Rezension/Kritik - Online seit 06.07.2020. Dieser Artikel wurde 6614 mal aufgerufen.

Villagers

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Autor: Haakon Gaarder
Illustration: Haakon Gaarder
Verlag: KOSMOS
Rezension: Stefan Ducksch
Spieler: 1 - 5
Dauer: 30 - 60 Minuten
Alter: ab 10 Jahren
Jahr: 2019
Bewertung: 3,0 3,0 H@LL9000
3,3 3,3 Leser
Ranking: Platz 6104
Villagers
Auszeichnungen:2019, Golden Geek Bestes Kartenspiel Nominierung

Spielerei-Rezension

Produktionskettenspiele sind nicht jedermanns Sache. Immer fehlt uns ein bisschen, damit alles ins Laufen kommt. Für andere ist genau dies die Herausforderung. Wenn es richtig flutscht und ein Rädchen ins andere greift, dann ist das eine Wonne. Und kompensiert vielleicht auch, wenn es tagsüber am Arbeitsplatz chaotisch zugegangen ist, wir dafür aber abends am Spieltisch Herr des Geschehens sind.

Eine weitere Gelegenheit dazu bietet Villagers, das der Norweger Haakon Hoel Gaarder nicht nur ersonnen, sondern auch selbst grafisch gestaltet hat. Bitter für ihn, dass sein Name auf dem Karton der deutschen Version, die bei Kosmos erschienen ist, falsch geschrieben ist. In der kompakten Box befinden sich 174 Karten und eine Unmenge an Münzen. Man fragt sich, wofür man die alle braucht, Oder haben wir unsere Produktion nur noch nicht gut genug ans Laufen gebracht?

Alle starten mit einer Gründungskarte, deren Getreide uns immerhin eine Karriere als Schweinehirte, Geflügelhändlerin oder Bierbrauer eröffnet. Soll unser Dorf aber wachsen, müssen wir mehr tun. Zum Glück können wir Bergarbeiter, Holzfäller und Heuwender anheuern – oder die weibliche Form davon. Hier müht sich die Spielregel redlich, und auch die Bezeichnungen auf den Berufskarten sind zumindest ausgeglichen besetzt. Manchmal ist es aber doch unfreiwillig komisch bei Sätzen wie: „Bevor du den Wagner anlegen kannst, musst Du zuerst Holzfällerin und Radmacherin in deinem Dorf haben. Ist das der Fall, darfst Du den Wagner auf die Radmacherin legen.“

Überhaupt ist an der Spielregel einiges auszusetzen. Nach einer guten, zweiseitigen Materialübersicht schickt sie uns mit dem Begriff „Draftphase“ in die Irre. Gemeint ist, dass sich in jeder Runde zwei Phasen abwechseln: Vor dem Ausspielen der Berufskarten gibt es eine Phase, in der die Spieler Karten nachziehen. Zum Nachbarn gedraftet wird hier gar nichts. Für Verwirrung sorgt das schon. Auch ansonsten ist die Regel von der Struktur und der Sprache her außerordentlich technisch. Das macht den Einstieg nicht leicht.

Allerdings muss man auch festhalten, dass einige Mechanismen in Villagers ungewöhnlich sind. Beim Nachziehen bedienen wir uns entweder an den sechs offenen Karten oder an den meist ebenso zahlreichen verdeckten Nachziehstapeln. Auf den Kartenrückseiten befinden sich nämlich Symbole, die einen Hinweis geben, in welche Produktionskette die Karte gehört. Vielleicht haben wir ja Glück und ziehen das fehlende Element? Wie viele Karten wir nachziehen, regelt sich über entsprechende Symbole in unserem Dorf.

Um das kümmern wir uns im zweiten Schritt jeder Runde, der Bauphase: Wir dürfen so viele Karten ausspielen, wie es uns weitere Symbole vorgeben – mindestens zwei, höchstens fünf. Wer hier Tempo aufnimmt, ist gut dabei. Produktionsketten müssen beginnend bei der jeweiligen Basiskarte ausgespielt werden. Nur der Holzfäller liefert das Holz, mit dem der Flößer, der Schiffsbauer oder die Schnitzerin etwas tun können. Können Ketten so lückenlos ausgespielt oder ergänzt werden, ist das eine Freude.

Viele Karten zeigen zudem kleine Schlosssymbole, die eine andere Karte aufschließen können. Besitzt man diese selbst, kann kostenlos abgelegt werden. Besitzt jemand anders den benötigten Beruf, bekommt der zwei Münzen. Hat ihn niemand, zahlt man an die Bank. Auch daran muss man sich gewöhnen. Die eingenommenen Gelder landen auf den erfolgreichen Arbeitern, denn zweimal im Spiel schütten sie nachher Geld und damit Siegpunkte aus.

Auch das geht ein wenig um die Ecke. Unter zwei der sechs verdeckten Stapel liegen Marktkarten: Sind sie freigelegt, wird am Ende der Runde gewertet. Nun zählt neben dem Geld auf den Karten der Wert, der in den Geldsymbolen mancher Karten steht, die zuoberst der eigenen Produktionsketten liegen. Je länger diese sind, umso mehr Einnahmen gibt es. Der Zeitpunkt des Markttages ist daher sehr wichtig. Er kann beschleunigt oder herausgezögert werden, indem Spieler Karten auf beliebige verdeckte Stapel zurücklegen. Das müssen sie tun, wenn sie einen der Basisarbeiter für Holz, Kohle oder Heu engagieren – die gibt es zur Eröffnung einer neuen Kette dazu.

