Rezension/Kritik - Online seit 05.04.2018. Dieser Artikel wurde 4213 mal aufgerufen.

Shit Happens / Verdammt nochmal

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Autor: Andy Breckman
Verlag: Goliath B.V. (Board Game)
Rezension: André Beautemps
Spieler: 2 - 12
Dauer: 10 - 20 Minuten
Alter: ab 18 Jahren
Jahr: 2016
Bewertung: 4,0 4,0 H@LL9000
Ranking: Platz 4048
Shit Happens / Verdammt nochmal
Shit Happens / Verdammt nochmal

Spielziel

Eine berechtigte Frage. Eine Katastrophe nach der anderen kommt zum Vorschein, und ich soll auch noch einschätzen, welches das jeweils größere Übel ist.

Wenn ich dabei einen bestimmten Index treffe, darf ich die Karte behalten. Ergo noch mehr Katastrophen vor mir betrachten. Naja, wenn ich genügend sammle und dabei schneller bin als die anderen, kann ich mich immerhin des Spielsieges rühmen.

Ablauf

Ich erhalte (wie alle anderen) drei Karten und sortiere die in einer persönlichen, offenen Auslage aufsteigend nach ihrem aufgedruckten Elendsindex. Dessen Skala reicht von 0,5 bis 100.

Jemand zieht eine Karte vom verdeckt liegenden Stapel der übrigen Karten und liest die darauf befindliche "beschissene" (Zitat aus der Regel) Situation vor. Ist dies mein rechter Nachbar, bin ich an der Reihe zu überlegen, wo genau gemäß der Elendsindizierung diese Karte in meine Reihe einzusortieren wäre. Liege ich dabei richtig, erhalte ich die Karte und füge sie meiner Auslage an der passenden Stelle hinzu.

Wenn nicht, können genau denselben Versuch alle anderen Spieler (bis auf den Verteiler der Karte) im Uhrzeigersinn machen, jeweils bezogen auf die eigene Auslage. Schafft es niemand, die Einordnung hinzubekommen, wandert die Karte aus dem Spiel, und ich ziehe die nächste und lese selbst den Text vor. Obacht: natürlich nicht den aufgedruckten Indexwert, das würde es den anderen ein bisschen zu leicht machen.

Sobald es mir gelungen ist, meine Auslage auf 10 Karten aufzufüllen, habe ich das Spiel gewonnen. Na gut, wenn es jemand anderem vor mir gelingt, hat der- bzw. diejenige gewonnen. Was aus persönlicher Sicht natürlich die größte Katastrophe überhaupt ist. ;)

Fazit

Dieses Spiel hat eine Altersempfehlung ab 18 Jahren. Warum? Nun, es sind schon Situationen beschrieben, die mindestens als heikel zu interpretieren sind und im Einzelfall auch eindeutigen sexuellen Bezug haben. Hier wäre eine weitere Kategorisierung des Typs seelische Stabilität als Ergänzung hilfreich. Denn zartbesaitete Gemüter werden mit Verdammt nochmal definitiv nichts anfangen können.

Manch einer verliert schon nach der gut strukturierten und vollständigen Spielregel die Lust auf mehr. Das liegt zum einen an der "deutlichen" Sprache, in der sie verfasst wurde und zum anderen am Thema selbst. Eine Sortierung von verschiedenen unangenehmen bis schlimmen Ereignissen empfindet so mancher eher als Zumutung denn als Herausforderung zum Spielen.

Für alle anderen, interessierten bzw. nicht abgeschreckten Typen gilt: Nimm es nicht ernst! Das Spiel muss zu Diskussionen über Richtigkeit der Indizierung führen, denn eine subjektive Empfindung kann sich nicht andauernd und in jedem Fall mit einem Mittelwert aus diversen Beurteilungen decken. Also wird munter darüber gestritten, ob die eigene Einordnung einer Situation als über- oder untertrieben eingestuft wird oder der abgebildete nummerische Wert nun aber mal so gar nicht passt.

