Spielziel

Abwechselnd ziehen die Spieler den Priesterstein waagrecht und senkrecht über den Spielplan und sammeln damit Bonusplättchen. Da es positive und negative Plättchen gibt, versuchen sie selbst möglichst an die hohen, positiven Werte zu kommen und die Plättchen mit den negativen Werten dem Gegenspieler zu überlassen. Wer am Ende die meisten Punkte gesammelt hat, gewinnt das Spiel.

Ablauf

Das Spielfeld von 10 x 10 Feldern wird beliebig mit

• 96 Skarabäus-Plättchen in den Werten von -8 bis +8,
• den 3 Ankh-Plättchen und dem
• Priesterstein belegt

...und schon kann das Spiel losgehen.

Der Startspieler zieht den Priesterstein in waagrechte oder senkrechte Richtung auf ein beliebiges Feld, welches mit einem Skarabäusplättchen belegt ist und nimmt das Plättchen zu sich. Der Wert des Plättchens zählt für die Endabrechnung, deshalb sind die Spieler bedacht selbst möglich hohe Steine zu sammeln und den Mitspielern (bzw. dem Mitspieler) möglichst die negativen Werte zu zuspielen.

Es folgt der in Uhrzeigersinn nächste Spieler (zu zweit wird abwechselnd gezogen). Ab dem 2. Spielzug darf nur abwechselnd waagrecht und senkrecht gezogen werden, d.h. wurde der Priesterstein waagrecht gezogen, muss der folgende Spielzug in die Senkrechte erfolgen. Auf Feldern, bei denen das Plättchen bereits abgeräumt wurde, darf der Priesterstein nicht mehr zum Stehen kommen. Es ist jedoch erlaubt den Spielstein über leere Felder hinweg zu ziehen.

Spezielle Plättchen:

Wer auf ein Ankh-Plättchen nimmt dieses zu sich und legt dafür ein eigenes Skarabäus-Plättchen auf ein freies Feld zurück auf den Spielplan. Vorzugsweise werden hierfür möglichst hohe negative Skarabäusplättchen verwendet. Wer jedoch 8NOCH9 keine negativen Plättchen hat, muss ein positives Plättchen abgeben.

Es gibt gelb markierte Plättchen (im späteren Spiel werden diese optisch anders gestaltet sein), welche zum Abbiegen verwendet werden können, wenn der Priesterstein darüber gezogen wird. Allerdings ist nur eine Richtungsänderung pro Spielzug zulässig. Man kann das Spiel mit oder ohne dieser Abzweigregel spielen. Spielt man es ohne die Abzweigregel, hat die gelbe Markierung keine Bedeutung.

Spielende:

Sobald ein Spieler keinen Spielzug mehr ausführen kann, d.h. in der Reihe, in der er sich bewegen darf kein Spielstein mehr zur Verfügung steht, ist das Spiel beendet. Wer nun in Summe die meisten Punkte gesammelt hat, ist Sieger.

Die Team-Variante:

Im Spiel zu viert kann man auch die Team-Variante spielen. Hier spielen jeweils zwei Spieler zusammen. Allerdings spielen die Team-Partner immer direkt nacheinander. Eine Absprache zwischen den Spielern ist jedoch nicht erlaubt.

Verkürztes Spiel:

Eine verkürzte Version ist möglich, in dem man auf einer Matrix von 8 x 8 Feldern spielt.

Fazit

Mit Scarab feiert Nico Reuter und sein frischgebackener Verlag Silberberg-Spiele sein Debüt. Bei dem uns vorliegenden Exemplar handelte es sich um ein Vorab-Muster und damit nicht in der endgültigen Ausführung. Aus diesem Grund können die Aussagen zu Optik und Material nur bedingt getroffen werden.

Dennoch hinterlies bereits dieses Exemplar einen guten und soliden Gesamteindruck. Lediglich die Farbwahl der Plättchen kam in unseren Runden nicht immer gut an, zumal rot und grün (und das auf blauem Hintergrund) bei einem gewissen Prozentsatz der Menschheit leichte Unterscheidungsschwierigkeiten hervorrufen kann. Zwar sollen die Zahlen in der Endversion um ein + und ein - ergänzt werden, dennoch ließe sich die Farbabstimmung optimieren.

Als Priesterstein wäre das "Auge des Horus" eine schöne Idee, zumal man dieses als Richtungsanzeige hätte verwenden können. Hier sollte man aber Verständnis aufbringen, dass ein Verlag in den ersten Schritten noch nicht solcher Schmankerl bieten/finanzieren kann. Hierzu ist die Auflage sicher zu klein. Wir sind gespannt, welchen Eindruck die endgültige Fassung haben wird.

Die Spielthematik erinnerte einen Spieler unserer Gruppe etwas an Fossil (Goldsieber/Klaus Palesch). Ich denke aber dennoch, dass die Parallelen nur im Ansatz zu finden sind (Ein fundierter Vergleich ist von meiner Seite nicht möglich, da ich Fossil nicht gespielt habe).

Das Regelwerk ist leicht verständlich geschrieben und das Spiel damit schnell erlernt. Während die ersten Züge noch zu viele Möglichkeiten offen lassen, als dass sich ein langes Planen lohnen würde, ändert sich dies im Spielverlauf, da sich die mehr und mehr eingeschränkten Zugmöglichkeiten geradezu anbieten gewisse Spielzüge des Gegners zu forcieren.

