Rezension/Kritik - Online seit 20.08.2024. Dieser Artikel wurde 747 mal aufgerufen.
Direktlinks zu den Rezensionsblöcken |
|
|
Circles ist nicht ein Spiel – nein: es sind zwei Spiele! Beide teilen sich dabei zwar ein gemeinsames Grundprinzip, nämlich das Schnippsen einer Kugel auf einer Kreisbahn, aber sie sind dann doch thematisch und vom Spiel her ziemlich unterschiedlich.
An dieser Stelle muss ich im Grunde zwei Rezis schreiben, denn beide Spiele ähneln sich nicht wirklich. Es liegen beispielsweise auch separate Anleitungen bei.
Beginnen wir mit Circles-Darts:
Der Ring wird in die Mitte gelegt und das Spielbrett kommt mit der Dartscheibe nach oben in die Mitte.
Alle erhalten 5 Klötzchen – eines zum Zählen der Punkte (wer zuerst 100 hat gewinnt), die 4 anderen zum Markieren der eigenen „Würfe“.
Wer dran ist, schnippst die Kugel um den Ring, wobei mindestens eine halbe Umrundung für einen gültigen „Wurf“ erforderlich ist. Dort, wo die Kugel liegen bleibt, entfernt man eventuell vorhandene gegnerische Klötzchen und legt ein Klötzchen ab bzw. dazu, falls dort bereits eigene Klötzchen liegen. Sollte es gelingen, 3 Klötzchen auf das gleiche Feld zu legen, dann hat man unabhängig von der Punktzahl sofort gewonnen.
Haben aller 4x geschnippst, dann werden die Punkte der Felder aufaddiert und auf der Zählleiste abgetragen. Schafft man es, 3 oder 4 direkt benachbarte Felder zu belegen, dann ist das eine kleine oder große Straße, welche respektable 60 bzw. 80 Punkte wert ist.
Sofern noch niemand die 100 Punkte erreicht oder überschritten hat, erhalten alle ihre 4 Klötzchen zurück und eine weitere Runde beginnt.
Nun zu Circles-Wilder Westen:
Legt man das Spielbrett von „Wilder Westen“ auf, dann erkennt man gleich: oha, viele unterschiedliche Felder! So einfach wie Circles-Darts ist das wohl nicht. Und eine Menge Zusatzmaterial wie Münzen, Rubine, Loren, Schaufeln und Zugtickets gibt es auch noch. Nun denn – Jiihaaa!
Das Prinzip ist gleich: Wer dran ist, schnippst die Kugel. Diesmal ist der Zug aber schon gültig, wenn die Kugel nur mindestens 2 Felder weiter rollt. Dabei darf man sich zum einen die Richtung aussuchen und zum anderen – sofern vorhanden – Zugtickets abgeben, um damit nach dem Schnippsen noch die Zugweite zu modifizieren.
Auf den Feldern passieren dann ganz viele unterschiedliche, dem Westernthema angemessene Dinge: man kann sich gegen Geld im Shop mit Zugtickets, Schaufeln und Loren versorgen. Schaufeln und Loren benötigt man, um nach Gold zu graben, ein etwas glücksabhängiges Aus-einem-Sack-Ziehen oder im Bergwerk Gold und Rubine abzubauen, planbar, aber irgendwann erschöpft. Man kann Geld in der Bank deponieren, wo es sich vermehrt oder vielleicht aber auch geraubt wird, denn man kann Mitspieler und die Bank auch überfallen. Im Saloon kann man ein kleines Glücksspiel-Schnipps-Duell starten und viele weitere Dinge mehr.
Ziel des Ganzen ist es, sich 2 Rubine anzusparen, zu finden oder zu ergaunern und dann das Ranch-Feld zu erschnippsen. Durch den Kauf der Ranch, gewinnt man das Spiel.
Circles hat zunächst gleich mal eine tolle Tischpräsenz, das gilt vor allem für die Western-Seite, aber auch Darts erntet Blicke.