Dann sind da noch die raren, aber lukrativen Jobs wie Schäfer oder Winzer, für die man selbst die passenden Basiskarten nur in den Stapeln finden kann. Und es gibt Spezialkarten, die erlauben, passende Berufe bei Mitspielern auszutauschen, einen fehlenden Job in der Produktionskette zu überspringen oder zwischendrin mal eine lukrative Sonderwertung auslösen. Das hört sich anfangs viel an und das ist es auch, weil die Regel hier von der Struktur nicht allzu sehr zu unterstützen weiß. Ist Villagers aber einmal verstanden, rollt es recht flüssig.

Dann wird aber auch bald klar, dass trotz einiger Zusatzmodule im Spiel der Ablauf stets sehr ähnlich ist. Man bekommt seine Ketten ans Laufen oder nicht, hat Kartenglück oder nicht und wird natürlich immer etwas besser. Aber es kann auch richtig schlecht laufen, ohne dass man etwas dagegen tun kann, und dann wird eine Dreiviertelstunde Spieldauer schon recht lang. Empfehlung: In kleiner Besetzung starten und den Mechanismus zunächst erarbeiten. Doch dann fühlt sich Villagers in der Summe, trotz der vielen Karten, bald schon immer sehr ähnlich an. Der Kick fehlt. Und dafür gibt es in diesem Genre dann zu viel hochkarätige Konkurrenz, als dass Villagersdauerhaft auf dem Spieltisch eine Chance hat.

Rezension Stefan Ducksch

In Kooperation mit der Spielezeitschrift

Spielerei

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H@LL9000-Bewertungen

H@LL9000 Wertung Villagers: 3,0 3,0, 4 Bewertung(en)

Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz Kommentar
Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 31.05.20 von Stefan Ducksch
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 31.01.20 von Hardy Jackson - Ganz nett, aber dafür dass es recht glückslastig ist und die strategischen Möglichkeiten beschränkt sind, ist dann schon fast etwas zu kompliziert in den Abläufen und Wertungen und dadurch auch etwas zu lang, wenn die Spieler*innen mit den Abläufen noch nicht gut vertraut sind. Für Vielspieler fehlt die Tiefe, für Familien zu umständlich, zumal wie schon gesagt wurde, die Regel umständlich geschrieben ist. Zudem ist die Schachtel auch zu Groß für den Inhalt (nur Karten und Münzchips).
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 06.07.20 von Bernd Eisenstein - Die Möglichkeit diverse Berufsgruppen zu komplettieren, das Hoffen auf höherwertige Personen - das macht wirklich Spaß. Leider ist das Kartennehmen und das ganze nervige Gedöhns drumherum samt Verwaltung Spielspaßtötend und passt nicht zu einem an sich recht einfachen, flotten Spiel.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 23.07.21 von Roland Winner - Unübersichtlich und auch spannungsarm. Nachlässig lektorierte Spielregel.

Leserbewertungen

Leserwertung Villagers: 3,3 3.3, 4 Bewertung(en)

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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 24.11.19 von Koeppquist - Bei mir zwischen guter "4" und "schwacher 5" angesiedelt , würde ich interessantere Aufbauspiele wie z.B. "Oh my Goods" gegenüber Villagers favorisieren. Die Spielanleitung erklärt dabei einfache Regeln und Mechanismen umständlich und ist wie einzelne Personenkarten mit Fehlern versehen. Habe mehr erwartet!
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 16.01.20 von Hans Huehnchen - Villagers gefällt mir besser als das ähnlich gelagerte Carnival of Monsters, reicht aber nicht an die Platzhirsche 7 Wonders oder Paper Tales heran. Die Kartenfehler sind ebenso ärgerlich wie die unnötig verschwurbelte Anleitung, der hohe Glücksfaktor ist für die Länge des Spiels okay. Am Ende ist Villagers ein schön illustriertes und schnell gespieltes Kartenspiel ohne große Höhen und Tiefen.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 15.03.20 von Tim - Villagers ist ein im Prinzip sehr einfaches Spiel, das rekordverdächtig verschwurbelt erklärt wird - für mich die schwächste Kosmos-Regel seit langem. Das magere Gameplay rechtfertig keinesfalls die vielen kleinen Dinge, die immer zu beachten sind. Die Texte auf den Karten sind zu klein. Insgesamt eine Art redaktioneller Gau.
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Aufmachung Spielbarkeit Interaktion Einfluss Spielreiz 04.09.23 von Peter Steinert - "Villagers" passt ziemlich gut in das etwas extravagante 2019er Verlagsprogramm von Kosmos. Aber die im Grunde völlig einfachen Vorbereitungen und Mechanismen werden teilweile sehr kompliziert und mit einem eigenartigen Sprachduktus vermittelt (Beispiel: Karten können an aufgebrauchte Kartenstapel nicht mehr "angelegt" werten.... hä?). Das Layout der Spielregel wirkt unaufgeräumt, einige wichtige Abbildungen sind außerdem zu klein! Und während der Ursprungsverlag gerade damit beginnt, seine fehlerhaften Karten kostenlos in korrigierter Form zu verteilen, tauchen in der lokalisierten Ausgabe von Kosmos neue Textfehler auf. Das ist insgesamt schade, weil "Villagers" ein passables Spiel ist.

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