Dazu ist zu vermerken, dass es zwar Experten gewesen sein mögen, die im Vorfeld zur Bildung des verwendeten Index herangezogen wurden, diese aber in den USA praktizieren und somit die dort herrschenden kulturellen Regeln und Sozialaspekte berücksichtigt haben.

Unnützes Wissen: Der Autor des Spiels ist gleichzeitig der Autor und Produzent der erfolgreichen Fernsehserie "Monk". Erklärt aber wenigstens, warum ein Ereignis wie eine Steuerprüfung für einen Mitteleuropäer unverständlich hoch eingeordnet ist. In den USA hat ein solches Ereignis andere Folgen und damit eine andere Indizierung als bei uns.

Der rein spielerische Mehrwert von Verdammt nochmal ist gleich 0. Einschätzspiele stammen vermutlich aus der Bronzezeit und sind bereits in entsprechender Vielzahl zu bekommen. Der Spielreiz steht und fällt in diesem Fall ausschließlich mit dem Thema. Selbst der Spielgewinn rückt komplett aus dem Fokus, ja es wurden sogar Partien überzogen, d.h. ein höheres Kartenlimit entweder absichtlich vor Spielbeginn vereinbart oder erst bei der 11. oder 12. Karte bemerkt, dass die Siegbedingung schon längst erfüllt ist.

Daran lässt sich ablesen, dass sich die 20 Minuten, die eine Partie im Schnitt dauert, durchaus kurzweilig gestalten und eine deutlich längere Spielzeit ausschließlich intensiverem Diskussionsbedarf geschuldet ist.

Mangels spielmechanischer Interaktion muss explizit die Verbalebene dafür herhalten, wobei die Kommentierung, warum jemand ein vor ihm ausliegendes Ereignis absolut verdient bzw. zurecht in der Auslage hat, den Ärgerfaktor bildet. Wohlformulierte gegenseitige Gemeinheiten sorgen im Idealfall für verschwommene Kartensicht ob der produzierten Lachtränen.

So muss nun tatsächlich jede Frau und jeder Mann selbst eine Meinung bilden, ob sich die Anschaffung von Verdammt nochmal lohnt. Spielerisch sicher nicht, aber wer um Thema und die dadurch ausgelösten Diskussionen keinen Bogen mit dem Radius der Saturnringe machen kann, der soll unbedingt mal herausfinden, was denn nun schlimmer ist: eine tote Prostituierte im eigenen Bett oder eine halbe tote Prostituierte im eigenen Bett.

Rezension André Beautemps

Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.

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H@LL9000-Bewertungen

H@LL9000 Wertung Shit Happens / Verdammt nochmal: 4,0 4,0, 2 Bewertung(en)

Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 30.01.18 von André Beautemps - Die Interaktion basiert ausschließlich auf der Kommunikation der Spieler untereinander. Ist diese rege, sorgt die Interaktion zum Großteil für den Spielreiz. Spielmechanisch liegt die Interaktion bei Note 1-2.
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 22.08.18 von Udo Kalker - "Verdammt Nochmal" lebt natürlich vom Thema und den entsprechenden Inhalten. Wie jedes Spiel dieser Art: Kennt man einmal die Karten und damit die Neulust auf die entsprechenden "Situationen", dann spielt man dieses Spiel eher nicht mehr, denn spieltechnisch ist es als Einschätzspiel entsprechend flach. Trotzdem hatten wir Spaß damit. Der Einschätzindex ist natürlich immer subjektiv und konnte an vielen Stellen von der ganzen Gruppe nur mit Kopfschütteln kommentiert werden ......... und das soll die breite Masse an Leuten so sehen??? Seltsam. Inhaltlich unterhaltsam und vielleicht vergleichbar vom Unterhaltungswert wie das Spiel BAM!

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