Die Anleitung erläutert das grundsätzlich sehr einfache Spielprinzip ausreichend gut, beim Western-Spiel blieb allerdings eine Frage offen, die auch durch die anderssprachigen Regelversionen nicht geklärt werden konnte: man startet mit einer Lore und es gibt keine Aktion, bei der man sie verlieren könnte. Dennoch kann man im Shop eine weitere Lore kaufen. Da auch nur für jeden Spieler 1 Lore vorhanden ist, hinterließ uns dies etwas ratlos.
Der Ring ist aus Holz und die Kugel schön schwer, ebenso wie das übrige Material ist alles von guter Qualität.
Die Spiele unterscheiden sich dann aber doch deutlich.
Circles-Darts ist eine total simple Angelegenheit. In unseren Runden war – vermutlich unserer Ungeschicklichkeit geschuldet - wirklich genaues Schnippsen kaum möglich. Und so erging es uns wie mir beim echten Darts: Wo meine Pfeile hinfliegen, ist üblicherweise völlig dem Glück überlassen. Gezielt ist da mal gar nichts. Gleiches beim Circles-Darts: hohe Punkte und Straßen gelangen allenfalls durch Zufall, ein sofortiger Sieg durch 3 Klötzchen auf dem gleichen Feld gelang nie.
Ein Mitspieler stellte die Frage, warum der Ring denn innen total glatt und nicht etwa minimal gerastert sei – eine Idee, die ich durchaus ebenfalls charmant gefunden hätte.
Etwas anders geht es in Circles-Wilder Westen zu. Hier wird der Glücksfaktor ja dadurch reduziert, dass ich mittels Zugtickets die Zugweite verändern kann. Dadurch ist tatsächlich so etwas wie Taktieren möglich, allerdings auf immer noch recht niedrigem Niveau.
Dennoch: Circles-Wilder Westen ist interaktiver, witziger und irgendwie auch schadenfroher. Und aufgrund der vielen unterschiedlichen Aktionsmöglichkeiten auch vielseitiger. Zwar immer noch seicht, entpuppte sich diese Variante dann in den richtigen Runden als ein witziges Gaudispiel, das für eine halbe Stunde gut unterhält. Eine zweite Runde direkt danach folgte zwar nie, aber diese Version hat durchaus ihre Qualitäten.
Das auch in der „komplizierteren“ Western-Version immer noch einfache Regelwerk und der für jeden durchführbare Vorgang des Schnippsens prädestiniert dieses Spiel als gelungenes Familienspiel. Es kann durchaus auch geeignet sein, Generationen am Tisch zusammen zu bringen. Die Altersangabe 7-99 scheint mir gut gewählt – pfiffige Junioren können mit elterlicher Begleitung sicherlich sogar noch früher einsteigen.
Rezension Michael Andersch
Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.
H@LL9000 Wertung Circles: 4,0, 1 Bewertung(en)
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
20.08.24 von Michael Andersch - Ziemlich glücksabhängig, aber in der Western-Variante auch für ambitioniertere Spieler für ein kleines Gaudi-Intermezzo tauglich. Ansonsten: Solides Familienspiel mit einfachen Regeln und hohem Aufforderungscharakter. Meine Bewertung bezieht sich auf die Variante "Wilder Westen" ("Darts" würde ich allenfalls 2 Punkte geben). |
Leserwertung Circles: 4.5, 2 Bewertung(en)
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
20.08.24 von Dieter Schmitz - Nettes Spiel als Absacker oder für Wenigspieler. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
01.09.24 von lankin - Dei Dart-Variante ist wirklich nur zum ersten üben, selbst meine Enkelin (8) wollte nach einer Runde sofort zum \"richtigen\" Spiel übergehen. Es ist wirklich toll und spannend Umgesetzt. Ein gewisses taktieren ist mit den Tickets möglich, vor allem gepaart mit etwas Geschick beim schnippen der Kugel. Ärgerfaktor bietet der Räuberwurf. Mal was anders und gefühlt weniger Glückslastig als Würfeln. |