Rezension/Kritik - Online seit 27.09.2017. Dieser Artikel wurde 8715 mal aufgerufen.

Holmes: Sherlock gegen Moriarty / Holmes: Sherlock & Mycroft

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Autor: Diego Ibañez
Illustration: Pedro Soto
Verlag: KOSMOS
Devir
Rezension: Michael Timpe
Spieler: 2
Dauer: 20 - 30 Minuten
Alter: ab 10 Jahren
Jahr: 2015, 2017
Bewertung: 3,3 3,3 H@LL9000
3,3 3,3 Leser
Ranking: Platz 5765
Download: Kurzspielregel [PDF]
Holmes: Sherlock gegen Moriarty / Holmes: Sherlock & Mycroft
Holmes: Sherlock gegen Moriarty / Holmes: Sherlock & Mycroft

Spielziel

Die 2-Personen-Spielereihe von Kosmos erfreut ja schon viele Jahre die Herzen der Pärchenspieler, schon einige sehr gute Spiele sind hier erschienen.

Entsprechend gespannt war ich auf den neusten Spross dieser Reihe: Holmes, Sherlock gegen Moriarty. Sherlock Holmes ist schließlich auch thematisch eine sichere Bank, Krimis gehen immer. Da kann das Spiel doch so verkehrt gar nicht sein.

Ablauf

Holmes ist ein klassisches Mehrheitenspiel. In acht verschiedenen Kategorien, die hier Kriminalfälle heißen, müssen zwei Spieler Hinweise sammeln. Thematisch wird das so erklärt, dass Holmes die Hinweise sammelt, Moriarty die Hinweise aus dem Verkehr zieht. Punkte gibt es am Schluss pro Kriminalfall für die Hinweise, die man mehr hat als der Mitspieler.

Um Hinweise zu bekommen, muss man sich mit verschiedenen Personen der Londoner Gesellschaft treffen. Zu Beginn einer Partie sind das immer Dr. Watson, Mrs. Hudson und Inspektor Lestrade. Mit jeder Runde kommt ein weiterer Informant hinzu, bis nach sieben Runden zehn verschiedene Informanten verfügbar sind. Pro Runde stehen einem dafür drei Figuren zur Verfügung, mit denen man Informanten besuchen kann. Dabei dürfen aber nie zwei eigene Figuren beim gleichen Informanten sein, und sollten sich am Ende einer Runde je eine Figur von Holmes und Moriarty bei dem gleichen Informanten befinden, wird dieser für die nächste Runde umgedreht, kann also nicht besucht werden.

Im Spiel enthalten sind 13 verschiedene Informanten, so dass die Kombination immer leicht unterschiedlich ist, lediglich die drei Startkarten sind vorgegeben.

Jeder Informant hat eigene Detailregeln, was genau passiert, wenn man ihn besucht. In der Regel bekommt man entweder Einfluss in Form kleiner Lupen oder kann gegen Abgabe dieser Lupen ein oder mehrere Hinweiskarten erhalten. Je mehr Hinweiskarten man mit einer Aktion bekommt, desto mehr Einfluss pro Karte muss man in der Regel zahlen. Bei einigen Informanten bekommt man auch Hinweise ganz ohne Einfluss, das muss aber auch immer mit einem Bonus für den Mitspieler bezahlt werden. Und selbstverständlich gibt es auch eine Person, mit deren Hilfe man Hinweise beim Mitspieler „klauen“ darf.

Nach 7 Runden ist die Partie vorbei, und nun folgt die Wertung. Dabei wird für jeden Fall einzeln ermittelt, wer mehr Hinweise dazu sammeln konnte. Dafür erhält der Spieler so viele Punkte, wie der Fall Wert ist, abzüglich der Anzahl Hinweise, die der Mitspieler davon gesammelt hat. Hat es ein Spieler geschafft, von einer Sorte gar alle Hinweise einzusammeln, bekommt er drei Extrapunkte.

Fazit

Verschiedenste Helfer aus der Londoner Society und Unterwelt, das verspricht Abwechslung und Vielfalt. Dazu der Wettstreit zwischen Holmes und Moriarty: Verbrechen aufdecken gegen Verbrechen verschleiern. Das hört sich nach Spannung und Abenteuer an. Zumindest hab ich mir das etwas naiv so vorgestellt.

Sehr weit her ist es mit der Spannung im Spiel aber leider nicht. Nimm 1-2-3 Einfluss oder gib X Einfluss ab, nimm dafür 1-2-3 Hinweise. So lässt sich grob die überwiegende Mehrheit der Personenkarten und damit der Aktionen im Spiel zusammenfassen. Zwar gibt es natürlich noch ein paar kleine Details drumherum wie: Nimm drei verdeckte Hinweise, behalte einen, wirf zwei wieder ab. Oder: Nimm bis zu drei Hinweise, behalten einen verdeckt, gib die anderen deinem Mitspieler. So richtig viel Abwechslung entwickeln die Charaktere aber nicht.

Da es sich um ein Mehrheitenspiel handelt, ist auch ziemlich klar: Viele Hinweise sind besser als wenige. Zwar sind die Fälle unterschiedlich Wertvoll, 3 bis 9 Punkte, aber nur in Ausnahmefällen gibt es mal einen wirklich "wertvollen" Hinweis. Im Normalfall ist jede Karte einfach einen Punkt wert (entweder plus 1 bei mir oder minus 1 beim Gegner). Wertvoller ist nur, wenn man es schafft, eine Hinweisgruppe komplett zu sammeln, dann erhält man einen Bonus von drei Punkten für diese Gruppe. Ansonsten heißt es: sammeln, sammeln, sammeln, und da drei Einfluss nehmen eindeutig besser ist als nur zwei nehmen, gibt es auch nicht viel zu überlegen.

