Rezension/Kritik - Online seit 19.12.2003. Dieser Artikel wurde 7027 mal aufgerufen.

Schwarzmarkt

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Autor: Stefan Dorra
Illustration: Franz Vohwinkel
Verlag: AMIGO
Rezension: Steffen Stroh
Spieler: 3 - 5
Dauer: 20 - 45 Minuten
Alter: ab 12 Jahren
Jahr: 1996
Bewertung: 3,5 3,5 H@LL9000
2,0 2,0 Leser
Ranking: Platz 6004
Schwarzmarkt

Spielziel

Harte Zeiten, wenig Geld, großer Bedarf, doch legal nichts zu bekommen? Ein wahrlich guter Nährboden für den Schwarzmarkt, einen Art Tauschhandelsplatz für Waren aller Art in diesem Spiel, das auch Nicht-Zeitzeugen an die Nachkriegszeit denken lassen mag. Hier meine Kartoffeln, und dafür etwas Mehl? Oder ein paar Nylons für die Dame des Hauses? Oder doch lieber etwas Kaffee mit einem Stück Butter?

Ablauf

Ein Blick in die Spielschachtel lässt uns zuerst mehrere große Stapel Karten entdecken: Da finden sich 100 Karten für Luxusartikel (die im Spiel lediglich die Funktion des Geldes und damit des Punktezählens erfüllen), 66 Warenkarten (Kartoffeln, Mehl, Butter, Zucker, Kaffee), 30 Schwarzmarkt-Karten, der Kursanzeiger und ein Spielplan, der uns unpassenderweise irgendwie an „Glücksrad“ erinnert. Jeder Spieler erhält 9 Warenkarten auf die Hand, sowie 3 Schwarzmarktkarten – und los geht das wilde feilschen.

Der Startspieler verkündet durch das Ausspielen einer Schwarzmarktkarte die aktuelle Nachfrage. Eine solche kann aus mehreren Teilen derselben Ware, aber auch aus einem Sammelsurium mehrer Waren bestehen. Nun sind die Spieler reihum gefragt, diese Nachfrage zu stillen – erst wenn die Nachfrage durch verkaufte Warenkarten komplett abgedeckt wurde, folgt eine neue Nachfragekarte. Reihum wird nun entscheiden, ob man bereit ist, seine Waren zum aktuellen Preis abzugeben, oder den Preis lieber weiter in die Höhe treibt. Denn kann oder will man keine Ware verkaufen, muss man auf dem Spielplan den Kurszeiger nach vorne setzen – vom Startpreis 1 bis zum Maximum von 50 (auszuzahlen in Luxusartikeln). Doch diese Erhöhung birgt stets das Risiko, dass jetzt ein anderer, bescheidenerer Spieler das Angebot nachfolgend mit seinen Handkarten abdeckt, zum etwas erhöhten Preis – und der Preistreiber auf seinen Waren sitzen bleibt. Es ist also so eine Sache mit der Gier nach höherem Gewinn. Wohl dem, der achtsam die Aktionen seiner Mitspieler verfolgt und so vielleicht spitz bekommt, in welchem Moment er Monopolist einer bestimmten Ware ist. Ein Zustand, der gerade gegen Ende einer Runde, wenn die Warenkarten auf den Spielerhänden zur Neige gehen, des öfteren vorkommt.

Die stete Gradwanderung zwischen der Abwägung, was die anderen noch haben könnten, und dem genauen ausspionieren des idealen Zeitpunkts zur maßlosen Preistreiberei, macht den Reiz dieses Spieles aus. Und wem die eigene Auffassungsgabe, oder der eigene Handkartenvorrat, nicht ausreicht, ersetzt ab und an eine Nachfragekarte durch die darunter verstreuten Sonderkarten: Mal darf man da einen Mitspieler um Warenkarten erleichtern, ein andermal legt ein gemeiner Spitzel mehrere Handkarten des Mitspielers offen. Ab und an dürfen auch überflüssige Warenkarten gegen gefragtere Produkte vom Vorratsstapel getauscht werden.

Hat ein Spieler alle seine Warenkarte unter die Leute gebracht, endet die Spielrunde. Jeder Spieler füllt seine Hand wieder auf 9 Warenkarten auf, und eine zweite Runde nach demselben Strickmuster folgt. Nach dieser folgt die Auszählung: Wer hat am lukrativsten gefeilscht und am meisten „Geld“ in Form von Luxusartikeln eingenommen hat, darf sich fortan als Sieger dieses dubiosen Geschäftsgebarens fühlen.

Fazit

Schwarzmarkt ist ein überaus leicht erlernbares Bluffspiel, bei dem aber durchaus taktiert werden kann. Eigene Risikofreude paart sich mit der Pflicht, die Aktionen der Mitspieler genau zu verfolgen. Ab und an mag es ratsam sein, den Mitspielern durch schnelle Verkäufe ein Angebot kaputtzumachen, um zu anderer Zeit den Preis schamlos zu treiben, wenn es anderen an entsprechenden Warenkarten mangelt. Dass manch hinterlistiger Bluff hier ein Schnippchen schlägt, macht das ganze nur unterhaltsamer.

Kritik muss das Spiel für seine unübersichtliche Anleitung, viel mehr aber für den hässlich-pastellfarbenen Spielplan einstecken: Die kreisrunde „Laufbahn“ für den Kursanzeiger ist mit Würfelsymbolen gespickt, die die Anzahl der Schritte möglicher Gebotserhöhungen anzeigen sollen. Übersichtlich ist das zwar, aber auch lieblos ohne Grenzen – und fehlleitend. Das Design des Spielplans suggeriert ein Glücksspiel für Kinder, was dem Spiel, das in Wahrheit gar keine Würfel beinhaltet, nicht gerecht wird. Die Altersangabe von 12 Jahren ist zwar nur durch das Thema zu erklären, dennoch ist das Spiel weit davon entfernt, das zu sein, was der Spielplan vorgaukeln mag. Wer hingegen einen näheren Blick riskiert hat, erkennt ein lockeres Spiel zu einem originellen Thema, das in flotter Manier gespielt, aber eben doch nicht ohne etwas Hirnschmalz zu gewinnen ist. Tiefgang muss man das zwar nicht nennen, aber für ein unterhaltsames Zwischendurch mit List und Tücken ist Schwarzmarkt allemal gut.

Rezension Steffen Stroh

Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.

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H@LL9000-Bewertungen

H@LL9000 Wertung Schwarzmarkt: 3,5 3,5, 2 Bewertung(en)

Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 01.04.04 von Steffen Stroh
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 15.02.07 von Michael Andersch

Leserbewertungen

Leserwertung Schwarzmarkt: 2,0 2.0, 2 Bewertung(en)

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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 01.04.04 von Jörn Frenzel
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 01.04.04 von Markus Hofmann - Für Zwischendurch

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