Rezension/Kritik - Online seit 06.10.2014. Dieser Artikel wurde 6623 mal aufgerufen.
Direktlinks zu den Rezensionsblöcken |
|
|
Lust auf Klettern? Na dann rauf auf in die Blocky Mountains ...
Wir möchten die Blocky Mountains besteigen. Unser Ziel ist es, als Erster den Gipfel zu erklimmen. Dazu müssen wir verschiedene Etappen des Berges meistern. Es gilt immer zu entscheiden, ob wir einen leichteren Weg wählen, der uns aber leider in der Regel nicht so weit nach oben bringt, oder ob wir uns an die richtig steilen Abschnitte herantrauen, die uns alles an Körperbeherrschung abverlangen, aber uns dafür meist auch weit nach oben bringen. Zum Glück treffen wir unterwegs noch ein paar freundliche Eichhörnchen, die uns bei Ausrutschern helfen oder Abkürzungen zeigen. Wenn wir einmal keine Lust auf ein Rennen zum Gipfel haben, sondern es etwas gemütlicher angehen lassen wollen, können wir auch gemeinsam den Weg zum Gipfel bestreiten und bei jeder Etappe entscheiden, wer von uns den Anstieg anführt.
Das Spielmaterial von Blocky Mountains besteht im Wesentlichen aus Holzblöcken, Holzstäben, einem Seil und Holzfiguren, einem Trapper und einem Grizzly. Nach der Wahl einer Etappenkarte muss zunächst aus den Blöcken die Etappe wie abgebildet aufgebaut werden. Anschließend gilt es dann, diese Etappe zu meistern. Dazu gibt die Etappenkarte genau vor, welche Aufgaben bei der Etappe erfüllt werden müssen. Die Aufgaben reichen von den Trapper und/oder den Grizzly mit mehreren Sprüngen zum Ziel bewegen bis hin zu ein Proviantstück (Holzscheibe) mit Hilfe des Trappers über mehrere Etagen ins Ziel zu schieben.
All dies klingt deutlich einfacher als es ist, denn wir dürfen den Trapper und Grizzly nicht etwa in die Hand nehmen, sondern die Figuren haben Ösen auf dem Kopf, in die die Haken der Holzstäbe eingehakt werden können. Die Figuren dürfen dann nur mittels der Holzstäbe bewegt werden, dabei dürfen sie weder umfallen noch von den Holzklötzen herunterfallen. Je nach Etappe müssen die Figuren in mehreren Schritten versetzt werden, wobei immer wieder ein- und ausgehakt werden muss, oder die Figuren müssen über die Holzklötze rutschen und müssen sie dabei immer berühren. Ein besonderes Highlight bildet aber das Seil, das zwischen Holzstäbe und Figuren eingehängt wird. Dadurch werden besonders tolle Touren möglich bei denen durch Löcher oder Tunnel geklettert oder von einem Holzstein zum nächsten geschwungen werden muss.
Blocky Mountains ist das perfekte Familienspiel(zeug). Neben einem guten Spiel macht es teilweise fast noch mehr Spaß, frei mit dem Material zu spielen: einzelne Etappen auszuprobieren, selbst Etappen zu erfinden. Das Spielmaterial ist teilweise handgefertigt (Spielfiguren mit Ösen aus dem Kopf gibt es maschinell nicht) und wirklich sehr schön. Toll illustriert wurde das Spiel übrigens von dem sehr bekannten Illustrator Klemens Franz. Das Material hat einen unglaublich hohen Aufforderungscharakter, und das Ausprobieren von Etappen bereitet Kindern und auch Erwachsenen herausragend viel Spaß. Die Etappen sind wie beschrieben sehr vielfältig und abwechslungsreich, so dass das Spiel sich auch nach vielen Partien nicht abnutzt. Für die erfahreneren Spieler liegen noch Etappenkarten mit höherem Schwierigkeitsgrad bei, die definitiv auch jeden Erwachsenen fordern.
