Kompakt - Kritik
Im Südwesten Frankreichs liegt der Höhlenkomplex "Lascaux", der wegen seiner Höhlenmalereien weltbekannt ist. Die realistisch wirkenden Abbildungen von Tieren der damaligen Zeit sind Gegenstand dieses Spieles.
Jeder Spieler hat ein Häufchen Steine vor sich liegen und sechs Marker für die verschiedenen Farben auf den Karten. Jede Runde beginnt mit der offenen Auslage von einzelnen Höhlenmalerei-Karten vom verdeckten Nachziehstapel. Darin befinden sich je neun Karten von sechs Tierarten, die jeweils zwei Farben zeigen. Es werden solange Karten aufgedeckt, bis entweder alle sechs Farben vertreten sind oder sieben Karten ausliegen. Nun wählt jeder Spieler geheim einen seiner Marker aus und legt ihn so vor sich, dass die Farbe verdeckt ist.
Darauf folgt eine Bietrunde mit mehreren Durchgängen, bei der man jeweils entweder genau einen Stein in die Tischmitte legt oder endgültig passt und dann die bisher angefallenen Bietsteine einsammelt sowie seinen Marker verdeckt neben die Kartenreihe platziert. Alle Aussteiger legen stets ihren Marker auf die schon platzierten Marker ihrer Vorgänger. Ist nur noch ein einziger Bieter übrig, zeigt dieser seine Farbe und nimmt alle Karten aus der Mitte zu sich, die seine Markerfarbe zeigen. Von oben nach unten werden die weiteren Marker der Mitspieler abgearbeitet und ggf. weitere Karten vergeben. Bleiben Karten in der Tischmitte liegen, sind sie der Anfang für die Folgerunde.
Alle Spieler nehmen danach ihre Marker zurück und der Spieler mit dem Marker ganz unten wird Startspieler für die nächste Runde.
Sind alle Karten von den Spielern eingesammelt, endet das Spiel. In der Wertung erhält jeweils der Spieler mit den meisten Karten einer Tierart so viele Siegpunkte, wie er davon Karten gesammelt hat. Bei Patt erhalten alle Beteiligten volle Punkte. Je sechs Steine bringen noch einen Punkt. Es gewinnt, wer die meisten Punkte erreicht hat.
Spielregel: kurz, eindeutig, mit vielen Beispielen, einwandfrei. Da gibt es nichts zu monieren.
Ausstattung: wunderschöne, glatte Steine in bizarren Formen und hübsche Pappmarker. Die Spielkarten mit Motiven der Höhlenmalereien von Lascaux vermitteln ein stimmiges Spielgefühl. Die kleinformatige Schachtel spart Lagerplatz im Spieleregal.
Fazit: Schnell aufgebaut, schnell gespielt. Bluff und Glück bestimmen das Geschehen, jedoch auch die Knappheit der Währung "Steine" und auch genaue Beobachtung. Zunächst hat jeder Spieler genug Steine, um nach Belieben auch mit einem höheren Gebot in den ersten Runden mitzuhalten. Dabei hängt es von der Kartenauslage und deren Verteilung auf Farben und Tiere ab, ob einzelne Spieler hohe Einsätze tätigen wollen. Doch das Dilemma besteht meist darin, dass naturgemäß mehrere Spieler auf die gleiche Farbe oder das gleiche Tier setzen, wenn diese gerade mehrfach zu haben sind. Wer hat nun die stärkeren Nerven oder den größeren Vorrat an Bietsteinen? Es stellt sich die Frage, was einem die zu erwartende Beute wert ist und ob man dafür eine oder mehrere Runden das Nachsehen haben möchte, weil die Steine zum Bieten knapp geworden sind. Manchmal kommt man aber auch an Karten, wenn man eine unerwartete Wahl trifft. Die treffende eigene Einschätzung der Mitspieler und die daraus abgeleitete eigene Farbauswahl verhelfen manches Mal zu Kartengewinnen.
Um das Bieten schwer ausrechenbar und damit spannender zu gestalten, empfehle ich die Zusatzregel "Geheimhaltung der Steine" vor den Mitspielern. Gut im Rennen ist, wer sich die Sammelschwerpunte der Mitspieler merken kann und mitzählt. Aufgrund der geringen Kartenanzahl von nur neun Stück je Tierart, die sich ggf. auf fünf Spieler verteilen, sind sich bildende Mehrheiten im Verlauf einer Partie allerdings nur schwer nachzuhalten. Oft liegt zwischen Erstem und Zweitem nur eine einzige Karte Abstand, was für den nicht punktenden Zweiten dann unbefriedigend ist.
Wie spielt sich Lascaux nun? Zu fünft kann es die wenigsten begeistern, zu sehr schlägt hier der Zufall zu und manch ein Mitspieler beendete die Runde mit der Anmerkung, dass er dieses Spiel nicht erneut mitmachen würde. Bei einer Partie zu dritt oder viert verbessert sich der Spielspaß deutlich und man kann meines Erachtens durchaus sinnvoll spielen. Wer sich nun auf Lascaux einlässt, tut das, weil ihn das Material animiert und/oder weil gegen eine sehr kurzweilige Partie mit etwas Glückslastigkeit nichts einzuwenden ist. Einfachste Regeln machen es leicht, schnell eine willige Runde zu finden. Wenn es nicht gerade eine 5er-Runde ist, bin ich gern dabei, wenn der Ruf nach einem Mitspieler erschallt. Lascaux reiht sich für mich in die Gruppe der mittelmäßigen, in Runden mit ganz bestimmter Spieleranzahl aber trotzdem unterhaltsam zu spielenden Spieletitel ein.
Rezension Roland Winner
Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.