Rezension/Kritik - Online seit 18.04.2011. Dieser Artikel wurde 6713 mal aufgerufen.

Adlungland

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Autor: Silvano Sorrentino
Illustration: Claudia Flor
Verlag: Adlung Spiele
Rezension: André Beautemps
Spieler: 2 - 4
Dauer: 30 - 40 Minuten
Alter: ab 10 Jahren
Jahr: 2010
Bewertung: 4,3 4,3 H@LL9000
4,5 4,5 Leser
Ranking: Platz 3208
Download: Kurzspielregel [PDF]
Adlungland

Spielziel

Adlung hat Geburtstag, Adlung hat Geburtstag, la la la la laa la ... und lädt uns ein in seinen großen Vergnügungspark, das Adlungland. Sind wir erst mal drin, stellen wir schnell und verwundert fest: Nanu, erstaunlich wenig Attraktionen für ein solches Revier. Anzahl der Attraktionen zu Spielbeginn: 0. Und schon haben wir Karten auf der Hand mit Bauaufträgen für die ganzen Highlights des Parks. Also erst die Arbeit, dann das Vergnügen?

Ablauf

Statt Fresspaket und Sonnencreme braucht man für diesen Freizeitpark zunächst Stift und Papier. Diese Utensilien drückt man dem Startspieler in die Hand, er darf für alle den Schreiber der Siegpunkte geben. Eine definierte Startkarte wird mittig ausgelegt, am Rand des lieber großzügig zu bemessenen Spielfeldes (das erst noch durch Kartenauslage entsteht) werden so genannte Risikokarten, einige offene Attraktionskarten nebst einem Nachziehstapel und einer Richtungskarte ausgelegt. Die Attraktionskarten sind doppelseitig bedruckt, auf der einen Seite befinden sich die benötigten Infomationen über Kosten und Auswirkungen der jeweiligen Karte, umseitig befindet sich eine Grafik der jeweiligen Attraktion. Mit der Infoseite zu sich gewandt, erhält jeder Spieler ein Startset von drei Karten.

Gespielt wird reihum, je Spielzug darf man zwei Aktionen durchführen, entweder Karten nehmen oder eine Attraktion aus der Handauswahl bauen. Es dürfen beide Aktionen identisch sein, also zwei Karten genommen oder zwei Attraktionen gebaut werden. Das Handkartenlimit von maximal sieben Karten gilt nur für das Ende des eigenen Zuges, dazwischen dürfen es auch mehr Karten sein.

Beim Aufnehmen von Karten gibt die offene Auslage vor, welche Karten man bekommt. Es wird immer von einer Seite der Auslage weggenommen, so dass auch klar wird, welche Karten man für den nächsten Spieler erreichbar macht. Die Auslage wird sofort nach der Aktion komplettiert.

Wird eine Attraktion gebaut, müssen bestimmte Legeregeln beachtet und die Baukosten entrichtet werden. Dies sind fast immer Karten, die entweder auf einen Ablagestapel oder zu genau einem Mitspieler eigener Wahl wandern. Gelegentlich kommen noch Baustellenkarten hinzu, die als Kosten der Attraktion genommen werden müssen. Diese haben die unangenehme Eigenschaft, je Karte eine nächste eigene Zugphase komplett aussetzen zu müssen und dafür dann die Baustelle wieder in die allgemeine Auslage zurückzulegen.

Sofort nach dem Auslegen der gebauten Attraktion erhält man einmalig den Ertrag. Dies sind meist als Siegpunkte aufzuschreibende Geldeinnahmen, ab und zu noch Karten vom Nachziehstapel oder sogar von den Mitspielern und manchmal eine Risikoreduzierung, um eine Risikokarte wieder loswerden zu können. Was ist das denn?

Die meisten Attraktionen haben in bis zu drei Kategorien bestimmte Risikofaktoren (Wartezeit, Wartung und Angst). Wird bei der Auslage einer neuen Attraktion nun der Gesamtwert von vier oder mehr Symbolen einer Kategorie erreicht, erhält man die entsprechende Risikokarte und muss bei späteren Bauvorhaben den entsprechenden Malus in Kauf nehmen. Bei der Summierung der Risikosymbole zählen gemeinerweise nicht nur die Symbole auf der zu bauenden Attraktion selbst, sondern auch die aller unmittelbar benachbarten und bereits ausliegenden Attraktionen. Die negativen Auswirkungen dieser Risiken sind entweder niedrigere Einnahmen oder höhere Baukosten. Diese Risikobereiche gelten kumulativ, d. h. es kann durchaus passieren, dass man davon mehrere gleichzeitig kriegt und danach auch alle entsprechenden Nachteile in voller Dosis bekommt.

Sobald der Nachziehstapel aufgebraucht ist, wird der Ablagestapel gemischt und als neuer Talon bereitgelegt. Der auslösende Spieler beendet seinen Zug, danach haben alle Spieler noch genau einen Zug mit zwei Aktionen. Gewonnen hat der Spieler mit den höchsten Einnahmen, sprich den meisten Punkten.

