Rezension/Kritik - Online seit 17.06.2012. Dieser Artikel wurde 3671 mal aufgerufen.

Vintage

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Autor: Gil d´Orey
Illustration: Filipe Alves
Verlag: MESAboardgames
Rezension: Ferdinand Köther
Spieler: 2 - 4
Dauer: 90 - 120 Minuten
Alter: ab 10 Jahren
Jahr: 2011
Bewertung: 4,0 4,0 H@LL9000
3,5 3,5 Leser
Ranking: Platz 5092
Vintage

Spielerei-Rezension

Spielerei-Kritik Frühling 2012:
In den letzten ein, zwei, drei Jahren sind einige Spiele zum Thema „Wein“ erschienen, was mich als passionierten Biertrinker nicht weiter stört, solange die Spiele nicht zum Weinen sind. Das ist bei denjenigen, die ich kenne, zwar nicht der Fall (Grand Cru z. B.), aber überzeugt hat mich keins davon.
Ich meine spielerisch überzeugt, nicht, vom Bier- zum Weintrinker zu werden. Daher war ich zunächst etwas skeptisch, als ich letzten Oktober in Essen am Stand des von mir sehr geschätzten Verlages Mesaboardgames aus Portugal das Spiel Vintage entdeckte. Aber die schlichte Eleganz des großen Spielplans und der Schachtel hatten es mir sofort angetan und ohne weitere große Erklärungen war klar: Diesen Spiel-Wein musste ich probieren!
Es geht in diesem Falle um Portwein, und der Plan zeigt das Tal des Flusses Douro, an dessen Hängen die Trauben angebaut werden, die zusammen mit Brandy schließlich den berühmten Portwein ergeben. An der Flussmündung liegen die Städte Porto (daher der Name) und auf der anderen Flussseite gegenüber Vila Nova de Gaia, auch einfach als Gaia bekannt, und dort befinden sich auch die für die Portweinproduktion relevanten Weinkeller und Betriebe.
Aber ich will keine Weinkunde betreiben, sondern Spielkunde. Nicht nur Spielplan und Schachtel wirken edel, auch alles andere reichlich vorhandene Material. Als Spielerfarben gibt es zwar auch Gelb und Orangefarben (neben Weiß und Grau), aber es gibt kein quietschbuntes Gewusel, sondern alles wirkt, ich wiederhole mich, sehr edel und elegant.
Schön wäre es, das auch für die Regel sagen zu können. In toller, edler (sorry, Wiederholung) Aufmachung liegt diese in mehreren Sprachen bei, hat aber einige leichte Tücken. Die englische Regel ist weitgehend akzeptabel, die deutsche verwechselt öfter „Weingut“ mit „Weinsorte“ und ist auch sonst ein gutes (abschreckendes) Beispiel dafür, wie schwierig es ist, eine gute Regel zu schreiben.
Sei’s drum, irgendwann kriegt man’s zusammen, meine im Internet erhältliche Kurzregel klärt auch die letzten Fragen. Die Mühe lohnt sich, das sei schon mal gesagt.
Ohne allzu sehr ins Detail zu gehen, besticht vor allem der Grundmechanismus von Vintage. Jeder Spieler hat eine bestimmte Anzahl Aktionsscheiben, je mehr Weingüter er hat, desto mehr. Für jede Aktion braucht man Aktionsscheiben, und hier liegt die Raffinesse des Spiels: Der erste Spieler, der eine bestimmte Aktion ausführen will, muss dafür eine seiner Scheiben benutzen, der zweite für dieselbe Aktion schon zwei, der dritte drei, der vierte schließlich vier. Ok, das gilt nicht für alle Aktionen, aber für die meisten. Außerdem hat jeder Spieler einen Aufseher, ja, leider nur einen einzigen, der beliebig viele Aktionsscheiben ersetzt, allerdings auch nicht überall.
Die Aktionen sind dem Spielthema bestens angepasst, ohne überladen zu sein (wie bei anderen Wein-Spielen). Weingüter kaufen, Wein anbauen, Wein ernten, Wein per Schiff nach Gaia transportieren und einlagern, Wein altern lassen und verkaufen. Auch Startspieler zu werden ist durchaus wichtig, logischerweise kann diese Aktion nur von einem einzigen Spieler gewählt werden. Man kann Karten nehmen, man kann eine Karte ausspielen, was jeweils eine separate Aktion ist. Diese Karten sind das nötige Zufallselement, ohne allzu stark, aber doch wirksam, ins Spielgeschehen einzugreifen, das jedem Spiel gut zu Gesicht steht, ebenso wie der von Runde zu Runde wechselnde Bonus für die Weinqualität. Die wiederum ist auch davon abhängig, wo das Weingut gelegen ist und wie viele Sorten bzw. teilweise auch welche Sorten dort angebaut sind. Brandy kann man übrigens auch ernten, nicht ganz realitätsgetreu, aber dass Brandy solch eine wichtige Rolle für den Portwein spielt, wusste ich bisher noch nicht. Wer an der Reihe ist, führt genau eine Aktion aus, mit der erforderlichen Anzahl Aktionsscheiben oder seinem Aufseher. Wer gut mitgelesen hat, kann schon daraus schließen, dass während einer Spielrunde nicht alle Spieler gleich oft an der Reihe sind.
Geld gibt es nicht, alles, was man bezahlen muss, Weingüter z. B., wird mit Siegpunkten bezahlt, die hier VP = Vintage Punkte heißen, ein nettes Wortspiel mit den englischen Siegpunkten (VP = Victory Points). Und diese VP sind äußerst knapp, man fragt sich, wie man auf der Leiste bis 50 überhaupt über 10 hinauskommen soll, aber mit der Schlusswertung kommt dann doch schließlich auf etwa die Hälfte oder mehr.
Vintage ist ein ziemlich hartes Wirtschaftsspiel, schwer wie echter Portwein mit leichter Blume, d. h., mit einfachen Regeln, die zudem noch übersichtlich auf dem schicken Spielplan dargestellt sind. Komplex, aber nicht kompliziert – ach, wie ich dieses Zitat liebe! Von der Regel einmal abgesehen, stimmt hier alles 100%-ig – Grafik, Material, Interaktion, Verhältnis Taktik (viel) zu Zufall (wenig), Umsetzung des Themas und vor allem: Spielspaß! Auch wenn Portwein nicht zu meinen bevorzugten Getränken gehört – ein kleines Tröpfchen hin und wieder kann nicht schaden – gehört er nun, in dieser Form verabreicht, zu meinen absoluten Favoriten. Ich bin begeistert!
Nach sieben kurzweiligen, wenn auch nicht unbedingt kurzen, Runden ist der Spieler mit den meisten Vintage Punkten der beste Weinbauer und Spielsieger.
Etwas enthaltene Werbung stört nicht, die auf dem Spielplan nicht aufgedruckten Linien für die Platzierung der Weingüter auch nicht, die nicht optimalen Regeln etwas; dafür werden Hintergrundinformationen interessant, aber nicht aufdringlich präsentiert. Vintage ist ein (fast) rundum tolles Spiel, absolut nicht nur für Weinliebhaber. Ach so, es gibt auch eine „einfache“ Familienversion, die wir nicht gespielt haben. Wer bisher wie ich von anderen Wein-Spielen wenig angetan war, sollte sich nicht vom Thema täuschen lassen, er verpasst eins der besten Spiele des letzten Jahrgangs, eben Vintage. Ein wahrhaft exzellentes Tröpfchen!

