Rezension/Kritik - Online seit 09.01.2024. Dieser Artikel wurde 893 mal aufgerufen.

Der Herr der Ringe Adventure Book Game

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Verlag: Ravensburger
Rezension: Frank Gartner
Spieler: 1 - 4
Dauer: 20 - 160 Minuten
Alter: ab 10 Jahren
Jahr: 2023
Bewertung: 5,0 5,0 H@LL9000
6,0 6,0 Leser
Ranking: Platz 1062
Der Herr der Ringe Adventure Book Game

Spielziel

Oha! Schon wieder ein „Herr der Ringe“ – Spiel. Da fragt man sich, wie viele Spiele es mit diesem Thema noch braucht? Auf der anderen Seite hat der Roman von J.J. Tolkin eine riesige Fan-Gemeinde.

Die nächste Frage: Wurde hier ein Thema genommen und versucht es spielerisch umzusetzen? Oder hat man hier ein Spiel, welchem einfach das Thema „Herr der Ringe“ übergestülpt wurde? Nun ja… eines kann ich schon sagen: Hier werden in einem Spiele-Buch über 8 Kapitel einzelne Szenen des Romans kooperativ durchgespielt. Das klingt erst einmal sehr thematisch und spannend.

Ob dies auch gelungen ist oder nicht, das wisst ihr hoffentlich am Ende dieses Artikels. 😊

Ablauf

Der Spielplan von Herr der Ringe - Adventure Book Game ist in der Tat ein Buch. Es verfügt über 8 sehr dicken Seiten und auf jeder Doppelseite ist jeweils ein anderer Spielplan mit einem anderen Kapitel aus der Herr der Ringe Trilogie.

In jedem Kapitel kommen unterschiedliche Spielelemente zum Einsatz, wie z.B. die schwarzen Reiter, Orks, Goblins, Baumgart, Gandalf, Gollum, usw.

Jedes Kapitel hat unterschiedliche Missionen (Herausforderungen genannt), die man gemischt oder aber auch nacheinander erfüllen muss, um am Ende die Siegbedingung des Kapitels zu erreichen.

In aller Regel muss man immer bestimmte Charaktere (Frodo, Sanweis, Gimli, Aragon, Legolas, Merry, Pippin) in verschiedensten Kombinationen an bestimmte Ort bringen, parallel dazu Ork, Goblins oder andere Gefahren bekämpfen, damit sie nicht in Überzahl geraten. Und am Ende gilt es gemeinsam oder getrennt an einen oder verschiedene Endpunkte zu kommen, um das Kapitel erfolgreich zu beenden und ins nächste Kapitel zu kommen.

Auch wenn jedes Kapitel anders aussieht und andere Ziele hat, der Spielmechanismus bleibt grundsätzlich identisch:

Alle Spieler beginnen mit 4 sogenannten Story-Karten in der Hand.

Ein Spielzug startet mit 2 Bewegungspunkten, die man auf die verschiedenen Abenteurer verteilen kann. Danach folgen verschiedene weitere Optionen, wie z.B.

  • zusätzliche Karten ausspielen, um weitere Schritte zu gehen,
  • man kann einmal pro Zug eine Karte mit einem der Mitspieler tauschen,
  • man kann kämpfen. Jedem Abenteurer ist eine Karten-Art (Kampfkunst, Erkenntnis, Mut, Geheimnis, … ) zugeordnet. Um einen Ork, Troll, etc. zu besiegen, muss man für die jeweilige Abenteurer-Figur die ihr zugeordnete Kartenart ausspielen.
  • man kann Missionen/Herausforderungen erfüllen. Hierzu müssen alle geforderten Personen an den richtigen Stellen stehen oder man etwas besiegt haben.
  • Zusätzlich ist immer eine bestimmte Kartenkombination erforderlich, die der aktive Spieler zum Erfüllen der Mission ausspielen muss.

Wenn man eine Mission erfüllt, gibt es in aller Regel auch eine Belohnung, wie z.B. zusätzliche Handkarten. Es kommen aber auch Sonderkarten ins Spiel, die den Spielern neue Optionen bieten und auch in den Folgekapiteln erhalten bleiben. So kann man an zusätzliche Karten kommen, man kann negative Ereignisse verhindern oder diese verzögern.

