Rezension/Kritik - Online seit 15.09.2003. Dieser Artikel wurde 6026 mal aufgerufen.
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Wer hat wohl noch nie von den unglaublichen Geschichten des Freiherrn von Münchhausen gehört. Jetzt ist die Gelegenheit gekommen, sich im Erzählen von unfasslichen Geschichten zu messen. Jeder möchte natürlich die fantastischste Erzählung liefern.
Das Spiel kommt einfach mit einem 58 seitigen Buch daher. Keine Sorge, lieber Leser, für das Wiedergeben der Regeln bedarf es nur weniger Sätze (auf jeden Fall weniger Sätzen, als dieses Buch bietet). Zum Spiel werden jedoch noch für jeden Spieler Münzen (oder Spielmarker beliebiger Art) benötigt, und zwar genau soviele, wie Spieler beteiligt sind (mindestens jedoch 5). Desweiteren gehört zu dem Spiel noch gute Stimmung, vielleicht etwas zu Essen und vor allem zu Trinken.
Auf Wunsch können die Spieler sich einen Charakter erschaffen. Dazu notiert einfach jeder Spieler einige Angaben zu seiner Person, in die er sich versetzt und von der er im folgenden unglaubliche Geschichten erzählen wird. Das können also Name, Titel, Herkunft, gesellschaftlicher Rang oder weiterer Schnickschnack sein.
Egal, ob die Spieler sich über einen Charakter auf ihre Rolle im Spiel einstimmen oder nicht, so kann das Spiel beginnen.
Spielablauf
Ein Spieler beginnt und schlägt seinem rechten Nachbarn vor, von einer unfassbaren Begebenheit zu berichten. Dabei kann er frei nach seiner Fantasie ein Thema wählen oder auf 200 Anregungen im Anhang des Buches zurück greifen. Das könnte sich beispielsweise so anhören:
"Lieber Freiherr, unterhaltet uns doch mit Euren Erinnerungen an die Schlacht von Paris, wo Ihr alleine gegen die französische Armee gekämpft und sie niedergerungen habt."
Der angesprochene Spieler sollte nun diesen Faden aufnehmen und spontan darauf eine Geschichte aufbauen und erzählen. Er kann dies auch ablehnen, muss dafür aber eine Runde für seine Mitspieler ausgeben...
Während der Geschichte dürfen die Zuhörer Einwürfe machen. Dazu wird der Erzähler unterbrochen und auf eine Besonderheit hingewiesen, die er kurzerhand in seine Geschichte einbauen muss. Sobald ein Spieler einen Einwurf macht, muss er eine seiner Münzen in die Tischmitte schieben. Akzeptiert der Erzähler den Einwand darf er die Münze an sich nehmen. Andernfalls weist er den Einwurf zurück und schiebt ebenfalls eine Münze in die Mitte. Jetzt können sich die beiden solange gegenseitig beleidigen (und immer wieder eine Münze in die Mitte schieben), bis ein Spieler nicht mehr kann oder will, dem anderen Recht gibt und die Münzen einstreicht. War das der Erzähler, muss er wie gesagt seine Erzählung spontan umbauen.
Die Einwürfe sollten es dem Geschichtenerzähler schwer machen, sie inhaltlich einzubauen. Kleinkarierte Einwände nehmen nicht nur den Fluß der Geschichte, sondern auch den Spaß.
Sollte im Laufe der Beleidigungen der Wahrheitsgehalt, der Titel oder die untadelige Herkunft des Erzählers angezweifelt werden, kann er ein Duell fordern. Letztendlich wird solch ein Duell durch "Stein-Schere-Papier" entschieden. Das hat allerdings die Folge, dass der unterlegene Spieler sein Geld (oder Chips) an seinen Duellgegner verliert und aus dem Spiel ausscheidet. Wer wird es denn soweit kommen lassen?!
Nach nicht mehr als 5 Minuten sollte der Erzähler ein Ende finden. Andernfalls sollte ein Mitspieler ein Lob auf den Erzähler ausbringen und dessen rechten Nachbarn zum Erzählen der nächsten Geschichte auffordern.
Haben alle Spieler eine Geschichte zum Besten gegeben, legen die Spieler der Reihe nach ihre Münzen vor den Spieler (natürlich nicht sich selbst), dessen Erzählung sie am gelungensten empfanden. Wer nun die meisten Münzen besitzt, wird zum Sieger der Runde erklärt.
Aber man kann ja sofort mit einer neuen Runde wieder von vorne beginnen.
Das Buch
Wer sich diesem Werk - wie auch immer - nähert, sollte sich von allen Ansprüchen an eine Spielanleitung befreien. Genauso sollte man nicht glauben, das Buch wäre so dick, weil das Regelwerk so umfangreich sei.
Egal was man macht, nachdem man das Buch gelesen hat, man hat eine kurzweilige und sehr amüsante Lektüre hinter sich. Der Text ist so geschrieben, dass der Freiherr selbst die Regeln erklärt. Wer Münchhausen also kennt, kann sich vorstellen, dass in diesem Text einiges unglaubliches geschrieben wurde. Immer wieder schweift er vom Thema (also vom Erklären "seines" Spiels und seinen Regeln), bis er sich selbst wieder besinnt oder von seinem Herausgeber berichtet, der ihn zwischenzeitlich immer wieder ermahnt, dies oder das zu erwähnen.
Sollte man nach dem Lesen nicht in Stimmung sein, dieses Spiel spielen zu wollen, hat man hoffentlich etwas Spaß beim Lesen gehabt und sollte die Finger vom Spiel selbst lassen.
Das Spiel erfordert ein hohes Maß an Bereitschaft, sich in die Rolle des adligen Erzählers fallen zu lassen. Natürlich sollten man sich auch in der Lage fühlen, einfach mal fünf Minuten aus dem Stegreif über einen wirres Thema eine Geschichte zu erzählen und die nach Möglichkeit auch zu einem Ende zu bringen. Das ist ja schon an sich eine recht schwierige Aufgabe, die noch dazu durch Einwürfe oder Wetten der Mitspieler erschwert wird.
So wird dieses Spiel nicht für alle Runden Spaß und gute Laune bringen. In der richtigen Gesellschaft kann es jedoch äußerst amüsanten Erzählungen kommen. Dabei ist es am Ende meist unwichtig, wer denn der offizielle Sieger sein soll, denn taktisch bietet Die unfasslichen Abenteuer des Freiherrn von Münchhausen nichts. Viel mehr ist der Spaßfaktor entscheidend, der wiederum von den Erzählern selbst abhängt.
Rezension Hans-Peter Stoll
Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.
H@LL9000 Wertung Die unfasslichen Abenteuer des Freiherrn von Münchhausen: 3,8, 12 Bewertung(en)
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
01.04.04 von Hans-Peter Stoll |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
01.04.04 von Anette Bippus-Darting |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
01.04.04 von Doris Hahn |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
01.04.04 von Frank Gartner |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
01.04.04 von Helga Wilde |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
01.04.04 von Jochen Traub |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
01.04.04 von Kathrin Nos |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
01.04.04 von Klaus Jörder |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
01.04.04 von Orell Mielkle |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
01.04.04 von Peter Nos |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
01.04.04 von Susanne Schlappner |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
01.04.04 von Thomas Wolter |
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