Rezension/Kritik - Online seit 09.07.2023. Dieser Artikel wurde 1018 mal aufgerufen.

Maui

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Autor: Sébastien Pauchon
Frank Crittin
Grégoire Largey
Verlag: Next Move Games
Rezension: Franky Bayer
Spieler: 2 - 4
Dauer: 30 Minuten
Alter: ab 8 Jahren
Jahr: 2022
Bewertung: 2,5 2,5 H@LL9000
Ranking: Platz 5609
Maui

Spielziel

Ich wollte als passende Einleitung für diese Rezi mein Erlebnis auf dem Haleakala'a, dem Vulkan auf Maui erzählen, als mir einfiel, dass ich dies schon für die Spielekritik von Haus der Sonne tat. Tja, ich werd' halt doch langsam senil. Macht aber ohnehin nichts, denn das Spiel Maui hat mit Hawaii nicht viel gemein. Handtücher an einem Strand auflegen, das kann man nämlich genauso gut am "Hausmeisterstrand" in Bibione, Caorle oder Rimini, dafür braucht es keinen pazifischen Palmenflair mit Hula-Hula und Aloha.

Ablauf

Jeder von uns hat eine Tafel, welche unseren persönlichen Strandabschnitt zeigt. Ein paar Sonnenschirm-Plättchen werden anfangs - verdeckt und zufällig - auf die dafür vorgesehenen Felder platziert. Im Laufe des Spiels legen wir Handtücher auf unserem Strand aus. Die Handtuchplättchen weisen jeweils drei unterschiedliche von insgesamt 5 möglichen Mustern auf, in jeder erdenklichen Kombination. Die Plättchen kommen in einen Beutel, aus dem wir dann ein paar herausziehen, um den "Markt" zu bestücken, sowie ein zufälliges Handtuchplättchen, welches wir auf die Startposition legen. Schließlich platzieren wir noch je 1 Sanddollar in die beiden Reihen des Marktes und nehmen uns selbst 1 Dollar als Startgeld.

In unserem Spielzug haben wir generell 2 Aktionsmöglichkeiten: Entweder wir nehmen uns alle Sanddollars einer beliebigen Reihe des Marktes (A), oder wir legen ein Handtuchplättchen (B). Für Letzteres nehmen wir zuerst ein Handtuchplättchen vom Markt. Das äußerst linke Plättchen jeder Reihe ist dabei gratis, für das 2. Plättchen müssen wir schon 1 Sanddollar in den entsprechenden Bereich abgeben, für das 3. sogar 2 Sanddollars.

Anschließend legen wir das Plättchen in die nächste Spalte unserer Tafel, und zwar so, dass mindestens 1 Muster horizontal mit dem zuletzt gelegten Handtuch übereinstimmt. Danach können wir werten. Für jedes neue, horizontal passende Muster erhalten wir Punkte, indem wir unsere entsprechenden Wertungssteine (Muscheln in unserer Spielerfarbe) auf dem Wertungsplan vorrücken. Die äußersten Felder - zum Meer oder zu den Bäumen hin - sind dabei vorteilhafter, weil wir dort bis zu 3 Felder vorrücken dürfen, während es in der Strandmitte lediglich ein einziges Feld ist.

Es gibt noch zwei Besonderheiten. Überdecken wir einen Sonnenschirm, decken wir ihn auf und erhalten den angeführten Vorteil: Entweder eine Perle, welche uns am Spielende je nach Anzahl gesammelter Perlen zusätzliche Punkte einbringt, oder eine Extra-Wertung, welche uns erlaubt, auf einer der beiden angegebenen Wertungsleisten (Muster) 1 Feld vorzurücken.

Legen wir hingegen ein Handtuchplättchen derart, dass mindestens ein Handtuch außerhalb unserer Felder liegt, müssen wir auf jedes dieser hinausragenden Handtücher einen Strafchip legen, welcher uns einen Minuspunkt beschert.

Sobald einer von uns sein 12. Handtuchplättchen gelegt hat, wird die aktuelle Runde nur mehr zu Ende gespielt. In einer Endwertung bestimmen wir unsere Siegpunkte, indem wir die Punkte all unserer Wertungssteine zusammenzählen. Dazu kommen noch Punkte für unsere Perlen, sowie ein Punkt für jeden Sanddollar in unserem Besitz. Von der Summe wird noch je 1 Punkt pro Strafchip abgezogen. Erreichen wir insgesamt die höchste Punktezahl, gewinnen wir den heißen Kampf am heißen Strand.

Fazit

Das Thema an und für sich holt mich nicht ab. Ich finde es höchst fragwürdig und unrealistisch. Wenn man schon Handtücher ausbreitet, dann höchstens um für sich und seine Familie gute Plätze zu reservieren, und nicht gleich einen ganzen Strandabschnitt zuzupflastern. Da gäbe es doch sicher passendere Sujets für ein Legespiel.

