Rezension/Kritik - Online seit 16.03.2013. Dieser Artikel wurde 4004 mal aufgerufen.
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Was gäbe es Schöneres, als sich des Nächtens auf Schrottplätzen herumzutreiben und noch gut erhaltene Einrichtungsgegenstände einzusacken, die man dann zu den anderen 20 Lampen, die in der eigenen Behausung stehen, einfach aus Prestigegründen hinzupackt, oder aber einen Auftraggeber findet, der einem die treuen Stücke noch für gutes Geld abnimmt? Wenn man länger darüber nachdenkt, vieles. Was aber, wenn dieses Hobby spannend, unterhaltsam und kurzweilig als Spiel daherkommt?
Jeder Nachtschwärmer erhält einen identischen Satz Karten mit Zahlenwerten. In der Mitte liegt ein Stapel Auftragskarten, deren oberste so lange nacheinander aufgedeckt werden, bis die Gesamtanzahl aller darauf abgebildeten Gegenstände mindestens so hoch ist, dass pro Mitspieler zwei Gegenstände bereitliegen. Selbige werden wiederum aus einem Stoffbeutel gezogen, in entsprechender Anzahl der Abbildungen. Leider wird dies blind getan, so dass die Fundstücke nicht zwingend zu den ausliegenden Aufträgen passen.
Alle wählen gleichzeitig eine Handkarte aus und legen sie verdeckt vor sich ab. Ebenso synchron werden die Karten aufgedeckt. Sind zwei oder mehr Karten vom Wert gleich, bestimmen die zu Spielbeginn zufällig verteilten Gleichstandsmarker, wer aktiv sein darf. Dafür werden die Marker getauscht, so dass beim nächsten Gleichstand jemand anderes im Vorteil ist.
Anschließend wird in aufsteigender Wertreihenfolge eingesammelt: Idealerweise kann man genügend passende Altteile ergattern, um einen oder sogar mehrere Aufträge zu erfüllen. Dies kann ggf. auch unter Berücksichtigung bereits früher eingesammelter und noch im eigenen Vorrat befindlicher Gegenstände der Fall sein. Das wertvollste Gebrauchtstück ist ein Radio, welches auch als Joker für andere Second-Hand-Utensilien genutzt werden kann. Aufträge werden unmittelbar nach dem Einsammeln erledigt, die entsprechenden Stücke wandern in eine Ablage, aus der nach vollständiger Leerung der Stoffbeutel wieder aufgefüllt wird.
Sollte ein Mitspieler die Handkarte mit dem Wert 0 gespielt haben, wechselt er kurzzeitig das Metier und wird vom Sammler zum Dieb. Er darf so viele Gegenstände aus den Wohnungen anderer Kollektoren stibitzen, wie Spieler in der gleichen Runde zum Schrottplatz flitzen. Jeder, der aufgrund eines höheren Gleichstandmarkers zuhause bleiben musste, ist a) geschützt vor Diebstählen und b) reduziert die Anzahl der möglichen Diebesbeute. Der Dieb schlägt zu, bevor die anderen ihre Fundstücke erhaschen.
Nach einer Runde werden die Fundstücke in der Auslage wieder durch Offenlegen neuer Auftragskarten ergänzt und alle nehmen ihre Karte wieder auf die Hand. Jede Karte mit Ausnahme des Diebs darf beliebig oft hintereinander gespielt werden, Ersterer muss nach einem erfolgreichen Beutezug mindestens eine Runde auf der eigenen Hand verbleiben.
Das Spiel endet, wenn die letzte Auftragskarte offengelegt wird. Die Runde wird noch ausgespielt, danach erfolgt die Wertung. Die höchste Summe aller Auftragskarten zuzüglich der Einzelwerte noch vorhandener Gegenstände bestimmt den besten Fundstückfinder.
Konkurrenz beim Krempelklau... äh, bei der Organisation von Fundstücken, wie uns der Spieletitel bereits wissen lässt. Ständig kommen sich zwei oder mehr Mitspieler mit der gleichen ausgespielten Karte in die Quere, dabei kann es jede Runde à la Highlander "nur einen geben".
Damit ist bereits darauf hingewiesen, warum das Spiel erst ab einer Personenstärke von mindestens drei spielbar ist. Kein Streit ohne mindestens einen lachenden Dritten! Je mehr Teilnehmer, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass es mehr als einen Ausfall je Runde gibt, im Extremfall bleibt genau ein Spieler übrig, der dann freie Auswahl hat. Und im skurillsten Fall (alle Spieler wählen den Dieb) geht selbst dieser Sammler leer aus, da er nur von Mitspielern klauen darf, die auch frischen Sperrmüll plündern dürfen.
