen kommen, kann derjenige, der das aktuelle Plättchen gelegt hat, entscheiden, ob die beiden Projekte kooperieren oder konkurrieren sollen. Im ersteren Falle bekommen die Besitzer beider Plättchen einen Bonus auf ihr Einkommen, der dem Mittelwert der beiden Projektgrößen entspricht. Entscheidet sich der Spieler hingegen für Konkurrenz, erhält der Besitzer des höheren Plättchens die Differenz der Werte als Bonus, der andere hingegen als Malus. Wer auf kleine günstige und das Einkommen zunächst fördernde Projekte gesetzt hat, muss so später eventuell böse Überraschungen erleben.

Wer gut wirtschaftet, kann sich durch Auszahlung von Dividenden noch zusätzliche Siegpunkte erkaufen. Nach der letzten Runde gibt es außer den beschriebenen Wertungen noch eine für die rentabelsten Unternehmen (höchste Einkommen).

Fazit

Die Ausstattung des Spiels, das vom kleinen Karma Games-Verlag via Crowdfunding finanziert wurde, ist im Großen und Ganzen solide, wenn auch mit kleinen (aber verschmerzbaren) Mängeln. Die Wählscheiben für die Auktion sind nett, aber etwas zu leichtgängig. Die vier Kategorien-Farben sind auf den Projektkarten, den zugehörigen Skalen und Plättchen nicht ganz identisch. So sind etwa die Job-Karten blau, die Skala hingegen sieht eher lila aus. Die zugehörigen Plättchen sind im Inneren blau, aber mit grünem Rand, der dem der grünen Plättchen ähnelt, ähnlich ist es bei Rot und Orange. Das kann anfangs hin und wieder zu Verwechslungen führen. Wenn man sich daran gewöhnt hat, sind die Plättchen aber recht gut zu unterscheiden. Die Gestaltung des Spielplans ist bis auf die genannten Einschränkungen sehr funktional. Dazu auch farbenfroh, aber dennoch auch sehr schlicht. Bilder oder andere dekorative Elemente, die den Spielplan etwa aufpeppen oder die Thematik unterstreichen könnten, fehlen.

Was den Spielablauf betrifft, lässt sich positiv vermerken, dass dieser recht übersichtlich ist. Für ein 90-minütiges Strategiespiel ist die Einstiegshürde gering, da die Grundprinzipien leicht zu erklären sind. Dennoch ist das Spiel nicht zu seicht, sondern vermag auch Vielspieler zu fordern. So entpuppt sich etwa die Zugreihenfolge-Auktion als sinnvolles Element, das durchaus Geschick im Einschätzen der Mitspieler und der aktuellen Auslage erfordert. Dies und die Platzierung der Plättchen auf der Weltkarte erhöhen auf schöne Weise die Interaktion im Spiel.
Bei der zentralen Phase der Projektauswahl ist Kalkül gefragt. Da die Spieler auch von den Entscheidungen der Spieler vor ihnen abhängig sind und so spontan reagieren müssen, können hier schon mal Wartezeiten entstehen, während die anderen Phasen sich recht flott spielen (Auktion und Einkommensphase werden teils simultan ausgeführt).

Kritisiert wurde in unseren Testrunden der doch recht hohe Verwaltungsanteil durch das ständige Anpassen der Marker auf den diversen Skalen und Leisten (wodurch auch bei den Einkommens-, Geld- und Siegpunktleisten leicht mal Fehler passieren können, während die Nachhaltigkeitsskalen jederzeit nachprüfbar bleiben). Manche empfanden das Spiel auch insgesamt als etwas zu trockene Rechenschieberei, andere hingegen als durchaus spannend, das ist wohl eine Geschmacksfrage. Wer allerdings aufgrund des ambitionierten Themas der Nachhaltigkeit befürchtet, es könne sich hier um ein Spiel der Kategorie „gut gemeint“ handeln, der liegt falsch.

Green Deal funktioniert auf jeden Fall gut, gravierende Mängel in der Konzeption oder der Spielbalance konnten wir nicht feststellen. Der Ablauf ist klar strukturiert, und es gibt immer genug zu überlegen. Auch bleibt das Spiel bis zur Schlussphase spannend, aufgrund der vielen Wertungen am Ende lässt sich das Ergebnis vorher meist kaum absehen.

Auf der anderen Seite ist das Thema im Spielgefühl nicht allzu präsent. Die Projektkarten greifen zwar im Namen entsprechende Themen auf, haben aber keinerlei thematische Funktionen außer eben Kosten, Einkommen und Siegpunkten. Im Grunde fühlt sich Green Deal also primär wie ein Wirtschaftsspiel an, bei dem es eben auch Punkte für das Image gibt. Immerhin, die Elemente des Spiel sind bezogen auf das Thema durchaus weitgehend stimmig, zum Beispiel auch die PR-Wertungen, bei denen man durch Image-Kampagnen seinen Konzern besser erschienen lassen kann, als er in Wirklichkeit ist. Nur dringt dabei das Thema „Führe einen Konzern“ gefühlt deutlich stärker durch als das der Nachhaltigkeit.

Unterm Strich ist Green Deal ein zwar nicht überragendes oder extrem innovatives, aber ein durchweg solides, gut konzipiertes Wirtschaftsspiel, was Spielern, die diese Art Spiel mögen, durchaus gefallen wird. Zudem sind die Regeln und der Ablauf übersichtlich bei zugleich passabler Spieltiefe.

Rezension Hardy Jackson

Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.

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H@LL9000-Bewertungen

H@LL9000 Wertung Green Deal: 4,5 4,5, 2 Bewertung(en)

Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 14.03.15 von Hardy Jackson - Gute 4 Punkte. Gäbe es auch halbe, hätte ich mit 4.5 bewertet.
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 29.04.17 von Roland Winner - Spieldauer ist deutlich länger als 90 Minuten zu viert. Die Regeln erfordern leider Recherchen auf BGG, da sie sehr mäßig geschrieben sind. Ansonsten macht Green Deal aber viel Spaß.

Leserbewertungen

Leserwertung Green Deal: 3,0 3.0, 1 Bewertung(en)

Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 10.02.15 von ravn - Der Spannungsbogen reicht leider nicht für die 10 Spielrunden, da es keine wirkliche Entwicklung gibt und sich Runde für Runde gleichförmig anfühlen. Interessante Ansätze, nur scheint die redaktionelle Bearbeitung zu fehlen, um aus einem Herzblutspiel des Autors ein mehr als nur mittelmäßiges Spiel zu machen. Ich hatte mir mehr erhofft.

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