Rezension/Kritik - Online seit 11.04.2018. Dieser Artikel wurde 4915 mal aufgerufen.
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Wieso nicht einfach mal in ein Spukhaus gehen? Macht ja nix, ist ja nicht schlimm. Okay, da wimmelt es vor Riesenschlangen, Geistern, Spinnen und riesigen, rollenden Augen. Aber hey ... da gibt's auch Schätze zu holen. Und bevor die Rente nichts mehr wert ist, lieber selber vorsorgen. Das wäre auch alles gar nicht so schwer ... wenn sich in diesem blöden Spukhaus nicht permanent immer alles bewegen würde ...
Zwei Arten gibt es, um Panic Mansion zu spielen:
Art 1:
Jeder Spieler füllt sein Spukhaus mit einem Abenteurer, drei Schätzen und einem Geist. Dann werden die Aufgabenkarten mit der Raumseite nach unten in die Tischmitte gelegt, die oberste Karte umgedreht und die zeigt jetzt den Raum, in den alle Spieler ihren Abenteurer und die drei Schätze bringen müssen. Und zwar nur die und nichts anderes.
Bringen heißt: Man dreht, schüttelt und kippt sein Spukhaus so, dass sich die Teile durch die Türen in den passenden Raum bewegen. Wer das als Erster schafft, ruft "Panic Mansion!" und nimmt sich die Raumkarte. Aber er bekommt auch noch etwas, nämlich Schwierigkeiten. Sein rechter Nachbar darf ihn jetzt mit einem zusätzlichen Spukmonster beglücken und legt dem Gewinner einer Runde entweder eine Riesenschlange, eine Spinne, einen Geist oder ein rollendes Auge ins Haus.
Dann wird die nächste Karte umgedreht und das Spiel wird solange fortgesetzt, bis einer fünf Karten ergattern konnte. Hat man sich vertan, muss man eine Karte abgeben.
Art 2:
Jeder Spieler bekommt die volle Spukausstattung in sein Haus, bestehend aus: Abenteurer, drei Schätzen, Geistern, Schlangen, Spinnen und Augen. Es ist also rappelvoll zu Hause.
Wieder wird vom Kartenstapel die oberste Karte umgedreht und zeigt einen Raum. Aber dieses Mal wird die Karte neben den Stapel gelegt, und die oberste Karte auf dem Stapel zeigt, welche Sachen im Haus in diesen Raum gewuppt werden müssen. Hier bekommt der Gewinner einer Runde nur die Karte und keinen neuen Mitbewohner mehr. Und auch hier muss man fünf Karten bekommen, um mit seiner Horror-WG endlich in Ruhe Feierabend machen zu können.
Als Variante kann man hier auch noch spielen: Es muss alles in den Raum, was auf der Karte NICHT zu sehen ist.
Beim Verlag Blue Orange Games scheinen viele alberne Menschen zu arbeiten, und das ist auch gut so. Guckt man sich z. B. Dr. Eureka an oder Dr. Microbe oder Go Go Gelato, so gibt es immer etwas sehr Haptisches, Buntes, Thematisches und Verrücktes. Und immer wird mit der Geschicklichkeit gespielt. Das finde ich persönlich für den Kinder- und Jugendbereich hervorragend. Weg vom Tablet und Smartphone und hin zur Wirklichkeit.
Wie schwer die mittlerweile zu packen ist, zeigt Panic Mansion exemplarisch, denn kaum ein anderes Geschicklichkeitsspiel hat die jungen Testspieler bei mir dermaßen zur Verzweiflung geführt. Viele Tränchen flossen am Tisch, weil manche Kinder überhaupt kein Gefühl dafür hatten, wie man so ein Spukhaus überhaupt bewegen soll. Panic Mansion ist nicht einfach, aber das soll es auch nicht sein. Man muss hier schnell und geschickt agieren und darf sich selber nicht panisch machen. Frust gehört bei diesem Spiel einfach dazu, und ich fand es sehr bezeichnend, wie schwer sich manche Kinder heutzutage mit Frust tun und auch wie wenig bereit sie sind, sich beim Spukhaus durch ein bisschen Üben und Herumspielen zu verbessern.