Diese nicht beeinflussbare Komponente, welche Glück und Unglück im Spiel schnell und klar voneinander trennt, ist als Kernelement klares Salz in der Suppe. Manchem wird diese jedoch versalzen: Wer mehrfach hintereinander Leerrunden über sich ergehen lassen muss, weil er stets die niedrigere Rangfolge innehat, kann irgendwann den großen Frustkloß nicht mehr herunterschlucken.
Es hilft, dass sich das Spiel sehr leicht und locker spielen lässt. Die gute Spielregel gewährleistet einen schnellen Einstieg und die Spieldauer von maximal einer halben Stunde, während der sich zwanglose Plauderei problemlos anbringen lässt, ermöglichen den gebührenden Abstand von etwaigen Strategiegedanken. Taktisch lässt sich unter Umständen etwas ausrichten, je nach Auftragsauslage, Sperrmüllangebot und eigener Rangfolge. Liegt man dort vorne und benötigt zur Erfüllung eines Auftrags nur noch Teile, die sich bei mehreren Spielern im Vorrat befinden, könnte eine kleine Selbstbedienung bei der lieben Konkurrenz eine gute Nutzung der Position darstellen. Leider kann es selbst dabei dazu kommen, dass genau die Personen, deren Lagerinhalt man eigentlich zu verkleinern gedachte, ausgerechnet in dieser Runde keinen neuen Sperrmüll einsammeln dürfen und dadurch die vorhandenen Teile fürchterlich bewachen.
Das Material ist insbesondere in Punkto Kartengröße hervorzuheben. Sowohl die Unterbringung im kleinen Mitbringformat als auch die angemessen große Beschriftung der Karten verursachten mehrfach eine akustische Belobigung. Die Handkarten sind der Seniorenrommégröße nachempfunden, da deren Anzahl übersichtlich ist, wird dies als großer Vorteil angesehen, da man so z. B. die passenden Grafiken besser würdigen kann. Generationen, welche die zweite Hälfte des letzten Jahrhunderts bewusst miterlebten, werden sich insbesondere bei den Gegenständen nostalgischer Gedanken nicht erwehren können. Allein die Gestaltung von Radio und Fernsehgerät ist alles andere als zeitgemäß, doch die Tatsache, dass das Radio den höheren Wert hat, übertrumpft das noch einmal.
Thematisch werden mindestens ich und meinesgleichen in die Zeit zurückversetzt, in der wir tatsächlich noch selbst mit dem Bonanzarad herumgefahren sind. Allerdings habe ich - soweit ich mich erinnere - damit noch keine Sperrmüllgegenstände eingesammelt. Mit meinem ersten Kleinwagen hingegen schon. Ein ehemaliger WG-Genosse hat seinerzeit sogar zu Fuß einen soliden dreieinhalbmeterlangen Holzpfahl von nächtlicher Kneipenheimkehr mitgebracht. Zu welchem Zweck, wusste er selbst nicht mehr.
Darüber muss man sich bei Fundstücke keine Sorgen machen. Alles greift logisch ineinander und ist gut nachverfolgbar. Selbst der sich gegenüber den Einzelwerten der geforderten Teile ergebende Bonuswert ist auf den Auftragskarten enthalten. Und die Tatsache, dass man ob der Unberechenbarkeit der Mitspieler niemals eine gewinngarantierende Siegstrategie entwickeln kann, dürfte in Kombination mit der Spieldauer und dem -spaß den Wiederspielreiz in angemessene Höhen treiben.
Rezension André Beautemps
Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.
H@LL9000 Wertung Fundstücke: 4,3, 7 Bewertung(en)
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
02.02.13 von André Beautemps |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
07.11.12 von Udo Kalker - Ganz nett für zwischendurch. Mit ein bisschen Pech kann man aber ganz schön ausgemüllert werden. Insgesamt eher etwas zu gleichförmig. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
17.12.12 von Steffen Wallraff |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
17.12.12 von Monika Harke |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
17.12.12 von Michael Timpe - Einfach und Nett, für zwischendurch gut geeignet. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
16.03.13 von Andreas Molter |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
18.03.13 von Rainer Harke |
Leserwertung Fundstücke: 4.0, 4 Bewertung(en)
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
17.12.12 von Solveig Zaeske - ein spiel für vor, nach oder zwischen den großen spielen eines spielabends. nett und kurzweilig. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
17.12.12 von Pajdl |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
29.12.12 von Gerd Hebbinghaus |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
22.01.13 von Frank Bergner - Schöne Kartengestaltung und Kompaktheit, aber der Funke springt nicht über. Schade. |