Rezension/Kritik - Online seit 24.09.2025. Dieser Artikel wurde 571 mal aufgerufen.

Heredity: Die Geschichte von Swan

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Illustration: Florian de Gesincourt
Tania Sanchez-Fortun
Verlag: Pegasus Spiele
Game Harbor
Fabrika Igr
Rezension: Frank Gartner
Spieler: 1 - 4
Dauer: 120 - 180 Minuten
Alter: ab 14 Jahren
Jahr: 2023, 2025
Bewertung: 4,0 4,0 H@LL9000
Ranking: Platz 4273
Heredity: Die Geschichte von Swan

Spielziel

Heredity ist ein geschichtenorientiertes, kooperatives Abenteuerspiel. Gemeinsam taucht man in eine postapokalyptische Welt ab und versucht, gemeinsam als Familie diverse Abenteuer zu bestehen und vor allem zu überleben. Hierbei gilt es die Gegend zu erkunden, herauszufinden, was zu tun ist, dabei Gegenstände und Waffen zu sammeln, zu kämpfen und am Ende rechtzeitig zu flüchten. Die Geschichte teilt sich in 5 aufeinander aufbauende Kapitel auf, die jeweils um die 2-3 Stunden in Anspruch nehmen. Bereit für das Abenteuer? Dann geht's jetzt los.

Ablauf

Gespielt wird mit 4 Familien-Mitgliedern, die unabhängig von der Spielerzahl (1-4) alle zum Einsatz kommen und von den Spielern gesteuert werden. Die Titelfigur Swan wird nicht gespielt, ist aber stets präsent und kommt als ein passives Spielelement hinzu.

Es gibt einen allgemeinen Kartensatz, mit dem die Familienmitglieder und andere Spielelemente gesteuert werden. Zudem verfügt jedes der 5 Kapitel über einen eigenen Satz an Spielkarten, die Schritt für Schritt ins Spiel kommen können – teilweise abhängig davon, wie die Spieler vorgehen.

Es gibt eine Zeitleiste, an die Karten angelegt und stets chronologisch aktiviert / abgearbeitet werden, sobald der Zeitmarker auf diese Karten gezogen wird. Immer wenn der Zeitmarker am Ende der Zeitleiste angekommen ist, springt er wieder zur Startkarte der Zeitleiste und weiter geht's. Wenn bestimmte Karten durchgespielt wurden, werden diese aus der Zeitleiste eliminiert. Auf die Weise verändert sich das Spielgeschehen von Runde zu Runde.

Folgende Kartentypen gibt es:

  • Die Geländekarten kommen immer in die Tischmitte. Auf ihnen bewegen sich die Spielfiguren. Immer, wenn man einen noch nicht erkundeten Bereich betritt, kommen neue Geländekarten ins Spiel.
  • Bestimmte Ereignisse bewirken zudem, dass die Geländekarten zuweilen umgedreht werden müssen und ein hereinbrechendes Ereignis darstellen.
  • Die Erzählkarten tragen die Story, bringen neue Elemente ins Spiel und werden nach einer kurzen Einleitung in die Zeitleiste gelegt. Da sie in aller Regel nicht sofort zum Einsatz kommen, haben die Spieler bereits eine Vorwarnung, was demnächst auf sie zukommen könnte.
  • Auch hier gibt es eine Rückseite, die dann zum Tragen kommt, wenn die Bedingung der Vorderseite erfüllt wurden. Dies bedeutet manche Überraschung für die Abenteurer.
  • Begegnungskarten kommen ins Spiel, wenn man auf Personen, Tiere, Wesen oder unterschiedliche Arten von Gegnern trifft. Sofern die Begegnungen feindlich gesinnt sind, kommen sie auch in die Zeitleiste und sobald der Zeitmarker das Feld aktiviert, greifen diese an.
  • Mit den Gegenstandskarten kommen hilfreiche Gegenstände, Kleidungsstücke und Waffen ins Spiel. Diese benötigt man, um die Abenteuer bestehen zu können.
  • Die Karmakarten sorgen für das Zufallselement bei Kämpfen. Sie verändern den Angriffswert positiv oder negativ. Da sie bei jedem Kampf zusätzlich zufällig gezogen werden, kann man sich also nicht immer sicher sein, ob bzw. wie schnell man einen Kampf gewinnen kann.

