Rezension/Kritik - Online seit 21.03.2023. Dieser Artikel wurde 1303 mal aufgerufen.

Die Insel der Katzen: Explore & Draw

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Autor: Frank West
Verlag: Maldito Games
The City of Games
Geekach Games
Rezension: Franky Bayer
Spieler: 1 - 6
Dauer: 30 - 45 Minuten
Alter: ab 8 Jahren
Jahr: 2022
Bewertung: 5,0 5,0 H@LL9000
Ranking: Platz 2467
Die Insel der Katzen: Explore & Draw

Spielziel

Es ist ganz einfach: Manche Menschen sind Hundefreunde, andere hingegen Katzenliebhaber. Frank West scheint eindeutig zu Letzteren gehören. Nicht nur, dass er den schnurrenden, samtpfotigen Haustigern ein eigenes Spiel widmet, er hat seine Liebe zu Katzen sogar dezent im Spieletitel versteckt. Isle of Cats klingt laut ausgesprochen nämlich wie "I love cats". Im Schachteldeckel hat er explizit einen Spot markiert, wo man seine eigene Katze deponieren kann, während man eine Partie spielt.

Er dürfte auch nicht der einzige Katzenfreund sein, denn jede Menge Exemplare seines Werkes sind schon über den Ladentisch gegangen. So viele, dass bereits einige Erweiterungen und verbesserte Neuauflagen erschienen sind. Die vorliegende Neuheit ist hingegen ein eigenständiges Spiel, das sich nur einiger Mechanismen des Originalspiels bedient. Nach wie vor müssen die Spieler Katzen (in Form von Polyominos) von einer Insel retten und möglichst punkteträchtig auf ihrem eigenen Schiff unterbringen, bevor - laut Hintergrundstory - der böse Lord Vesh eintrifft.

Ablauf

Im Spiel Die Insel der Katzen kamen die besagten Tiere der Gattung Felidae noch auf "Tetris"-förmigen Plättchen vor. Nun sind es allerdings Karten, auf denen diese abgebildet sind. Eine Karte gibt sowohl die Farbe als auch die Form vor, wobei wenigstens beliebig gedreht oder gespiegelt werden darf.

Neben Katzen (erkennbar am grünen Rand) finden wir aber auch noch andere - ebenfalls aus den Grundspiel bekannte - Elemente vor: Lektionen (blauer Rand), welche für die Erfüllung der darauf angegebenen Bedingungen Extrapunkte bringen, gewöhnliche und seltene Schätze (gelber Rand), sowie Oshax-Katzen (brauner Rand), welche wie "Joker" fungieren und eine beliebige Katzenfarbe annehmen können.

Alle Karten werden grundsätzlich in 2 Stapel (mit unterschiedlicher Rückseite) sortiert und getrennt gemischt. Zu Beginn jeder Runde werden dann von diesen beiden Spalten nach einem bestimmten Schema 12 Karten ausgelegt, nämlich 3 Reihen zu je 4 Spalten. Diese Auslage wird als die "Insel" bezeichnet.

Jeder Spieler kann dann davon eine Spalte auswählen und alle drei Karten auf seinen Tafeln eintragen. Katzen, Schätze und Oshax überträgt er mit den passenden Farbstiften auf seinen persönlichen Bootsbogen, Lektionen wiederum kreuzt er auf seinem eigenen Lektionsbogen an. Danach werden alle Karten abgeräumt.

Nach sieben Runden endet die Partie. In einer Endwertung bekommt jeder Spieler Siegpunkte für seine Katzenfamilien (ab 3 benachbarte Katzen gleicher Farbe), für seltene Schätze auf seinem Boot (je 3 Punkte), sowie für erfüllte Lektionen. Abzüge gibt es hingegen für noch sichtbare Ratten (je -1) und für nicht vollständig gefüllte Räume (je -5) auf dem Schiff. Wer schlussendlich die höchste Punktezahl aufweist, gewinnt das Spiel.

Fazit

Man sieht also: Das meiste ist bereits aus dem Grundspiel bekannt. Wer dieses kennt, braucht sich nicht großartig einarbeiten und kann eigentlich recht schnell loslegen. Vor allem der Legemechanismus, das Puzzeln, Tüfteln und Zusammenfügen mit den "Tetris"-artigen Katzenteilen ist gleichgeblieben. Sogar die Schatzkarten in fünf Farben, für die man bei farbgleicher Überdeckung Bonus-Schätze erhält, kommen wieder vor.

Was ist dann anders als bei Die Insel der Katzen? Der augenscheinlichste Unterschied ist, dass die Katzen nun nicht mehr auf Plättchen, sondern auf Karten vorkommen. Der haptische Aspekt, nämlich dass man die Plättchen händisch drehen, wenden und in Lücken einfügen kann, fällt somit weg. Stattdessen werden die Katzen - wie auch die Schätze - mit Farbstiften auf den abwischbaren Bootsbögen eingezeichnet.

