Rezension/Kritik - Online seit 23.01.2025. Dieser Artikel wurde 673 mal aufgerufen.
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Als naturbegeisterte Fotografen wandern wir durch eine wilde Landschaft und versuchen, die schönsten und harmonischsten Aufnahmen zu machen. Und dies ist wörtlich zu verstehen – Redwood ist eines der eher raren Spiele, bei denen sich Figuren tatsächlich nahezu „frei“ auf einem Plan bewegen können.
Wir haben einen Spielplan mit 5 Landschaftsarten / -sektoren („Biome“), auf dem zu Beginn 7 Tierarten verteilt werden und auf dem des weiteren eine Vielzahl von Pflanzen und Bäumen fest aufgedruckt ist.
Zu jedem Sektor gehören „Dioramen“ – Bildkarten dieser Landschaft, in die Fotomotive eingebracht werden sollten.
Wir platzieren unsere Fotografen auf beliebigen Startfeldern und spielen dann 5 Runden wie folgt, bevor in einer Endwertung der Sieger ermittelt wird.
Zu Beginn jeder Runde wird eine zusätzliche Aufgabenkarte aufgedeckt. Erfüllt man diese und/oder Karten der Vorrunde(n), so gibt es dafür Punkte. Beim folgenden Spielerzug sollte man also diese Karten, aber natürlich auch die Endwertungskriterien gut im Blick haben.
Ist man am Zug, so wählt man eine von 7 Wegschablonen aus, mit denen man anschließend seinen Fotografen bewegen möchte. Zudem nimmt man sich eine von ebenfalls 7 Fotoschablonen, welche nachher festlegen, mit welchem „Fokus“ man ein Bild macht.
Die gewählte Wegschablone klickt man anschließend an seinen Fotografen, stellt seinen zweiten Fotografen auf den durch die Schablone vorgegebenen Platz und nimmt den ersten Fotografen samt noch angeklipster Schablone vom Plan und hat seinen Fotografen anschließend „bewegt“.
Sodann klickt man die gewählte Fotoschablone an den Fotografen auf dem neuen Standort an und richte diese in gewünschter Richtung aus.
In Abhängigkeit der Richtung erhält man eine Dioramakarte der „anvisierten“ Landschaft – quasi der „Hintergrund“ des Fotos. Mit der Fotoschablone überdeckt man (hoffentlich) auch diverse Tiere und Pflanzen – für jedes überdeckte „Motiv“ erhält man ein entsprechendes Plättchen, die man auf der soeben erhaltenen Dioramakarte (und nur auf dieser) ablegt – sofern dort genügend Plätze für Fotomotive vorgesehen sind.
Anschließend prüft man die bis zu 5 Rundenaufgaben. Für jede erfüllte Aufgabe gibt es sofort Siegpunkte.
Die Runde endet, nachdem alle Spieler ihren Fotografen bewegt und ein Bild geschossen haben.
Nach 5 Runden erfolgt dann noch eine Schlusswertung, bei der es noch für alles Mögliche Punkte gibt – beispielsweise für viele unterschiedliche Tiere, für eine „Harmonie“ in allen Dioramakarten, für Tiere und Blumen als solche – und Minuspunkte für unbelegte Motivplätze auf Dioramakarten (die aber angesichts der restlichen Siegpunktflut so gut wie gar nicht ins Gewicht fallen).
Redwood ist ein Spiel, das ganz klar vom Thema her kommt. Und dieses wurde nicht nur spielmechanisch toll umgesetzt, sondern auch technisch. So ist es bei vielen anderen Spielen mit „freier“ Bewegung oftmals etwas kniffelig oder Schusseleien ausgesetzt, ob man bei Hantieren mit den Schablonen etwas verschiebt, diese sauber anlegt oder dergleichen. Nicht so hier: Die Tiere sind trotz ihrer Beweglichkeit stabil auf dem Plan verankert. Die Schablonen werden nicht einfach an die Figur angelegt, sondern angeklipst (was sehr gut funktioniert) und, um die Perfektion auf die Spitze zu treiben, haben die Fotografenfiguren sogar Latex unten dran, so dass sie auf dem Plan tatsächlich mit etwas andrücken super fixierbar sind.
Auch die Regel lässt keine Fragen offen und führt gut und mit ausreichend Beispielen ins Spiel ein.