Und auch bei den Charakteren hapert es etwas: Die einzige „Mensch ärgere dich nicht“-Person im Spiel, Irene Adler, mit der man eine Karte aus der Auslage des Mitspielers klauen kann, wird mit jeder Spielrunde immer teurer, so dass ihr Nutzen spätestens ab der Hälfte des Spiels zweifelhaft ist. Und noch drei weitere Charaktere laufen Gefahr, dass ihre Funktion kaum oder gar nicht genutzt werden kann, wenn sie nicht rechtzeitig oder in der richtigen Kombination ins Spiel kommen, z. B. Billy der Page: Wirf einen Hinweis ab, erhalte den Wert des Hinweises minus der Zahl der aktuellen Runde als Einfluss. Oder Violett Hunter, mit der man Karten aus der Ablage nehmen darf, wenn es denn eine Ablage gibt.

Doch nicht alles am Spiel ist schlecht. Zunächst mal ist es, wie von Kosmos nicht anders zu erwarten, sehr ordentlich produziert: stabiler Karton, kleine Holzfiguren und ordentliche, wenn auch nicht besonders einfallsreiche Grafik (speziell die Fallkarten finde ich sehr uninspiriert). Die Regeln sind vollständig, umfangreich bebildert und mit ausführlichem Beispiel, so dass auch für Gelegenheitsspieler der Einstieg machbar sein sollte.
Die Spieldauer ist mit rund 30 Minuten überschaubar und für das Gebotene angemessen.

Positiv kann man vermerken: Auch einfache Spiele können gefallen, es müssen ja nicht immer die großen Hirnverzwirbler sein. Holmes funktioniert und ist als Mehrheitenspiel für zwei Spieler völlig OK. Mit Wettkampf ohne Konfrontation bietet es ein sehr friedliches Spielerlebnis, bei dem man sich kaum in die Haare geraten kann, und der Endpunktstand ist in aller Regel recht knapp, so dass man nie das Gefühl hat, schlecht gespielt zu haben. Mir aber ist es so zu weichgespühlt und zu wenig abwechslungsreich. Moriarty gegen Holmes, da erwarte ich Konflikte, Spannung und etwas Humor. Charaktere, die mir überraschende, hinterhältige Aktionen erlauben, die irgendwie miteinander verzahnt sind.

Was man hier erlebt, ist aber nur braves Nebeneinanderher-Sammeln von Karten und am Schluss Punkte zählen. Nur wenige Entscheidungen im Spiel sind relevant, und diese wiederum sind so offensichtlich, dass es auch nicht besonders spannend ist.
Von daher für mich leider kein neues Highlight in der 2-Personen Reihe.

Rezension Michael Timpe

Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.

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H@LL9000-Bewertungen

H@LL9000 Wertung Holmes: Sherlock gegen Moriarty / Holmes: Sherlock & Mycroft: 3,3 3,3, 3 Bewertung(en)

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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 10.07.17 von Michael Timpe - Das grösste zu lösende Rätsel an diesem Spiel ist die Frage, wie man auf dieses Thema gekommen ist. Ansonsten sehr einfache Hausmannskost.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 17.07.17 von Rene Puttin - Schönes Zweipersonenspiel, bei dem es allerdings anders als das Thema erwarten lässt nicht um Logik oder Deduktion geht, sondern vielmehr darum bei Kartensets die Mehrheit zu sammeln. Um dies zu erreichen wird ein Worker's Placment Mechanimus verwendet.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 10.09.17 von Roland Winner - Die Spielregel könnte besser sein. Hinweise: Der Startspieler wechselt nicht. Man darf auch auf die Ausführung der Fähigkeit einer Person verzichten.

Leserbewertungen

Leserwertung Holmes: Sherlock gegen Moriarty / Holmes: Sherlock & Mycroft: 3,3 3.3, 3 Bewertung(en)

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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 27.07.17 von Hans Huehnchen - Worker Placement und Karten sammeln - Holmes wirkt auf den ersten Blick generisch, ist aber durch ein paar kleine Kniffe ganz interessant zu spielen. Sicherlich nicht der größte Wurf aus der 2Spieler-Reihe von Kosmos, gefallen hat es mir trotzdem.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 15.01.19 von Ano - Der Spieletitel auf H@ll entspricht nicht der deutschen Version von Kosmos. Warum aus Mycroft Moriarty wurde und was das Thema eigentlich mit dem Spiel zu tun hat, wird wohl ein Geheimnis bleiben. Lässt man das außen vor, bekommt man ein launiges Kartensammelspiel mit einer gewissen Varianz, dass man ab und zu gerne spielt.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 14.12.21 von Tim - Bei diesem Spiel hat Kosmos den Bogen weit überspannt. Das wunderbare Titelbild lässt auf ein thematisch dichtes Detektivspiel schließen, doch letztlich ist "Holmes" ein dröges Mehrheitenspiel mit beliebig wirkender Varianz. Mit Holmes hat das alles nicht, aber auch wirklich gar nichts zu tun (dasselbe gilt übrigens für die vollkommen willkürlich erscheinende Zuordnung der verschiedenen Aktionen zu den Personen). Und schon Anfang der 2000er Jahre gab es wesentlich packendere Mehrheitenspiele. Ich werde nie wieder ein Kosmos-Spiel kaufen, nur weil mir das Titelbild gefällt. Kosmos hat hier die schlechteste thematische Einbindung eines Spiel seit langer Zeit abgeliefert.

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