Jede Charakter-Karte verfügt über verschiedene Felder, auf die man pro Spielrunde 3 Aktionsmarker verteilen kann, um Aktionen zu aktivieren. Man kann Bereiche erkunden / ansehen, sich mit Begegnungen unterhalten, interagieren, heilen, Gegenstände tauschen, laufen, aber auch zuschlagen oder zutreten, wenn es zum Kampf kommt.
Jeder Charakter kann bis zu 3 Kleidungsstücke und bis zu 3 Ausrüstungsgegenstände tragen. Auch diese können mit den Aktionsmarkern aktiviert und so z. B. eine Waffe für einen Kampf eingesetzt werden.

Die Kämpfe können als Nah- oder Fernkampf vollzogen werden, je nachdem, welche Waffen zum Einsatz kommen. Jede Waffe hat einen Angriffswert. Jeder Feind hat einen Rüstungswert sowie Lebenspunkte. Falls der Angriff höher als der Rüstungswert ist, geht es an die Lebenspunkte. Sobald die Lebenspunkte eines Feindes auf Null reduziert wurden, wird seine Karte aus der Zeitleiste genommen (manchmal noch mit einem speziellen Effekt). Wenn ein Charakter der Abenteurer Schaden erhält, müssen die Aktionsfelder auf dem Charakter entsprechend mit Wundmarkern markiert werden. Das schränkt entsprechend die Möglichkeiten ein. Je nachdem, welchen Bereichen man Verletzungen zuordnet, kann man sich dadurch unter Umständen nur noch weniger weit bewegen oder andere Aktionen nicht mehr oder nur noch schwächer ausführen.

Wer wieder freie Aktionsfelder benötigt, jedoch nicht schnell genug geheilt werden kann, kann sich der Wundmarker entledigen, indem ein Teil der Charakterkarten auf die Rückseite gedreht werden. Damit gilt der Charakter jedoch als schwer verletzt, hat grundsätzlich weniger Aktionsmöglichkeiten, ist aber erst mal wieder handlungsfähig.

Und natürlich kann man sich zusammentun, um gemeinsam gegen einen Feind zu kämpfen. Dies erhöht den Angriffswert und die Chance der Abenteurer den Kampf zu gewinnen.

Ende einer Kampagne: Sollte ein Familienmitglied getötet werden, ist die Kampagne sofort verloren. Zudem gibt es weitere Bedingungen im Verlauf einer Kampagne, die zu einem sofortigen Ende führen können. Dies erfährt man dann anhand der Karten der Zeitleiste.

Sollte das Kampagnen-Ziel erreicht werden, dürfen die Spieler die Ausrüstungsgegenstände mit in die nächste Runde nehmen und es startet ein neues Kartendeck.

Fazit

Die Spielregeln teilen sich auf 26 Seiten auf. Das bedarf schon etwas Vorarbeit, jedoch sind die Regeln sehr gut gegliedert, leicht verständlich geschrieben und sind in Gänze auch nicht wirklich kompliziert. Man bekommt schon beim Lesen ein sehr gutes Gefühl für das erste Spiel. Zudem findet man auch später relativ schnell die entsprechenden Passagen, wenn man noch einmal etwas nachschlagen möchte. Der Rest der Regeln und was getan werden muss, erfährt man durch die Erzählkarten der Kampagne. Auch zusätzliche Regeln kommen zu späteren Zeitpunkten durch die Karten ins Spiel. Alles in allem hat man bei den Regeln wirklich sehr gute Arbeit geleistet!

Das Story-Telling und die Grafiken sind ein weiteres Highlight von Heredity. Man wird sehr schnell in die postapokalyptische Welt hineingezogen. Das Erkunden der neuen Welt mit all ihren Gebäuden, Räumen, Ausrüstungsgegenständen, den Wesen, denen man begegnet sowie die Story dahinter, machen wirklich Spaß. Auch der Kampf ist sehr simpel gestrickt, sodass ein permanentes Regelnachlesen nicht nötig ist. Auch an dieser Stelle absolutes Lob an das Autoren- und Grafikerteam.

