Rezension/Kritik - Online seit 27.04.2015. Dieser Artikel wurde 6785 mal aufgerufen.
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Crowns lautet der Titel des neuesten Schmidt-Spiels. Ein umfassender Begriff, denn mit "Kronen" können mehrere Dinge gemeint sein. Geht es in dem Spiel um Herrschaftszeichen von Monarchen in Form einer kranzartigen, verzierten Kopfbedeckung aus Metall? Oder um die belaubten Teile von Bäumen? Um Maßeinheiten, Währungen, Wappenelemente, Aufziehrädchen an Uhren, Oberteile eines geschliffenen Edelsteines oder künstlichen Zahnersatz? Nichts von alledem! Crowns ist ein abstraktes Würfelspiel, und der einzige Bezug zum Titel besteht darin, dass die Felder der Ablagetafeln Kronen (0 bis 6) aufweisen, welche potenzielle Siegpunkte darstellen.
Besagte Ablagetafeln - jeder erhält eine eigene in der Farbe seiner Wahl - sind quadratisch und weisen 36 Felder auf. Den sechs Reihen sind Würfelseiten mit 1 bis 6 Augen zugeordnet, den sechs Spalten die Anzahl entsprechender Würfel. Dabei sind die oberste Reihe (Augenzahl 6) und die Spalte ganz rechts (Anzahl 6 Stück) durch Linien und eine andere Hintergrundfarbe etwas von den restlichen Feldern (5 x 5) abgetrennt.
War da gerade von Würfeln die Rede? Richtig. Es wird nämlich gewürfelt, und zwar mit sechs normalen Sechsseitern. Allerdings macht ein Spieler in seinem Zug nur einen einzigen Wurf. Das Ergebnis kann nicht wie in anderen Spielen durch nochmaliges Würfeln verbessert werden.
Nach dem Wurf darf der Spieler Chips in seiner Farbe auf seine Ablagetafel legen. Dabei sind alle Möglichkeiten erlaubt, die ihm sein Wurf bietet. So kann er auf das Legen eines Chips ganz verzichten oder auch mehrere Chips auf einmal legen. Bei 5 Vierern kann er beispielsweise das Feld "5 x 4er" belegen, oder auch die beiden Felder "2 x 4er" und "3 x 4er", etc.
Die eingangs erwähnten Kronen zieren die Felder, wobei deren Anzahl in etwa den Schwierigkeitsgrad dieses Feldes widerspiegeln. So sind etwa auf dem Feld "2 x 3er" zwei Kronen abgebildet, auf dem schwer zu erreichenden Feld "5 x 5er" sechs Kronen, und auf dem leichten Feld "5 x 1er" nur eine einzige Krone.
Der Mathematik kundige Leser wird jetzt die Stirn runzeln: Warum sollte es schwieriger sein, 5 Fünfer zu würfeln als 5 Einser? Tja, das liegt daran, dass ich ein winziges Regeldetail noch unerwähnt ließ. Ein Spieler darf nämlich die gewürfelte Zahl eines oder mehrerer Würfel nach unten auf einen niedrigeren Wert abändern, sofern mindestens 1 weiterer Würfel das gewünschte Ergebnis anzeigt. 5 Einser haben deshalb eine recht hohe Wahrscheinlichkeit, es muss sich bloß ein einziger Einser im Wurf befinden.
Sobald ein Spieler alle seine 18 Chips eingesetzt hat, wird die laufende Runde nur mehr zu Ende gespielt, sodass alle gleich oft an der Reihe waren. Nun zählen alle kompletten Reihen, Spalten und Diagonalen den angegebenen Punktewert, dazu werden noch die Kronen der besetzten Randfelder gerechnet. Der Spieler mit den insgesamt meisten Punkten wird zum Sieger "gekrönt".
Verglichen mit den meisten anderen Würfelzockerspielen bietet Crowns ein neues Spielgefühl. Der erste Wurf zählt, und es kann nicht durch nochmaliges Würfeln versucht werden, das Würfelergebnis zu verbessern. Dafür besteht die Möglichkeit, jeden Würfel auf eine niedrigere Würfelzahl zu drehen, was bei uns "downgraden" genannt wird.
