Rezension/Kritik - Online seit 05.11.2011. Dieser Artikel wurde 4473 mal aufgerufen.
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Priests of Ra ist eine leicht veränderte Version des Klassikers Ra. Ebenso wie sein Vorgänger ist es ein Versteigerungsspiel rund um das alte Ägypten. Der Sonnengott Ra entscheidet im Spiel, wann man zu seinen Sonnen greift und um Arbeiter, Gebäude, Pyramiden und nicht zuletzt die Priester des Ra ringt (d. h. um entsprechende Plättchen bietet). Sieger ist, wer am Ende die punkteträchtigste Kombination von Plättchen ersteigern konnte.
Priests of Ra lässt sich kaum ohne den Vergleich zum inzwischen vergriffenen Klassiker Ra besprechen. Die Struktur des Spiels ist auch dieselbe geblieben. Es wird weiterhin über drei Epochen gespielt. Reihum zieht man verdeckt ein Plättchen und legt es auf den Spielplan, oder man ruft Ra und bietet dann mit seinen Sonnen um die bisherige Auslage der Plättchen auf dem Spielplan. Der Ablauf ist der gleiche wie in Ra, bis auf die Option „Götterplättchen einsetzen“, die es jetzt nicht mehr gibt. Man sammelt die Plättchen vor sich, und die meisten geben nach jeder Epoche Punkte, manche erst am Spielende, und manche auch Minuspunkte.
Auch der Aufbau des Spiels ist identisch zum Vorgänger, außer dass die Plättchen nicht verdeckt um den Spielplan herum ausgelegt werden, sondern in den mitgelieferten Stoffbeutel getan werden. Denn – einer der Unterschiede zu Ra – die Plättchen sind doppelseitig bedruckt, die meisten mit zwei unterschiedlichen Seiten.
Überhaupt zeigen alle Plättchen völlig neue Kategorien von Motiven. So gibt es bei Priests of Ra Menschen (in 4 Farben bzw. Berufen), Gebäude (in 4 Farben), Pyramiden (und Grabkammern – in 4 Farben), Priester, Pest und Ra-Plättchen.
Pyramiden, Priester, Pest und Ra-Plättchen haben auf beiden Seiten denselben Aufdruck, Menschen, Gebäude und Grabkammern haben entweder eine blaue und eine gelbe Seite oder eine grüne und eine rote Seite. Wer in seinem Zug ein Plättchen mit zwei verschiedenen Seiten zieht, kann sich aussuchen, mit welcher Seite nach oben er es auf den Spielplan legt.
Die Bietrunden laufen genau wie beim Vorgänger ab.
Am Ende jeder Epoche geben Menschen, Gebäude und Priester Pluspunkte und Pestplättchen Minuspunkte. Gebäude und Pest bleiben liegen und werden in der nächsten Epoche wieder mit gewertet. Menschen und Priester werden nach jeder Epoche abgelegt. Am Ende jeder Epoche kann jeder Spieler, der 3 Priester hat, noch 1 Pestplättchen loswerden.
Nach der dritten Epoche (Spielende) werden zusätzlich noch die Pyramiden und Grabkammern und einige andere Kleinigkeiten gewertet. Details zu den Wertungen weiter unten im Vergleich zum Vorgänger Ra.
Am Ende hat natürlich der Spieler mit den meisten Punkten gewonnen.
Priests of Ra hat eigentlich nur wenige Regeln. Die Spielzüge an sich lassen sich in zwei Minuten erklären. Die eigentliche Crux des Spiels liegt in der Wertung der verschiedenen Plättchen, die erst einmal verinnerlicht werden will. Kompliziert ist es nicht, aber in den ersten ein oder zwei Spielen wird man bestimmt noch nicht sicher einschätzen können, wann welche Auslage von Plättchen besonders einträglich ist. Darin liegt aber auch der Wiederspielreiz, denn durch die verschiedenen Möglichkeiten an Punkte zu kommen ergeben sich unterschiedliche Strategien, die erst einmal ausgelotet werden wollen.
Das heißt nicht, dass das Spiel in der ersten Partie noch keinen Spaß macht. Man fühlt sich keineswegs überfordert, sondern macht nur vielleicht noch nicht die optimalen Züge. Aber wenn alle Spieler auf dem gleichen Niveau sind, tut das dem Spielspaß keinen Abbruch.
Das Spiel ist sehr schön gestaltet. Die Farben sind lebhaft und alle Plättchen lassen sich leicht voneinander unterscheiden. Auch die auf das Spielfeld gedruckte Wertungszusammenfassung ist sehr hilfreich. Das einzige, was meiner Meinung nach etwas unglücklich gelöst wurde, sind die Gebäudeplättchen, die von der Illustration her ein fertiges Gebäude zeigen. Aber für die Wertung gelten erst zwei Gebäudeplättchen derselben Sorte als „fertiges Gebäude“.
Insgesamt ist es ein sowohl optisch als auch spielerisch schönes Spiel, das sich leicht lernen lässt, aber immer wieder neue Herausforderungen bietet. Es ist nicht kompliziert, aber keineswegs trivial und liegt somit vom Anspruch her irgendwo im Mittelfeld.
Rezension Stephan Rothschuh
Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.
