Spielerei-Rezension
Zumindest optisch lecker - das muss man Winning Moves lassen: Mit Aber bitte mit Sahne ist dem Verlag eines der appetitlichsten Spiele des Herbstes 2008 gelungen. Womit sich der Autor dieser Zeilen natürlich als hemmungsloser Kuchenfreund geoutet hat. Ich stehe zu diesem Laster und deshalb war es mir natürlich ein Vergnügen, mir die spiel-kulinarischen Qualitäten dieser Neuheit auf der Zunge zergehen zu lassen.
Meine ungebremste Freude ist der herausragenden Optik des Spieles geschuldet. Dazu gehört nicht der pinkfarbene Karton, sondern die herrlich bunten Kuchenstücke, die, in jeweils elf Teilen zusammen gesetzt, insgesamt fünf Torten in der Aufsicht von oben ergeben. Erdbeer- und Pflaumenkuchen, Kiwi- und Schokosahnetorte, versehen auch noch mit ein bis drei Sahnehäubchen. Das sieht einfach nur lecker aus. Moment - rasch, Zeit für eine kurze Kaffeepause …
(…) So, frisch gestärkt wieder ans Werk! 57 Tortenteile verdeckt mischen, zwei davon unbesehen aus dem Spiel, den Rest verdeckt in Elfer-Stapeln zusammenpacken. Der jede Runde reihum wechselnde Startspieler schnappt sich einen Stapel und legt die Stücke, ohne die Reihenfolge zu verändern, im Kreis aus. Das ergibt keine reine Aprikosentorte, sondern in der Regel eine wüste Mischung aus Kiwi-, Stachelbeer- und Brombeerkuchen. Dann teilt der Startspieler den Kuchen in so viele Portionen, wie Spieler am Tisch sitzen. Reihum, beginnend links vom Startspieler, darf sich jeder eine Portion aussuchen. Spätestens hier wächst bei Geschwisterkindern das Gefühl, chronisch zu kurz zu kommen. Genau darum geht es in diesem Spiel.
Der Startspieler sollte also clever teilen, damit für ihn nicht nur Ungeliebtes übrig bleibt. Aber was den Mitspielern anbieten? Spätestens in der zweiten Runde lohnt ein Blick darauf, wer was sammelt. Die gesammelten Stücke kann man nämlich wahlweise gleich verputzen oder nach Sorten offen sammeln. Für das Sammeln gibt es nach Spielende Punkte, aber nur, wenn man die meisten offenen Stücke einer Tortenart hat. Sonst geht man leer aus. Die Punkte reichen von dünnen drei für den Pflaumenkuchen bis hin zu satten elf für die Schokotorte. Die Zahl steht auf den Kuchenteilen und gibt zugleich an, wie viele Stücke einer Sorte im Spiel sind.
Möglichkeit zwei ist, aufgenommene Teile sofort der Verwertung zuzuführen: Alles, was wir verzehren, legen wir verdeckt vor uns ab. Dann gibt es so viele Punkte dafür, wie Sahnehäubchen auf den Stücken sind. Dies ist bei niedrigen Werten eines, bei hohen sind es bis zu drei. Dem Verlag ist der redaktionelle Schnitzer unterlaufen, den 5er-Kirschkuchen mit zweimal Sahne, den 9er-Stachelbeer aber nur mit einem Häubchen zu versehen. Anders herum wäre es richtig, dies zeigen auch Karton und Spielregel. Spielbar ist Aber bitte mit Sahne trotzdem. Möglichkeit drei ist übrigens, auf die eigene Portion zu verzichten und stattdessen lieber einen Packen gesammelter offener Stücke zu futtern. Das macht dann Sinn, wenn man merkt, dass die Mehrheit nicht mehr erreichbar ist. Dann nimmt man wenigstens noch ein paar Punkte zu sich.
Mit Aber bitte mit Sahne ist es bei mir wie beim Essen: Mit glänzenden Augen stehe ich vor der großen Kuchentheke, doch ich kann höchstens ein oder zwei Stücke davon verdrücken. Danach bin ich satt. So geht es mir auch mit dem Spiel: Es ist eine schnell verstandene Aufgabe, die flott gespielt ist, aber kaum Appetit macht auf mehr. Ich würde eine Partie zwar wieder mitspielen, doch der Spielreiz liegt eindeutig unter dem optischen Eindruck.
Rezension Stefan Ducksch
In Kooperation mit der Spielezeitschrift