Rezension/Kritik - Online seit 23.05.2007. Dieser Artikel wurde 7609 mal aufgerufen.
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"1. Bungee!", ein fieses Grinsen huscht über Tims Gesicht. Und ich hab natürlich wieder nur dicke Punktekarten auf der Hand, Mist! "2. Bungee!" – oha, da droht ein Punkteklau durch Mike. Schlagartig weicht das Lächeln aus dem Gesicht des vermeintlichen Siegers, während ich im Geiste schon meine Minuspunkte addiere …
Was war passiert? Drehen wir die Zeit um etwa vier Minuten zurück. Fünf Spieler sitzen erwartungsfroh um den Tisch; jeder hält fünf Karten in den Händen, von denen er sich großteils so schnell wie möglich trennen möchte.
Mein Blick gleitet über die eigene Kartenhand: Zwei 10er, ein 8er, dazu eine 6 und eine 3. Nach der Kartenausgabe bestimmte der Zufall die 7 zur Glückskarte – diese zählt null Minuspunkte. Leider habe ich Glückspilz keine 7, war ja klar. Martin spielt eine 10 aus, wie nett von ihm. Diese Karte nehme ich gleich auf, um sie in der nächsten Runde als Gruppe mit meinen eigenen 10ern auszuspielen. Da ich pro Spielzug nur eine Karte aufnehmen muss (entweder - wie eben geschehen - die zuletzt gelegte oder eine verdeckte vom Nachziehstapel), kann ich auf diese Weise meine Kartenhand dezimieren: drei weg, nur eine dazu. So steigen die Chancen, dass die Zahlenwerte meiner Karten in Summe das Limit von 5 erreichen oder unterschreiten – ein eventuell siegfähiger "Bungee" wäre erreicht.
Ich trenne mich von meiner 8 und harre der nächsten Runde. Dieses Mal ist Martin nicht so nett, mir eine Steilvorlage zu geben. Aus purem Frust lege ich eine 6 (die einzige rote Karte im Spiel) und zwinge so den Spieler nach mir zum Aussetzen. Kleine Sünden bestraft der Herrgott leider sofort: Ich ziehe eine fette 9 nach. Eine 1 wäre mir im Sinne des Punktelimits natürlich lieber gewesen. Oder gleich die Glückskarte 7, die zählt in dieser Runde ja gar nichts.
Na ja, wenn ich erst einmal meine 10er los bi… - "1. Bungee!". Och leck mich doch am … so ein Mist! Na ja, einmal darf ich noch. Also weg mit den drei 10ern und hoffentlich was Niedriges nachgezogen. Eine Bungee-Karte! Ja hurra, leider hab ich mit der 9 und der 3 zu viele Punkte, um selbst einen Bungee anzusagen. Das bedeutet dann 9 + 3 + 10 (Bungee-Karte) Minuspunkte. Ein Gefühl wie ein Sprung vom Eiffelturm - ohne lebensrettendes Gummiseil.
Mike hatte offensichtlich beim Nachziehen mehr Glück. Er kontert mit einem "2. Bungee". Das anschließende Aufdecken offenbart: Tim besitzt eine 3 und zwei Bungee-Karten, die bei angesagtem Bungee erst einmal 0 zählen. Mike besitzt eine 2, eine 1 und eine 7. Macht auch 3 Punkte (Glückskarte 7 sei Dank), und weil er seinen Bungee später angesagt hat, gewinnt er die Runde. Tim ist frustriert, denn damit zählen seine Bungee-Karten leider auch 10 Miese, wie bei mir. Macht bei ihm stolze 23 (Minus-)Punkte. Kurz vor dem Ziel ausgekontert. Da springt man doch gleich doppelt so gerne vom Eiffelturm, gell Tim? Aber vielleicht gleichen sich Glück und Schicksal ja in den Folgerunden aus – es stehen ja insgesamt sechs an, bis der Sieger ermittelt ist.