Priests of Ra im Vergleich zu Ra:
Zunächst unterscheidet sich Priests of Ra vom Vorgänger Ra dadurch, dass die Spieleranzahl mit 2 - 5 statt 3 - 5 angegeben ist. Das halte ich allerdings für ein wenig Augenwischerei, denn es gibt keine entsprechenden Regeln, die das neue Spiel zu zweit interessanter machen als das alte. Zu zweit ist es auch in der Tat nicht so prickelnd, denn das Spiel lebt ja von Bietrunden und bei der Wertung oft von Mehrheitsverhältnissen. Das ist einfach mit 3 - 5 Spielern deutlich spannender als zu zweit.
Die Anzahl der unterschiedlichen Plättchenarten ist kleiner geworden, was die Wertung etwas überschaubarer macht. Die Einführung der Ankh allerdings halte ich für etwas ungeschickt in dieser Hinsicht.
Die meisten Plättchen haben jetzt zwei verschiedenfarbige Seiten. Wer ein Plättchen zieht und auslegt, entscheidet sich, welche Farbe nach oben zeigen soll. Das erweckt den Eindruck, etwas mehr Einfluss auf die Auslage zu haben und das Glück beim Ziehen der Plättchen etwas zu reduzieren. Da man aber ohnehin nicht weiß, ob man die Auslage am Ende ersteigern möchte oder nicht (je nachdem, was sonst noch hinzu kommt), bringt diese Entscheidung eigentlich keinen Gewinn, sondern nur Verzögerung ins Spiel.
Ein ersteigerter Priester lässt einen zwar ein anderes Plättchen der soeben ersteigerten Auslage umdrehen, aber das ist letztlich auch nur selten sinnvoll einsetzbar. Wahrscheinlich soll dieser Mechanismus die Götterplättchen ersetzen, mit denen man sich beim Vorgänger gezielt ein benötigtes Plättchen aus der Auslage stibitzen konnte, bevor darum geboten wurde.
Insgesamt nehmen die neuen Plättchen etwas den Druck aus dem Spiel, denn beim Vorgänger Ra gab es noch Minuspunkte, wenn man von einer bestimmten Sorte keine oder die wenigsten Plättchen hatte. Das gibt es jetzt nicht mehr. Bei Ra gab es auch Nil-Plättchen, die erst Punkte wert waren, wenn man auch mindestens ein Überschwemmungsplättchen hatte. Auch diese gegenseitige Abhängigkeit von Plättchensorten ist bei Priests of Ra verschwunden. Auch die neue Pest ist weniger dramatisch, aber auch weniger ansprechend als die spezifischen Katastrophen des Vorgängers.
Priests of Ra ist also im Wesentlichen das gleiche Spiel wie Ra, aber durch die unterschiedlichen Plättchen und Wertungen etwas „harmloser“, „familientauglicher“ oder wie auch immer man es ausdrücken möchte. Das macht es natürlich nicht schlechter. Man muss eben wissen, welches Spielgefühl man lieber hat.
Und hier noch für die alten Ra-Hasen, die genau wissen wollen, was bei Priests of Ra wann und wie gewertet wird:
Menschen:
Werden nach jeder Epoche gewertet und anschließend abgelegt.
In jeder der 4 Farben bekommt der Spieler mit den meisten Menschen dieser Farbe 5 Punkte. 3 verschiedene Farben geben 1 Ankh (siehe unten), alle 4 Farben geben 2 Ankh.
Gebäude:
Werden nach jeder Epoche gewertet und bleiben bis zum Spielende liegen.
Jedes „fertige Gebäude“ (d. h. zwei Gebäudeplättchen derselben Farbe) gibt 2 Punkte. 3 fertige Gebäude in verschiedenen Farben geben 5 Punkte, 4 fertige Gebäude in verschiedenen Farben geben 10 Punkte.
Priester:
Werden nach jeder Epoche gewertet und anschließend abgelegt.
Jeder Priester gibt 2 Punkte. Zusätzlich können 3 Priester 1 Pestplättchen entfernen (bevor es gewertet wird).
Pest:
Wird am Ende jeder Epoche gewertet und bleibt bis zum Spielende liegen.
1/2/3/4/5/6 Pestplättchen geben 1/3/6/10/15/20 Minuspunkte.
Pyramiden (und Grabkammern):
Werden erst bei Spielende gewertet.
3-5/6-9/10-X Pyramidenplättchen (mit oder ohne Grabkammer) geben 5/10/20 Punkte. Zusätzlich geben 3 verschiedenfarbige Grabkammern 5 Punkte und 4 verschiedenfarbige Grabkammern 10 Punkte.
Ankh:
Werden erst bei Spielende gewertet (man erhält sie in der Menschenwertung).
2 Ankh geben 5 Punkte, 3 Ankh geben 10 Punkte und 4 Ankh geben 20 Punkte.
Sonnen:
Werden erst bei Spielende gewertet.
Wessen Sonnen die höchste Summe haben, erhält 5 Punkte. Wessen Sonnen die kleinste Summe haben, verliert 5 Punkte.
H@LL9000 Wertung Priests of Ra: 4,0, 2 Bewertung(en)
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
18.09.11 von Stephan Rothschuh |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
12.09.11 von Michael Dombrowski - Wer das Original "RA" besitzt, braucht "Priests of Ra" nicht wirklich. Die neuen Elemente sind am Anfang etwas verwirrend. Der Spielspass ist geblieben. |
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