Rezension Ferdinand Köther

In Kooperation mit der Spielezeitschrift

Spielerei

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H@LL9000-Bewertungen

H@LL9000 Wertung Vintage: 4,0 4,0, 2 Bewertung(en)

Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 13.05.12 von Ferdinand Köther
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 11.01.12 von Michael Andersch - Solides Workerplacementspiel ohne großartige innovative Ideen. Weinberg anbauen, bepflanzen, ernten, verschiffen, verkaufen. Funktioniert und ist einigermaßen spannend, leidet aber am Anfang darunter, dass so recht nichts vorangehen mag. Außerdem habe ich den Eindruck, dass jemand, der zu Anfang gut startet, schon recht unglücklich spielen muss, um nochmal abgefangen zu werden.

Leserbewertungen

Leserwertung Vintage: 3,5 3.5, 4 Bewertung(en)

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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 17.01.12 von Christoph Kainrath - Klassisches Worker-Placement-Spiel. Gegen Ende des Spieles vermutlich etwas glücksabhängig, wer noch die letzten Weine transportieren, einlagern und verkaufen kann.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 18.06.12 von andreas d. meyer - als alter portugal-urlauber ein wirklich klasse spiel
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 10.07.12 von Der Armin - Leider gibt es sehr starke und recht schwache Karten. Manche MUSS man einfach nehmen (z.B. Vintage o. Colheita...) und manche lohnen die zwei Aktionspunkte nicht... hier hätte man problemlos besser "balancen" können!
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 25.11.15 von Rodriguez - Och nee. Fitzelig und aufwändig, um letztendlich immer das gleiche zu machen. Die ganze Lager-Keller-Verkauf-Sache ist sehr grübelanfällig. Also, seeeeeehr.

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