Rezension/Kritik - Online seit 15.03.2017. Dieser Artikel wurde 5729 mal aufgerufen.

Next Press

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Autor: Karsten Adlung
Illustration: Dennis Lohausen
Verlag: Adlung-Spiele
Rezension: André Beautemps
Spieler: 2 - 6
Dauer: 10 - 15 Minuten
Alter: ab 10 Jahren
Jahr: 2016
Bewertung: 3,0 3,0 H@LL9000
1,0 1,0 Leser
Ranking: Platz 6191
Next Press

Spielziel

Ch ... Cha ... Chan ... Schande? Wieso Schande? Ruft da einfach jemand in die Runde! Was soll das heißen? Das soll heißen, dass derjenige schneller war als ich und früher die Chance ergriff (hey, das wäre mein Wort gewesen), ein brauchbares und gültiges Wort aus den ausliegenden Buchstaben zusammenzusetzen. Na dann eben beim nächsten Mal! Nächste Runde, neue Karten: Glück! Tja, das habe ich doch mit geübtem Blick gleich erkannt. Und streiche die Karten ein ...

Ablauf

66 Karten, auf denen jeweils ein Buchstabe in weißer Schrift vor rotem Hintergrund und ein Buchstabe in schwarzer Schrift auf weißem Untergrund abgebildet sind, werden gleichmäßig an alle Spieler verteilt. Manchmal befinden sich anstelle der Buchstaben auch ein oder zwei Fragezeichen auf den Karten, oder es sind mehrere Buchstaben als typischer Laut (ch, sch) abgebildet.

Alle mischen ihren Kartenanteil und legen ihn verdeckt vor sich ab. Vor Beginn der ersten Runde wird festgelegt, um welche Buchstabenfarbe es exklusiv in der kommenden Runde geht. Danach decken alle Spieler die oberste Karte in die Tischmitte auf, und sofort beugen sich eifrige Köpfe über die Auslage und beginnen mit der Wortfindung. Es gilt aus den ausgelegten Buchstaben schneller als alle anderen ein Wort zu finden, welches den Dudentest besteht und kein Eigenname ist, und laut in die Welt zu posaunen. Ach ja, es müssen mindestens drei Karten genutzt werden, um das genannte Wort zu bilden.

Fragezeichen gelten als Joker. Umlaute müssen - da nicht auf den Karten vorkommend - mit der Kartenkombination des Grundvokals und einem E gebildet werden. Ein erfolgreicher Wortfinder bekommt alle Karten, aus denen das Wort zusammengesetzt wird und bildet damit einen neuen, eigenen und vor allem offenen Stapel. Ab sofort kann auch die oberste Karte dieses Stapels bei der Wortsuche einbezogen werden. Ist das der Fall, wandert die Karte ebenfalls zum glücklichen neuen Besitzer.

Sollte unglücklicherweise ein ungültiges Wort genannt worden sein, bekommen alle anderen Spieler je eine Karte aus der Mitte. Die übriggebliebene Karte bildet einen neuen Stapel nahe der Tischmitte, der ab sofort auch für die Wortfindung mitbenutzt werden kann. Auf diesen Stapel kommen auch alle bei einem gültigen Versuch nicht verwendeten Karten der Auslage.

Sind alle Karten durchgespielt, endet das Spiel. Wortfindungskaiser ist, wer die meisten Karten ergattern konnte.

Fazit

Es wird etwas hektisch, die Downtime liegt bei Null, der Puls schnellt in die Höhe. Die traditionellen Eigenschaften eines typischen Adlungs. Next Press erfüllt sie alle und bleibt doch in einigen Punkten hinter der Erfüllung eines Spieletraums zurück.

Das Markenzeichen des Verlags, die unverändert kleine Spieleschachtel, verhindert weiterhin das Anstimmen von Lobeshymnen auf das Regelwerk. Nicht, dass etwas unklar wäre, aber so sicher wie die Wässrigkeit holländischer Industriegewächshaustomaten und die hiesige Stänkerei darüber wird stets die Schriftgröße der Adlungschen Spielregeln immer wieder für Kopfschütteln bis Fassungslosigkeit sorgen. Abhilfe könnte eine Online-PDF-Version schaffen, allein - es gibt sie noch nicht. Zumindest nicht auf der Hersteller-Homepage.

