Rezension/Kritik - Online seit 20.11.2004. Dieser Artikel wurde 9874 mal aufgerufen.

Lupus in Tabula

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Autor: Domenico Di Giorgio
Illustration: Gianpaolo Derossi
Verlag: dV Giochi
Rezension: Frank Gartner
Spieler: 8 - 24
Dauer: 30 Minuten
Alter: ab 7 Jahren
Jahr: 2010
Bewertung: 2,0 2,0 H@LL9000
Ranking: Platz 6520
Lupus in Tabula

Spielziel

Das abgelegene Dörfchen "Tabula" macht seinen Bewohnern reichlich Sorgen. Jede Nacht verwandeln sich einige Dorfbewohner in Werwölfe, streifen durchs schlafende Dorf und suchen sich ein Opfer aus, das die Nacht nicht überlebt. Die nächtlichen Opfer sorgen für reichlich Gesprächstoff am Tag. So wird am Tage heiß diskutiert und Verdächtigungen geäußert, bis letztendlich ein verdächtiger Bewohner auf dem Scheiterhaufen landet.

Erst am Ende wird sich herausstellen, ob die Bewohner einen guten Instinkt beweisen und die Werwölfe aufspüren können. Falls nicht, wird keiner von ihnen das Spiel überleben...

Ablauf

Ein Spieler übernimmt die Rolle des Spielleiters. Er ist neutral und leitet die Spieler durch das Geschehen. Durch geheimes Zulosen von Charakterkarten bekommen alle Spieler eine Rolle zugeteilt. Die Rollen gliedern sich grundsätzlich in zwei Lager auf: Die Dorfbevölkerung und die Werwölfe. Die Anzahl der Werwölfe (zwischen einem und drei) richtet sich nach der Spielerzahl. Unter der Dorfbevölkerung gibt es normale Bürger ohne Sonderfunktion, aber auch Sondercharaktere, die über bestimmte Fähigkeiten verfügen.

Alle Charaktere werden während des Spiels geheim gehalten.

Das Spiel gliedert sich in zwei Phasen: Die Nachtphase und die Tagphase

In der Nachtphase schließen alle Spieler die Augen und schlagen rhythmisch auf den Tisch, um eventuelle andere Geräusche zu überdecken. Nun ruft der Spielleiter nacheinander bestimmte Personen mit Sonderfunktionen auf. Diese öffnen die Augen, walten Ihres Amtes und schließen danach ihre Augen wieder. Alle anderen Spieler halten während dieser Zeit ihre Augen komplett geschlossen, so dass sie nichts von all dem mitbekommen.

Die Werwölfe übernehmen eine besondere Funktion. Sie sind die Bösen und versuchen die Bevölkerungszahl Nacht für Nacht zu reduzieren. Sie öffnen in der Nacht gemeinsam ihre Augen, und einigen sich durch Blickkontakt auf einen Mitspieler, der von ihnen getötet werden soll.

Sobald alle Sonderfunktionen abgehandelt wurden (hierzu gleich noch mehr), kommt es zur Tagphase, die mit dem Öffnen der Augen aller Mitspieler und der Bekanntgabe des nächtlichen Opfers eingeleutet wird. Das Opfer scheidet aus dem Spiel aus und darf keinen Kommentar mehr von sich geben (dafür darf das Opfer in der Nacht die Augen offen lassen und kann somit das Spielgeschehen besser verfolgen).

Am Tag sind alle gleich. Auch die Werwölfe geben sich als normale Bürger aus. Die Spieler dürfen nun Mutmaßungen äußern. Wer könne ein Werwolf sein? Wer verhält sich verdächtig? In dieser Phase können die Sondercharakter versuchen ihre in der Nacht gewonnenen Erkenntnisse unauffällig in die Runde zu streuen.

Nach 3 Minuten endet die Diskussion. Jetzt geht es ans Lynchen: Die Spieler zeigen reihum nacheinander auf eine Person, die sie in Verdacht haben. Die beiden Spieler mit den meisten Stimmen dürfen noch einmal eine Verteidigungsrede halten. Danach wird noch einmal zwischen den beiden Nominierten abgestimmt, die Person mit den meisten Stimmen gelyncht und ist damit ebenfalls zum ewigen Schweigen verdammt. Bei Gleichstand dürfen die betroffenen Personen noch einmal eine kurze Verteidigungsrede halten, bevor es zu einer erneuten Abstimmung kommt.

