Rezension/Kritik - Online seit 11.05.2004. Dieser Artikel wurde 10991 mal aufgerufen.
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Jaja, sie sind sich gar nicht grün, die Schwarz- und Rotfußindianer vom Stamm der Ogallala. So gehen sie zwar gemeinsam auf die Jagd, doch so wirklich gönnen tut man sich den Beuteerfolg gegenseitig nicht. Und so wird geklaut, erobert und ab und zu auch mal mit Pfeil und Bogen in die Jagdgründe geschickt, wenn der Gegner ein offenes Ziel bietet. Nur wer am Ende die reichste Beute in seinen langen Kanus nach Hause trägt, wird der Sieger sein.
112 Spielkarten werden in drei verdeckten Nachziehstapeln bereitgelegt – darunter 66 Indianerkarten, 34 Beutekarten und 12 leere Bug- und Heckkarten.
Ein Spieler darf bei seinem Spielzug so lange Karten von diesen Stapeln aufdecken und innerhalb einer 3*14 Matrix vor sich ablegen, bis einer der folgenden Situationen eintritt:
- Er zieht einen Lassowerfer (mit dem er ein Bauteil aus einem noch unfertigen Kanu eines Mitspielers klauen darf)
- Er zieht einen Bogenschützen (mit dem er eine Indianerkarte aus einem unfertigen gegnerischen Boot abschießen darf)
- Er vollendet ein Boot (und darf ggf. ein fertiges gegnerisches Boot geringerer Kampfstärke angreifen und ausbeuten)
- Er zieht die Karte „Verrückte Axt“ (und muss, so vorhanden, eines seiner fertigen Boote versenken)
- Er kann die gezogene Karte nicht anlegen (in einer 14er-Zeile dürfen nur unterschiedliche Karten liegen)
- Er zieht eine Karte, die er schon besitzt (darf er in einer anderen Zeile anlegen).
Die Texte in den Klammern geben schon die wesentlichen Aktionen und Baurestriktionen für den Spieler wieder. Außer den 3 kursiv geschriebenen Spezialkarten gibt es noch das Totem, das ein fertiges Boot vor Angriffen schützt. Ist ein Boot erst einmal vollendet, kann es nicht mehr erweitert werden. Die einzige Ausnahme hierfür bietet sich im Rahmen der Beutekarten. Diese sind in der Regel 10 Punkte wert, allerdings gibt es 6 kombinierte Beutekarten, d.h. die Beute besteht aus 3 zueinander passenden Teilen (z.B. Bärenfänger, Bär untere Hälfte, Bär obere Hälfte), von denen jedes einzelne 10 Punkte ergibt, eine Kombination aus zweien schon 40, die komplette Beute aus 3 Teilen sogar 90. Zieht man ein kombinierbares Teil einer solchen Beute nach, darf es auch in ein fertiges Boot zwischengeschoben werden.
Wer ein Boot vollendet, zählt die Kampfwerte zusammen, die sich über den Köpfen jeder Indianerkarte im Boot befindet. Er darf nun ein gegnerisches Boot kleinerer Kampfstärke (das kein Totem beinhaltet) in die ewigen Jagdgründe schicken – nicht ohne sich vorher die an Bord befindliche Beute unter den Nagel gerissen zu haben.
Das Spiel kann enden, sobald ein Spieler 3 Boote mit Bug und Heck fertiggestellt hat, egal wie viele Teile sich dazwischen befinden mögen. Der Spieler darf entscheiden, ob nach dieser Fertigstellung gewertet oder weitergespielt wird. Dann muss er allerdings ein weiteres, neues Boot vollenden, um das Spiel für beendet zu erklären – wenn ihm ein Gegenspieler dann nicht zuvorkommt. Die fertigen Boote aller Spieler werden gewertet mit Beutewert + Bootswert (1 Punkt pro Bootsteil, ab Kanulänge 8 sogar 2 Punkte).
