Spielziel

Wir befinden uns im Jahre 324 n. Chr., Kaiser Konstantin wählt die Stadt Byzanz (das heutige Istanbul) an der Küste des Bosporus als Standort für seine neue Hauptstadt aus, und nennt sie Nova Roma - neues Rom. Im Spiel Nova Roma sind wir nun Oberhäupter des römischen Adels und unterstützen die Pläne des Kaisers. Dazu müssen wir Gebäude bauen, den Seeweg beherrschen, Ressourcen zusammentragen, Pferderennen veranstalten und und und .....

Die Familie, der am Ende am meisten gelungen ist, und die am meisten getan hat, um dem Kaiser zu gefallen, gewinnt die Partie.

Ablauf

Nova Roma ist ein klassisches Worker-Placement-Spiel. Zentrales Element ist das sogenannte Forum, hier platzieren wir nacheinander und abwechselnd unsere 3 Patrizier und lösen so jeweils 2 von insgesamt 8 folgenden Aktionen aus:

• Segeln: Du wählst 1 Schifffahrtsvertrag aus und bezahlst die entsprechenden Kosten. Anschließend darfst du eines deiner zwei Schiffe auf einer der beiden Routen zum Zielhafen bewegen.
• Bauen: Du wählst 1 Bauvertrag aus und bezahlst die entsprechenden Kosten. Anschließend darfst du eine Gebäude auf der Nova Roma-Karte platzieren.
• Rennen: Du rückst deinen Hippodrom-Marker vor, je nachdem musst du dafür ein Pferd bezahlen, erhältst aber auch Ansehenspunkte oder Errungenschaftsmarker.
• Handel: Hier kannst du Münzen erhalten und/oder Ressourcen kaufen.
• Produzieren: Hier heuerst du Handwerker an und/oder platzierst sie auf deinen Produktionsbereich, um Ressourcen zu produzieren.
• Aufwertung: Hier kannst du deinen Einfluss erhöhen und deinen Produktionsbereich aufwerten.
• Rekrutierung: Du darfst Gefolgschaftskarten auf die Hand ziehen und eine Gefolgschaftskarte ausspielen, die dir Vorteile bei anderen Aktionen oder am Ende Siegpunkte bringt.
• Petition: Hier kannst du Einfluss abgeben, um den Startspielermarker zu erhalten und/oder eine der anderen 7 Aktionen auszuführen.

Alle erhalten zu Spielbeginn ein persönliches Tableau, auf dem sie ihre Ressourcen verwalten und produzieren sowie ihre Ansehenspunkte vermerken. Darüberhinaus verfügen alle über ein sogenanntes Mosaiktableau, auf dem sie ihre Errungenschaften, wie beispielsweise den Besitz von 5 Schifffahrtsverträgen, markieren können.

Eine Runde Nova Roma beginnt immer mit der Kaiserphase, in der ein Kaiserplättchen aufgedeckt wird, das zwei Stellplätze im Forum für den Kaiser vorgibt. Die Kaiserfigur wird dann auf eines dieser beiden Felder gestellt. Dann platzieren alle reihum einen ihrer Patrizier auf eines der unbesetzten Forumsfelder und führen dann die beiden dazugehörigen Aktionen aus, die am Ende dieser Reihe und Spalte zu sehen sind. Wenn du eine Aktion ausführst, erhältst du 1 Stärke für jeden deiner Patrizier in dieser Reihe oder Spalte. Wenn der Kaiser ebenfalls in dieser Reihe oder Spalte steht, erhältst du 1 zusätzliche Stärke. Deine Gesamtstärke kann 1, 2 oder 3 betragen. Jede Stärke, die darüber hinaus geht, ist vergeudet.

Beispiele für Anwendung der verschiedenen Stärken:

Hast du 2 Stärken beim Rennen, kannst du 2 Felder mit deinem Hippodrom-Marker voranschreiten.

Mit 1 Stärke bei der Aktion Rekrutierung kannst du 1 Gefolgschaftskarte ziehen und 1 für 2 Geld von deiner Hand spielen. Stärke 2 erlaubt dir bei dieser Aktion 2 Gefolgschaftskarten zu ziehen und 1 für 1 Geld zu aktivieren. Mit Stärke 3 darfst du sogar 3 Karten ziehen und 1 kostenlos aktivieren.

