Rezension/Kritik - Online seit 19.09.2024. Dieser Artikel wurde 976 mal aufgerufen.
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Jetzt mit Drachen
2019 wurde Flügelschlag zum Kennerspiel des Jahres gewählt, zwei Erweiterungen belegen den anhaltenden Verkaufserfolg. Warum also die ganze Chose nicht noch einmal neu starten? In Schwingenschlag flattern daher jetzt über 180 verschiedene Drachen durchs Spiel. Ein purer Abklatsch ist das aber nicht: Das neue Spiel ist etwas anspruchsvoller und bietet mehr Steuerungsmöglichkeiten.
Trotzdem fühlen sich Flügelschlag-Fans anfangs wie zuhause. Die Karten mit den Drachen landen in drei verschiedenen Gebieten auf unserem persönlichen Tableau. Wer sie anlockt, muss dies mit Futter tun und schließlich bringen die Flattermänner Punkte. Dazu kann man auf ihnen wieder Eier (gleich Siegpunkte) lagern, und auch das Horten von Ressourcen auf Karten und das Sammeln anderer Tieren darunter sind geblieben.
Aber nun beginnen die Änderungen: Wir haben in jeder der vier Runden sechs Münzen für bis zu sechs Aktionen. Wer unterwegs weitere verdient, kann länger spielen. Außerdem können neue Drachen nicht einfach so landen, sondern es muss zuvor in einem eigenen Zug eine kleinformatige Höhlenkarte ausgespielt, also eine Höhle ausgebuddelt werden. Erst dann steht der Landeplatz zur Verfügung. Die Höhlenkarten bringen uns ebenfalls wichtige Ressourcen ein, irritierenderweise zeigen manche die Farbe einer der Höhlen. Sie können aber überallhin gespielt werden. Landet ein Drache auf unserem Tableau, weil wir ihn entsprechend anfüttern, so löst er keineswegs eine Wertung in seiner Zeile aus wie im Vorgängerspiel.
Das müssen wir schon selbst tun. Option drei – neben dem Anlocken der Drachen und dem Ausbauen der Höhle – ist also der Spaziergang durch unser Höhlensystem. Vor, zwischen und nach allen Drachenkarten befinden sich Stationen, auf denen unser Wanderer Ressourcen, Karten oder Eier einsammeln kann. Betritt er eine Drachenkarte mit einer Funktion, wird die ebenfalls ausgeführt. Je mehr Drachen in einer Höhle liegen, je effizienter, weil die Spaziergänge desto länger werden.
Das sorgt allerdings dafür, dass sich Schwingenschlag ab einer Besetzung zu viert in den Schlussrunden zieht. Meist haben alle bereits zum Ende der dritten Runde ihre Höhlensysteme komplett ausgebaut, und nun wird viel darin gewandert. Bis die zahlreichen Optionen, die daraus folgen, abgewickelt sind, kann einem die Zeit sehr lang werden. Zu fünft möchte ich das nicht mehr spielen. Am besten ist es zu dritt, auch zu zweit macht es Spaß.
Nach jeder Runde findet noch eine Sonderwertung für die eigenen Tableaus statt – das ist geblieben. Neu ist hingegen, dass an verschiedenen Stellen Schritte auf dem neuen Tableau der „Drachengilde“ erarbeitet werden. Hier läuft unser Marker im Kreis, bringt mit jedem Schritt eine Ressource ein und bei jeder halben Umrundung des Recht, einen Marker für starke Punkte- oder Sonderaktionen auf die Gilde zu legen. Da vier Gilden-Tableaus im Spiel sind, ist hier reichlich Abwechslung geboten.
Unterm Strich ist die Optimierungsaufgabe ansprechender geworden. Profis, denen Flügelschlag ein wenig zu seicht oder wegen des Würfelturms beim Sammeln der Rohstoffe auch zu glücksabhängig war, haben hier mehr Freude. Es gibt viele Optionen, das eigene Tableau zu optimieren und in Zwischen- oder Schlusswertungen reichlich Punkte herauszuholen. Zudem spricht viele auch das Drachenthema mehr an als die Vögel-Revue. Deshalb ist auch ein – spieltechnisch zweckfreier – 32-seitiger Almanach mit „Drachen-Steckbriefen“ im Karton.
Drachenfans freut das, ich bleibe hingegen lieber bei den Vögeln. Ich liebe es, Dinge über reale Tiere zu lernen und zu entdecken, mit Fantasy kann ich wenig anfangen. Schwingenschlag kann sowohl von Story und Optik als auch Anspruch her neue Fans finden. Denn es ist ein richtig gutes Spiel. Ich denke jedoch nicht, dass man beide zugleich in der Sammlung benötigt. Aber bis zu einer Entscheidung gibt es viel auszuprobieren und zu entdecken. Und das macht auf jeden Fall viel Freude.
Rezension Stefan Ducksch
In Kooperation mit der Spielezeitschrift
H@LL9000 Wertung Schwingenschlag: 5,0, 2 Bewertung(en)
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
28.07.24 von Stefan Ducksch |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
05.08.24 von Udo Kalker - Für mich das besserer Flügelschlag mit tollem Thema. |
Leserwertung Schwingenschlag: 4.0, 2 Bewertung(en)
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
12.09.24 von Meeplestilzchen - Schwingenschlag ist eine spannende Weiterentwicklung oder Variante von Flügelschlag, welche mir grundsätzlich gut gefällt, in meiner Gesamtbetrachtung jedoch polarisiert. Analog zu \"Age of Innovation: Ein Terra Mystica-Spiel\", finde ich den Verweis auf die Grundversion (wenn ich es mal so nennen darf) recht interessant. Was ich bei diesen Spielen aber noch wesentlich interessanter finde ist, dass mit dem Erscheinen der neuen Variante die Grundversion, welche preislich ausgezeichnet oder nominiert und über einen langen Zeitraum gefeiert wurde, plötzlich schlecht (oder nicht mehr gut genug) ist. Dann können diese Spiele doch nicht so gut gewesen sein, was ein Sinnbild der Schnelllebigkeit in unserem Hobby veranschaulichen würde. Nun, auch wenn Schwingenschlag vieles interessant und spannend gestaltet, entwertet es meiner Meinung nach Flügelschlag nicht, beide Spiele können durchaus im Regal mit Berechtigung koexistieren. Komplexität darf niemals ein Bewertungskriterium für Qualität sein! Ich werde mich jedenfalls nicht der Möglichkeit berauben, ein relativ einfaches, aber richtig gutes und schnell gespieltes Spiel (Flügelschlag) auf den Tisch bringen zu können. Was das Thema betrifft: Drachen sind natürlich cool und auch für mich erstmal eine tolle Idee, da aber Flügelschlag jedoch ein auf Fakten basierendes Spiel ist, hätte ich es noch interessanter gefunden, wenn man das Thema Dinosaurier ausgewählt hätte. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
20.09.24 von Hans Huehnchen - Bei Schwingenschlag geht trotz ähnlicher Mechanismen die Fluffigkeit des Vorgängers leider etwas verloren, auch die Spieldauer nimmt zu und wird mir damit etwas zu lang. |