Aber auch spielerisch kann Maui meiner Meinung nach nicht ganz überzeugen. Es engt die Spieler nämlich regeltechnisch ziemlich ein. Schon beim Nehmen der Handtuchplättchen ist die Auswahl des aktiven Spielers auf sechs Plättchen - zwei Reihen zu je drei Plättchen - begrenzt. Davon sind nur die beiden äußerst linken Plättchen umsonst zu haben, die Kosten weiter rechts liegender Plättchen schränken die Auswahl praktisch noch zusätzlich ein. Wenn man Pech hat oder zu wenig Sanddollars, passt gar nichts in die eigene Auslage, woraufhin man einen suboptimalen Ersatzzug durchführen muss, der gar keine Punkte bringt.

Die Plättchen dürfen zudem nicht um 180 Grad gedreht werden, auch wenn es für die aktuelle Situation vorteilhafter wäre. Eine Markierung gibt vielmehr vor, in welcher Ausrichtung die Plättchen unbedingt gelegt werden müssen. Jedes Handtuchplättchen weist drei von 5 verschiedenen Mustern auf. Somit kommen auf den 60 vorhandenen Plättchen alle möglichen Kombinationen vor. Diesbezüglich schaut es fast so aus, als wäre der promovierte Mathematiker Reiner Knizia Patenonkel des Spiels gewesen.

Und schließlich ist man auch beim Legen der Handtuchplättchen recht eingeschränkt. Man darf ein Plättchen nur in die nächste Spalte legen, eine doch einigermaßen eindimensionale Aufgabe. Dass Maui dennoch einen gewissen Spielreiz bietet, liegt einerseits an den Sonnenschirmen, welche lukrative Boni gewähren, sowie an den unterschiedlichen Werten der Reihen. Felder am Rand bringen bei Übereinstimmungen indirekt wesentlich mehr Punkte als die zentralen Felder. Deshalb lohnt es sich, beim Legen die Randfelder anzustreben, und dabei auch das eine oder andere Mal die Minuspunkte durch Strafchips in Kauf zu nehmen.

Wie bei vielen Legespielen nimmt der Einfluss auf das Spielgeschehen mit steigender Spielerzahl ab. In Vollbesetzung hat sich der Markt zu viel verändert, bis man wieder an der Reihe ist, sodass anvisierte Plättchen meist nicht mehr vorhanden sind. Die sich ständig wechselnde Auslage verhindert vorausschauende Planung und verlangt eher flexibles Reagieren und kurzfristiges Denken. Somit sind auch die taktischen Möglichkeiten limitiert.

Für Hobby-Strategen und anspruchsvolle Spieler ist Maui aus den genannten Gründen weniger geeignet. Die relativ kurze Spieldauer von ungefähr einer halben Stunde steht dafür aber in einem angenehmen Verhältnis zur taktischen Tiefe. So gesehen kann man das Spiel auf dem Niveau des Familienspiels oder für Gelegenheitsspieler durchaus empfehlen, auch wenn es etwas an Interaktion mangelt.

Für etwas Abwechslung sorgt die in der Spielanleitung angeführte Krabben-Variante, bei der die Rückseite der Spielertableaus zum Einsatz kommt. Die meisten Sonnenschirme werden hierbei durch Krabbenplättchen ersetzt, welche Minuspunkte (-2 bis -4) bringen, sobald die entsprechend markierten Felder mit Handtüchern belegt werden. Hier gilt es also im Gegensatz zum Grundspiel umzudenken, und nicht bestimmte Felder (die Sonnenschirme) anzupeilen, sondern stattdessen den lästigen Krabben so gut wie möglich auszuweichen. Eine interessante Alternative.

Man könnte sogar beides - Grundspiel plus Krabben-Variante - miteinander kombinieren, indem man nach einer Partie des Grundspiels eine Partie Krabben-Variante anschließt. Damit würde Maui jedoch deutlich länger dauern und seine Lockerheit verlieren. So gut ist Maui eben nicht, dass ich freiwillig mehr als eine Stunde dafür aufwenden möchte.

Maui wird sicher noch das eine oder andere Mal auf dem Spieltisch landen, im Familienkreis, als lockerer Opener, und zu ähnlichen Zwecken. Und jedes Mal wird da bei mir auch wieder die Erinnerung an den Urlaub auf Hawaii aufflammen, wo es aber weit bessere Beschäftigungen gibt als Handtücher auszubreiten: Golfrunden auf den traumhaften Plätzen von Ka'anapali und Wailea, ein Besuch von Lahaina, der malerischen alten Walfängersiedlung und früheren Hauptstadt Hawaiis, eine abenteuerliche Fahrt mit einem Leihauto nach Hana, ein unvergesslicher Hubschrauberflug über dem Vulkankrater des Haleakala'a, etc. Ich glaub', ich krieg' schon wieder Fernweh...

Rezension Franky Bayer

Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.

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H@LL9000-Bewertungen

H@LL9000 Wertung Maui: 2,5 2,5, 2 Bewertung(en)

Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 05.04.23 von Franky Bayer - Persönlich gilt für mich Spielreiznote 3, unter Gelegenheitsspielern und im Familienkreis ist die Note um 1 höher.
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 31.12.22 von Michael Andersch - Im Grunde gar nicht mal so schlecht, aber die Aktionen gehen so schnell von der Hand, dass das Nachschieben/Auffüllen des Handtuchmarktes und die Punktvergabe sich so anfühlt, als würde man 20% der Zeit spielen und 80% der Zeit verwalten.

Leserbewertungen

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