Ogallala ist die Kartenspielversion des 1975 bei Pelikan und 1989 bei ASS erschienenen Brettspiels. Das Spiel wurde so transportabler, aber im Spiel nicht wirklich platzsparender. Die Karten sind zwar recht klein (was beim Mischen hinderlich ist), um aber ein Raster von 3*14 Karten vor jedem Mitspieler auslegen zu können, ist schon ein größerer Spieltisch vonnöten. Das Spiel ist gerade zu zweit hervorragend spielbar, funktioniert aber auch mit bis zu fünf Spielern noch ordentlich. Der Glücksfaktor ist durch das Nachziehen der Karten erheblich, zumal nicht nur der Nutzwert der Karten stark schwankt, sondern auch der Zugumfang durch das Nachziehglück bestimmt wird. Mancher Zug ist schon mit der ersten Karte beendet, ein anderes mal gelingt der komplette Zusammenbau eines großen Kanus. Wem zudem gegen Spielende hin die zwingend notwendigen Bug- und Heckkarten versagt bleiben, hat wenig Siegchancen – hier gilt es, dem Nachziehglück schon frühzeitig mit Hilfe des Lassowerfers nachzuhelfen.
In meinen Spielerunden kam das Spiel vor allem bei Kindern gut an. Das Thema ist optisch und spielerisch witzig umgesetzt. Alleine die Kanus mit ihrer bunt gemischten Fracht gedeihen zu sehen macht Spaß – selbst Erwachsenen. Auch der Ärgerfaktor kommt nicht zu kurz, ist man doch ständig bestrebt, dem Gegenüber wertvolle Karten zu klauen, mit Pfeilen zu durchbohren oder beuteträchtige Boote gleich ganz zu versenken. Leider kommt bei Ogallala zum Kartenglück ein sehr starkes Gefühl des „gespielt werdens“ hinzu. Karten aufdecken, ablegen, ggf. eine Aktion ausführen (Bogen, Lasso, Boot versenken). Das läuft bereits nach kurzer Zeit mechanisch, fast automatisiert ab. Ein wirklicher Einfluss besteht kaum, bestenfalls noch beim Einsatz des Lassowerfers: Klaue ich ein zwingend notwendiges Heck oder doch den kampfstarken Medizinmann? Das war´s dann aber auch schon, der Rest ist schnell „business as usual“, wenn auch wirklich schön anzusehen. Als kurzweiliges Funspiel mit Kindern ist Ogallala einen Blick wert; wer aber auch bei einem Funspiel einen moderaten Entscheidungsspielraum erwartet, ist bei Konkurrenzprodukten wie z.B. „Oh, Pharao“ besser aufgehoben.
Rezension Steffen Stroh
Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.
H@LL9000 Wertung Ogallala: 3,1, 10 Bewertung(en)
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
01.04.04 von Steffen Stroh |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
10.04.04 von Roland Winner |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
03.05.04 von Jochen Traub |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
11.05.04 von Frank Gartner |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
11.02.05 von Hans-Peter Stoll |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
21.05.05 von Ulrich Fonrobert - Ein Klassiker, den man mal wieder aus dem Schrank holen sollte. Vor allem die Zeichnungen sind noch heute ein Genuss. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
14.02.07 von Michael Andersch |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
22.05.07 von Peter Nos - Ogallala ist ein schönes Beispiel dafür, wie ein Brett- auf ein Kartenspiel reduziert werden kann. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
12.12.09 von Michael Kahrmann |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
05.03.10 von Horst Sawroch |
Leserwertung Ogallala: 3.2, 5 Bewertung(en)
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
15.05.04 von Sarah Kestering |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
23.12.04 von Florian Kalenda - Glück braucht man, und zwar nicht zu knapp. Immerhin bietet Ogallala mit dem Aufbau der Schiffe (kurz oder lang? wie viele? welche Farbe, rot oder schwarz) eine grundlegende strategische Entscheidungsmöglichkeit. Und durch das Nachziehen, bis man eine Karte zum zweiten Mal zieht, kann man einen eventuellen Vorsprung des Gegners ganz gut aufholen. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
02.02.07 von Eassouira |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
04.07.10 von Anita |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
02.02.11 von RS |