Rezension/Kritik - Online seit 22.07.2009. Dieser Artikel wurde 6593 mal aufgerufen.

Genial Spezial

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Autor: Reiner Knizia
Illustration: Michaela Kienle
Verlag: KOSMOS
Rezension: Ralph Bruhn
Spieler: 2 - 4
Dauer: 45 Minuten
Alter: ab 10 Jahren
Jahr: 2009
Bewertung: 3,0 3,0 H@LL9000
2,0 2,0 Leser
Ranking: Platz 6310
Genial Spezial
Auszeichnungen:2010, Golden Geek Bestes abstraktes Spiel Nominierung

Spielziel

Einfach Genial Spezial - Erweiterung des Grundspiels oder neue Spielidee? Wieder geht es um das Ablegen doppelter Sechsecke und um das Sammeln von Punkten in diversen Farben. Wie eigenständig ist die "Spezialausgabe"?

Ablauf

Ebenso abstrakt wie im bekannten Vorgänger Einfach Genial geht es auch hier zu.
Das Spielmaterial seht ihr rechts: Das Spielfeld besteht aus zwei großen Sechsecken, die aus vielen kleineren Sechsecken zusammengesetzt sind. Jeder Spieler erhält zwanzig Spielsteine (doppelte Sechsecke) in seiner Spielfarbe und eine Zähltafel, in der Punkte in vier verschiedenen Zielfarben festgehalten werden können.
Zu Beginn bauen wir nach vorgegebenem Muster eine Reihe von kleinen und großen Türmchen auf. Auf jeden wird ein Märkchen mit der hellen Seite nach oben gelegt, das je 1 oder 2 Punkte in einer der vier Zielfarben anzeigt. Und schon kann's losgehen!

Reihum legen wir einen unserer Spielsteine aufs Spielfeld. Dabei versuchen wir, Türme miteinander zu verbinden und gleichzeitig die Gegner daran zu hindern. Immer, wenn ich zwei Türme mit einer Kette in der eigenen Spielfarbe miteinander verbinde, darf ich meine Punktezähler nach vorne stöpseln. Und zwar um den Wert, den die Marken auf den Türmen anzeigen. Helle Marken werden danach auf die dunkle Seite gedreht, die einen um eins höheren Wert anzeigt. Schließe ich später einen weiteren Turm an die Kette an, bekomme ich nur die Punkte für den neu hinzugefügten Turm, nicht mehr für die bereits gewerteten Türme.

Wozu gibt es aber jetzt die unterschiedlich hohen Türme? Jetzt wird's ernst: Gelingt es mir, zwei große Türme mit einer Kette zu verbinden, bekomme ich für jeden Turm je einen Punkt in jeder Farbe! Und zwar zusätzlich zu den normalen Punkten der Marken. Wie man bestimmt schnell durchschaut, ist das SEHR erstrebenswert! Dummerweise merken die Mitspieler das auch sehr bald ... Außerdem gibt es noch ein paar hellgrau markierte Felder, deren bloßes Überbauen noch einen Punkt in einer beliebigen Farbe einbringt.

Nach 20 Runden drängeln, schubsen, blockieren, Unschuld heucheln, ausweichen, abschneiden, versperren - also nach dem Einsetzen aller Spielsteine - wird nach altbekanntem Muster abgerechnet: Wer in seiner schwächsten Farbe die höchste Punktzahl erzielt hat, ist Sieger!

Fazit

Der Name Einfach Genial Spezial lässt vermuten, dass sich hier eine Menge Ähnlichkeiten zum erfolgreichen Vorgänger finden. Auf den ersten Blick stimmt das auch: Das Spielfeld wirkt ähnlich - auch, wenn es jetzt aus einem doppelten Sechseck besteht. Die Spielsteine sind wieder doppelte Sechsecke - auch, wenn diese jetzt komplett einfarbig sind und eindeutig einem Spieler gehören. Jeder hat eine eigene Zählleiste - auch, wenn diese nur vier anstatt sechs Farben anzeigt. Das Material ist auch von der Kosmos-üblichen hohen Qualität - auch, wenn das Umdrehen der Marken auf den Türmen manchmal etwas fummelig ist. Außerdem legt jeder reihum einen Spielstein, bis das Spiel zu Ende ist - das alles hört sich nach einer Menge Gemeinsamkeiten an.

Nach der ersten Partie stellt man allerdings fest: Spielerisch hat es fast nichts mit dem Einfach Genial zu tun, das wir kennen! Wo wir dort noch manchmal einträchtig am gemeinsamen Farbbereichen gebaut und alle davon profitiert haben, geht es hier knallhart um "du oder ich". Es spielt sich wesentlich agressiver - je weniger Spieler, desto direkter. Während bei vier Spielern jeder noch hauptsächlich seine eigenen Ketten optimieren will und andere Spieler nur dann blockiert, wenn er selbst einen Vorteil davon hat, wird bei zwei Spielern eher so gedacht: "Punkte, die mein Gegner NICHT macht, sind genausogut wie Punkte, die ich selbst mache". Da blockiere ich auch schon mal eine drohende gegnerische Kette zwischen zwei großen Türmen, auch wenn ich selbst keine Punkte dafür bekomme. Im Viererspiel würden sich da die nicht beteilgten Spieler ins Fäustchen lachen.

