Rezension/Kritik - Online seit 06.04.2019. Dieser Artikel wurde 6306 mal aufgerufen.
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Spielereikritik:
Original oder Fälschung - Ein bisschen Bedenken hatten sie anfangs schon beim Mogel-Verlag. Auf der SPIEL ´18 in Essen hatte der Kleinverlag einen Stand in der Galeria erhalten, in der Nähe lautstarker Outdoor-Darbietungen, Kinderbespaßungen und von Imbissständen. Ob sich da wohl Kunden fänden, um sich das neue Kartenspiel erklären zu lassen? Die Zweifel waren schnell zerstreut: Egal, wann man in den vier Messetagen an dem Stand vorbeikam, war er dicht umringt. Und Belratti schaffte es ganz nach oben in den Rankings für heiße Spieletipps der Messe.
Mit dem Namen spielt der Verlag auf die Geschichte des professionellen Kunstfälschers Wolfgang Beltracchi an, der hunderte Gemälde bekannter Künstler nachmalte, neue für sie erschuf und für seine Aktivitäten schließlich hinter schwedische Gardinen wanderte. Um die ganze Story rund um Kunstfälschungen möglichst neutral zu halten, wandert sie im Spiel ins Tierreich: Neben den Künstlern, die als Eulen gezeichnet sind, gibt es einige blasiert schauende Waschbären mit Geldsack, die die Museumsleiter darstellen.
Diese vergeben im kooperativen Belratti an die Künstler den Auftrag, ihnen zwischen zwei und sieben Kunstwerke zu erstellen. Zwei Themen sind immer zufällig vorgegeben, denn zwei von 168 Gemäldekarten werden gezogen. Das könnten dann zum Beispiel eine Kettensäge und ein Eiswürfel sein. Die Ausstellungsmacher dürfen nicht erwähnen, was sie da genau sehen und es interpretieren. Das kommt alles später. Sie entscheiden jetzt nur, wie viele Kunstwerke ihnen gleich gezeigt werden sollen, wobei es hilft, wenn die beiden Themen möglichst unterschiedlich sind.
Nun kommen die Künstler an die Reihe. Alle haben sechs Kunstwerkkarten verdeckt auf der Hand. Sie dürfen nur darüber miteinander kommunizieren, wie viele passende Karten jeder wohl auf der Hand hat. Diese werfen sie verdeckt zusammen. Nun kommt Fälscher Belratti dazu: Für ihn werden weitere vier Kunstwerke vom verdeckten Stapel gezogen und eingemischt. Schließlich wird alles den Museumsleitern präsentiert. Diese fangen nun an, über die Kunst miteinander zu sprechen, das Gezeigte zu interpretieren und jeweils einem der beiden Themen zuzuordnen oder ganz auszusortieren. Die Künstler schweigen derweil still und lassen das über sich ergehen. So muss das auch in Wirklichkeit sein …
Dann ordnen die Experten bis auf vier alle Gemälde jeweils einem passenden Thema zu. Die Axt und die Leiter passen wohl zur Kettensäge, aber passt die Tasse Kaffee oder das Stück Pizza wirklich zum Eiswürfel? Wer schneidet seine Pizza mit einer Kettensäge? Manchmal kommen vom Kartenstapel zufällig so gut passende Karten, dass die Gruppe keine Chance hat. Das ist sehr reizvoll.
Anschließend wird aufgelöst: Jeder Maler zeigt auf die von ihm beigesteuerten Karten und erklärt, was er eigentlich damit gemeint hat. Gibt es Übereinstimmungen, so sind dies Pluspunkte. Falsche Zuordnungen werden entfernt. Haben die Museumsleiter allerdings ein Werk von Belratti für ein Original gehalten, kommt dies zur Seite. Sobald Belratti der Gruppe so sechs oder mehr Kunstwerke unterjubeln konnte, endet das Spiel. Sollte es der Gruppe gelungen sein, bis dahin in mehreren Runden mindestens 15 Kunstwerke richtig zuzuordnen, gewinnt sie.
Das hört sich anfangs nett an, die Zeichnungen sind hübsch, aber nicht überragend, und so wundert man sich über den großen Erfolg des Spieles. Wer aber in einer interpretationsfreudigen Runde mitspielt, die Diskussionen erlebt und die Ooohs und Aaaahs, wenn aufgeklärt wird, was gemeint ist, der versteht, was Belratti so besonders macht. Das Sich-Hineinversetzen in andere Menschen ist hier so spannend, dass sich wirklich jeder Mühe gibt. Dazu hilft natürlich auch der kooperative Ansatz.
Für Spezialisten sind generell vier Joker im Spiel. Einer erlaubt den Künstlern, die Forderung der Museumsleiter nach einer bestimmten Anzahl Kunstwerke um eins nach oben oder unten zu korrigieren, eine weitere Karte einem ratlosen Künstler, seine komplette Kartenhand auszutauschen. Die Museumsdirektoren dürfen einmal im Spiel Themenkarten austauschen oder die Künstler reihum ganz gezielt nach einem Kunstwerk fragen. Trifft später eine Vorhersage der Museumsleiter genau ein, bekommt die Gruppe einen dieser Joker wieder zurück. Dass ist hübsch, aber nur bei der Jagd nach Rekorden nötig. Auch sonst funktioniert Belratti mit seinen wechselnden Rollen hervorragend und ist eine tolle und preisgünstige Empfehlung für kommunikative und kreative Menschen.
Rezension Stefan Ducksch
In Kooperation mit der Spielezeitschrift
H@LL9000 Wertung Belratti: 4,4, 7 Bewertung(en)
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
27.01.19 von Stefan Ducksch |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
01.11.18 von Henning Knoff - Sozusagen ein kooperatives Dixit. Ganz netter Füller, aber leider entstehen die emotionalen Höhepunkte nicht durch Entscheidungen der Spieler, sondern dadurch, dass die zufällig gezogenen verdeckten Karten erstaunlich gut passen. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
19.12.18 von Rene Puttin - Ein sehr schönes Spiel in der Codenames, Dixit Liga. Besonders gut gefällt mir, dass die Rollen zwischendurch wechseln. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
26.01.19 von Michael Kahrmann - Knappe 5 Spielreiz Punkte. Ich finde es schade dass die "Bilder" nicht phantasievoller gezeichnet wurden, das hätte deutlich mehr Flair ins Spiel gebracht. Insgesamt in der richtigen Runde aber ein witziges kleines Spiel. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
01.04.19 von Nicole Biedinger |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
08.04.19 von Sandra Lemberger |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
09.05.21 von Roland Winner - Gestern erstmals gespielt. Macht viel Spaß. |
Leserwertung Belratti: 5.8, 4 Bewertung(en)
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
21.11.18 von Martin Wehnert - Kam bei uns in allen Runden super an und ist mein Highlight der Messe Essen 2018. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
07.02.19 von karl - macht immer Laune |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
08.04.19 von Jay - Mit der richtigen Gruppe super. |
Aufmachung | Spielbarkeit | Interaktion | Einfluss | Spielreiz | Kommentar |
23.12.19 von Tim - Immer wieder ein Hit. Wir spielen allerdings immer ohne die Sonderkarten, die einfach nicht zum lockeren Spielgeschehen passen. |