Die Karten haben noch eine weitere, viel entscheidendere Konsequenz. Durch die "Insel", also die offene Auslage von 12 Karten in jeder Runde entfällt das gewohnte "Draften". Vielmehr wählen jetzt alle Spieler gleichzeitig aus der Auslage, wobei die Karten nicht physisch, sondern nur virtuell genommen werden. Es können sich daher ohne weiteres mehrere Spieler für dieselbe Spalte entscheiden.

Und eine weitere Vereinfachung hält Explore & Draw parat: Es braucht keine Körbe, um die Katzen von der Insel aufs Boot zu transportieren, und es werden auch keine Fische zum Bezahlen benötigt. Somit entfällt das anstrengende Haushalten mit dieser "Währung". Das Spiel ist daher wesentlich weniger komplex, dadurch auch familienfreundlicher. Außerdem ist es nun für bis zu sechs Spieler geeignet und nimmt weniger Platz auf dem Spieltisch ein.

Eine kleine Sonderregel gibt es aber dennoch zu erwähnen. Unten auf dem Bootsbogen sind fünf Spezialaktionen angeführt. Damit kann man beispielsweise eine zusätzliche Karte aus einer anderen Spalte wählen, die nächste Katze doppelt eintragen oder eine Reihe statt einer Spalte wählen. Drei Mal pro Partie darf so eine besondere Aktion durchgeführt werden, allerdings keine mehr als einmal, und pro Runde ist auch höchstens eine einzige erlaubt. Geschickt eingesetzt lässt sich damit so mancher Engpass vermeiden, so manche Schwierigkeit meistern.

Wie bei vielen Spielen heutzutage wird auch hier eine Solo-Variante angeboten, bei der man gegen seine "Schwester" agiert. Die Solo-Farbenkarten und Solo-Lektionen, die für sie aufgedeckt werden, beziehen sich interessanterweise auf alles, was sich am Ende auf dem Boot des Solo-Spielers befindet. Die Schwester erhält nämlich einerseits Punkte für jede Katze auf dem Bootsbogen, wobei die Informationen, welche Farbe wie viele Punkte wert ist (von 1 bis 5), erst nach und nach offenbart werden. Die Anzahl der Solo-Lektionskarten legt wiederum den Schwierigkeitsgrad fest, von leicht (3 Karten) bis Expertenlevel (7 Karten). Der Solist muss also neben seiner eigenen Aufgabe, möglichst viele Punkte zu erzielen, auch darauf achten, seiner Schwester nicht allzu viele Punkte zu verschaffen. Recht reizvoll, aber ich spiele doch lieber gegen reale Gegner aus Fleisch und Blut.

Zum Spielmaterial: Durch den Wegfall der Plättchen ist die Schachtelgröße doch deutlich kleiner. In der kompakten Box finden sich neben den beschriebenen Karten und abwischbaren Bögen noch vier Sets Farbstifte in sechs Farben und eine Bootsfigur als Rundenzähler. Die Spielanleitung ist gut gegliedert und lässt keine Fragen offen. Da gibt es hier also nichts zu meckern, im Gegensatz zu "Nachzügler", der ersten Erweiterung zum Grundspiel, welche ich persönlich als verzichtbar und unnötig empfunden habe.

Explore & Draw ist etwas direkter als Die Insel der Katzen, und etwas weniger verkopft, sodass es besser für Familien und Gelegenheitsspieler geeignet ist. Allerdings gefällt das Spiel nicht jedem! Die gemeinsame Auslage sorgt für weniger Konkurrenzkampf, also weniger Interaktion. Man spielt eher nebeneinander, was doch relativ solitär wirkt.

Auch hat man fast keinen Überblick, was die Mitspieler so treiben. Diese fehlende Kontrolle birgt die Gefahr des Schummelns, was einigen Spieler gar nicht behagt. Strategen und Taktiker fühlen sich daher weniger wohl. Für die beabsichtigte Zielgruppe passt es jedoch sehr gut, schließlich will Explore & Draw ohnehin ein eher lockeres "Flip & Write"-Game sein. Und wer schummelt, disqualifiziert sich meiner Meinung nach sowieso als Spieler.

Rezension Franky Bayer

Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.

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H@LL9000-Bewertungen

H@LL9000 Wertung Die Insel der Katzen: Explore & Draw: 5,0 5,0, 1 Bewertung(en)

Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 05.10.22 von Franky Bayer - Gelungene Flip & Write-Umsetzung des Spiels Die Insel der Katzen. Weniger kompliziert, für bis zu 6 Spieler geeignet, dafür aber sehr interaktionsarm, fast solitär.

Leserbewertungen

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