Und dann sind auf der anderen Seite die Kinder, die sich von Panic Mansion in den Bann ziehen lassen. Die sind zwar auch manchmal frustriert und genervt, aber die wollen es wissen, die wollen es immer wieder probieren. Allein schon, weil Panic Mansion so dermaßen auffordernd ist, wie kaum ein Kinderspiel in letzter Zeit. Und weil den Kindern in Variante 1 gefällt, dass der Gewinner einer Runde bestraft wird, was fast schon zu parlamentsartigen Debatten führt, mit welchem Gruselgeschöpf man dem Mitspieler das Leben schwer macht. Und auch, dass - egal in welcher Variante - man die Häuser der Gegner ordentlich durchschütteln darf, kommt bei den Kindern super an. Sie haben es selber in der Hand, ihren Mitspielern einen denkbar schlechten Spielstart zu verpassen. Das sind alles Punkte, bei denen Panic Mansion wirklich glänzt, wo dieses Spiel gut durchdacht ist, und man merkt, dass hier viel mit Kindern probiert wurde.
Beide Varianten so zu integrieren, wie sie sind, ist auch gut gelungen, da probiert man gerne rum. Der Einstieg ist halt wahnsinnig einfach.Es braucht maximal fünf Minuten, um dieses Spiel zu erklären. Im Grunde vorbildlich für ein Kinderspiel.
Es gibt deshalb an Panic Mansion nicht wirklich etwas zu meckern. Es ist alles super durchdacht. Der Mechanismus, die Schwierigkeitsgrade, sogar die Verpackung ist tadellos. Aber man muss auch ehrlich sein: Kinder werden es nie regelmäßig spielen, es werden vielleicht ein paar Partien dicht aufeinander folgen, aber dann werden die Spukhäuser für eine Zeit liegengelassen, denn die Zielgruppe muss sich von diesem Spiel erst mal erholen. Aber im positiven Sinne. Und eine wirklich geniale Idee des Autors und des Verlages: Jeder kann Panic Mansion schon vor dem Kauf ausprobieren, denn dreht man die Schachtel um, hat man durch ein Plastikfenster die Gelegenheit, eine einfache Aufgabe zu lösen. So kann man sofort erahnen, ob der Nachwuchs für dieses Spiel ein Herz hat oder nicht. Ich kann nur raten, es zu probieren, sobald man es in einem Geschäft sieht. Geschicklichkeitsspiele wie dieses brauchen Kinder.
Also: Schütteln, bis die Geister kotzen müssen!
Rezension Christoph Schlewinski
Anmerkung: Zur besseren Lesbarkeit der Texte verwenden wir häufig das generische Maskulinum, welches sich zugleich auf weibliche, männliche und andere Geschlechteridentitäten bezieht.
H@LL9000 Wertung Panic Mansion: 5,0, 1 Bewertung(en)
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
17.02.18 von Christoph Schlewinski - Manche Kinder frustriert es, aber viele Kinder begeistert es. Tolle Ausstattung, tolles Thema und ein einfacher Einstieg. |
Leserwertung Panic Mansion: 3.8, 4 Bewertung(en)
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
18.04.18 von ravn - Kleines Geschicklichkeitsspiel mit enormen Aufforderungscharakter und einfachsten Regeln. Macht Spass, nutzt sich in der Faszination allerdings auch schnell ab. Weil entweder hat man das Schütteln raus oder sieht gegen seine Mitspieler keine Chance. Als Aufwärmer oder zum Auflockern zwischen zwei Eurogame-Optimierspielen aber genau das richtige. Leichte Abwertung, weil es nicht immer die selben Voraussetzungen hat, eine Karte zu gewinnen, wenn das Zeugs im eigenen Mansion mal wieder viel ungünstiger liegt als bei den Mitspielern. Gleicht sich aber über eine Partie per Zufallsverteilung aus. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
31.05.18 von Waiko - Stark abhängig von den eigenen Fähigkeiten. Kaum Korrektive. Tolles Schachtelkonzept. Mäßiges Spiel. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
03.08.18 von Legolars - nettes hektisches Rumgeschüttel.. Auf jeden Fall ein Spaß mit Kindern, in Erwachsenenrunden verliert es allerdings schnell etwas an Reiz Dennoch durchaus etwas "Besonderes" |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
14.10.18 von Oliver Müller - Sehr hoher Aufforderungscharakter - das Material reizt Kinder auch "zum so spielen" - und das auf Anhieb. Natürlich kann es aufgrund unterschiedlicher motorischer Fähigkeiten bei einzelnen Spielern zu Frust kommen, wenn man "keine Chance" hat. Aber bei welchem Geschicklichkeitsspiel ist das nicht so? Und was den Langzeitanreiz angeht: Liegt hier m.E. nicht höher oder niedriger als bei anderen Kinderspielen. Ich sehe nicht, was den diesjährigen Preisträger FUNKELSCHATZ gegenüber Panic Mansion heraushebt und kann das Spiel somit nur empfehlen! |