Rezension/Kritik - Online seit 23.05.2002. Dieser Artikel wurde 9533 mal aufgerufen.
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Erreiche die andere Seite des Spielbretts. So einfach – und doch so schwer...
Der Spielplan von Quoridor präsentiert sich denkbar übersichtlich: 9 mal 9 Felder, deren Zwischenlinien als Rillen ausgefräst sind. Dort hinein passen die 10 kleinen Bretter, besser gesagt Barrieren, die jeder Spieler an seiner Seite des hölzernen Spielfeldes aufgereiht hat (bei 4 Spielern: jeder 5 Barrieren). Ist man am Zug, hat man 2 Möglichkeiten: Die eigene Spielfigur um 1 Feld versetze ODER eine Barriere einstecken. Jede Barriere ist zwei Felder breit – oder lang, je nachdem, ob man sie nun waagrecht oder senkrecht in eine Rille platziert hat. Es gilt eine wichtige Einschränkung: Barrieren dürfen nur so platziert werden, dass dem Gegner auf jeden Fall ein Weg zur „Ziellinie“ frei bleibt. Dass ihm dieser Weg ihm möglichst schwer, sprich: lang, gemacht wird, versteht sich von selbst!
Gewinner ist, wer zuerst die gegnerische Grundlinie erreicht. Was sich so simpel anhört, gerät allerdings schnell zu einer verzwickten Tüftelei: Vorrücken oder Barriere setzen? Meist fällt die Entscheidung auf letzteres. Doch auch hier gibt es zwei grundlegend unterschiedliche Möglichkeiten: blockiere ich den Gegner, oder halte ich mir den eigenen Weg frei? Ersteres ist am effektivsten bewerkstelligt, indem man den Gegner in Sackgassen lockt, aus denen er nur durch den weiten Weg zurück wieder herauskommt. Doch wehe dem, der nicht aufpasst: Schnell wird man von Möglichkeit 2 überrascht und der Gegner versperrt sich selbst so effektiv seine eigenen Laufwege, dass ich ihm zwangsläufig einen angenehmen Weg freilassen muss – weil es eben die letzte Zugangsmöglichkeit zur Grundlinie ist.Das Positive vorweg: Quoridor ist ein schönes Spiel – für zwischendurch. Schnell erklärt, und schnell gespielt – und dennoch sind die Strategien reichhaltig, kein Spiel gleicht dem anderen. Dazu kommt das Spielmaterial: in bester Gigamic-Tradition komplett aus Holz gefertigt.
Hier ziehen allerdings auch die ersten dunklen Wolken auf: Mit der Verarbeitungs- und Holzqualität anderer Gigamic-Spiele (z.B. Quarto) kann Quoridor nicht mithalten. Der Spielplan besteht in der Basis aus einer rauen Pressholzplatte. Das würde nicht weiter stören – wenn da nicht der horrende Preis wäre. Für 30 EUR kann man da mehr erwarten. Den zweiten Rüffel fängt sich Quoridor bei der Spielerzahl ein: Das Spiel lässt sich auch zu viert spielen - theoretisch. Jeder startet von einer Seitenlinie, und besitzt nur 5 Barrieren. Hier lassen sich durch die Spielerzahl aber kaum wirksame Strategien entwickeln. Noch bitterer: Meist kommen nach einer gewissen Spielzeit einer oder zwei Spieler für den Sieg nicht mehr in Frage. Diese Spieler spielen ab diesem Moment jedoch Schicksal: Ihre letzten Barrieren können mit Leichtigkeit über den Sieger entscheiden.
Einen dritten Wermutstropfen als letztes: Quoridor wird fast nie zu Ende gespielt. Können keine Barrieren mehr gesetzt werden, weil alle bereits verbaut wurden oder das Spielbrett keine Möglichkeiten zum Blockieren des Gegners mehr offen lässt, kann man den Laufweg zum Ziel einfach abzählen – wer den kürzeren Weg hat gewinnt. Das mindert den Spielspaß zwar kaum, wirkt aber etwas befremdlich.
Als Empfehlung möchte ich das Spiel Taktik-Freunden zu zweit nahe legen. Meine Bewertung (eine knappe 4) erfolgt für Quoridor als Zwei-Spieler-Spiel, für 4 Spieler ist es bestenfalls eine Notlösung. Quoridor ist zudem in einer Travel-Version erhältlich: Deutlich billiger (knapp 15 EUR), natürlich auch deutlich kleiner. Dem Spielprinzip und Spielspaß tut das freilich nicht weh, weshalb ich zum Kauf der kompakten Ausführung rate. Die Deluxe-Version ist für 55 EUR erhältlich.
Rezension Steffen Stroh
Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.
H@LL9000 Wertung Quoridor: 3,5, 2 Bewertung(en)
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
01.04.04 von Steffen Stroh - Anmerkung zur Aufmachung: Note 3 wegen des Preises |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
13.03.12 von Michael Timpe - zu zweit interessant, aber richtig fesseln konnte es mich auf Dauer nicht. Gibt es bessere aus der Serie |
Leserwertung Quoridor: 5.0, 6 Bewertung(en)
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
01.04.04 von Stephan - Auch nach der x-ten Partie fallen einem noch neue Strategieen ein, was ich anfangs nicht erwartet habe: sah alles so schön "plain and simple" aus! |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
01.04.04 von Erhard Portner |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
01.04.04 von Denis & Brina - Tja, letztes Jahr wurde Quoridor auf der Spiel verramscht, heute kostet es wieder über 30 Euro. Ob das Spiel diesen Betrag wert ist, mag jeder für sich entscheiden (Probespielen), aber die erstklassige Aufmachung, einfache Regeln und ein klasse Spiel dürfen schon ihren Preis haben, oder nicht??? |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
01.04.04 von Ulrich Roth - Spielreiz für mich eine klare 6, weil nur wenige Spiele mit so einfachen Regeln derartige Spieltiefe und Abwechslungsreichtum erzeugen. Überwältigender "Gleich mochmal"-Faktor. Wer das Spiel vor einem evtl. Kauf testen will, kann sich leicht einen Prototypen basteln (Papierplan 9x9, 20 Streichhölzer, 2 Mädn-Pöppel). |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
24.11.04 von Pia Lemberger |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
15.12.12 von Elmo - Zu zweit ein simples, kurzes und wirklich gutes Spiel (6). Es kann dabei zu überraschenden Wendungen kommen, die positiverweise niemals dem Zufall geschuldet sind, sondern dem geschickten Spiel des Gegners. Absolut zu empfehlen. Zu viert leider deutlich schlechter (2) - die Rezension nennt die Nachteile treffend. Hinzu kommt eine erpresserische Komponente: Steht Spieler "A" kurz vor dem Sieg und kann nur durch eine Barriere aufgehalten werden, so werden Spieler "B" und "C" diese Barriere nicht setzen. Spieler "D" (welcher unmittelbar vor Spieler "A" am Zug ist) wird dadurch gezwungen, eine Barriere zu setzen - für ihn frustrierend. |