Rezension/Kritik - Online seit 07.02.2011. Dieser Artikel wurde 3443 mal aufgerufen.

Tricky Trek

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Autor: Corné van Moorsel
Verlag: Cwali
Rezension: André Beautemps
Spieler: 2 - 5
Dauer: 15 Minuten
Alter: ab 8 Jahren
Jahr: 2009
Bewertung: 4,5 4,5 H@LL9000
4,3 4,3 Leser
Ranking: Platz 2910
Tricky Trek

Spielziel

Schmetterlinge liegen schwer im (Löwen)Magen, Rehkitze hingegen geben wahnsinnige Power. Und die braucht man, will man als ständig hungriger Löwe mal irgendwann am Anfang der Nahrungskette stehen. Was normalerweise nicht das Ziel sein sollte. Doch diese Kette wird von hinten aufgezäumt. Bevor ich das mit dieser Rezension ebenso tue, fange ich dann lieber mal von vorne an.

Ablauf

Wer das Stoffsäckchen leert, erhält eine Spielregel (in angelsächsischer Mundart) und vierzig Räuber ... äh, kleine Porzellantiere. Jeder Spieler erhält von diesen Tieren zunächst einen farblich eindeutigen Löwen. Dazu gibt es fünf weitere Tierarten, von denen mit Ausnahme eines Rehkitzes je eines an jeden Spieler geht. Diese Tiere repräsentieren den augenblicklichen Mageninhalt des eigenen Löwen, aus dem die Kraft zu beziehen sein wird, um sich fortzubewegen.

Alle anderen Tiere werden in einer aus Platzgründen sich schlängendeln Reihe aufgestellt, die Reihenfolge darf zufällig gewählt werden. Die Löwenfiguren der Mitspieler nehmen am Ende der Reihe Aufstellung. Ziel ist es, mit seinem Löwen als Erstes ganz an die Spitze der Reihe zu gelangen.

Die Spielzüge, mit denen dies gelingen soll, funktionieren so:

Alle Spieler wählen gleichzeitig und geheim ein bis zwei Tiere aus ihrem Mageninhalt aus. Diese werden ebenfalls zeitgleich hochgewürgt, also vorgezeigt. Der Spieler, dessen Löwe am weitesten vorne steht, beginnt. Zunächst werden alle für die Runde gewählten Tiere an den Anfang der Reihe gestellt, danach wird der eigene Leu bewegt. Die Tierarten ermöglichen unterschiedliche Bewegungsweiten von ein bis fünf Schritten je Tier, also eine Maximalspanne von ein bis zehn Schritten. Gibt man beispielsweise eine Schmetterling (1 Bewegungspunkt) und ein Kaninchen (3 Bewegungspunkte) ab, wird der eigene Fleischfresser um genau vier Punkte nach vorne gesetzt.

Jedes Tier vor einem zählt als ein Bewegungspunkt, ausgenommen die fremden Löwen. Diese werden - eines wahren Königs der Steppe nicht würdig - wie Luft behandelt. Die eigene Großkatze wird an der Stelle platziert, an der die Bewegung endet (die Zugweite muss immer maximal ausgenutzt werden), und das dort befindliche Tier findet Einzug in der Gaststube "Zum satten Löwen", sprich wird dem eigenen Vorrat hinzugefügt.

Hat man nur noch ein Tier und damit wenig Bewegungs- und Auswahlmöglichkeit in seinem Besitz, darf ausnahmsweise auch der Einsatz dazu dienen, die eigene Figur rückwärts zu bewegen. Nur in diesem Fall wird das eingesetzte Tier nicht am vorderen Ende der Schlange angefügt, sondern darf behalten werden, damit ab dem nächsten Zug wenigstens wieder zwei Tiere zur Verfügung stehen.

Fazit

Ungewöhnlich. Noch keine Wertung, sondern nur ein Fakt.

Das fängt mit der Verpackung an. In der heutigen Zeit werden Spiele selten im reinen Stoffsäckchen als Außenhülle verkauft. Bedenkt man dazu, dass sich in dem innen noch beigefügten Zipverschlussbeutel 40 nicht unempfindliche Porzellanfigürchen befinden, zweifelt man schon an der Sinnhaftigkeit. Erst recht, wenn man wie ich dieses Spiel postalisch zugesendet bekommt und bei der Öffnung der Packung erst mal prüfen muss, ob man noch genügend Klebstoff im Haus hat. Andererseits böten normale Spieleschachteln ob mit oder ohne Tiefziehteil auch keine echte Garantie für die dauerhafte Unversehrtheit des Materials. Man hätte sich gewünscht, dass Cwali vielleicht zu diesem Zeitpunkt die gleiche Idee gehabt hätte wie bei dem Nachfolgerspiel Tricky Safari: Alles in einer kleinen Pappröhre verstauen und den Leerraum mit Luftpolsterfolie füllen.