Ich möchte allerdings nochmals auf den genauen Text der Spielanleitung hinweisen, der das Downgraden nur erlaubt, sofern mindestens 1 weiterer Würfel das gewünschte Ergebnis anzeigt. Wir haben nämlich in unseren ersten Partien nicht darauf geachtet, wodurch der einzelne Spieler zu viele Freiheiten genießt. Durch die sinnvolle Regelbeschränkung kann man sich nun nicht mehr hundertprozentig darauf verlassen, tatsächlich ein vermeintlich leichtes Feld (z.B.: vier 2er) besetzen zu können.
Trotzdem gilt es auch hier, die Wahrscheinlichkeiten auszuloten und seine Chancen auf bestimmte Würfe zu berechnen. Sicher, die Würfel lassen sich nicht beeinflussen, und es ist und bleibt im Grunde genommen ein Glücksspiel. Mit höheren Würfen hat man eindeutig einen Vorteil, weil nur damit die punkteträchtigen Reihen gewertet werden können. Wer also hauptsächlich niedrige Augenzahlen würfelt, muss sich wohl oder übel auf die Reihen und Spalten mit weniger Kronen konzentrieren.
Dennoch ist man mit schlechteren Würfen nicht hilflos ausgeliefert. Es kommt nämlich auch darauf an, auf die Aktionen der Mitspieler zu achten, und ihr Spieltempo in die eigenen Überlegungen mit einzubeziehen. Ein Spieler kann in seinem Zug ja 0 bis 6 Chips einsetzen. Wer viele Chips pro Runde "verbraucht", beschleunigt die Partie. Er setzt die Mitspieler auf diese Weise unter Druck, weil er das Spielende früher einläutet als einem vielleicht recht ist. Es nutzt nichts, Felder mit vielen Kronen besetzt zu haben, wenn ein Mitspieler mit deutlich weniger Kronen frühzeitig Schluss macht, bevor die wertvollen Reihen geschlossen werden können. Der Startspieler hat bei Crowns diesbezüglich sogar einen Nachteil, da er immer berücksichtigen muss, ob ein Spieler die Partie beenden könnte. Die Interaktion - bei Würfelzockerspielen normalerweise ein Manko - ist hier also durchaus, wenn auch in geringem Maße, vorhanden.
Die Anzahl der Chips spielt nicht nur für das Spielende eine Rolle. Die Limitierung auf 18 Chips hat zur Folge, dass man sie nicht wahl- und planlos verschwenden sollte. Spätestens ab der Mitte der Partie sollte man sorgfältig abwägen, welche Reihen man vollenden könnte oder will. Chips in unvollendeten Reihen, Spalten und Diagonalen sind vergebens und fehlen dann womöglich am Ende für andere Reihen.
Das Spielmaterial - Ablagetafeln und Chips - ist für bis zu sechs Spieler ausgelegt. Es spielt sich in jeder Besetzung gleich gut, es ist aber auch möglich, sich solitär mit dem Spiel zu beschäftigen. Die Regeln des Solo-Spiels sehen - im Gegensatz zum Mehrpersonenspiel - vor, dass der Spieler pro Runde mindestens 1 Chip ablegen muss. Ist das nicht möglich, muss er einen seiner noch nicht abgelegten Chips entfernen. Am Ende vergleicht er seine erzielte Punktezahl mit einer Tabelle oder versucht, seinen "Highscore" zu verbessern.
Crowns ist mit Sicherheit kein abendfüllendes Spiel, für einen Dauerbrenner bietet es nach meinem Geschmack doch etwas zu wenig Abwechslung. Aber für ab und zu zwischendurch, als Absacker oder zum Aufwärmen kann ich das Spiel auf jeden Fall empfehlen.
Zum Abschluss noch eine kleine Denksportaufgabe für den Leser: Was ist die höchstmögliche Anzahl an Punkten, die man mit 18 Chips erzielen kann?
Rezension Franky Bayer
Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.
H@LL9000 Wertung Crowns: 4,5, 2 Bewertung(en)
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
02.02.15 von Franky Bayer - Ein Würfelspiel mal ganz ohne Nachwürfeln, dafür mit der taktischen Möglichkeit zum "downgraden". Ein ideales Spiel zum Absacken oder für zwischendurch. Immer wieder gerne hervorgeholt. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
16.12.14 von Alexander Broglin - Schönes Würfel-Spiel mit dem Vorteil nicht ständig Würfeln zu müssen, sondern nur einen Wurf zu machen und dann durch tatkisches Verändern der Würfelwerte das Beste aus dem Wurf zu machen. Immer wieder gerne zum Abschluss einer Spielerunde |
Leserwertung Crowns: 3.0, 1 Bewertung(en)
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
27.04.15 von Jörn |