Am Ende eines Spielzugs zieht der aktive Spieler noch 2 Handkarten nach (max. 6 Karten) und es wird noch ein Ereignis gezogen. Auch die Ereignisse sind in jedem der 8 Kapitel unterschiedlich. So kommen zusätzliche Monster auf den Spielplan oder Figuren ziehen weiter und erhöhen das Risiko das Kapitel zu verlieren. Einige wenige Ereignisse sind jedoch auch positiv für die Spieler.

Hat ein Spieler seinen Spielzug beendet, folgt der nächste Spieler im Uhrzeigersinn. Wichtig ist: Herr der Ringe – Adventure Book Game ist ein kooperatives Spiel. Man spricht sich hier entsprechend ab. Jeder Spieler kann jede Figur ziehen. Es ist jedoch wichtig, dass der am Zug befindliche Spieler die richtigen Kartenkombinationen auf der Hand hat, um bedrohliche Monster zu bekämpfen oder Missionen zu erfüllen.

Eine wichtige Handkarte ist zum Schluss noch zu erwähnen: Die Ringkarte
Diese Karte will man nicht unbedingt auf der Hand haben und je mehr Karten man von ihr auf der Hand hat, desto mehr blockiert sie die Spieler. Der Ring bringt in jedem Abenteuer zwar auch positive Ereignisse und kann dafür ab und an gezielt genutzt werden, gleichzeitig sorgt die Karte dafür, dass der Ring der Verderbnis auf der Verderbnis-Leiste ein Feld weitergezogen wird. Auf einigen Feldern dieser Leiste löst dies negative Ereignisse für die Spieler aus. Zudem gilt die Verderbnis-Leiste für das gesamte Spiel, d.h. über alle 8 Kapitel hinweg, und wenn der Ring vor Ende des letzten Kapitels das Leisten-Ende erreicht, haben die Abenteurer die komplette Kampagne verloren und müssen wieder von vorne beginnen. Verlieren sie hingegen nur ein Kapitel, können sie erneut starten und müssen nicht wieder zurück zu Kapitel 1.
Erfüllen sie die Siegbedingung eines Kapitels freuen sie sich, blättern auf das nächste Kapitel und bauen dieses entsprechend der dort angegebenen Aufbauregeln auf…. es kann also weitergehen.

Haben sie das 8. Kapitel erfüllt und den Ring der Macht zerstört bevor der Ring am Ende der Verderbnis-Leiste angekommen ist, haben sie das gesamte Spiel gewonnen!

Solospiel: Wer das Spiel alleine spielen möchte, hat natürlich keinen Tauschpartner für Karten. Ersatzweise werden daher 6 Karten als Tauschoption offen ausgelegt.

Fazit

Ich möchte gleich mal lobend beginnen. Das Material ist wirklich toll. Das Adventure Book mit den sehr dicken Seiten wirkt sehr wertig. Die Abenteurer sind Gussformteile und es gibt viele bedruckte Counter, die in den verschiedenen Kapitel zum Einsatz kommen. Das alles wirkt sehr solide. Die Motive sind die Figuren aus den Filmen, die vermutlich den meisten Spielern geläufig sind. Dennoch, wer mit den Charakteren nicht mehr zu 100% vertraut ist, kann schon hin und wieder verwirrt sein und muss in die Anleitung schauen, welche Farbe eine bestimmte Figur hat und wohin die nun muss.

Die Regeln sind relativ einfach und auch die jeweiligen Kapitel sind nicht sonderlich komplex. Lediglich Kapitel 8, der finale Countdown, war aus unserer Sicht etwas verwirrend. Wir mussten einige Regeln mehrfach durchlesen und waren trotzdem noch immer nicht sicher, ob wir das alles richtig verstanden hatten. Zudem kamen Charaktere ins Spiel, die nirgends in der Regel erklärt werden. Wenn alle Charaktere aufgedeckt sind, kann man sich denken, was genau gemeint ist, aber hier wäre eine Bilderklärung in der Regel sinnvoll gewesen.