Chancengleichheit ist bei diesem Spiel gegeben, allerdings werden wortaffine und ehrgeizige Mitstreiter den etwas entschleunigter agierenden Ratern gegenüber im Vorteil sein. Der Zufallsfaktor ist auf die schnelle Verarbeitung der visuellen Eindrücke und richtige Vernetzung der eigenen Synapsen begrenzt. Hier stellte sich heraus, dass die Teilung der Karten in zwei Spielgebiete die Mehrheit der Testrundenteilnehmer verwirrte: Oft wurden Buchstaben der falschen Farbe in die Überlegungen einbezogen.

Wenn man schon einige Sekunden nach einem Wort sucht und dann merkt, dass man einen nicht erlaubten Buchstaben verplant hat, ist man ziemlich gefrustet. Normalerweise folgt als Krönung noch die Benennung eines gültigen Wortes aus den richtigen Buchstaben durch einen Mitstreiter im unmittelbaren Anschluss an den Erkenntnismoment.

Diese Kombination führte zu Unmut. In einem Maße, dass selbst das Angebot einer Wiederholungsrunde als Variante für Fortgeschrittene, in der alle Buchstaben erlaubt sind, nicht angenommen wurde. Dabei macht Next Press einiges richtig.

Gerade die Möglichkeit, anderen Spielern ihre früheren Erfolge wieder zunichtemachen zu können und das auch noch scheibchenweise, ist ein schöner interaktiver Aspekt. Auch die gleichzeitige Offenbarung der verfügbaren Buchstabenkarten für die laufende Runde sorgt dafür, dass alle zum gleichen Zeitpunkt die für das Spiel notwendige Konzentration auf das Kernelement aufbringen.

Nur in großen Runden gelingt es, die Interaktion durch Kartenklau bei Mitspielern in höherem Maße umzusetzen. Das liegt daran, dass hier im Idealfall bereits fertige Worte herumlungern, die nur noch herausposaunt werden müssen, sobald neue Karten in der Mitte aufgedeckt werden. Bei vier oder weniger Spielern passiert dies seltener. Während der Suche, bei der man die gerade aufgedeckten Karten einbeziehen muss, ist es unerheblich, wo die Karten liegen, die für den eigenen Begriff genutzt werden. Der Konkurrenzdruck verschafft einem nicht die notwendige Zeit, die Kartenposition mit einzukalkulieren.

Zu allem Unglück kommt dieses Spiel zu einem Zeitpunkt auf den Markt, zu dem Wortspiele gerade wie Stechmückenlarven in einem schwedischen Seengebiet schlüpfen. Und dabei echte Kracher und Schönheiten hervorzaubern wie das Spiel des Jahres Codenames oder auch Krazy Wordz. An deren schwindelerregende Messlattenhöhe kommt Next Press leider nicht ganz heran. Wer es gerne selbst ausprobieren möchte, bekommt ein funktionierendes und den Geistesapparat befeuerndes Spiel. Nicht mehr und nicht weniger. Ich wünsche jedenfalls viel Erfolg und ... (s. Bild)

Rezension André Beautemps

Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.

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H@LL9000-Bewertungen

H@LL9000 Wertung Next Press: 3,0 3,0, 2 Bewertung(en)

Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 15.01.17 von André Beautemps - Beim Spielreiz wird eine höhere Note durch die aktuelle Konkurrenz im Genre Wortspiele verhindert.
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 14.04.17 von Andreas Molter - Funktioniert und ich würde es jederzeit mitspielen, wenn es auf den Tisch kommt. Fällt aber leider hinter den anderen aktuellen Wortspielen deutlich zurück.

Leserbewertungen

Leserwertung Next Press: 1,0 1.0, 1 Bewertung(en)

Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 12.06.17 von Jürgen - Man sollte das Original "Express" von Knizia kaufen. Nach Spielbox Heft 3 2017 sind allerdings Plagiate völlig legitim. Wer deshalb keine Skrupel hat kann auch dieses spiel kaufen.

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