Eine Runde endet, sobald alle ihre 3 Patrizier im Forum platziert haben. Anschließend findet eine Aufräumphase statt, in der du unter anderem deine Patrizier aus dem Forum und deine eingesetzten Handwerker aus dem Produktionsbereich zurücknimmst.

Nach 5 Runden endet das Spiel und es findet eine Schlusswertung statt, in der in allen Kategorien Siegpunkte verteilt werden. Hast du am Ende die meisten Siegpunkte, gewinnst du das Spiel.

Fazit

Der Spielkarton von Nova Roma ist prall gefüllt. Wertiges Material aus fester Pappe und Holzfiguren, die auch noch mit passenden Aufklebern versehen werden können, machen Spaß. Schade ist immer nur, dass die meisten Verlage sich über das Verstauen des Spielmaterials so wenig Gedanken zu machen scheinen.

Das Spielbrett ist ansprechend illustriert und ersetzt sogar durch die durchgängige Symbolik fast die Spielregeln. Was aber etwas irritiert, ist die umlaufende Kramerleiste für die Siegpunkte. Da alle Siegpunkte erst nach der fünften Runde vergeben werden, ist sie eigentlich überflüssig. Hier wäre ein Wertungsblock sinnvoller gewesen. Einerseits kann man an einem Wertungsblock wesentlich besser sehen, wo sich die meisten Punkten zum gewinnen abgreifen lassen, andererseits haben wir auch gerne einen Überblick über unsere persönlichen High Scores. Aber das nur am Rande. Die Gefolgschaftskarten tragen eindeutig die Handschrift von Mihajlo Dimitrievski, bekannt auch als The Mico. Wenn es nach mir ginge, könnten sie ab und zu nicht ganz so grimmig gucken.

Positiv zu werten sind auch die persönlichen Tableaus, auf die sich dank der gestanzten Löcher ziemlich rutschfest die Ressourcenanzahl vermerken lassen. Auch hier sind die Regeln mit Symbolen veranschaulicht, so dass man immer einen Überblick über sie hat.

Die Spielregeln sind gut erklärt, wenn es auch im Regelheft einige Tippfehler sowie etwas ungewohnte grammatikalischen Wendungen gibt. Aber es werden alle Fragen beantwortet und bebilderte Beispiele erleichtern den Zugang. Das ganze Spielmaterial ist sprachneutral, allerdings hat sich seltsamerweise auf einem Mosaikplättchen ein "each" eingeschlichen. Da hätte das Lektorat auch etwas besser arbeiten können. Erfreulicherweise gibt es passend dazu auch noch für alle eine Karte mit einem kleinen Spielablauf-Überblick sowie auf deren Rückseite einen Überblick über die Siegpunktermittlung. Lobenswert ist auch die Verteilung der Geschlechter bei den Gefolgschaftskarten. Hier wurde darauf geachtet, nicht nur Männer abzubilden, sondern ein Drittel der Karten beziehen sich auf weibliche Personen. Allerdings haben sich hier etwas phantasievolle Vorstellungen eingeschlichen, denn ich bezweifle, dass Frauen im Alten Rom bzw. im Neuen Rom als Dompteurinnen oder Ingenieurinnen tätig waren.

In Nova Roma gibt es viel zu tun, die Spielmechanik mit dem Einsetzen der Patrizier auf dem Forum erinnert an Barcelona oder auch an Targi. Durch die Kombination mit dem Stärkefaktor wird das Ganze aber anders und noch strategischer. Auch wird es auf dem Spielfeld, insbesondere bei 4 Spieler*innen ganz schön eng, denn es stehen insgesamt lediglich 4 x 4 Felder zum Einsetzen zur Verfügung. Tricky ist bei der 2-Spieler*innen-Variante, dass zusätzlich insgesamt 4 Legionäre ins Forum gestellt werden. Da musst du nur aufpassen, dich nicht selbst zu blockieren.

