Rezension/Kritik - Online seit 25.06.2008. Dieser Artikel wurde 6856 mal aufgerufen.

Totentanz

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Autor: Henning Poehl
Illustration: Doris Oppenauer
Verlag: Sphinx Spieleverlag
Rezension: André Beautemps
Spieler: 2
Jahr: 2005
Bewertung: 3,0 3,0 H@LL9000
Ranking: Platz 4542
Totentanz

Spielziel

Schwarz oder weiß? Für Leute, die zu extremen Meinungen neigen oder Schwächen in farblicher Wahrnehmung haben, ist die monochrome Umsetzung dieses Spiels eine optimale Voraussetzung. Zwei Spieler repräsentieren die konträr gehaltenen Symbole für ein unnatürliches Ableben (schwarzer Tod) und das Dahinscheiden aus rein biologischen Gründen (weißer Tod). Um 10 verschiedene Personen wird rund um die Uhr gerungen, bis der Letzte dahingerafft oder einer der beiden Spieler handlungsunfähig ist.

Ablauf

Die Ausstattung des Spiels besteht im Wesentlichen aus Karten. In die Mitte wird eine Karte mit einer Uhrenabbildung gelegt, um die 12 weitere Karten im Stundentakt gruppiert werden. Ein kleiner Holzstab wird als Zeiger der Uhr verwendet. Eine der umliegenden Karten ist ein Totenhaus, hinter dem zu Beginn "der tanzende Tod" steht. Neben dem Totenhaus gibt es noch das Paradies als zweite Sonderkarte, die restlichen Karten zeigen 10 Personen, zu denen je eine zugehörige Aktionskarte in einer Reihe neben der bisherigen Auslage plaziert wird. Die Spieler erhalten je 11 Todesmarker (schwarze bzw. weiße Plastikchips), Übersichtskarten, eine Punktestand- und eine Schicksalskarte. Ein Würfel wird bereitgelegt.

In drei Phasen werden von den Kontrahenten folgende Aktionen durchgeführt:

  1. Der Startspieler für die Runde wird durch einen Würfelwurf bestimmt.
  2. Eine durch den Zeiger der Uhr vorgegebene Anzahl von Todesmarkern wird von beiden Spielern gleichzeitig auf der Schicksalskarte auf drei mögliche Felder gelegt.
  3. Abwechselnd führen die Spieler Aktionen in beliebiger Reihenfolge gemäß den zuvor gelegten Chips durch.

Aktionen:

  • Der Zeiger der Uhr wird um eine Position versetzt
  • Die Figur des Todes wird bewegt
  • Eine Aktionskarte einer Person wird genutzt

Die für die Aktion zuvor gesetzten Marker werden anschließend nach bestimmten Regeln auf eine Karte in der Uhr gelegt; landet ein Chip auf der Karte Paradies, ist er für den Spieler verloren und bringt Minuspunkte in der Schlusswertung.

Gegebenenfalls kann der Spieler einen Todeswurf am Ende der Aktion machen. Diese Zusatzmöglichkeit ist immer nur eine Option, niemals ein Muss. Entscheidet sich der Spieler dafür, würfelt er einmal. Ist sein Würfelergebnis unterhalb der Gesamtanzahl der Marker auf der Personenkarte, stirbt die Person und der Spieler mit den meisten Markern auf der Karte erhält die passende Aktionskarte als Wertungsfaktor und Siegpunkte. Die Karte selbst wird umgedreht und zeigt nun eine Sanduhr. Wird der Wurf verpatzt, muss der Spieler alle seine Todesmarker von der Karte entfernen und zu sich zurücknehmen.

Sind alle Personen gestorben oder verfügt ein Spieler in Phase 2 nicht mehr über genügend Chips, um die Vorgabe seitens des Uhrzeigers in erfüllen zu können, endet das Spiel mit einer Schlusswertung.

Fazit

Das Spielmaterial ist solide hergestellt und stimmig umgesetzt. Erwähnenswert ist die pfiffige Umsetzung der Spielverpackung, da diese aus einem Stück Karton mit einer gelungenen Knickung gefertigt ist. Die dem Material angemessene Größe und thematisch treffende Gestaltung wird positiv registriert.

Allerdings ist die Bezeichnung der Personen nur auf deren Aktionskarten aufgedruckt, nicht auf den Karten, die rund um die Todesuhr ausliegen. Durch die Ähnlichkeit der Zeichnungen und den Schwarz-Weiß-Effekt wird hier die Zuordnung für die Spieler erschwert. Wünschenswert wäre die namentliche Bezeichnung auf allen Karten, um die Spieldauer der Phasen 2 und 3 zu beschleunigen.

Die Gesamtspieldauer ist stark davon abhängig, wie sich das Spiel entwickelt. Führt ein Spieler mehr oder weniger deutlich, wird er versuchen, das Spiel zu einem schnellen Ende zu bringen, was häufig gelingt. Dadurch kann ein Spiel schon mal nach kurzen 10 Minuten beendet sein. Sind beide Spieler eher an einem länger währenden, weil knappen Duell interessiert, liegt auch mehr als eine Stunde Spielzeit im Bereich des Möglichen.

Laut Anweisung in der verständlich geschriebenen Regel werden im Rahmen der Vorbereitung die 12 Karten um die Uhr nach dem Zufallsprinzip ausgelegt. Durch die beiden Sonderkarten können sich Konstellationen ergeben, die enorm spielflußhemmenden Einfluss haben. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn das Totenhaus und das Paradies kurz aufeinander folgen. Unter Umständen wird der Uhrzeiger dazwischen "gefangen", weil das Verstellen der Uhr einem Spieler Minuspunkte einbringt. Ist der Spielstand knapp, geht niemand das Risiko ein, durch diese Aktion in Rückstand zu geraten und die Spielspannung nimmt rapide ab. Die anschließenden Runden laufen immer gleich ab und das Spiel verödet richtiggehend.

Als Gegenmaßnahme empfehle ich, regelabweichend die Sonderkarten einander gegenüberliegend fest zu platzieren. Die Personenkarten können zufällig auf die verbleibenden Plätze verteilt werden.

Thematisch ergibt sich wie bei allen Spielen dieser Serie eine Zielgruppenorientierung jenseits des allgemeinen Familienspielpublikums. Wenn ein Spielinteressierter gerade im persönlichen Umfeld mit dem Tod in der Realität konfrontiert ist, wird es vermutlich schwerfallen, sich damit spielerisch auseinander zu setzen. Da es meines Wissens keinen Zwang gibt, das Spiel mitmachen zu müssen, sollte man dies nicht als Gegenargument für die Themenwahl gelten lassen. Der Autor hat gut daran getan, die nüchternen Fakten zum Tod ("Alle müssen sterben. Nur keiner weiß wann und wie.") als Erläuterung für seine Wahl in der Regeleinleitung anzugeben. Abgesehen von den zuvor erwähnten Spielsituationen (è Endlosschleife) entfaltet das Spiel durchaus seinen Reiz. Das Zufallselement ist auf den Todeswurf reduziert. Bei den sonstigen Spielmechanismen können gelungene Überlegungen und Aktionskombinationen zu viel Freude auf der einen und mächtigen Ärger auf der anderen Seite führen. Dabei ist es schon etwas absurd zu bedauern, dass jemand dem Tod noch mal von der Schippe gesprungen ist.

Rezension André Beautemps

Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.

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H@LL9000-Bewertungen

H@LL9000 Wertung Totentanz: 3,0 3,0, 1 Bewertung(en)

Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 31.03.08 von André Beautemps

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