Spielziel

In diesem Spiel erwacht die tiefe Rivalität zwischen den beiden großen florentinischen Familien der Medici und der Strozzi aufs Neue. Die Spieler konkurrieren darum, die besten Waren zu kaufen und auf ihre Schiffe zu verladen, um sie in den Häfen mit großem Gewinn wieder zu verkaufen. Der Spielablauf ähnelt dem Spiel "Medici", aber dieses Spiel hier ist für 2 Spieler.

Ablauf

Nachdem die 3 Häfen zwischen den Spielern platziert wurden, die Monopol-Marker jeweils mittig auf den Warentafeln abgesetzt sind, jeder Spieler 300 Geld und je 3 Schiffe seiner Farbe erhielt, kann das Spiel beginnen. Es werden 3 Runden gespielt, die jeweils in der Reihenfolge Medici, Strozzi, Strozzi beginnen.

Eine Runde verläuft nacheinander in 4 Phasen:

A) 1 bis 3 Waren-Plättchen aus dem Beutel ziehen:

Der aktive Spieler zieht 1 Plättchen aus dem Beutel mit den Warenplättchen und legt es offen auf den Tisch. Es gibt 4 Sorten von Waren (mit Werten von 0 bis 4) und 2 Gold (Wert 5). Nun darf der Spieler noch 1 Plättchen und dann nach dessen Ansicht noch 1 weiteres ziehen.

B) Preis für alle Plättchen festlegen:

Der Spieler bestimmt den Preis (auch „0“ ist erlaubt) für alle Plättchen aus Phase 1 als Bündel und bietet sie dem Gegenspieler an. Lehnt dieser ab, muss der Spieler sie selbst kaufen. Bei Annahme des Gebots zahlt der Käufer stets den Preis an die Bank und lädt alle Plättchen auf ein Schiff seiner Wahl (egal, ob sich dieses im Hafen befindet oder nicht). Ist die Komplettverladung nicht möglich, sind alle gekauften Plättchen abzuwerfen. Es kann jederzeit unlimitiert und zinslos Kredit aufgenommen werden, der auf einem Blatt Papier notiert wird.

C) Ein Schiff ist mit mindestens einem Warenplättchen beladen:

Das Schiff muss in einen freien Hafen gesetzt werden, wo es in diesem Durchgang bleibt.

D) Der Käufer der Plättchen ist (erneut) am Zug mit Phase A.

Ende einer Runde:

Sofort, wenn nach Phase C die drei Schiffe eines Spielers komplett beladen sind oder ein Spieler ein Plättchen nachziehen möchte und der Beutel bereits leer ist.

Wertung nach jeder Runde:

· je Hafen: Die Wertsumme aller Plättchen wird je Schiff mit dem Gegenspieler verglichen. Wer höher liegt, erhält 20 Geld. Bei Patt gehen beide Spieler leer aus.

· je Monopol: Je Warenplättchen eines Schiffes, das in dem Hafen angebildet ist, zieht der Monopol-Marker der Ware 1 Feld zum betreffenden Schiff hin. Plättchen mit dem Wert „0“ bewegen den Marker um 2 Felder, Gold um 0 Felder. Man markiert die Differenz aus den Bewegungen beider Spieler, nicht einzeln. Wer nun einen Marker auf seiner Seite hat, erhält dafür 10 Geld. Sollte dieser sogar auf einem Bonusfeld (10 oder 20) stehen, wird dieser Bonus ausgezahlt.

Nach einer Wertung kommen alle Warenplättchen in den Beutel, die leeren Schiffe stehen wieder vor ihren Spielern. Nur die Monopolmarker bleiben unverändert stehen.

Ende des Spiels:

Nach 3 Runden gewinnt der Spieler mit dem meisten Geld. Bei Patt sind beide Sieger.

Fazit

Eine einfache, aber funktionelle Ausstattung im Platz sparenden Format der auch von Kosmos bekannten Spiele für 2 Personen präsentiert sich hier mit einer Spielregel, die in ihrer Kürze zwar gut und übersichtlich den Spielverlauf erklärt, dabei jedoch etwas schwammig bleibt bei den Definitionen zu „Spielende“ und „Monopolmarker“. Die tatsächliche Definition ist in dieser Rezension aufgeführt.