Trotzdem muss das Material, um auch wieder auf das Eingangsstichwort zurückzukommen, hervorgehoben werden. Niemand entzieht sich dem Charme der kleinen Tierfiguren, wobei natürlich der weibliche Anteil der Weltbevölkerung dies in deutlicherer Weise zeigt und kommentiert.

Ulkigerweise hat auch niemand ein Problem damit, dass die Tierchen thematisch aufgefuttert werden, schließlich tauchen diese in kürzester Zeit wieder auf und reihen sich munter ein, um irgendwann erneut verspeist zu werden. Die einfachen Spielregeln und -züge sind sofort verinnerlicht, einem zügigen Spiel stehen immer nur sehr begrenzte Bedenkzeiten, welches bzw. welche Tiere man im aktuellen Zug einsetzt, entgegen.

Eine echte Planung des Zuges ergibt sich auch nur für den Spieler, dessen Löwe am weitesten vorne steht, schließlich darf dieser seine Figur zuerst bewegen und weiß somit ganz genau, auf welchem Beutetier er landet. Für alle anderen gilt: Je weiter hinten man sich in der Zugreihenfolge befindet, umso zufälliger wird das Platzierungsergebnis, es sei denn, man liegt soweit hinter den anderen, dass die eigene Zugweite sich nicht mit denen der anderen Spieler kreuzt. Geschieht dies aber, sind die eigenen Planungen oft durch Verschiebungen innerhalb der Kette derart durcheinander, dass man anstelle des für zukünftige Zugweiten lukrativen Rehkitzes nur einen lausigen Schmetterling als Hauptmahlzeit findet. Doch genau diese Unwägbarkeit, die mitunter entstehenden langen Gesichter und die Häme des übrigen Löwenrudels machen den Reiz dieses Spiels aus.

Durch die flotten Spielzüge und die insgesamt angemessene Spieldauer von maximal einer halben Stunde entsteht kein Gefühl der Langeweile. Auch die Endplatzierungen liegen oft so nah beieinander, dass es mehrfach vorkam, dass mehr als ein Spieler den Anfang der Kette im gleichen Zug erreicht hätte. Die Spielregel gibt aber vor, dass das Spiel unmittelbar endet, sobald dies dem ersten Spieler gelungen ist. Hier empfehle ich die Variation, den letzten Spielzug vollständig auszuspielen, wodurch sich unter Umständen noch jemand vom dritten oder vierten Platz auf das oberste Siegertreppchen katapultieren kann. Schließlich sind die anderen Löwen vor der eigenen Spielfigur ja Luft.

Das Spiel hat bisher wie fast alle Werke aus dem gleichen Hause nur eine sehr begrenzte Auflage erhalten. Wer das Spielprinzip bzw. die Regel kennt, hätte sich zum Beispiel auf der Spiel 2010 in Essen die Tiere am Verlagsstand alle einzeln zulegen können. Jedoch wäre es bei der Menge des benötigten Materials eine recht teure Angelegenheit gewesen. Allen, die sich von Figuren, Mechanismus und/oder Idee angesprochen fühlen, sei gesagt, dass einzelne Händler noch Restexemplare besitzen und diese öffentlich zum Kaufe anbieten. Vielleicht findet sich aber auch irgendwann ein größerer lizenznehmender Verlag, der diese schöne Idee aufgreift und in einer anderen Stückzahl (und nach Möglichkeit besserem Materialschutz) produziert und anbietet. Wenn nicht, dann fress ich einen Löwen!

Rezension André Beautemps

Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.

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H@LL9000-Bewertungen

H@LL9000 Wertung Tricky Trek: 4,5 4,5, 2 Bewertung(en)

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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 20.12.10 von André Beautemps
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 29.01.11 von Andreas Molter

Leserbewertungen

Leserwertung Tricky Trek: 4,3 4.3, 3 Bewertung(en)

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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 07.02.11 von Jörn
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 08.02.11 von Braz - Netter Absacker. Material ist mir aber zu fragil: Alle Porzellanfiguren befinden sich in einem Säckchen.....das schreit nach abgeplatzten Füßen etc...
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 04.01.13 von Leif - Optisch und haptisch ein wirklich schönes Spiel! Dennoch muss man mit den Figuren etwas vorsichtig sein, um sie nicht um Beutel zu zerbröseln. Wer allerdings schon einmal in Essen auf der Spiel war, bekommt dort schnell Ersatz und kann seinen Zoo und damit die Fresskette beliebig erweitern...! Ansonsten macht Tricky Trek in allen Besetzungen Spaß und lädt zum Widerspielen ein - schön!

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