Dann beginnt allerdings das Spiel – und damit sowohl in meiner Solo-Partie als auch in jeder Partie mit Mitspielern nach initial großer Erwartung ob des interessant wirkenden Spielprinzips das große Gähnen.
Denn: So schnell ein Spielzug in der Theorie auch klingt (2 Schablonen wählen, Figur bewegen, Foto machen), so zügig läuft es in der Realität leider nicht ab. Da werden die Aufgaben und die Endbedingungen abgeprüft, wo sie denn am Besten erfüllbar wären, dann über die passende Schablone zur Bewegung und dann noch einmal über selbige zum Fotografieren sinniert. Hat man sich dann entschieden und macht seinen Zug, dann stellt man schnell fest, dass die eigene Einschätzung der Entfernung und Positionen dann doch oft ein wenig von der Realität abweicht. So bekommt man ein Tier vielleicht nicht ganz fotografiert (wodurch es nicht zählt) oder doch nicht alle angepeilten Motive auf’s Bild.
Das mag thematisch super passend sein („Mist… der Hirsch hat mich gehört und ist gerade als ich abdrücken wollte auf und davon, weshalb ich nur noch sein Hinterteil auf dem Bild habe“), spielerisch allerdings höchst unbefriedigend.
Auch die Vielzahl der punktbringenden Kriterien überfordert – oder man beachtet nur eine oder maximal 2 Aufgaben und fotografiert dann einfach „irgendwas“ – es gibt ja eh für alles Punkte. Optimal ist das natürlich nicht, aber – sofern das Spiel nicht ohnehin schon auf Mitspielerwunsch nach 2 oder 3 Runden abgebrochen wurde - war die Tendenz zu „ich mach jetzt halt einfach mal irgendwas, damit es schneller geht“ oft klar ersichtlich.
Dabei ist das Spiel auch noch höchst solitär, denn was meine Mitspieler so treiben interessiert mich allenfalls marginal. Und so tragen mehrere Mitspieler nicht zu einem besseren Spielerlebnis bei, sondern stören im Grunde nur, weil sie die Downtime verlängern.
Autoren und Verlag haben dies offensichtlich erkannt und empfehlen daher in Partien zu viert einen sogenannten Teammodus – jeweils 2 Spieler spielen zusammen und machen ihre Züge gleichzeitig. Das halbiert zwar die Wartezeit, ist aber unter dem Strich auch nicht besser.
Zudem bietet das Spiel noch einen „schweren“ Modus an (ungetestet, denn er versprach nach Regellektüre keinesfalls mehr Spielspaß, sondern nur mehr Kompliziertheit) sowie einen Solomodus. Dieser funktioniert ganz gut, und Wartezeiten gibt es hier natürlich auch keine.
Dennoch empfand ich auch diesen als sehr unbefriedigend, weil man erstens nur auf Punkte spielt (und nicht auf Sieg oder Niederlage) und zweitens natürlich auch hier das Problem mit den Schätzungenauigkeiten besteht („Hinterteil vom Hirsch“).
Unter dem Strich kann ich das Spiel somit nicht wirklich empfehlen – es kam leider in keiner meiner Runden gut an, was ich angesichts des liebevoll umgesetzten Themas wirklich sehr bedauerlich finde. Ans Herz legen kann ich es allenfalls hartgesottenen Wartezeitenignoranten mit einem Faible für besondere Spiele.
Rezension Michael Andersch
Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.
H@LL9000 Wertung Redwood:
2,5, 2 Bewertung(en)
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
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18.12.24 von Michael Andersch - Fummelig, solitär, langatmig. Zähe Sache, die dem tollen Thema und der tollen Aufmachung sowie der im Grunde sehr themenbezogenen Mechanik leider nicht gerecht wird. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
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09.12.24 von Frank Gartner - Einige gute neue Ideen und man braucht ein gutes Auge, um hier immer die richtige Schablone zu nehmen. Zuweilen wirkt es dennoch etwas fummelig. Ich bewege mich irgendwo zwischen 3 und 4. |
Leserwertung Redwood:
1.0, 1 Bewertung(en)
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
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24.01.25 von JonTheDon - Ich habe das Spiel nur einmal auf der Messe angespielt, weil ich wegen des tollen Covers und Themas unbedingt mögen wollte. Ich empfand es dann aber als banal und uninspiriert und das Spielmaterial und -Ergebnis leider auch als recht häßlich und generisch. Es kam also nicht zu einem zweiten Partie und ich war froh, das Spiel nicht blind gekauft zu haben. |