Die Spielanleitung des Spiels ist aus meiner Sicht nicht optimal gelungen. Vieles wird nur sehr kurz erklärt, und zu einigen Dingen fehlt die genaue Erklärung, was damit gemeint ist. (Beispiel: Rutschen, was genau heißt das? Muss die Unterseite der Figur vollständig die Steine berühren oder nur ein Teil der Figur?) Ein wenig mehr Ausführlichkeit und ein paar mehr Beispiele hätten hier aus meiner Sicht Klarheit gebracht. Das Spiel ist aber nach Lesen der Anleitung eindeutig spielbar, nur ein paar Detailfragen bleiben eben offen. Andererseits muss man auch klar sagen, dass es sich um ein Familienspiel und kein strategisches Vielspielerspiel handelt. Also wird man schon innerhalb der Gruppe eine Einigung finden, wenn Dinge nicht ganz klar spezifiziert sind.
Die eigentlichen Spielregeln, außerhalb der Etappen selbst, sprich diejenigen Regeln, die die Wahl der Etappen oder den Erfolg für gewählte Aufgaben beschreiben, sind ganz nett, fallen aber im Vergleich zu den hoch innovativen Etappen etwas ab. Ein Spieler darf jeweils eine Etappe A (leicht), B (mittel), C (schwer) auswählen. Der nachfolgende Spieler muss die gleiche Etappe meistern oder Eichhörnchen zum Wechseln der Etappenschwierigkeit bezahlen. Der dritte Spieler darf dann wieder kostenfrei wählen. Gerade im Spiel zu zweit darf der zweite Spieler dann also nur Auswählen, wenn er bezahlt oder wenn er zufällig auf einem der wenigen Felder steht, auf dem man kostenlos wechseln darf. Der zweite Spieler hat zwar den Vorteil sich vorher einmal anschauen zu können wie der Gegner die Etappe meistert, aber dies macht den Vorteil der Etappenwahl und vor allem der Wahl des Eulenplättchens nicht wett.
Eulenplättchen? Nach erfolgreichem Meistern einer Etappe (oder auch nach Misserfolg) wählt man eines von zwei Eulenplättchen. Je nach Etappe ist eines vorgegeben und zeigt 2, 3 bzw. 4 Schritte vorwärts bei Erfolg, sowie 0, 1, 2 Schritte rückwärts bei Misserfolg. Das zweite Plättchen ist zufällig und bietet 1 bisw 5 Schritte vorwärts bei Erfolg und 0 bis 3 Schritte rückwärts bei Misserfolg. Hier hat der zweite Spieler, der eine Etappe angeht, den großen Nachteil, nicht mehr wählen zu können.
Beim kooperativen Spiel darf nach Aufdecken einer Etappenkarte entschieden werden, wer eine Etappe meistern soll. Derjenige darf dann erst wieder eine Etappe angehen, wenn jeder einmal eine Etappe geklettert ist. Für Erfolg gibt es immer einen Schritt vorwärts, bei Misserfolgen bleibt man stehen. Drei Abschnitte müssen bewältigt werden, dabei steht jeweils der gesamte Stapel an A-, B- und C-Karten pro Abschnitt zur Verfügung. Sind alle Karten eines Stapels durchgespielt ohne dass der Abschnitt bewältigt wurde, so verliert die Gruppe, ansonsten gewinnt beim Gipfel die gesamte Klettergruppe.
Den Mechanismus, dass beim kompetitiven Spiel der zweite Spieler weniger Auswahl hat, empfinde ich als etwas unbefriedigend. Des Weiteren empfände ich es auch beim Wettbewerbsspiel besser, wenn es im Spielverlauf eine Steigerung des Schwierigkeitsgrads geben würde, wie dies beim kooperativen Spiel der Fall ist. (Die von mir vorgeschlagenen Varianten nehmen sich diesen Problemen an.)
Diese Kritikpunkte an den Spielregeln und Mechanismen sind aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Den Kern des Spiels bilden die Geschicklichkeitsaufgaben und diese sind sehr, sehr innovativ, abwechslungsreich und machen unglaublich viel Spaß. Ich würde das Spiel jederzeit spielen wollen und es gefällt mir so gut, dass ich (obwohl ich sonst Strategiespiele à la Agricola spiele) Blocky Mountains als fünftes Spiel bei der Wahl des Deutschen Spielepreises ausgewählt habe.
Offiziell ist das Spiel für Kinder ab 8 Jahren geeignet. Meine 6-jährige Tochter spielt es aber bereits begeistert mit. (Man muss dann vielleicht nicht immer alles ganz so eng nehmen und auch mal ein Auge zudrücken) Selbst mein 4-jähriger Sohn hat schon einige der leichteren Etappen gemeistert. Wir haben das Spiel aber durchaus auch schon mit viel Spaß in reiner Erwachsenen-Runde gespielt.