Das Spiel ist herausfordernd. In fast jedem Zug hat man sehr viele ähnlich gute Möglichkeiten. Ständig hat man dadurch das Gefühl, den "besten" Zug zu übersehen. Trotzdem hält sich die Spieldauer in Grenzen, Langeweile ist in meinen Spielen bisher nicht aufgekommen. Das liegt wohl hauptsächlich daran, dass man prima die gegnerische Bedenkzeit für eigene Überlegungen nutzen kann. Bei 4 Spielern ergibt sich dadurch sogar eher ein anderes Problem: Es gibt so viele vernünftige Zugmöglichkeiten, dass kaum Spannung aufkommt. Da sich im Zweifelsfall doch jeder selbst der Nächste ist, erreichen auch meistens alle die gewünschten Ziele. Jemanden wie bei Einfach Genial gezielt von einer benötigten Farbe fernzuhalten, funktioniert hier nicht - dafür gibt es außer kurz vor Schluss einfach zu viele Möglichkeiten.

Strategien gibt es keine. Es sei den, man würde das Streben nach dem Verbinden zweier großer Türme als Strategie bezeichnen. Hier ist vielmehr sehr flexible Taktik gefragt. Riskiere ich es, eine Kette in Richtung eines großen Turmes zu legen und laufe Gefahr, dabei gestört zu werden? Oder sacke ich lieber die sicheren Punkte des in Reichweite liegenden kleinen Turms ein? Oder sollte ich doch besser den gewinnbringenden Zug eines Gegners unterbinden? Jeder Zug stellt diese Fragen aufs Neue, für langfristige Planungen ist weder Zeit noch genug Raum.

Noch ein paar Worte zur Spielregel: Sie wirkt fast abschreckend umfangreich. Nach dem ersten Lesen hatte ich fast den Eindruck, als würde ich den Überblick über die zig erläuterten Sonderfälle kaum behalten können. Im Spiel selbst hatte ich allerdings keine Probleme, es spielt (und wertet) sich viel einfacher, als es die Regel zunächst vermuten lässt. Die sogenannten Sonderfälle gehen für meinen Geschmack logisch genug aus den eigentlichen Regeln hervor. So ist zwar alles richtig, was in der Regel steht - aber ich hoffe, dass sich kein potentieller Käufer durch die lange Regel und die scheinbare Flut von Spezialfällen abschrecken lässt. So kompliziert ist es wirklich nicht.

Zum Schluss noch einmal ein Vergleich zwischen Original und Nachfolger - auch, wenn das ein wenig den Vergleich zwischen Äpfeln und Birnen bedeutet: Dem Nachfolger fehlt es ein wenig an der "Lockerheit" und "Eleganz" des Originals. Hier handelt es sich um mehr "Arbeit" als "Spiel". Wobei das je nach Geschmack nichts Schlechtes sein muss: Für die Partie zu zweit bevorzuge ich sogar die "Spezial"-Version, da sie direkte Konflikte erlaubt und sich ein ständiges, spannendes Hin und Her zwischen Angriff und Verteidigung ergibt. In der lockeren Familienrunde oder allgemein bei 3 oder 4 Spielern würde ich aber weiterhin lieber zum Original greifen - das ist überschaubarer und dadurch auch spannender.

Rezension Ralph Bruhn

Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.

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H@LL9000-Bewertungen

H@LL9000 Wertung Genial Spezial: 3,0 3,0, 4 Bewertung(en)

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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 08.06.09 von Ralph Bruhn - Der Spielreiz hängt für mich sehr von der Spielerzahl ab: Zu zweit eine 5, zu dritt eine 4 und zu viert eine 3. Ich habe mich für den Mittelwert entschieden.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 20.04.09 von Udo Kalker - Mal wieder ein Abklatsch des Einfach Genial Themas. Spielerisch meilenweit vom Orginal entfernt entpuppt es sich als langweiliges Legespiel. Brrr.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 13.06.09 von Horst Sawroch - Fummeliges Spielmaterial und bei mehr als zwei Spielern eine besonders in den letzten Spielzügen zu glücksabhängige Punktewertung. Marketingnamensmissbrauch eines guten "Originals"?
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 28.07.10 von Andreas Odendahl

Leserbewertungen

Leserwertung Genial Spezial: 2,0 2.0, 3 Bewertung(en)

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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 23.07.09 von Timber - Wir lutschen den Drops, bis er nicht mehr schmeckt.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 24.07.09 von rolf
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 28.03.11 von Gülsüm Dural - Das Spiel ist überhaupt nicht mit Einfach genial zu vergleichen. Meine Erwartungen konnten somit nicht erfüllt werden.

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