Fazit

Ein Spiel zum 20-jährigen Firmenjubiläum ist natürlich immer eine besondere Sache. Optisch wurde diese Tatsache fast schon ein wenig verschämt in die Ecke des Titelbildes der Schachtel gedrückt. Jedenfalls wurde keinen Millimeter von der bisher erfolgreichen Verpackungsstrategie abgewichen. Im absoluten Standard-Adlung-Format kommt auch dieses Werk demzufolge um die übliche Regelschelte nicht herum. Die auf der Piktogrammleiste angegebene Kategorisierung "Erwachsene" muss bezüglich der Schriftgröße der Regel um den Zusatz "mit guten Augen" erweitert werden. So ein Kleinstformat kann schließlich nicht nur Vorteile haben. Adleraugen und Elektronenmikroskopisten haben jedoch bestätigt, dass die Regeln inhaltlich lückenlos, korrekt und nachvollziehbar vorhanden sind.

Eigentlich ist der Spielmechanismus ganz simpel: Entweder Karten aus einer offenen Auslage nehmen oder aus der Hand bauen. Aber dann wird doch wieder spekuliert: Gibt man dem Mitspieler jetzt die Steilvorlage in der Auslage? Baut man eine Attraktion jetzt oder wartet, bis sich die Baurichtung geändert hat, um mehr Einnahmen zu bekommen? Die richtig lukrativen Einnahmen lassen sich meistens durch Risikosymbole angrenzender Karten des Bauplatzes erzielen. Dummerweise führt das fast unweigerlich zu dem Erwerb mindestens einer Risikokarte. Auch bei den Baukosten können Überlegungen die Wartezeit der Mitspieler verlängern. Insbesondere, wenn Karten an einen Mitspieler zu zahlen sind. Ok, aber wen wählt man aus? Und welche Karten gibt man demjenigen?

Fragen über Fragen, deren Beantwortung nicht immer in Windeseile erledigt ist. So wird es auch nichts mit der angegeben Spielzeit von maximal einer dreiviertel Stunde. Eine volle Zeitstunde sollte schon als Minimum eingeplant werden, deutlich darunter läuft nur eine Partie in Kleinstbesetzung mit zwei Teilnehmern, die den Park schon mehrfach haben entstehen lassen. Durch die zufällige Reihenfolge der Attraktionen und den immer gleichbleibenden Aktionen entfällt darüber hinaus der Spannungsbogen. Man rätselt eigentlich gegen Ende des Spiels, ob man vor einem liegende Mitspieler eigentlich noch ein- oder besser überholen kann. Wenn es blöd läuft, sind alle wirklich ertragreichen Attraktionen schon gebaut und man klaubt nur noch kleinere Gewinne zusammen. Dieses fällt in den ersten Partien nicht sonderlich auf, wird aber dem Wiederholungstäter exponentiell klarer.

Eine komische Sache ist die Optik des Spiels. Sind auf der einen Seite die Attraktionen sehr detailliert aus der Vogelperspektive dargestellt, wurde vermutlich zur schnelleren Erfassung der Spielmechanismen auf den Infoseiten auf eine schlichte Symbolik gesetzt. Da die Risikosymbole auf beiden Seiten der Karte abgebildet sind, beißen sich zumindest auf einer Seite diese beiden Grafikstile. Trotz dieser Tatsache ist man als Kenner der Produktpalette wegen der gelungenen thematischen Einbindung der verschiedenen Spieletitel in meist sehr passende Parkattraktionen schon gerührt. Die Up&Down-Achterbahn möchte ich zwar nicht besteigen, dann schon eher die Teamwork-Schiffschaukel oder die Mehr-oder-weniger-Riesenwippe.

Eines haben die Testrunden gezeigt: Der Wiederspielreiz wurde bei sehr vielen Teilnehmern, unabhängig vom Wissen um Verlag, Produkte und Jubiläum, nicht genügend gekitzelt. Als größtes Manko wurde die Tatsache der unverhältnismäßig langen Downtime angeführt. Entweder war diese so hoch, weil Schwierigkeiten bestanden, die Mechanismen schnell zu beherrschen und Auswirkungen im Vorfeld abzusehen, oder gerade weil dies alles schnell begriffen wurde. Dann sind aber sehr viele Möglichkeiten in Betracht zu ziehen bzw. gegeneinander abzuwägen, und wer dies aus egoistischen Siegesgründen gerne tut, hält die anderen und den gesamten Spielfluss eben auch auf. Somit ist das Versprechen des Titels, "ein attraktives Kartenspiel" in den Händen zu halten, für die meisten nicht erfüllt worden. Doch diese werden im hier noch einmal deutlich werdenden Gesamtspektrum des Verlags mit Sicherheit an anderer Stelle fündig. Herrn Adlung und seinen Helfershelfern sei daher mit Freuden und ausländischen Worte zugerufen: Keep up the good work!

Rezension André Beautemps

Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.

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H@LL9000-Bewertungen

H@LL9000 Wertung Adlungland: 4,3 4,3, 4 Bewertung(en)

Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 14.03.11 von André Beautemps
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 23.02.11 von Rainer Harke - Die Interaktion beschränkt sich auf das Verteilen von Karten an die Mitspieler beim Bau von Attraktionen bzw. auf die Wegnahme der drei "Malus"-Karten von den anderen. Aber sonst ein simples, optisch wie spielerisch gelungenes Werk mit Wiederspielreiz.
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 28.02.11 von Jost Schwider - Wieder ein anspruchsvolles "großes Spiel" in kleiner Verpackung! :o)
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 09.02.15 von Frank Lehmann

Leserbewertungen

Leserwertung Adlungland: 4,5 4.5, 2 Bewertung(en)

Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 02.03.11 von Carlo
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 09.02.15 von Dencer - Sehr nettes Kartenspiel, aus wenig viel gemacht.

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