Spielziel
Die Spieler führen eine Bande von Piraten und umkämpfen die Kapitänsposten auf den 6 Schiffen, da dieser immer den größten Anteil an der Beute erhalten. Piraten können auf Inseln verbannt werden und bringen dann Minuspunkte. Am Ende zählen die meisten Punkte.
Ablauf
Die Karten in 5 Farben mit Werten von 1 bis 15 (je nach Anzahl der Teilnehmer auch weniger) werden komplett an die Spieler verteilt. Man einigt sich auf eine Anzahl von Durchgängen. In jedem Durchgang werden alle Karten ausgespielt. Zunächst wird durch Auslegen und gleichzeitiges Aufdecken einer Karte die Trumpffarbe festgelegt: Die höchste Zahl bestimmt die Trumpffarbe, bei Gleichstand die nächstniedrigere. Diese Bietkarten sind dann allerdings aus dem Spiel!

Im folgenden Stichspiel spielt jeder eine Karte offen aus, deren angespielte Farbe bedienen muss. Andernfalls kann abgeworfen oder getrumpft werden, bei Gleichstand gilt die zuerst gespielte Karte als die höhere. Denn den Stich macht die höchste Karte, deren Besitzer genau 1 seiner Piraten auf das Schiff der angespielten Farbe setzt (nur wenn max. 2 Farben im Stich enthalten sind) bzw. auf das neutrale weiße Schiff (3 und mehr Farben sind im Stich) - jeweils in die Mitte auf den Kapitänsplatz. Als die höchste Karte gilt auch eine abgeworfene, also nicht bedienende Karte, wenn kein Trumpf im Stich gespielt wurde. Ein schon auf dem Kapitänsplatz sitzender Pirat muss 1 Platz nach links oder rechts verschoben werden, wodurch ein anderer Pirat auf einem Außenplatz ins Wasser fällt und damit auf die erste Insel verbannt wird. Jede Insel nimmt nur 1 Piraten auf, d.h. ein schon anwesender Pirat wird immer zur nächsten Insel verschoben, bis er auf dem Floß landet und damit in den Vorrat des Spielers zurückkommt.

Hat man aber schon einen Piraten auf dem Schiff, kann man statt einen weiteren Piraten einzusetzen auch mit einem dort vorhandenen fremden Piraten die Plätze tauschen.
Der erzielte Stich kann verdeckt mit eventuell schon angehäuften Stichen früherer Runden an einen direkten Nachbarn weitergereicht werden (schlecht für die Endabrechnung) oder verdeckt vor sich belassen werden. Die erste Karte des nächsten Stichs spielt der Gewinner des aktuellen Stichs an.
Abrechnung nach einem Durchgang:
Sind alle Karten und damit Stiche gespielt, werden Punkte vergeben. Es erhalten jeweils: Kapitän: +5 , Pirat: +1, Pirat auf Insel: je nach Insel –1 bis –4. Größter Stichstapel: –4, zweitgrößter Stichstapel: –2 (Gleichstand: volle Punkte für jeden). Die Piraten bleiben auf den Schiffen und Inseln platziert und der nächste Durchgang geht los.
Fazit
Als Kartenspiel mit Brettspiel-Charakter kommt Hispaniola mit wenigen Regeln aus, wie es das Markenzeichen von Spielen aus der Feder von Michael Schacht ist. Wie immer sind die Spielregeln präzise, und man kann ohne weiteres losspielen. Das Karten-Material ist funktional, aber nicht sonderlich hübsch gestaltet. Das Spielbrett erfüllt in seiner Aufmachung, Übersichtlichkeit und Größe seinen Zweck.
Als wenig beeinflussbar und damit schlecht kalkulierbar erweist sich von Anfang an das Spielgeschehen, auch wenn man versucht, Karten, die einen eigenen Sticherfolg versprechen, erst gegen Ende eines Durchganges zu spielen. Überhaupt spielen das Kartenglück und die Farbverteilung in Kombination mit dem richtigen Zeitpunkt, einen Stich zu gewinnen, eine große Rolle. So spielt man Stich für Stich und hofft, dass die eigenen Kapitäne und Piraten nicht verdrängt werden, bzw. man tut sich selbst im Verdrängen hervor. Da diese Zufälligkeit das Geschehen beherrscht, kann Hispaniola den taktisch bzw. strategisch orientierten Spieler wenig befriedigen.
Wer aber nur auf Spaß in diesem Ärgerspiel aus ist und das Glück „ans Ruder lassen will“, kann in entsprechenden Spielgruppen (auch gut mit Kindern) durchaus auf seine Kosten kommen. Hispaniola erfüllt somit leider nicht die spielerischen Erwartungen der ambitionierten Spieler, doch ist es damit grundsätzlich kein schlechtes Spiel.
Rezension Roland Winner
Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.