Den Spielverlauf beherrscht weitgehend das Dilemma um die angemessene Höhe eines Gebotes für Warenplättchen, wofür erst einmal ein Gefühl entwickelt werden muss. Ständig kalkuliert man mit Fragen wie:

· Zahle ich zuviel oder wenn ich selbst nicht kaufen will, wie hoch muss ich anbieten, damit der Gegenspieler zwar zuschlägt, aber auch nicht zu billig an die Waren gelangt?

· Oder wie hoch sollte ich den Preis veranschlagen, damit ich relativ sicher den Vortritt beim Kauf erhalte?

· Lohnt sich überhaupt der Einstieg in ein Gebot, wenn ich dadurch bestenfalls noch eine Pattsituation bei dem einen oder anderen Monopolmarker erreiche?

Diese Fragen stellen sich zunehmend seltener, wenn erst einmal die erste Wertung erfolgt ist und die einzelnen Monopolmarker Ausschläge in eine bestimmte Richtung zeigen, wo es sich folglich auch lohnt, am Ball zu bleiben. Dann lässt sich eher der Nutzen aus zusätzlichen Warenkäufen ermessen.

Daher verlaufen die 2. und 3. Runde planvoller und immer auch mit Blick auf eine hohe Bonusauszahlung von 20 Geld. Man ist natürlich bemüht, viele der Monopolmarker auf der eigenen Seite zu halten bzw. heranzuziehen. Neben diesen Überlegungen sind aber auch nicht die Mehrheiten in den Häfen zu verachten, also die jeweils höherwertige Warenladung, die für je 20 Geld gut ist. Deshalb ist man bei jedem ersteigerten Warenpaket in der Zwickmühle, sich schwerpunktmäßig für Monopolauswirkungen oder Hafenmehrheiten zu entscheiden. Nicht selten kann man aber beide Anforderungen gleichzeitig erfüllen. Die Ladung des Gegenspielers wird immer wieder beäugt und es kommt durchaus zu Warenkäufen, die man dann "ins Meer" kippt, damit der andere nicht davon profitieren kann und man selbst mangels Laderaum passen muss. Natürlich muss sich das alles rechnen und somit kann man schon ins Grübeln geraten.

Medici vs Strozzi beinhaltet trotz seines Grübelpotentials auch einen durch den Nachziehzufall der Warenplättchen bedingten Glücksfaktor. Die Partien verlaufen daher auch sehr unterschiedlich, abhängig davon, wie risikofreudig die Spieler beim Ziehen der Warenplättchen sind und ob ihnen Fortuna dabei hold ist. Wenn sich je nach Vorkommen von Waren die Spieler häufig bei den gleichen Monopolleisten in die Quere kommen, kann am Ende zur Wertung der Marker in der Mitte der Leiste stehen und somit keine Auszahlung generieren. Damit stellt sich dann der eine oder andere Hafen als Verlustbringer heraus. In anderen Partien ist die Situation wieder günstiger und die Spieler sind in der Lage, Monopole auszubauen, was zu erhöhten Einkommen und Bonuszahlungen führt.

Die Kreditaufnahme wurde in meinen Partien übrigens nie genutzt, da das Kapital immer ausreichend war. Ich frage mich überhaupt grundsätzlich, wie man eine Partie gewinnen will, wenn man mit den 300 Geld Startkapital nicht auskommt.

Medici vs Strozzi ist ein interessantes Spiel mit unerwarteter Spieltiefe und erfordert eine Menge von Kalkulationen und einiges an Gehirnjogging. Es ist deshalb auch nur einem eingeschränkten Kreis von Spielern zu empfehlen. Aufgrund der bekannten Häufigkeiten und Wertigkeiten der Waren ist dem merkfähigen Spieler ein Nachhalten der noch nicht vorgekommenen Waren leicht möglich und damit auch eine Einschätzung seiner Gewinnmöglichkeiten. Allein aus dem Bauch heraus zu spielen kann in diesem Spiel nicht befriedigen und wird auch nicht von Erfolg gekrönt sein.

Rezension Roland Winner

Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.