Damit ist die Tagphase beendet und es wird erneut Nacht...

Der Spielleiter leutet das Spielende ein, wenn entweder alle Werwölfe oder alle Bürger getötet wurden. Das überlebende Team hat gewonnen.

Folgende Sonderfunktionen gibt es:

  • Der Seher darf pro Nacht die Gesinnung eines Mitspielers erfragen. Dazu zeigt er auf den gewünschten Mitspieler. Der Spielleiter nennt dem Seher, ob es sich um einen Bürger oder einen Werwolf handelt.
  • Das Medium bekommt in jeder Nacht mitgeteilt, ob der am Tag gelynchte Spieler ein Werwolf war oder ein Bürger ist.
  • Der Bessesene öffnet zwar nachts nicht die Augen, gewinnt jedoch, wenn die Werwölfe gewinnen. Er tut also gut daran einen Werwolf am Tag vor der Lynchjustiz zu retten (sofern er richtig vermutet).
  • Der Leibwächter darf sich pro Nacht eine Person heraussuchen, welche er beschützt. Diese Person überlebt den nächtlichen Angriff der Werwölfe.
  • Die Freimaurer sind zwei Bürger, die jeweils Kenntnis voneinander haben. Sie wissen, dass der andere Freimaurer kein Werolf sein kann.
  • Der Werhamster spielt für sich allein. Er überlebt jeden Angriff der Werwölfe und wird auch vom Medium als Mensch erkannt. Nur wenn der Seher ihn in der Nacht abfragt, stirbt er gemeinsam mit dem nächtlichen Opfer.

Im Sommer 2004 wurde Lupus in Tabula in einer zweiten Edition herausgebracht. Diese Edition wird in einer größeren Schachtel herausgebracht und verfügt über zusätzliche Karten:

  • Die 26 Karten Wütende Menge werden bei der täglichen Abstimmung an die Spieler vergeben, die eine Stimme erhalten haben. Damit soll die Auswertung der Abstimmung erleichtert werden.

Zudem gibt es 2 zusätzliche Charaktere:

  • Die Eule bestimmt in der Nacht eine Person, die zusammen mit der Person mit den meisten Stimmen nominiert und nach Abstimmung ggf. gelüncht wird.
  • Der Mythomane wählt in der zweiten Nacht eine Person aus. Ist diese Person weder ein Seher noch ein Werwolf, bleibt der Mythomane normaler Bürger. Sollte er einen Seher oder Werwolf erwischen, schlüpft er zusätzlich in die Rolle dieses Charakters, öffnet in der gleichen Nachtphase die Augen und stimmt die Vorgehensweise ab.

Fazit

Lupus in Tabula ist ein Spiel für eine große Spielgruppe. Zum Spiel benötigt man kein großes Equipment, lediglich die kleine Spielpackung mit den Karten. Ideal also, um es unterwegs mit größeren Reisegruppen von 9 bis 23 Spielern zu spielen.

Einigen Lesern werden die Parallelen zu Die Werwölfe von Düsterwald aufgefallen sein, ein Spiel, das seit dessen Erscheinen eine regelrechte Werwolf-Mania auslöste! In der Tat haben beide Spiele das Urspiel "Mafia" als Vorbild. Da Lupus in Tabula jedoch ein Jahr nach den Werwölfen von Düsterwald erschien, liegt die Vermutung nah, dass man hier auf der Welle des Erfolgs mitreiten möchte. Nach Aussage von DaVinci wurden jedoch beide Spiele unabhängig voneinander entwickelt.

Da es nun beide Spiele auf dem Markt gibt, liegt ein Vergleich auf der Hand. Plagiat oder ein völlig anderes Spiel?

Die Unterschiede:

Trotz der Parallelen unterscheidet sich das italienische Lupus in Tabula spielerisch deutlich von seinem Werwolf-Bruder aus Frankreich.

  • Dies beginnt mit dem rhythmischen Tischklopfen, eine Regel, auf die in unseren Runden nach der ersten Nacht verzichtet wurde. Zwar ist es dann möglich, unbeabsichtigte Bewegungen von Mitspielern zu erspähen, aber gerade dies kann äußerst interessant für die täglichen Diskussionen werden.