Wie stellt sich Scarab in den verschiedenen Spielerzahlen dar:

Zu zweit ist Scarab ein reinrassiges Taktikspiel. Hier ist es wichtig abzuwägen, wie der eigene Spielzug die Möglichkeiten des Gegners beeinflussen kann und welche eigene Möglichkeiten sich aus dessen eventueller Antwort ergeben, d.h. es ist notwendig mehrere Züge im Voraus zu planen.

Wer gerne mehrere Runden im Voraus plant, Chancen und Risiken gegeneinander abwägt, kann sich hier austoben.

Zu dritt bietet Scarab noch immer gut Spielraum zur taktischen Planung der eigenen, sowie der Züge der Mitspieler, die allerdings nicht immer machen, was man selbst möchte :-).

Im Spiel zu viert ist es kaum möglich die Züge der anderen 3 Spieler zu planen. Hier kann man sich nur auf den im Uhrzeigersinn nächsten Spieler konzentrieren und als Gegner wählen. Dies führt zwar zu kürzeren Wartezeiten, verringert aber deutlich die eigenen Einflussmöglichkeiten. Damit geht diese Version eher als Familien- oder Gelegenheitsspieler-Variante durch.

Im Teamspiel zu viert sieht das ein wenig anders aus. Da die beiden Spieler eines Teams immer hintereinander spielen, ist man versucht den Spielzug des Mitspielers, sowie die nächsten beiden Züge der Gegenpartei gleich mit zu planen. Hier stellten sich die Wartezeiten als am längsten heraus. Da die Teampartner nicht über ihre Pläne reden dürfen, weiß man natürlich nie, ob der Mitspieler die gleichen Pläne hat bzw. die Pläne der vorhergehenden Spielers erkennt.

Die Meinungen hierzu in unseren Runden waren uneinheitlich. Tendenziell bevorzugten unsere Spieler jedoch die Vierer-Runde in der "Jeder gegen Jeden"-Variante gegenüber der Team-Variante..

Die Zwei- und Dreipersonen-Variante kam in unseren Runden am besten an, das Spiel zu viert hingegen nur eingeschränkt.

Wer bei Scarab etwas mehr Übersichtlichkeit bevorzugt, sollte die Abzweigungsregel weglassen. Dadurch verringert sich die Anzahl der Möglichkeiten, das Planen wird einfacher und schneller. Deshalb empfiehlt es sich gerade im Spiel zu viert auf das Abzweigen zu verzichten.

Zusammengefasst: Scarab ist ein schönes Taktikspiel für Spieler die gerne rechnen und planen. Die Planungsmöglichkeiten steigen im Verlauf des Spiels, so dass sich der Spannungsbogen langsam aufbaut. Lediglich gegen Ende kann es vorkommen, dass bedingt durch die noch verbleibenden Möglichkeiten sich nur noch wenig taktische Finesse einsetzen lässt.

Spieler mit geringem taktischen Anspruch werden an der Vierpersonen-Variante sicher Spaß haben. Taktikern und Strategen empfehle ich jedoch eindeutig das Zwei-, vielleicht auch das Drei-Personspiel, denn nur hier entfaltet sich eine wirkliche Spieltiefe.

In jedem Fall ein solides Debüt des Neuverlags! Wir freuen uns bereits auf das fertige Spiel, welches ab September erhältlich sein soll und auf die nächsten Schritte von Silberberg-Spiele gespannt. (Frank Gartner)

>>> Reportage mit Nico Reuter von Silberberg-Spiele <<<

Rezension Frank Gartner

Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.

Regelvarianten

Zur besseren Übersicht: Für eine bessere Übersicht und zur Steigerung des Spannungsbogens hat es sich in unseren Spielen bewährt eine Zählleiste zu verwenden. Hierzu bietet sich z.B. die Carcassonne-Zählleiste an.

Durch eine Zählleiste lässt sich zu jedem Zeitpunkt feststellen, wer im Spiel führt und gegen wen man spielen muss. Bei sehr knappen Spielständen wird so noch genauer geschaut, wie man den einen oder anderen Punkt herausholen kann, um eine Punktedifferenz zu kompensieren. Damit bleibt das Spiel bis zum Schluss spannend.

Die Sammel-Variante: Gerade im Spiel zu viert verliert das Spiel etwas an Planbarkeit. Hier bietet es sich an für zusätzliche Anreize zu sorgen.

So kann man für spezielle Sammlungen Sonderpunkte einräumen:

• Die Sphinx-Allee: Wer je ein Plättchen der Werte +1 bis +8 gesammelt hat, erhält einen Sonderbonus von 10 Punkten.

• Der Fluch des Pharaos: Nicht immer muss positiv gleich positiv sein. Wer je ein Plättchen der Werte +1 bis +8 gesammelt hat, erhält eine Strafe von -15 Punkten. Damit muss man aufpassen, dass man nicht jedes positive Plättchen sammelt (alternativ zur Sphinx-Allee).

• Die Maske des Tutenchamun: Wer je ein Plättchen der Werte -1 bis -8 gesammelt hat, bekommt einen Bonus von 20 Punkten und kann damit die negativen Werte etwas mildern.

• Der Segen der Hatshepsut: Wer das 4. Plättchen des gleichen Wertes eingesammelt hat darf sofort noch einmal ziehen. Dieses Recht muss sofort wahrgenommen werden, wenn das 4. Plättchen eingesammelt wurde. Zu einem späteren Zeitpunkt ist dies nicht mehr möglich.

Um sicher zu stellen, dass auch die anderen Spieler über den Status der gesammelten Skarabäusplättchen informiert sind, werden die gesammelten Plättchen nach Werten in aufsteigender Reihenfolge vor den Spielern ausgelegt.