Dadurch, dass du zu Beginn 2 Gefolgschaftskarten auf die Hand bekommst, kannst du eventuell dein Spiel in diese Richtung ausrichten. Hast du beispielsweise eine Karte, die dir beim Rennen Vorteile verschafft, lohnt sich ein Blick auf's Hippodrom. Dort zeigt ein Streitwagen (in der nebenstehenden Abbildung der untere) an, dass den Streitwagen-Marker mit 3 Siegpunkten diejenige bekommt, die auf der blauen Bahn vorne liegt. In der nächsten Runde gibt es Siegpunkte für diejenige, die auf der weißen Bahn vorne liegt. Ganz am Ende gibt es für das Erreichen des Endpunktes jeder Bahn jeweils 5 Siegpunkte. Bist du auch noch Startspielerin, dann kannst du eventuell das Kaiserplättchen so legen, dass du Vorteile davon hast. Die Startspieler*innen haben immer Vorteile bei Nova Roma, aber du hast auch immer die Möglichkeit, Starspieler*in zu werden, das kostet allerdings 2 Ansehenspunkte. Je nachdem, wo du in der Reihenfolge sitzt, lohnt sich die Investition.

Das, was mir persönlich sehr gut an Nova Roma gefällt, ist dass du nicht zwangsläufig in strenger Konkurrenz agierst. Bei den Bauvorhaben gibt es beispielsweise 3 Bauzonen: A, B und C. In Bauzone A darfst du mit 1 Stärke bauen, in B mit 2 und in C mit 3 Stärken. Am Spielende gibt es Siegpunkte für Mehrheiten in den verschiedenen Zonen. Erfahrungsmäßig wird viel in Zone A gebaut, in Zone C seltener. Hier lohnt es sich, eine Stärke von 3 zu investieren, und mag der Bauauftrag noch so klein sein, denn hast du die Baumehrheit in dieser Zone, greifst du immerhin 7 Siegpunkte ab.

Eine schöne Idee finde ich bei den Bauvorhaben auch, dass man gemeinsam Boni erhält. In den Zonen liegen Bonus-Plättchen aus, die umbaut werden müssen. Meist benötigst du dafür mindestens 2 Bauvorhaben. Hat aber Blau schon angefangen, um einen Bonus drumherum zu bauen, kannst du dich als Grün anschließen und wenn das Bonus-Plättchen umbaut ist, erhaltet ihr beide den Bonus.

Um mich nicht in Details zu verlieren, hier noch eine letzte Sache, die mir gut gefällt. Für das Mosaiktableau mit Errungenschaften benötigst du die entsprechenden Marker zum Abdecken. Zu Beginn des Spiels hast davon lediglich 4 zur Verfügung, weitere 3 Marker kannst du dir beim Rennen auf dem Hippodrom verdienen (verzichtest dann allerdings auf Ansehenspunkte). Insgesamt stehen dir also nur 7 Marker für 9 Errungenschaften zur Verfügung. Für das Abdecken mit Errungenschaftsmarkern gibt es Sofortbelohnungen und am Ende Siegpunkte für das Abschließen von Reihen, Spalten und Diagonalen.

Nova Roma zeichnet sich an mehreren Stellen durch eine hohe Variabilität aus. Die Aktionen rund um das Forum sind in jeder Partie anders angeordnet, die Kaiserplättchen sind ebenso variabel wie die Streitwagenmarker, die anzeigen, auf welcher Bahn es Siegpunkte im Hippodrom gibt. Die Gefolgschaftskarten und die 3 verschiedenen Mosaikplättchen, auf denen die Errungenschaften vermerkt sind, werden zu Spielbeginn gedraftet; Schifffahrtsverträge und Bauvorhaben sind auch immer unterschiedlich. Das ganze verleiht Nova Roma einen hohen Wiederspielreiz.

Die Altersangabe ab 14 Jahren passt, haben wir es doch hier mit einem Kennerspiel im mittleren Komplexitätsbereich zu tun, das sich vor allem an Vielspieler*innen richtet. 90 bis 120 Minuten sollten für eine Partie veranschlagt werden. In unseren Spielrunden kam es durchweg sehr gut an - immer wieder gerne.

Rezension Renate Gerling-Halbach

Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.