Minimalistische Regeln, schneller Spielablauf und eine satte Portion Schadenfreude machen Bungee zu einem kurzweiligen Kartenablegespiel. Ständig lebt man in der Hoffnung, die Ablage der Mitspieler oder das Nachziehglück möge einem zu Kartengruppen gleicher Zahlenwerte verhelfen, damit man die ungeliebten Minuspunktelieferanten gleich gruppenweise absondern kann. Zwiespältig ist die Freude über die Bungee-Sonderkarte, die gleichermaßen Segen (0 Punkte bei Bungee-Ansage) und Fluch (10 Minuspunkte, wenn man nicht gewinnt) sein kann. Ganz gemein: Ein angesagter Bungee ist nicht gleichbedeutend mit dem Sieg, im Gegenteil! Wird das Punktelimit von 5 nicht deutlich unterschritten, ist die Wahrscheinlichkeit ziemlich groß, dass ein Mitspieler die eigene Kartensumme noch erreicht oder unterbietet – und sei es nur durch Dusel beim Ablegen und Nachziehen der letzten Karte, die nach erfolgtem "1. Bungee" noch erlaubt ist. Schwupps bekommt der Konkurrent die 10 Bonuspunkte, während die eigene Kartenhand voll ins Negative geht.
Als tragendes Element der Schaden- und damit Spielfreude ist diese Klau-Option einerseits unverzichtbar, andererseits auch etwas unausgegoren. Es macht (wenn auch in der Regel erwähnt) gar keinen Sinn, einen möglichen Bungee nicht anzusagen, wenn bereits der 1. Bungee ausgerufen wurde. Während sich der Erstansager noch über den Punktediebstahl Gedanken machen muss, sind weitere Bungees für die Nachkommenden völlig risikofrei. Hier hätten wir uns unbedingt ein schärferes Zock-Element gewünscht, das auch die anderen Sieganwärter nicht aus dem Entscheidungszwang "Bungee ansagen oder nicht?" entlässt, beispielsweise über zusätzliche Minuspunkte für erfolglose Bungees (s. Variante). Einem Spiel dieses Namens hätte man einen stärkeren, spannungsfördernden "Risikofaktor" zugetraut.
Sieht man davon ab, ist Bungee ein netter Lückenfüller für einen langen Spieleabend. Da es außerdem keinerlei Ablagefläche bedarf, eignet es sich auch exzellent als Reisespiel für Bus und Bahn. Und wären die Karten nicht so einfallslos gestaltet, würde es dort vielleicht für noch mehr Aufmerksamkeit sorgen, als es die Verzweiflungsschreie erfolgloser Bungees zu leisten vermögen…
Rezension Steffen Stroh
Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.
Risiko-Bungee:
Die Ansager der 2., 3., 4. und evtl. 5. Bungees kassieren 5 Minuspunkte, wenn ihr Bungee nicht zum Erfolg führt.
Wer den Verwaltungsaufwand nicht scheut, kann die Minuspunkte auch staffeln: Erfolgloser zweiter Bungee 4, erfolgloser dritter 6, erfolgloser vierter 8 und erfolgloser fünfter 10 Minuspunkte (also jeweils doppelte Bungeeansage).
In diesen Varianten muss man sich gut überlegen, ob man einen Bungee ansagt oder lieber die "Standardminuspunkte" kassiert. Durch aggressive Ansagepolitik kann man gleichzeitig vorsichtige Zeitgenossen mit mittelhohen Bungees verschrecken - und sich so doppelt freuen, wenn deren Kartenwerte doch zum Sieg ausgereicht hätten. Uns hat das Spiel mit diesen Varianten mehr Spaß gemacht.
H@LL9000 Wertung Bungee:
3,4, 9 Bewertung(en)
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
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06.04.07 von Steffen Stroh |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
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11.02.07 von Uta Weinkauf |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
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19.02.07 von Roland Winner |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
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15.03.07 von Carsten Pinnow - Knappe 3 Punkte. Belanglos. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
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21.04.07 von Hans-Peter Stoll |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
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03.05.07 von Michael Andersch |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
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13.05.07 von Frank Gartner |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
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24.05.07 von Christine Hauer - Es ein nettes unterhaltsames kleines Spiel, dass sich super für den Urlaub eignet. Da es einfach nicht viel Platz beim Transport und Spielen benötigt. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
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02.09.07 von Günter Berberich |
Leserwertung Bungee:
2.0, 1 Bewertung(en)
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
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30.05.07 von Martin Kosub - Man kann seine Freizeit besser verbringen. |