  • Die Spieler erfahren nicht den wahren Charakter der verstorbenen Spieler. Alle Charakterkarten bleiben bis zum Schluss verdeckt. Dadurch bekommt Lupus in Tabula einen völlig anderen Spielcharakter. Große Diskussionen am Tage erübrigen sich, da kein Spieler - mit Ausnahme weniger Sondercharaktere - im Verlauf des Spiels an Informationen hinzugewinnen.

    Dies ist sehr schade, denn gerade durch das Element des Aufdeckens erfahren die Spieler nicht nur den Charakter des Gestorbenen. Plötzlich bekommen zuvor getätigte Aussagen der Mitspieler eine völlig andere Bedeutung. Ist mein Nachbar vielleicht doch ein Werwolf? Man analysiert das Verhalten der Mitspieler, lässt das vergangene Geschehen noch einmal Revue passieren, kombiniert und kommt somit zu Schlussfolgerungen, die den Spielverlauf entscheidend beeinflussen. Schauspielerei und Psychologie sind wundervolle Elemente, die bei Lupus in Tabula leider nicht zum Tragen kommen.

    So gingen unsere Spielrunden teilweise dazu über, auf das Diskutieren komplett zu verzichten und direkt ans Lynchen zu gehen.

  • Die Abstimmung, um das tägliche Lynchopfer herauszudeuten, erfolgt hier nacheinander, nicht parallel. Sicher werden eingefleischte Düsterwald-Freunde das gleichzeitige Abstimmen bevorzugen, jedoch hat auch die chronologische Abstimmung seinen Reiz, da auf diese Weise der eine oder andere Spieler aus rechnerischen Gründen umschwenken wird.

  • Die Charaktere unterscheiden sich natürlich auch voneinander, bis auf wenige Ausnahmen. Allerdings gibt es mittlerweile eine Unmenge an Charakter-Ideen, welche begeisterte Werwolf-Spieler entwickelten (siehe auch unsere Variantensammlung).

  • Letztendlich sollte noch die Optik angesprochen werden. Hier setzt Lupus in Tabula auf den Comicstil, während Düsterwald in einem eher klassisch, künstlerischen Outfit daher kommt.

Und nun?

Trotz der vielen Parallelen entsteht durch die regeltechnischen Unterschiede ein völlig anderes Spiel, dessen Zielpublikum vom Alter betrachtet unterhalb den Werwölfen von Düsterwald anzusiedeln ist. Der Spielverlauf ist mechanischer und dadurch weniger athmosphärisch. So dürfte Lupus in Tabula bei Einsteigern und Jugendgruppen Gefallen finden. Wer allerdings den Bruder aus Frankreich einmal gespielt hat, wird sich schwer tun, auf das italienische Regelwerk umzusteigen, da es hinsichtlich der wirklich interessanten psychologischen Elemente, durch den Aha-Effekt beim Aufdecken der verstorbenen Charaktere, nicht mithalten kann. So floppte Lupus in Tabula in unseren Spielrunden, in denen sich zum Großteil sehr erfahrene Düsterwald-Spieler befanden.

Eines muss man den Italienern jedoch lassen. Auch wenn Lupus in Tabula spielerisch eher einen Rückschritt gegenüber den Werwölfen von Düsterwald bedeutet, so stellt es preislich einer äußerst interessante Alternative dar. Denn Lupus in Tabula kostet gerade einmal die Hälfte! In Anbetracht dessen, dass das Spielprinzip jede Form von Regelmodifikationen zulässt - oder vielmehr: durch die vielen Charaktere sogar unterstützt -lässt sich auch mit diesem Kartenset problemlos eine Variante finden, die auch Düsterwald-Fans zusagt und das zum halben Preis!

Rezension Frank Gartner

Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.

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H@LL9000-Bewertungen

H@LL9000 Wertung Lupus in Tabula: 2,0 2,0, 5 Bewertung(en)

Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 11.07.04 von Frank Gartner
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 28.04.04 von Kathrin Nos - Durch das fehlende Aufdecken der Charakterkarten nach dem Ableben geht jeder Spielreiz verloren. Beim Probespielen gab es kaum sinnvolle Diskussionen. Zum Vergleich: Das vom Spielprinzip her verwandte "Die Werwölfe von Düsterwald" ist für mich klar ein Spiel mit der höchsten Note für Spielreiz!
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 16.06.04 von Hans-Peter Stoll
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 09.08.04 von Peter Nos
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 08.11.04 von Marion Scheben

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