Rezension/Kritik - Online seit 12.04.2008. Dieser Artikel wurde 4519 mal aufgerufen.

Laborigines

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Autor: Jakub Uhlír
Tomáš Uhlír
Verlag: Czech Board Games
Rezension: Ferdinand Köther
Spieler: 2 - 6
Dauer: 30 - 60 Minuten
Alter: ab 8 Jahren
Jahr: 2007
Bewertung: 2,4 2,4 H@LL9000
4,3 4,3 Leser
Ranking: Platz 6109
Laborigines

Spielerei-Rezension

Spielereikritik Frühjahr 2008: Flucht aus dem Labor

2006 machte die tschechische Spielszene mit vor allem zwei sehr guten Spielen auf sich aufmerksam, mit Graenaland und dem epochal hervorragenden Through the Ages, beide aus dem bis dato einzigen, soweit mir bekannt ist, tschechischen international tätigen Verlag Czech Board Games. Es folgten interne Querelen, Meinungsverschiedenheiten oder was auch immer - ratz fatz, aus eins mach zwei, 2007 präsentierte sich die tschechische Szene mit zwei Verlagen, wobei der neue Verlag Czech Games Edition das größere Autorenpotential mitgenommen zu haben scheint.

Aber auch der "traditionelle" Verlag Czech Board Games hat gewichtige Spielkost zu bieten, in diesem Sinne wörtlich zu nehmen - die kleine Schachtel von Laborigins fällt zunächst durch ihr enormes Gewicht ins Gewicht, oje, übler Kalauer … kein Wunder, denn etwa ein Drittel des Inhalts wird von einer faustgroßen Tonfigur eingenommen, dem Moa, eine leicht dämonenhafte Figur, deren Gestalt fast nur aus Gesicht besteht. Den Rest nehmen ein Packen großer runder Platten (etwa Bierdeckelgröße) ein, Holz- und Plastikstäbchen, viele bunte Holzquader, zwei Würfel, Karten und reichlich Knetmasse. Viel Zeug und keine Luft in der Schachtel, das erklärt das hohe Gewicht.

Und wer erklärt das Spiel? Die in einigermaßen gutem Englisch geschriebene, farbige Regel natürlich! Los geht's, und zwar ziemlich schnell - die großen Rundplatten, Fallen genannt, werden zufällig im Kreis ausgelegt, jeder Spieler bastelt sich aus Knetmasse (je eine Farbe pro Spieler) eine Figur und setzt sie beliebig auf eine der Fallen, der Moa steht auch irgendwo.

Mit 20 Energiemarkern seiner Spielfarbe, das sind die Holzquader, beginnt jeder Spieler. Der Spielablauf ist einfach, aber durchaus spaßig, Laborigins geht in Richtung eines Ärger-/Partyspiels, ohne dabei allzu oberflächlich zu sein. Spielziel ist es, als letzter zu überleben und so als mehr oder weniger deformierte Laborkreatur (meine ist immer besonders stark deformiert, ein guter Modellierer bin ich wahrlich nicht) dem Labor zu entweichen - ein langweiliger Zeitvertreib für die nach und nach ausscheidenden Spieler, also sollte man versuchen, möglichst lange im Rennen zu bleiben.

Zwei Würfel wirft der Spieler, der an der Reihe ist, und legt fest, welcher Würfel für den Moa gilt und welcher für seine eigene Spielfigur. Der böse Moa zieht immer im Uhrzeigersinn, die eigene Figur kann so oder so herum laufen, hier bieten sich durchaus taktische Möglichkeiten. Zuerst zieht der Moa und trifft er auf einen Laborigin, muß dieser zwei Energiemarker verbrauchen, d. h. einen auf sein Feld legen, einen aus dem Spiel nehmen - nach diesem Motto werden übrigens alle Energiemarker "verbraucht", nämlich einen ins Töpfchen, einen ins Kröpfchen, so daß die insgesamt im Spiel befindliche Menge immer geringer wird.

Dann zieht der Spieler seine Figur, trifft er dabei auf den Moa, siehe oben, trifft er auf einen anderen Leidensgenossen, muss dieser ihm zwei seiner Energiemarker abtreten. Von dem Feld, auf dem er schließlich landet, nimmt der Spieler dann alle dort liegenden Energiemarker und dreht die Platte um - oft genug eine böse Falle, die weiteren Verbrauch von Energiemarkern erfordert. Memory ick hör dir trapsen!