Blocky Mountains wurde in einer Crowdfunding-Kampagne über Startnext finanziert. Die Auflage ist also sehr limitiert, aber ich hoffe sehr, dass einer der renommierten Verlage sich des außergewöhnlichen Spiels annimmt, um es einem größeren Publikum zugänglich zu machen.
Rezension Rene Puttin
Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.
Regelvarianten für das kompetitive Spiel:
1. Freie Etappenwahl
Jeder Spieler darf sich nach den normalen Regeln eine neue Etappe auswählen ohne Eichhörnchen bezahlen zu müssen. Steht ein Spieler auf einem Feld, auf dem er normalerweise frei wählen dürfte, so kann er, nachdem er die Etappenkarten angesehen hat, auswählen, ob er diese spielen möchte, oder ob er lieber eine neue Karte auswählt und diese Karte abwirft.
Ist ein Stapel der Etappenkarten aufgebraucht, so werden diese neu gemischt.
Die folgenden beiden Varianten können alternativ mit Variante 1 verbunden werden, aber nicht beide gleichzeitig:
2a: Einschränkung der Eulenplättchen
Die Eulenplättchen bleiben so lange offen liegen und dürfen nicht mehr gewählt werden, bis nur noch ein Plättchen offen liegt. Erst dann werden nach den üblichen Regeln neue Eulenplättchen bereit gelegt.
2b. Steigender Schwierigkeitsgrad
Die Spieler dürfen je nachdem auf welchen Feldern sie stehen nur bestimmte Karten auswählen:
0-4: nur A-Karten
5-10: nur A oder B-Karten
11-16: A, B oder C-Karten
Auf Feldern mit freier Kartenwahl dürfen sie auch weiterhin frei auswählen.
Bei der Crowdfunding-Kampagne gab es noch die Möglichkeit, ein Abenteuerbuch und eine Sanduhr-Variante dazu zu kaufen. Etappen, die man normalerweise locker schafft, sind unter Zeitdruck plötzlich doch wieder sehr schwer. Die Etappen der Schwierigkeitsstufe 3 im Abenteuerbuch sind "sauschwer". Wer diese alle meistern möchte, wird eine Zeit lang beschäftigt sein. Weiterhin bietet das Abenteuerbuch Szenarien, die aus mehreren Etappen nacheinander bestehen. Auch diese sind sehr schwer, können einen aber auch süchtig machen. Daneben bietet das Abenteuerbuch noch einige interessante Varianten.
H@LL9000 Wertung Blocky Mountains: 4,5, 2 Bewertung(en)
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
13.08.14 von Rene Puttin - Sehr innovatives, tolles Spiel(zeug) |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
24.10.18 von Sandra Lemberger - Tolle Spielidee, vor allem, weil man Blocky Mountains sowohl kooperativ als auch kompetitiv spielen kann. Zwei Schwachstellen gibt es allerdings - zumindest bei meinem Exemplar weisen Holzteile, die an und für sich gleich hoch sein müssten, nicht immer die gleiche Höhe auf. Das macht sich vor allem bei Schiebeaufgaben negativ bemerkbar. Außerdem dauert das Spiel den meisten Kindern zu lange, außer, man spielt es zu zweit. |
Leserwertung Blocky Mountains: 4.5, 2 Bewertung(en)
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
06.10.14 von ravn - Blocky Mountains ist anders. Für mich als Viel-und-Alles-Spieler eher ein Spielzeug mit diversen Spielvarianten drumherum. Dazu ein enorm hoher Aufforderungscharakter, die gestellten Aufgaben lösen zu wollen. Manch einer (wie ich) scheitert da schon mal beim Einfädeln, wenn man dann noch den Zeitdruck dazunimmt, während andere Mitspieler ihre ganze Fingerfertigkeit und Geschicklichkeit ausspielen. Den für die Spielrunde passende Schwierigkeit zu finden, ist eine Herausforderung für sich. Als Familienspiel zusammen mit Kindern glänzt es wohl deshalb am besten, weil sich dort solche Vielspieler-Fragen erst gar nicht stellen. Wer mal was ganz anderes sucht, der sollte zugreifen und 1 zum Spielreiz addieren. Reine Denkerrunden ziehen hingegen 1 Punkt Spielreiz ab. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
30.12.14 von Jürgen - Schönes, atypisches Geschicklichkeitsspiel |