Spielerei-Rezension
Der Titel des neuen Spiels von Keith Meyers (u. a. Der kleine Hobbit, Sitting Ducks) lässt indianische Assoziationen zu. Tiki Topple erinnert an Tipi und Totem und irgendwie geht’s um die Spitze: „Top, die Wette gilt!“ Die jeweilige persönliche Rundenwette erhält jeder der zwei bis vier Spieler anfangs in die Hand, ein gewünschter Zieleinlauf sozusagen, aus dem ein neunteiliger Totempfahl am Ende in der Spitze bestehen soll.
Die Totemteile, die Tikis, werden zu Beginn jeder Runde nach ihren Symbolen halb zufällig in die Totemrinne des Spielplans geschoben. Zur Veränderung der Ausgangslage erhalten die Spieler beim Spiel zu zweit neun Aktionskarten, sonst acht. Aus diesen Karten werden zwei zufällig entfernt, so dass nach sechs oder sieben Kartenrunden das Ergebnis der Wette fest-steht.
Mit Hilfe der Karten können Tikis ein bis drei Felder vorwärts bewegt werden, ein Zurückfal-len um zwei Felder oder sogar bis zur Schlussposition ist ebenfalls möglich, zwei Tikis dürfen getauscht und das letzte gar entfernt werden. Ein Durchgang endet, wenn alle ihre Handkarten ausgespielt haben. Fälschlich steht in der Regel, dass ein vorzeitiges Ende möglich sei, wenn nur noch drei Tikis auf dem Plan seien, da die Karten aber nur eine maximale Reduzierung auf fünf Tikis zulassen, bleibt diese Regelpassage unverständlich. Die Tippergebnisse werden sofort auf einer Wertungsleiste rund um die Tikis angezeigt. Wer seine Top-Wette erfüllt, erhält neun Punkte, wer in den beiden Einlaufwetten richtig liegt, kann immerhin noch fünf oder zwei Punkte ergattern.
Tiki Topple ist also im Grunde genommen nicht anderes als ein Wettspiel, bei dem die Einflussmöglichkeiten besonders in voller Besetzung ganz gering sind. Keith Meyers sorgt zwar dafür, dass die Ungerechtigkeiten gerecht verteilt sind, also im Grunde genommen sich keiner beklagen dürfte, trotzdem bleibt die Begeisterung aus. Das Vorspiel ist belanglos, der bestimmende Höhepunkt findet in den letzten beiden Runden statt, wobei die letzte Karte oft die Entscheidung bringt. Wer meint, mit Psychologie käme er weiter, sieht sich auch meist getäuscht, denn im Täuschen und Tarnen waren und sind alle Tipi-Bewohner großartig. Irgendwie hintergangen fühlen sich dann nur die Totembauer, die die „Tiki-Wiki“-Karte, die für den Positionstausch sorgt, am Anfang verloren haben. An die neun Punkte kommen sie auch in den drei Runden, in denen sie nicht Letzter sind, nicht mehr heran. Ihre Gewinnchancen tendieren gegen null.
Der Begriff „Tiki“ ist passender Weise polysem: Die Tikis haben in Wirklichkeit nichts Indianisches, sondern sind polynesische Holzfiguren, viel schöner ist aber die zweite Bedeutung des Begriffs, steht doch „Tiki“ für die typische amerikanische Trivialkultur. Genauso trivial oder banal ist letztlich Tiki Topple! Schmidt hat sich allerdings große Mühe mit dem Material gegeben, für einen roten Schein gibt es viel Holz, stabile Karten und einen ansprechenden Spielplan für das Spiel aus der Reihe „Easy Play“, in der immerhin Top-Spiele wie Big Points und Finito erschienen sind.
Rezension Wieland Herold
In Kooperation mit der Spielezeitschrift
Regelkorrektur
Achtung Fehlerteufel!!
Die Redaktion von Schmdt Spiele hat sich bei uns gemeldet, da sich die Rezension auf die erste, fehlerhafte Auflage bezieht:
"Leider hat sich bei der ersten Produktion von Tiki Topple ein Fehler eingeschlichen. Pro Spielerfarbe war die Tiki Topple-Karte zweimal vorhanden, während es nur eine Tiki Toast-Karte gab. Dadurch kann dann auch das Spiel nicht durch drei verbleibende Tikis beendet werden. Eigentlich müsste es genau umgekehrt sein, nämlich zwei Tiki Toast-Karten und nur eine Tiki Topple-Karte pro Spieler. Dadurch wird der Druck auf die unten stehenden Steine viel größer (es können bis zu 8 Tiki Toast-Karten zum Entfernen von Steinen im Spiel sein). Damit kann man auch nicht bis zum Spielende warten und dann mit einer Tiki Wiki-Karte locker den ersten Platz erreichen. Es tut uns Leid, dass dieser Fehler passiert ist. Mit dem falschen Kartensatz macht das Spiel auch keinen Sinn und die Noten sind für das Spiel mit falschem Kartensatz absolut berechtigt. In allen neu ausgelieferten Spielen ist dieser Lapsus bereits behoben. Alle, die leider eine fehlerhafte Ausgabe gekauft haben (also pro Spieler nur eine Tiki Toast-Karte haben), bekommen von uns natürlich einen kompletten neuen Kartensatz. Dazu bitte eine kurze Mail an kundenservice@schmidtspiele.de . Wir bitten für diesen Fehler natürlich vielmals um Entschuldigung.
Ihr Schmidt Spiele Team"