Eine Immunitätsflagge, die bei Begegnung statt der Energiemarker weitergereicht wird und diverse Krankheiten, durch die Platten ausgelöst und meist mit Energieverlust verbunden, spielen noch eine Rolle und ich sollte auch erwähnen, daß auf jedem Feld (Platte) immer nur eine Figur stehen kann, wodurch sich oft Kettenzüge ergeben mit entsprechend vielen Begegnungen und ihren Folgen - eine Figur, Moa inklusive, zieht die dafür gewählte Würfelzahl so lange, bis sie auf einem leeren Feld landet.

Besonders gemein ist es aber, daß alle Energiequader einer Farbe aus dem Spiel gehen, wenn der entsprechende Spieler ausscheidet. Hat also z. B. jemand viele rote Quader eingesammelt und erhalten und steht somit insgesamt ganz gut da, denn bei Verbrauch und Weitergabe spielt die Farbe keine Rolle, und plötzlich scheidet der rote Spieler aus, sieht er sich am Rande des Abgrunds …

Laborigins ist sicher kein Hochkaräter wie die beiden eingangs erwähnten Spiele, aber auch kein 08/15 Larifari. Memory- und Ärgerelemente, ein bißchen Glück beim Würfeln und eine kleine Portion Taktik summieren sich, zusammen mit dem witzigen Material, zu einem spaßigen, kurzweiligen Spiel mit zwei Mankos - die ausscheidenden Spieler gucken dumm in die Röhre und, ganz persönlich gesprochen, mag ich dieses Knetzeug nicht, fühlt sich irgendwie eklig an, ist aber praktisch zum Einpieksen der Immunitätsflagge, Blitzfähnchen und anderer Krankheitsflaggen. Und Knetzeug gibt's reichlich, insgesamt drei Sätze mit je fünf Farben, reicht schon für'n halben Kindergarten!

Wer etwas schräge Spiele mag sollte den kleinen Laborigins ruhig mal zur Flucht aus dem Labor verhelfen - die Kneterei stört mich persönlich, wie gesagt, ein wenig, aber das geht ja nicht allen so. Probieren lohnt sich allemal und jeder wird schnell merken, ob er Gefallen an den kleinen, außergewöhnlichen Gesellen findet oder nicht.

Rezension Ferdinand Köther

In Kooperation mit der Spielezeitschrift

Spielerei

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H@LL9000-Bewertungen

H@LL9000 Wertung Laborigines: 2,4 2,4, 5 Bewertung(en)

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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 02.03.08 von Ferdinand Köther
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 03.12.07 von Michael Andersch - Nicht nur schlecht, sondern auch hässlich.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 07.01.08 von Jochen Traub - Einfach witzig und super witziges Spielmaterial. Schachtelgröße Optimal!!! Da ist keine Luft drin.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 08.03.08 von Peter Nos - Die Knete ist vielleicht noch als Ersatz für Barbarossa zu gebrauchen.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 08.03.08 von Kathrin Nos - Fürchterliche Blätterei in den Spielregeln, um all die kleinen Regeln zu den Krankheiten und Spielfeldern nachzuschlagen. Zu zufällig. Das Spielmaterial mit den Knetfiguren kann das nicht herausreissen. Praktisch sind die Knetfiguren nur wegen der Spieße - beim Ziehen sind sie eher unpraktisch.

Leserbewertungen

Leserwertung Laborigines: 4,3 4.3, 3 Bewertung(en)

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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 12.04.08 von Michael Reinehr - an laboriginies werden sich die geister scheiden... für die einen wird es ein absoluter glücksgriff sein, für die anderen eine zumutung. so haben wir es auch in unseren estrunden erlebt. ich persönlich finde es zum brüllen!
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 12.04.08 von Michael Kröhnert - Ich fürchte ja, dass CBG in Essen absichtlich oder unterschwellig unglaubliche Erwartungen beim Publikum geweckt hat (womöglich: Strategiehammer?) - (auch) daher so viele niederschmetternde Meinungen. Ich mag dieses skurrile Fun-Spiel sehr: Es hat zwar Macken in Material und Regeln, macht aber - mit den richtigen Leuten - ordentlich Laune (und ist längst nicht so hohl, wie reine Würfelrundkurse - die, für Kinder zumindest, auch ihre Berechtigung haben).
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 13.04.08 von Michael Kahrmann

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