Der Mechanismus mit der Zeitleiste sgefällt mir ausgesprochen gut. Neue Ereignisse kommen in die Zeitleiste hinein, kündigen bereits an, dass demnächst etwas passieren kann. Macht sich beispielsweise ein Feind an einer Tür zu schaffen, dann ist offensichtlich, dass dieser Feind in das Haus eindringt, sobald der Zeitmarker dort ankommt. Dies ist zwingend ernst zu nehmen und möglichst durch Gegenmaßnahmen zu verhindern.

Der Einstieg ins Spiel überrollte uns regelrecht, denn es ging mit Vollgas los. Wir mussten ganz schnell lernen, dass wir uns hier keine Zeit lassen dürfen. Ganz schnell war unser Haus voll mit feindlichen Kreaturen, die uns gnadenlos niedergemacht haben.

Man lernt aus Fehlern, also wurde die Strategie geändert und schon wurden wir deutlich effektiver. Wir hatten nicht nur die Mechanismen und Möglichkeiten besser erfasst, wir hatten zudem das Wissen, wo man welche wichtigen bzw. notwendigen Gegenstände findet, um das Abenteuer bestehen zu können. Zwar kann man ein Abenteuer über verschiedene Wege bestehen, dennoch müssten bestimmte Bereiche in jedem Fall untersucht werden, wenn man die Partie erfolgreich absolvieren möchte.

Im 2. Level, der etwas weniger kampforientiert startet, sondern wesentlich mehr Story bietet, hatten wir nach ca. 2,5 h das Szenario nach unserer Ansicht komplett durchforstet und gefühlt alles richtig gemacht. Wir waren nun jedoch an einem Punkt angekommen, an dem wir nichts neues mehr entdecken konnten, was uns irritierte. Also haben wir auf Verdacht angefangen, Wesen anzugreifen und zu töten, obwohl uns die Story dies als nicht zwingend erforderlich vermittelt hatte. Nach erfolgreichem Kampf kamen plötzlich neue Elemente ins Spiel, die Story setzte sich fort und wir hatten die Rätsel dieses Szenarios soweit gelöst, nur ging uns dann die Zeit aus. Ergo: Restart und nochmal probieren.

Und hier kommt die aus unserer Sicht die Schwäche des Spiels zum Tragen. Die Story ist so eng gestrickt, dass man extrem effizient sein muss, was schwierig ist, wenn man keinen Plan hat, in welchem Raum sich welche Spielelemente befinden und wen man bekämpfen muss. Dies erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass man ein Abenteuer eben nur selten beim ersten Durchlauf schaffen wird. Da eine Runde ca. 2,5 h in Anspruch nimmt, muss man erst einmal den Frust verkraften, es nicht geschafft zu haben und noch einmal starten zu müssen.
Der Vorteil der 2. Runde ist zwar, dass man aufgrund des Wissens keine 2,5 h mehr benötigt, allerdings entfallen nahezu alle Überraschungselemente. Man puzzelt quasi die einem vorliegenden Informationen und Aktionen so zusammen, dass man das Abenteuer schnellstmöglich absolviert bekommt. Das muss man allerdings mögen.

Zusammengefasst: Leute, die kooperative Spiele mit starkem Story-Telling mögen und eine Faszination für postapokalyptische Welten haben, sind schon mal gut beraten einen Blick auf Heredity zu werfen. Eingängige Regeln, ein gelungener Mechanismus und stimmungsvolle Grafiken runden das positive Bild ab und hätte an sich eine 6 an Spielspaß verdient.

Man muss jedoch sehr viel Zeit und eine ordentliches Maß an Frustresistenz mitbringen, will man alle 5 Kapitel durchspielen, d.h. man muss bereit sein, die spannenden 2-3 Stunden - Stories jeweils mindestens ein zweites Mal durchzuspielen, obwohl die Story dann im Grunde schon bekannt ist.

Genau hier hätte ich mir mehr Variabilität und etwas mehr Zeit für die Abenteurer gewünscht, sich in einen Level zurechtzufinden. Zudem hätte ich mir Hinweise gewünscht, die einen notwendigen Kampf offensichtlicher machen, um sinnloses Dahinmetzeln zu vermeiden.