Wurde nun die Story zu einem Spiel entwickelt oder dem Spielmechanismus ein Thema übergestülpt? Nun, ich kenne zwar die Entwicklungsgeschichte nicht, aber für mich kann da maximal ein Grundmechanismus zuerst dagewesen sein. Für mich wurde die Story von Herr der Ringe liebevoll in einzelne Kapitel gepackt und die Spielelemente entsprechend adaptiert. Dadurch wirkt das Spiel sehr thematisch und nicht ansatzweise aufgesetzt!

Zum Spiel selbst: Ich liebe Legacy-Spiele, d.h. Spiele, bei denen sich über die Partien hinweg die Regeln ändern, Spielelemente hinzu kommen und sich die Ziele verändern. Genau dieses Legacy – Gefühl kommt bei Der Herr der Ringe – Adventure Book Game auf. Die gemeinsame Absprache, wer welche Karten hat und braucht, wer welche Figuren ziehen soll, wer welche Teil-Herausforderungen erfüllen kann, genau das macht den Spielreiz aus. Man wird permanent belohnt, wenn man eine Teilmission erfüllen kann, was ein sehr positives Spielgefühl vermittelt. Jedes Kapitel dauert so zwischen 30 und 45 Minuten. Unterm Strich hat man also 4-6 Stunden Unterhaltung bis alle 8 Partien durchgespielt sind. Der Unterschied zu anderen Legacy – Spielen: Man kann Herr der Ringe auch mehrfach spielen, da weder der Spielplan modifiziert noch Karten zerstört werden. Die Frage ist nur, wie sehr möchte man ein zweites Mal das Spiel durchspielen, wenn man es erfolgreich durchgespielt hat.

Und da bin ich schon beim Schwierigkeitsgrad. Hier muss man klar sagen: Wir haben die 8 Kapitel über einige Abende hinweg gespielt und haben alle Kapitel auf Anhieb erfolgreich absolviert. Zum Spielende war die Verderbnis-Leiste zu 50% genutzt, d.h. wir waren deutlich vom Risiko entfernt, das Spiel komplett zu verlieren. Es ist somit ein Familienspiel mit überschaubarer Komplexität und einem eher mittleren Schwierigkeitsgrad.

Hier hätte ich mir dahe gewünscht, dass man in Abhängigkeit vom eigenen Spielelevel (Anfänger, Fortgeschrittene, Profis) den Schwierigkeitsgrad modifizieren kann, denn in der aktuellen Version würde ich das Spiel nicht nochmal spielen wollen ohne einen erhöhten Schwierigkeitsgrad.

Somit ist Herr der Ringe – Adventure Book Game ein thematisch sehr gelungenes und optisch sehr ansprechendes Kooperationsspiel mit Legacy – Charakter, das über mehrere Abende hinweg zu unterhalten weiß. Es ist vor allem für Familienspieler geeignet. Für Vielspieler würde ich mir jedoch noch Sonderregeln wünschen, welche die Kapitel noch herausfordernder machen. Vielleicht ist das eine Idee für die 2. Auflage?

Rezension Frank Gartner

Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.

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H@LL9000-Bewertungen

H@LL9000 Wertung Der Herr der Ringe Adventure Book Game: 5,0 5,0, 2 Bewertung(en)

Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 12.11.23 von Frank Gartner - Noch knapp eine 5 als Spielreiz. Wenn man den Schwierigkeitsgrad noch erhöhen könnte, würde ich dem Spiel eine sehr solide 5 geben. Das Spielprinzip gefällt mir auf jeden Fall sehr gut!
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 04.11.23 von Michael Kahrmann - Schön thematisch kooperativ und interaktiv. Daumen hoch!

Leserbewertungen

Leserwertung Der Herr der Ringe Adventure Book Game: 6,0 6.0, 1 Bewertung(en)

Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 04.02.24 von Andreas K. - Extrem gut! Der Inhalt wurde hier ja schon sehr gut erklärt. Meine Spielgruppe findet das Spiel, gerade als HdR-Fans, genial. Thematisch, leicht zu lernen und doch abwechslungsreich. Auch wenns im Kern „Figur A muss nach Punkt B“ ist. Gerade die Bilder und Zitate aus den Filmen bringen viel Atmosphäre. Nur regeltechnisch waren ein paar Fragen und das Buch ließ sich nicht ganz grade aufklappen, bzw. blieb nicht grade liegen. Da es kooperativ ist, ist es zudem sehr interaktiv. Die beiliegenden Figuren sind super.

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