In unserem Testkreis dämpfte dieser Sachverhalt leider den Spielspaß zum jeweiligen Ende eines Abenteuers. Wem dieser Sachverhalt jedoch nichts ausmacht, Spaß daran hat, immer weiter zu optimieren und sich an Wiederholungen nicht stört, sollte zugreifen. Die Story ist es wert.

Rezension Frank Gartner

Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.

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H@LL9000-Bewertungen

H@LL9000 Wertung Heredity: Die Geschichte von Swan: 4,0 4,0, 2 Bewertung(en)

Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 16.07.25 von Frank Gartner - Mega Story, toller Spielmechanismus, leider muss man der Story aus meiner Sicht zu strikt folgen, um im ersten Schritt erfolgreich zu sein.
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 07.07.25 von Michael Andersch - Selten war ich bei einer Bewertung so hin- und hergerissen. Da ist zum Einen die tolle Story – vom Setting her voll mein Ding, vom Detailgrad der Ausgestaltung her absolut liebevoll gemacht, und auch grafisch absolut top. Dazu ein grundsätzlich guter und leicht zugänglicher Mechanismus - entdecken (spannend), mit dem Spiel \"interagieren\" – entweder indem man Dinge entdeckt, mit Begegnungen „spricht“ oder Aktionen ausführt, Aufgaben erfüllt oder indem man kämpft. Und dann ist da aber auf der anderen Seite auch eine stark gescriptete Story, in der man in den Levels bestimmte Dinge in bestimmter Reihenfolge erledigen muss, und das auch noch effizient, weil man sonst den Level verliert und ihn nochmal spielen muss. Dies gepaart mit einer doch recht langen Spielzeit pro Level und der geringen Variabilität ergibt dann ein durchwachsenes Spielerlebnis, weil es sich dann irgendwann doch repetitiv anfühlt und die Nachteile des einfachen Spielmechanismus zum Tragen kommen: Im Grunde entdecken wir nach und nach den Plan, und auf jedem Feld gibt es 1 oder 2 weitere Dinge zu entdecken oder einzusammeln. Das machen wir gefühlt in Dauerschleife. Schafft man den Level nicht, dann kann man ihn nochmals spielen - allerdings ist das dann weniger ein Spielen, sondern nur ein wiederholtes Abarbeiten der zum Sieg nötigen Schritte, nahezu ohne Varianz. Das fühlt sich gar nicht mehr nach Spiel an, sondern nur nach drögem Verwalten. Ebenso fühlt es sich etwas „leer“ an, Gegenstände zu erhalten, die man (noch) nicht nutzen kann und die man erst unter Verwendung vieler Aktionen „bereit machen“ muss, weil sie möglicherweise in späteren Episoden benötigt werden. Und so bin ich insgesamt sehr stark gespalten – ich würde grundsätzlich jederzeit gerne zusätzliche Level spielen, weil mich die Story und das Setting ebenso interessiert wie die Frage, welche neuen Elemente dazu kommen. Gleichzeitig ließ beim Spiel in den Levels die Lust dann doch jeweils sehr stark nach, aufgrund der Einfachheit der Aktionen und weil es sich doch irgendwie zieht. Super ätzend ist es, wenn ein Level verloren wird, weil man aufgrund der Unkenntnis nicht sehr effizient spielen konnte (z.B. die Wege nicht optimiert hat) oder zum Beispiel großes Pech im Kampf hatte, man aber den Weg zu Sieg kennt, weil man erst kurz vor Schluss verliert. Dann spielt man im zweiten Anlauf alles nach, optimiert Wege, erlebt kaum mehr Überraschungen und verwaltet nur noch. Das Spielerlebnis geht dann gegen Null. Ich würde Heredity gerne mehr mögen, aber für den Spielreiz kann ich letztlich nur gerade so 4 Punkte vergeben, und das auch nur aufgrund der wirklich tollen Aufmachung. Wer auf Spiele mit starken narrativen Elementen steht, und optimalerweise auch in einer festen Gruppe (ist kein Muss, aber mit wechselnden Mitspielern geht sicherlich einiges an Immersion verloren) die Kampagne durchspielen kann, dem sei Heredity aber allerwärmstens empfohlen.

Leserbewertungen

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